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Dienstag, 11. April 2023

wasichwirklichwill

Die Tage über Ostern habe ich im Haus in den Bergen verbracht. Ich habe einen Text fertig überarbeitet,  bin mit Herrn Ehemann auf längere Spaziergänge, habe gegessen und geschlafen. Mehr nicht, denn gestern, also am 10. April, war der Abgabetermin für den Text in seiner neuen Form. Ich empfand es als grosses Glück und Privileg, mich in das vertiefen zu können und zu dürfen, was gerade wichtig ist.

Im Text, den ich überarbeitet habe, gibt es eine Schlüsselstelle. wasichwirklichwill. Genau so geschrieben. Ein Wort. Es ist das Wort, das nicht nur meinen Prota, sondern auch mich schon eine Weile beschäftigt. Und wie mein Prota wusste ich erst einmal, was ich NICHT will. Das, so finde ich, ist ein guter Anfang. Mittlerweile bin ich unterwegs zum wasichwirklichwill: Ich will in dieser schwierigen Branche, in der ich arbeite, meine Integrität und Würde behalten. Das klingt logisch und einfach, ist es jedoch nicht. Ich suche für mich immer noch und immer wieder, den Weg den ich gehen kann.

Antworten finde ich im Gehen, in meinem #walkingmayway. Ich finde sie in der Natur, in der Stille, in der Abgeschiedenheit. Manchmal so sehr, dass mir die Rückkehr in den Alltag schwerfällt. Ich merke, wie sich mein Schwerpunkt verlagert, wie ich längere Auszeiten brauche.

Letztes Jahr wollte ich zur Schreibnomadin werden, aber dann hat mir mein Knie einen Strich durch die Rechnung gemacht. Dieses Jahr wollen es Herr Ehemann und ich noch einmal versuchen. Wir haben uns wunderbar entlegene Orte ausgesucht, die wir erwandern möchten. Es zeichnet sich ab, dass ich mich auf die Nomadin reduzieren möchte, ohne das Schreib davor. Ich glaube, 2023 ist das Jahr, in dem ich mir diese Auszeit beim Schreiben schenke. Das, so finde ich, ist eine gute Fortsetzung ...

Mittwoch, 20. Januar 2021

Und sobald du die Antwort hast, ändert das Leben seine Frage

Ich mag Anfänge. Ein neuer Tag, eine neue Woche, ein neuer Monat. Und als Höhepunkt: ein neues Jahr. Neue Jahre stelle ich mir vor wie eine unberührte Schneewiese. Durchatmen, frische Spuren ziehen, neue Projekte, neue Chancen. Türen, die sich öffnen. Vorfreude.

Dieser Jahreswechsel war anders. Auf uns wartete keine unberührte Schneewiese, sondern ein von Corona bereits vertrampeltes Feld. Und eine Ahnung, dass uns das Virus noch eine ganze Weile beschäftigen wird. Neuanfänge sehen anders aus. Dieser fühlte sich auch nicht wie einer an.

Pläne hatte ich trotzdem. Ziele auch. Projekte sowieso. Und sogar einen Vorsatz! Ich habe ihn von 2020 mitgebracht, er ist sozusagen Second Hand, weil schon gebraucht und eingeführt. Vor allem bewährt. Er heisst: FOKUS. Dass ich ihn nicht verliere, dafür sorgt mein Bullet Journal. Zu meiner Freude schaffe ich es immer besser, den Fokus zu halten, mich nicht zu verzetteln. 

2021 begann mit da bux Lektoraten. Eine wunderbare, zutiefst befriedigende Arbeit. Dennoch war ich einfach nicht angekommen. Bis letzte Woche der grosse Schnee kam. Tief verschneite, unberührte Wiesen überall. Mehr Schnee, als ich es je im Tal unten erlebt habe. Atemberaubend schön. Ich war da. Im Jetzt. Angekommen.

Seit einiger Zeit liegen bei mir auf dem Schreibtisch Zitate, die ich für mein Bujo gesammelt und ausgeschnitten habe. Eines dieser Zitate hat den Titel zum Blogpost gegeben, weil es so gut zu diesen Zeiten passt. Und zur Aussage der gesammelten Zitate. Jedes ist für mich zwar immer noch gültig, der Sinn hat sich jedoch zum Teil verschoben oder geändert, oder es kam ein neuer dazu.


