Ich habe heute etwas gründlich versemmelt, etwas, das mir sehr leid
tut. Da feiert nämlich bald ein toller Verlag seinen 50. Geburtstag und
das hätte UNBEDINGT in den Autillus-Newsletter gehört. Ich hatte die
Infos, daran liegt es nicht. Sie sind schlicht und einfach in meinem
Arbeitsberg untergegangen. Der Newsletter ist raus. Ohne den Hinweis.
Aber das kann es ja nicht sein! Deshalb, Leute:
Der Peter Hammer Verlag hat ein klares Profil: Er steht vor allem für Literatur aus Afrika
und Lateinamerika und für besonders schöne Bilder- und Kinderbücher. Er
ist klein (gemessen an den großen Verlagen) oder mittelgroß (gemessen
an den ganz kleinen) und er ist nach wie vor unabhängig.
Die Verlegerin Monika Bilstein stellt in dieser Veranstaltung zum Jubiläum ihren Verlag vor und Brigitte Schär
präsentiert auf unterhaltsame Weise ihr soeben im Peter Hammer Verlag
erschienes Buch 'Lisa, Paul und Frau Fisch' vor. (Bilder Jens Rassmus).
Mittwoch, 20. April 2016
Montag, 18. April 2016
Montagsbrief Nr. 2 - Christians Brief
Diesmal bin ich anders an die Sache herangegangen. Ich habe den Brief nicht vorgelesen, sondern mit Hilfe von Post-its zusammengefasst. Beim letzten Mal habe ich die Antworten zuerst aufgeschrieben und dann vorgetragen. Diesmal sind sie spontan, auch wieder mit Hilfe der Post-its. Ich bin im zweiten Montagsbrief den umgekehrten Weg gegangen und habe die Antworten erst nach dem Filmen aufgeschrieben. Ihr könnt sie - wie schon Brief Nummer 1 - ansehen und anhören, oder gleich unter dem Video nachlesen.
Lieber
Christian
Vielen
Dank für deinen Brief und deine Fragen.
Nicks
Freund. Das ist so eine Geschichte. Eine, die auf etwas beruht, was wirklich
passiert ist. Auch damals hat niemand gewusst, warum. Ich habe im Blackout
bewusst darauf verzichtet, diese Geschichte genauer aufzuschreiben. Sie wäre zu
lang; sie wäre ein eigenes Buch.
Ich
habe zu jedem Buch ein Notizbuch, in dem ich mir Gedanken mache zu meiner Geschichte.
Wenn ich auf Lesetour gehe, nehme ich das jeweilige Notizbuch mit, weil ich
unterwegs arbeite. Das ist der eine Grund. Der andere: Man kann hinten ins Buch
bei meinen Lesungen seinen Namen reinschreiben. Und wenn ich dann ein neues
Buch schreibe, suche ich mir aus diesen Notizbüchern die passenden Namen für
meine Figuren aus. Bei Blackout war das ein bisschen anders. Blackout war mein
erstes Buch und da habe ich wirklich Namen genommen, hinter denen eine Geschichte
steckt, Orte beschrieben, die mir etwas bedeuten. So gibt es zum Beispiel
Susannas Laden wirklich. Er steht nicht in Buchs, sondern in Vaduz. Kristen
heisst Kristen, weil Kristen aus Zürich die erste war, die einen Teil des
Textes gelesen hat und die mir gesagt hat: „Ja, das kannst du weiterschreiben,
das wird was.“ Caduff hat seinen Namen von jemandem, den mein Mann und ich gut
kennen. Mir hat der Name Caduff immer gefallen und ich wusste, ich würde eine
meiner Figuren nach ihm benennen. Ihr könnt euch sicher vorstellen, wie
erschrocken ich war, als der Verlag mir schrieb, der Name Caduff sei nicht so
geläufig und ob ich ihn nicht auswechseln könne. Ich wollte ihn aber behalten J
Das
Schöne an meinem Beruf: Jeder Tag ist anders. Wenn ich zuhause bin, beginnen
die Tage jeweils gleich. Ich stehe früh auf, weil ich ein Morgenmensch bin. Ich
trinke dann meinen Kaffee und lese die Zeitung. Danach beantworte ich meine
Mails (ich bin nicht nur Autorin, sondern gleichzeitig auch meine Sekretärin).
