Ich mag Anfänge. Ein neuer Tag, eine neue Woche, ein neuer Monat. Und als Höhepunkt: ein neues Jahr. Neue Jahre stelle ich mir vor wie eine unberührte Schneewiese. Durchatmen, frische Spuren ziehen, neue Projekte, neue Chancen. Türen, die sich öffnen. Vorfreude.
Dieser Jahreswechsel war anders. Auf uns wartete keine
unberührte Schneewiese, sondern ein von Corona bereits vertrampeltes Feld. Und
eine Ahnung, dass uns das Virus noch eine ganze Weile beschäftigen wird. Neuanfänge
sehen anders aus. Dieser fühlte sich auch nicht wie einer an.
Pläne hatte ich trotzdem. Ziele auch. Projekte sowieso. Und sogar einen Vorsatz! Ich habe ihn von 2020 mitgebracht, er ist sozusagen Second Hand, weil schon gebraucht und eingeführt. Vor allem bewährt. Er heisst: FOKUS. Dass ich ihn nicht verliere, dafür sorgt mein Bullet Journal. Zu meiner Freude schaffe ich es immer besser, den Fokus zu halten, mich nicht zu verzetteln.
2021 begann mit da bux Lektoraten. Eine wunderbare, zutiefst befriedigende Arbeit. Dennoch war ich einfach nicht angekommen. Bis letzte Woche der grosse Schnee kam. Tief verschneite, unberührte Wiesen überall. Mehr Schnee, als ich es je im Tal unten erlebt habe. Atemberaubend schön. Ich war da. Im Jetzt. Angekommen.
Seit einiger Zeit liegen bei mir auf dem Schreibtisch Zitate, die ich für mein Bujo gesammelt und ausgeschnitten habe. Eines dieser Zitate hat den Titel zum Blogpost gegeben, weil es so gut zu diesen Zeiten passt. Und zur Aussage der gesammelten Zitate. Jedes ist für mich zwar immer noch gültig, der Sinn hat sich jedoch zum Teil verschoben oder geändert, oder es kam ein neuer dazu.
Ich habe im Laufe der letzten Jahre so viele Antworten gefunden für mich, habe mein Leben diesen Antworten angepasst und bin dort angekommen, wo es für mich passt und stimmt: Ich schreibe wieder mit viel Freude, ohne Druck und völlig stressfrei, und ich bin sehr
glückliche Verlegerin. Genau das hatte ich gewollt - und genau das habe ich jetzt.
In Zeiten von Corona hat der Spruch noch eine zusätzliche Bedeutung für mich bekommen. Ich liebe das zurückgezogene Leben ohne Termine, hätte mir sogar vorstellen können, wie eine Eremitin zu leben. Auch das habe ich jetzt. Und ich realisiere: Ich kann zwar sehr gut sehr zurückgezogen leben, aber ein Eremitenleben ist nichts für mich.
«If you don’t like where you are, move. You are not a tree. »
Wie habe ich gelacht, als ich diesen Spruch zum ersten Mal
gelesen habe. Es war ein befreites Lachen, eins, das mir die Enge genommen hat.
Alles ist möglich, sagt dieser Spruch. Du musst nicht bleiben, wo du bist,
weder räumlich noch was deine Arbeit betrifft. Wenn es dir nicht passt, zieh weiter.
Corona hat das Räumliche dieser Aussage wieder enger gemacht, mich sozusagen gegroundet. Zurzeit lebe ich im Home Office, ohne Lesungen, ohne viele Aussenkontakte, ohne grosse Bewegungsfreiheit. Zum Glück bin ich Autorin: Mir bleibt die innere Bewegungsfreiheit. Die Fantasie kennt keine Grenzen. Ich reise im Kopf. Das reicht meistens, aber nicht immer.
«It’s all about living life on your own terms.»
Dieses Motto lebe ich seit meiner Jugend. Es ist auch immer noch entscheidend für mich: ich zu sein und ich zu bleiben. Doch auch da hat sich bei mir in den letzten Monaten etwas verschoben. Mir ist noch bewusster geworden, was wirklich zählt. Mir Wichtiges wurde noch wichtiger. Manches, was wichtig war, ist nicht mehr so wichtig.
«Follow your soul, it knows the way.»
Das wohl zentrale Leitmotiv von mir. Das war vor Corona so und ist es auch jetzt. Zuweilen gehe ich verloren, manchmal nur für Stunden, manchmal für Tage, im Herbst sogar mal für ein paar Wochen. Aber meine Seele findet immer wieder einen Weg. Ich folge ihr. Viel mehr als meinem Kopf. Das war immer schon so, ist aber noch stärker geworden. Am schönsten sind die Momente, wo sich Kopf und Seele am selben Ort treffen und sich einig sind. Dann wird es ganz ruhig in mir drin, ich fühle eine ungeheure Kraft und Zuversicht.
Ich sammle zurzeit nicht so viel Zitate, sondern eher schöne Bilder fürs Gemüt. Und positive Antworten auf die Fragen, die das Leben neu grad so stellt.
1 Kommentar:
Da sage ich,
liebe Alice,
einfach nur ein grosses, aus dem Herzen kommendes Dankeschön :)))
Und kein Wort mehr!
Liebe Grüsse aus dem Blogstübchen zu dir
Hausfrau Hanna
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