«Remember when you wanted what you currently have»

Ich habe im Laufe der letzten Jahre so viele Antworten gefunden für mich, habe mein Leben diesen Antworten angepasst und bin dort angekommen, wo es für mich passt und stimmt: Ich schreibe wieder mit viel Freude, ohne Druck und völlig stressfrei, und ich bin sehr glückliche Verlegerin. Genau das hatte ich gewollt - und genau das habe ich jetzt.

In Zeiten von Corona hat der Spruch noch eine zusätzliche Bedeutung für mich bekommen. Ich liebe das zurückgezogene Leben ohne Termine, hätte mir sogar vorstellen können, wie eine Eremitin zu leben. Auch das habe ich jetzt. Und ich realisiere: Ich kann zwar sehr gut sehr zurückgezogen leben, aber ein Eremitenleben ist nichts für mich.

«If you don’t like where you are, move. You are not a tree. »

Wie habe ich gelacht, als ich diesen Spruch zum ersten Mal gelesen habe. Es war ein befreites Lachen, eins, das mir die Enge genommen hat. Alles ist möglich, sagt dieser Spruch. Du musst nicht bleiben, wo du bist, weder räumlich noch was deine Arbeit betrifft. Wenn es dir nicht passt, zieh weiter.

Corona hat das Räumliche dieser Aussage wieder enger gemacht, mich sozusagen gegroundet. Zurzeit lebe ich im Home Office, ohne Lesungen, ohne viele Aussenkontakte, ohne grosse Bewegungsfreiheit. Zum Glück bin ich Autorin: Mir bleibt die innere Bewegungsfreiheit. Die Fantasie kennt keine Grenzen. Ich reise im Kopf. Das reicht meistens, aber nicht immer.

«It’s all about living life on your own terms.»

Dieses Motto lebe ich seit meiner Jugend. Es ist auch immer noch entscheidend für mich: ich zu sein und ich zu bleiben. Doch auch da hat sich bei mir in den letzten Monaten etwas verschoben. Mir ist noch bewusster geworden, was wirklich zählt. Mir Wichtiges wurde noch wichtiger. Manches, was wichtig war, ist nicht mehr so wichtig.

«Follow your soul, it knows the way.»

Das wohl zentrale Leitmotiv von mir. Das war vor Corona so und ist es auch jetzt. Zuweilen gehe ich verloren, manchmal nur für Stunden, manchmal für Tage, im Herbst sogar mal für ein paar Wochen. Aber meine Seele findet immer wieder einen Weg. Ich folge ihr. Viel mehr als meinem Kopf. Das war immer schon so, ist aber noch stärker geworden. Am schönsten sind die Momente, wo sich Kopf und Seele am selben Ort treffen und sich einig sind. Dann wird es ganz ruhig in mir drin, ich fühle eine ungeheure Kraft und Zuversicht.

Ich sammle zurzeit nicht so viel Zitate, sondern eher schöne Bilder fürs Gemüt. Und positive Antworten auf die Fragen, die das Leben neu grad so stellt.

Montag, 10. August 2020

Mein Social Media Leben

Ich war in den letzten Wochen häufig in den Bergen. Zum Schreiben, zum Wandern, zum Gärtnern, zum Handwerken - halt einfach zum Leben. Es ist ein genügsames Leben dort oben, eins, in dem Social Media eine sehr untergeordnete Rolle spielen. Facebook kommt in diesem Leben gar nicht vor. Ich poste ab und zu ein Foto mit wenig Text auf Insta, werfe gelegentlich einen Blick in Twitter und ertappe mich manchmal bei dem Gedanken, dass ich wohl gar keine Social Media hätte, wenn ich nicht Autorin wäre.

Gar kein Social Media Leben geht in meinem Beruf natürlich nicht. Aber ich kann es - noch mehr - entschlacken. Weshalb ich mich entschieden habe, mein eh schon sehr bescheidenes Facebook-Leben nochmals einen Zacken herunterzufahren. Ich mache meinen FB-Autorinnenaccount dicht, zusammen mit zwei Seiten, die ich für Bücher von mir geöffnet habe, und bündle alles in meiner Privatchronik. 

Insta mag ich wesentlich besser als FB. Dort bleibe ich aktiv, werde aber weiterhin nach Lust und Laune und ohne wirkliches Konzept und eine klare Strategie posten. Das mag zwar nicht sehr förderlich sein, aber ich schaffe das einfach nicht und will es auch gar nicht wirklich schaffen. Um auf Insta erfolgreich zu sein, müsste ich viel mehr interagieren, viel mehr Zeit investieren, aber ich lebe nun mal einfach viel lieber in der realen Welt als mich täglich stundenlang in den Social Media aufzuhalten.