Von da an nimmt der Tag verschiedene Richtungen. Ich schreibe, spinne meine
Geschichten weiter und arbeite an verschiedenen Projekten. Wenn ich auf
Lesetour bin, sind die Tage ganz anders. Dann bin ich oft eine Woche im Hotel
und reise von dort zu den Lesungen. Manchmal reise ich auch von zuhause aus an.
Da muss ich dann wirklich früh aufstehen, sogar für meine Begriffe zu früh,
aber nur so gelange ich aus meiner Ostschweizer Pampa an die Lesungsorte.
Ich
habe bis jetzt sechzehn Bücher geschrieben und arbeite am siebzehnten. Zudem
schreibe ich ab und zu fürs Radio.
Die
Ideen für meine Bücher kommen von überall her. Ganz viele kommen aus der Musik.
Mich inspirieren Songs oder auch einzelne Songzeilen. Dann sind es auch Themen,
die mich interessieren. Oder Menschen, denen ich begegne, Gespräche, die ich
belausche, Zeitungsartikel, die ich lese. Du siehst, die Ideen sind wirklich
überall.
Zum
Ende möchte ich im Augenblick noch nicht zu viel sagen. Ich werde zu all die
Enden, die du und deine Klassenkameraden geschrieben haben, einen separaten
Brief schreiben. Das hängt damit zusammen, dass ich diese Briefe auch als
Videos online stelle – und nicht in jedem spoilern möchte. Es wird ein Video
geben, das klar mit ACHTUNG, SPOILER gekennzeichnet ist.
Herzlich
Alice
Gabathuler
Vom Weggehen, vom Wegsein und vom Zurückkommen
Auf meinen Social Media Accounts war es letzte Woche ruhig, weil ich anderswo
war - in Italien. Und wie immer, wenn ich weg bin, klinke ich mich auch
aus den Social Media aus. Lebe unabgelenkt den Augenblick und geniesse
jede Minute. Ich habe viel gelesen (über und von Robert Walser), bin
viel gewandert, habe den Kopf für Ideen frei gehabt und habe sogar ein
wenig - dafür mit viel Lust - geschrieben. Und natürlich bin ich wieder über jenste Fundstücke gestolpert. Zum Beispiel ... ach, seht am nächsten Donnerstag selber.
Gestern habe ich Mails aufgearbeitet, mich auf den neusten Stand von Projekten gebracht und mich auch gleich reingekniet. Heute steht der zweite Montagsbrief auf dem Programm. Ich habe schon damit begonnen, muss jetzt jedoch unterbrechen und einkaufen gehen, weil der Kühlschrank und die Regale leer sind. Dazu gibt es auch eine Frage im Montagsbrief von Christian ... mehr dazu dann in der Antwort auf seinen Brief.
So hat es in Lerici von der Terrasse unserer Altstadtwohnung hoch über den Dächern ausgesehen. (Ja, wir wären gerne noch geblieben.)
Gestern habe ich Mails aufgearbeitet, mich auf den neusten Stand von Projekten gebracht und mich auch gleich reingekniet. Heute steht der zweite Montagsbrief auf dem Programm. Ich habe schon damit begonnen, muss jetzt jedoch unterbrechen und einkaufen gehen, weil der Kühlschrank und die Regale leer sind. Dazu gibt es auch eine Frage im Montagsbrief von Christian ... mehr dazu dann in der Antwort auf seinen Brief.
So hat es in Lerici von der Terrasse unserer Altstadtwohnung hoch über den Dächern ausgesehen. (Ja, wir wären gerne noch geblieben.)
Donnerstag, 7. April 2016
Montag, 4. April 2016
Montagsbrief Nr. 1 - Lisas Brief
Und hier ist er, der erste Montagsbrief. Er ist von Lisa aus Menznau. Ich lese ihn im Video vor und beantworte dort auch Lisas Fragen. Wenn du den Antwortbrief lieber liest, scrolle einfach nach unten.
Liebe
Lisa
Vielen
Dank für deinen Brief und deine Fragen.