YouTube mag ich eigentlich, es macht mir sogar Spass, aber ich erreiche dort viel zu wenig Menschen als dass es sinnvoll wäre, mich mit Vollgas in die (aufwändige) Produktion von Clips zu stürzen. Da bleibe ich beim Spass und mache Videos, wenn ich grad Zeit und Lust habe.

Bleibt mein Blog. Auch hier bin ich zu wenig regelmässig unterwegs, um mir wirklich eine Leserschaft aufzubauen. Andererseits liest eh kaum mehr jemand Blogposts, weshalb das keine Rolle spielt.

Dazu kommt das Wissen um stets neue Plattformen, um das Funktionieren und die Mechanismen der Social Media. Beides zeigt mir klar auf, wo meine Grenzen liegen und dass ich - egal, was ich tun würde - immer allem nur hinterherhecheln würde.

Ich fürchte, das liest sich verbittert. Ist es jedoch nicht. Ich schreibe diese Zeilen ruhig und gelassen, im Wissen darum, dass es beruflich unklug wäre, in den Social Media überhaupt kein Lebenszeichen von sich zu geben, aber auch im klaren Bewusstsein darüber, was machbar und möglich ist und was nicht. 

Das Gute daran: Wenn ich mich durch die Social Media nicht stressen lasse, wenn ich auf diesen Plattformen genau das tue, wozu ich Lust habe und wann ich Lust darauf habe, dann macht es sogar Freude und Spass. Professionell ginge anders. Ich weiss. Aber für mich passt das so.


  

Donnerstag, 18. April 2019

Jugendbuch ade

Zugegeben, der Titel ist etwas drastisch, dramatisch und provozierend. Er eignet sich aber gut, um die Gedanken aus diesem Post von Anfang März aufzunehmen.

Kürzlich brachte es ein Lehrer mitten in der Fragerunde einer Lesung auf den Punkt: "Dann ist Bücherschreiben also eher ein Hobby?" Er meinte es nicht böse, sondern brachte das, was ich über Autoreneinkommen erzählt hatte, treffsicher auf den Punkt, zumindest, was die Einnahmen anbelangt; die Arbeit geht nämlich weit über ein Hobby hinaus und ist tatsächlich - ARBEIT.

Hier die nackte, ungeschminkte Wahrheit: Ich habe in meinem Autorenleben zu keinem Zeitpunkt, also absolut gar nie, von den Bucheinnahmen leben können. Und das, obwohl Blackout ein Renner bei den Klassenlektüren ist, andere Bücher von mir ebenfalls als Klassenlektüre gelesen werden, zwei meiner Bücher Preise gewonnen haben, ich an renomierten Literaturfestivals und an Buchmessen gelesen habe und die Rezensionen sehr gut sind. Damit stehe ich nicht alleine da; das geht vielen anderen AutorInnen ähnlich (oder noch weniger gut).

Da sich Jugendbücher - bis auf wenige Ausnahmen, auf die ich weiter unten komme -  in den letzten Jahren immer schlechter verkaufen und auch sehr viel weniger gelesen werden (wurde mir von unzähligen Bibliothekarinnen und Lehrpersonen bestätigt), sinken die sowieso schon geringen Einnahmen aus den Büchern mit jedem Buch. Das löst einen Teufelskreis aus: Bücher, die sich nicht verkaufen, werden immer schneller wieder vom Markt genommen, entweder, indem sie verramscht werden oder indem man sie nicht mehr nachdruckt. In der Folge schreiben Autoren immer schneller, denn mehr Bücher bedeuten vermeintlich mehr Geld (dass diese Rechnung langfristig nicht aufgehen kann, ist klar).

Von den Bucheinnahmen kann ich also nicht leben - und trotzdem lebe ich vom Schreiben, denn ich verdiene mein Geld mit Lesungen. Und zwar mit einer Unmenge von Lesungen, denn bei organisierten Lesetouren an Schulen betragen die Autorenhonorare für eine Lesung rund einen Drittel von dem, was eigentlich vom AdS (Autoren der Schweiz) empfohlen wird; sie sind zudem seit Jahren gleich tief. Obwohl ich extrem gerne Lesungen mache, bin ich nach gut zehn Jahren kein frischer Hüpfer mehr, ich mag nicht mehr so viele Lesungen machen, kann das nicht mehr so locker durchziehen wie auch schon, zudem bin ich seit einer Weile Verlegerin und habe weniger Zeit für Lesungen. Deshalb habe ich ab Sommer 2018 begonnen, meine Lesungen anders zu organisieren, mehr private Anfragen zu berücksichtigen, weil ich dort auf ein angemessenes Honorar komme und einen Teil des Ausfalls damit auffangen kann. Dieses Jahr beginnt diese Strategie langsam zu greifen, nächstes Jahr möchte ich definitiv nicht mehr als 100 Lesungen (2018 waren es 150).

Kommen wir nun zu Büchern wie #no_way_out und Hundert Lügen. Ich mag beide sehr. Beide sind immer noch brandaktuell, an beiden habe ich mehr als ein Jahr gearbeitet, beide verkaufen sich schlecht. Stelle ich Aufwand und Ertrag gegenüber, komme ich zum Schluss, dass nur Verrückte oder Herzbluttäterinnen sich so was antun. Um auch hier Klartext zu reden: Ich habe mit beiden Büchern aus den Verkäufen je rund 5000 Franken verdient.

Herr Ehemann sieht das pragmatisch und - zurecht - völlig unromantisch: Bücher sind für ihn das Vehikel für Lesungen. Wer Bücher schreibt, wird für Lesungen gebucht und mit denen verdient der Autor dann sein Geld. Das ist einer der grossen Vorteile, wenn man Kinder- oder Jugendbücher schreibt: Man wird zu Schullesungen eingeladen. Das funktioniert, solange man selber gut funktioniert und belastbar ist. Aber eben ... siehe Absatz weiter oben. Kommt dazu: Wer viele Lesungen macht, dem fehlt diese Zeit zum Schreiben, manchmal ist es auch die Energie, die fehlt, und immer mal wieder kommt einem die Sinnfrage in die Quere. Und selbst wenn einem die Sinnfrage nicht in die Quere kommt und man der energiegeladene Hüpfer von einst geblieben ist: Ich kenne AutorInnen, die würden noch so gerne Lesungen machen, können aber nicht, weil ihre Bücher vergriffen sind und / oder weil sie nicht zu Lesungen eingeladen werden.

Natürlich gibt es immer noch Jugendbücher, die sich gut verkaufen (Fantasy, Romantasy), es gibt auch AutorInnen, die gut vom Schreiben leben können. Aber ich stelle nüchtern fest: Auf jeder Lesetour, wo ich auf BerufskollegInnen treffe, werden die Fragen "Soll ich mir einen Job suchen? Soll ich überhaupt noch Jugendbücher schreiben?" drängender und häufiger gestellt.

Einige meiner KollegInnen weichen auf das Kinderbuch aus. Denn: Kinderbücher verkaufen sich besser und vor allem schreiben sie sich generell etwas schneller, was an der geringeren Seitenzahl liegt. Die Vorschüsse sind zwar etwas tiefer, aber hey, wenn man zwei oder drei statt ein Buch in einem Jahr schafft, schenkt das immer noch mehr ein als ein Jugendbuch, denn zumindest die Vorschüsse hat man auf Nummer sicher.

Im Augenblick stecke ich in der Schlussphase eines tollen da bux Jugendbuchprojekts. Seiten pro Buch: 60. Themen: genau die, die ich mag. Inhalt: genau mein Ding. Das macht unendlich Freude, und obwohl es ebenfalls viel Arbeit ist, ist doch ein Ende eher abzusehen als bei einem komplex strukturierten 300-seitigen Jugendbuch. Einer meiner Schlüsse ist also: Ich schreibe Jugendbücher für den da bux Verlag, auch, weil ich da sehr gut aufgehoben bin, mein Buch die Werbung und die Plattform bekommt, die es verdient, das Persönliche stimmt. Anders gesagt: Die Rahmenbedingungen sind mehr als gut.

Und jetzt: Werde ich im Sommer erst einmal etwas fürs Radio schreiben. Und an meinem Krimi für Erwachsene weiterarbeiten. Und nachdenken. Neue Bücher für Lesetouren habe ich. Es eilt nicht.

Meine Prognose: Ich werde vom Jugendbuch nicht loskommen :-) Weil ich Jugendbücher extrem spannend finde. Weil ich sie gerne schreibe. Weil sich gerade im Jugendbuchbereich interessante und auch gewagte Experimente durchziehen lassen. Weil man völlig quer denken kann. All das ist der perfekte Tummelplatz für Verrückte und Herzblutschreiber. Aber leider nicht für solche, die vom Schreiben leben müssen. Und genau die guten von ihnen werden wir verlieren. Weil sie sich für das entscheiden werden, was ihnen ein (sicheres) Einkommen bringt. Ich bin in der glücklichen Lage, mir meine Verrücktheit und mein Herzblut leisten zu können; bei mir ist es mehr die Sinnfrage, die sich stellt, und auch die der Anerkennung - und gerade die fehlt im Jugendbuchbereich eben häufig.