Blackout
ist keine wahre Geschichte. Aber ich habe sie so erfunden, dass man sich
vorstellen könnte, sie sei so oder ähnlich wirklich passiert. Prügeleien gibt
es auch im richtigen Leben, Jugendliche fliegen auch im richtigen Leben von der
Schule. Haben Stress mit den Eltern. Bauen Mist. Greifen zu Drogen. Geraten mit
dem Gesetz in Konflikt. Zum Glück gibt es immer wieder Menschen, die einem zur
Seite stehen. Caduff ist so einer. Er hilft Nick nicht wegen seiner Mutter. Er
hilft Nick, weil er möchte, dass Nick es packt. Dass er das Leben, das ihm
entglitten ist, wieder in den Griff bekommt.
Nachnamen
nehme ich – genau wie der Schriftsteller, der eure Schule besucht hat –
manchmal aus dem Telefonbuch. Manchmal suche ich auch Namen im Internet.
Meistens jedoch borge ich sie mir von Jugendlichen, die ich bei meinen Lesungen
kennengelernt habe. Ich habe immer ein Notizbuch dabei. In dieses kann man nach
der Lesung seinen Namen schreiben und wenn ich dann Namen für meine
jugendlichen Hauptfiguren brauche, schaue ich zuerst in den Notizbüchern nach.
Es
gibt Schriftsteller, die über sich schreiben. Entweder eins zu eins oder in
einer abgeänderten Form. Ich mache das nicht. Erstens ist mir das zu privat und
zweitens ist für mich der schönste Teil des Schreibens das Erfinden von
Figuren. Natürlich fliesst manchmal etwas aus dem richtigen Leben in die
Bücher. Das können Gefühle sein, Gedanken, die ich mir mache, Erlebnisse, die
mich aufgewühlt haben, Musik, die ich mag.
Blackout
ist mein erstes Buch. Ich habe vier Jahre daran geschrieben. Nick, Caduff,
Carla, Kristen, Finn und all die anderen sind immer noch Teil meiner Familie –
halt nicht in echt, aber in meinen Gedanken und in meinem Kopf. Den meisten
dieser Figuren stehe ich noch heute nahe. Wählen ist beinahe unmöglich. Müsste
ich, würde ich mich für Nick, Caduff, Carla und Kristen entscheiden.
Ich
wollte nie Autorin werden, zumindest nicht als Beruf. Ich wollte einfach
schreiben. Und genau das habe ich getan. Damit ist auch die Frage nach den
Aufsätzen beantwortet. Ja, ich habe gerne Aufsätze geschrieben – ausser wenn
das Thema grottenlangweilig war. Erst nach meinen ersten paar Büchern habe ich
mir das dann genau überlegt und mich entschieden, hauptberuflich Autorin zu
werden.
Wieso
ich mich für Obdachlose interessiere? Ich mag Aussenseiter. Ich mag Menschen, die etwas sperrig sind, nicht ganz der Norm entsprechen, nicht so recht in diese
Welt zu passen scheinen und die dennoch dazu gehören. Ich habe früh gemerkt,
dass die meisten Menschen an solchen Aussenseitern vorbeischauen, sie behandeln
wie Luft. Oder sie pöbeln sie an, sprechen schlecht über sie, ohne zu wissen,
was diese Menschen fühlen und denken und warum sie so leben, wie sie
leben. Von meinen Eltern habe ich einen
grossen Gerechtigkeitssinn geerbt. Ich habe von ihnen gelernt, nicht auf das
Äussere zu schauen und anderen Menschen mit Anstand und Respekt zu begegnen. Jeder
Mensch hat eine Geschichte. Jeder Mensch hat seine Würde. Ein Leben, in dem man
von anderen wie Luft oder Dreck behandelt wird, muss die Hölle sein.
Was
für Obdachlose gilt, gilt auch für Flüchtlinge. Das sind Menschen mit Gefühlen,
Ängsten, Träumen, Hoffnungen. Wir – du, ich, die Menschen in der Schweiz –
haben sehr grosses Glück, in einem sicheren Land geboren zu sein. Wir dürfen
und können andere, die dieses Glück nicht hatten, nicht einfach ihrem Schicksal
überlassen. Wie müssen Lösungen suchen.
Ja,
ich möchte mit meinen Büchern den Menschen etwas bewusst machen. Was das ist,
fühlt oder erkennt man, wenn man meine Bücher liest. Es sind grosse Dinge und
vor allem auch kleine, denn viele kleine Dinge können auch Grosses bewirken.
Herzlich
Alice
Gabathuler
PS: Der nächste Montagsbrief erscheint voraussichtlich in zwei Wochen.
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