Gestern hat mich jemand gefragt, was ich denn mit einem fertigen Text tun würde, also einem umfangreichen, komplexen, tollen Jugendbuchmanuskript. Die Antwort ist einfach: Ich gäbe meiner Agentin vier Monate Zeit, einen Verlag zu finden, der mir einen sehr guten Vorschuss bezahlt, mir schriftlich garantiert, das Buch im Minimum sieben Jahre auf der Backlist zu führen und mir - ebenfalls schriftlich - Werbemassnahmen für das Buch verspricht. Weil das in etwa so unwahrscheinlich sein wird wie ein Lottosechser, würde ich das Buch im Self Publishing machen. So getreu nach meinem Motto: Kein Geld verdienen mit einem Buch kann ich auch selber :-)

PS: Dann ist da noch dieses Exposé von 2012, das ich kürzlich beim Aufräumen der Dateien gefunden habe. Mein damaliger Verlag wollte das Buch nicht machen. Ich las es mit total frischen Augen und dachte: WHAT? WHY the hell NOT? Und wollte sofort loslegen.

PPS: Wenn das alles etwas durcheinander und irr rüberkommt: Ich habe nie behauptet, nicht verrückt zu sein.

Sonntag, 12. November 2017

Die Sinnfrage hat sich geklärt

Monatelang habe ich wenig bis nichts geschrieben. Es ging nicht mehr. Nicht, weil ich eine Schreibblockade hatte (ich glaube nicht an Schreibblockaden), sondern weil mich die Branche, in der und für die ich arbeite, schlicht zermürbt hat. Ich sah nicht mehr ein, weshalb ich für extrem wenig Geld monatelang an einem Buch arbeite, das dann im Meer der Neuerscheinungen gnadenlos absäuft, u.a. weil mein Titel einfach ein Katalogfüller ist, den man mehr oder weniger sich selbst überlässt. Ich brachte keine Motivation mehr auf, mich für einen bescheidenen Vorschuss auf eine Deadline hin abzuhetzen. Da arbeitete ich lieber für den eigenen Verlag, wo das mit dem Geld zwar auch (noch) nicht wirklich stimmt, dafür die Chemie zwischen uns drei Verlegern und unseren AutorInnen. Ich war lieber im Garten, in den Bergen oder mit einem Pinsel in der Hand unterwegs. 2017 war das erste Jahr, in dem ich vertragslos blieb. Ich hatte zwar tolle Ideen für Geschichten, sah aber keinen Sinn mehr darin, sie aufzuschreiben. Es gibt für alles eine Schmerzgrenze, und die hatte ich mehr als erreicht.

Dann fuhr ich nach Laichingen. Die Autorenbetreuung hätte nicht besser sein können, die Organisation auch nicht, die Lesungen schon gar nicht. Ich schaute in die Gesichter meiner jugendlichen ZuhörerInnen und wusste wieder, warum ich schreibe. Voller Übermut meldete ich mich bei NaNoWriMo an, das ich im Augenblick voll durchziehe. Dann kamen die Zentralschweizer Lesungen (was das "Volldurchziehen" von NaNoWriMo etwas schwierig macht). Am Donnerstagabend kam ich von der ersten Lesewoche zurück, voller Eindrücke und Erinnerungen. Herr Ehemann und ich haben beim gemeinsamen Nachtessen über meinen Beruf geredet. "Blende die Branche aus", hat er gesagt. "Für die tust du das nicht. Du tust das für die Jugendlichen, für deine LeserInnen." Er hat recht. Und wisst ihr was? Ich tu es auch für mich.

Am Dienstag bin ich für Lesungen in Feldkirch, nächste Woche kehre ich für eine weitere Lesewoche nach Luzern zurück. Ich werde tolle Begegnungen haben, in den lesefreien Zeiten meinen NaNoWriMo-Text in die Tasten hauen - und im Dezember mein Kinderbuch in Angriff nehmen. Dabei werde ich mein ureigenes GaPriWriMo-Dezemberschreiben veranstalten (Gabathuler's Private Writing Month). Ohne Vertrag, ohne Deadline. Anfang nächstes Jahr werde ich beide Projekte - meine NaNoWriMo Geschichte und meine Kindergeschichte - überarbeiten und dann schauen, was ich damit mache.