Mittwoch, 30. April 2014

Lesungen in Kreuzlingen - mitten ins Herz

Der Zug musste heute ohne mich fahren. Ich traue den rechtzeitigen Anschlüssen nicht mehr und nahm das Auto. Schliesslich will ich als Autorin die Jugendlichen nicht warten lassen. Also kurvte ich auf dem Weg nach Kreuzlingen durch gefühlte 111 Kreisel (keine Ahnung, wie viele es tatsächlich sind - viele halt). Gemütlich, mit Musik und voller Vorfreude.

Ich wurde von Lehrern und Schulleiter sehr herzlich empfangen und durfte einen Morgen bei neugierigen, aufmerksamen Jugendlichen lesen. Vor allem die zweite Lesung wurde sehr persönlich, da die Fragen tief gingen. Und ja, sie gingen mir mitten ins Herz, das sich für diese Jungen und Mädchen öffnete. Die Stimmung tat das Ihre dazu. Wir sprachen über das Schreiben, über meine Beziehung zu meinen Büchern, den Figuren, der Musik, die für mich beim Schreiben sehr wichtig ist. Ich erzählte, wie viel mir #no_way_out bedeutet (und warum) und ich sah, dass die Mädchen und Jungs verstanden, wie wichtig mir das Buch ist. So wählten sie denn auch dieses als Vorlesebuch. Es war ein wunderschöner Morgen, an den ich wohl noch eine Weile denken werde.

Auf dem Weg nach Hause lief Heavy Cross im Radio. Ein Lied, gesungen von einer Sängerin, die genauso wenig der Norm entspricht wie Mick und Smiley aus #no_way_out. Ein grossartiger Song. Und ich sentimentaler Haufen verdrückte tatsächlich ein paar Tränen ...



Und dann noch dies ...

... mit der Bahn zu Lesungen im St. Galler Rheintal. Am Abend Spurt an den Bahnhof. Knapp geschafft. Und dann kommt der Zug fast eine Viertelstunde zu spät. Waaaaaaaaaaaaaaaaarten.

Aber sonst: Vier tolle Lesungen in Heerbrugg. Herzlichen Dank an die neugierigen und interessierten Jugendlichen und die Lehrkräfte, besonders an Jasmin. Die Betreuung war perfekt!

Montag, 28. April 2014

Auslegeordnung - Relaoded April 2014

Auf der Liste der meistgelesensten Posts erscheint immer wieder der Eintrag über die Auslegeordnung vom September 2013. Weil sich seither einige Dinge geändert haben, hier ein Reaload der Auslegeordnung. Und damit der Vergleich nicht zu einem mühsamen Hin- und Herhüpfen zwischen altem und neuem Eintrag wird, stelle ich die Erkenntisse und Schlüsse aus dem September 2013-Blogeintrag auf kursiv

Los geht's:

- Mein Privatleben könnte nicht besser sein.
So ist es immer noch.
- Schreiben tue ich nach wie vor leidenschaftlich gerne.
Auch das gilt immer noch.
- Ich habe auch jede Menge Ideen für neuen Stoff.
Das zum Glück auch :-)
- Die Kontakte mit Leseveranstaltern / Lehrpersonen, die Lesungen organisieren, sind zu 98 % sehr herzlich und unkompliziert.
Ich erhöhe auf zurzeit 100%
- Die Lesungen machen zu 98 % Freude.
Ich erhöhe auf zurzeit 100%
- Zu lange Lesetouren werden mir zu streng, vor allem die An- und Rückreise.
Tja. Der erste Knackpunkt. Ich werde im Herbst fast sechs Wochen am Stück unterwegs sein, allerdings mit kleinen Zwischenräumen. Im Moment traue ich mir das zu 100% zu. Fragt mich im Dezember noch einmal, wie es war.
- Die Menschen, die in der Verlags- und Buchbranche arbeiten, sind häufig sehr nett.
Ich entferne das häufig. Im Moment könnte der Kontakt nicht besser sein. Ein ganz besonderes Danke geht dabei an meine Lektorin. Die Zusammenarbeit mit ihr ist schlicht perfekt.
- Die Verlags- und Buchbranche selbst erträgt man nur mit Galgenhumor, einem dicken Fell und Gelassenheit. Ich habe noch nirgends eine derart desolate Kommunikationsunfähigkeit angetroffen; da weiss oft die linke Hand nicht, was die rechte tut, und der Autor weiss dann schon gar nichts. Und manchmal frage ich mich sogar, ob die Verlage die Bücher, die sie herausgeben, wirklich verkaufen wollen.
Nun, das hat sich grundlegend verändert. Vielleicht nicht überall, aber in meinem Fall ganz sicher. Und das ist ein unbeschreiblich gutes Gefühl.
- Ich bin seit genau vier Jahren hauptberuflich Autorin und ich kann seither vom Schreiben leben.
Nun, mittlerweile sind es 4 1/2 Jahre und es sieht gut aus.
- Ich gestehe, es tut weh, sein 10. Buch zu veröffentlichen und mit keinem der neun vorhergegangenen in der Rezensionsliste des Schweizer Instituts für Kinder- und Jugendbuchmedien zu stehen.
Mein grösster Punkt in Sachen Fortschritt. Nein, ich werde in der Rezensions-Datenbank des SIKJM immer noch nicht geführt, auch Buch Nummer 10 hat es nicht dorthin geschafft, aber mittlerweile ist es mir absolut und total egal. Ich finde es schon fast zum Lachen.
- Meine Bücher erscheinen in der Schweiz von den Medien absolut unbeachtet (auch das ist nicht immer leicht auszuhalten - und danke W&O, St. Galler Tagblatt und NZZ für die Ausnahmen!).
Die NZZ-Medien waren SEHR GUT zu mir in den letzten sechs Monaten. Herzlichen Dank! Dem (ignorierenden) Rest freundliche und gelassene Grüsse. Wenn ich jemanden übersehen habe: Entschuldigung. Und: Was nicht ist, kann ja noch werden ...

Am meisten verändert hat sich die Zusammenarbeit mit dem Verlag. Es gab vor ein paar Wochen einen veritablen Herzstillstandmoment, einen Augenblick, in dem ich dachte, dass alles sinnlos ist. Aber mit Hilfe meiner Agentin (eine sensationelle Frau!) und sehr guten Gesprächen mit meiner Lektorin hat sich das wieder eingerenkt. Mehr noch: Die Zusammenarbeit ist noch intensiver, noch besser geworden. Ich geniesse dieses Gefühl.

Im Herbst gebe ich meine ersten beiden Bücher, für die ich die Rechte zurückverlangt habe, selber heraus.
Dazu ist es nie gekommen. Und es wird wohl auch 2014 nicht dazu kommen, weil ich schlicht keine Zeit habe. Ich schiebe also das Self Publishing wieder einmal nach hinten, reps. vorn.

Bleibt das Bloggen. Das tue ich für mich und für Menschen, die sich für mein Autorinnenleben interessieren. Und weil ich es für mich tue, wird es hier weniger nebulös und weniger zuckerwattig.
Na ja, dafür wurde es schon auch mal bitter und gehässig (das mit der Gelassenheit ist nicht immer einfach und glaubt mir, wenn ihr meinen Grossvater gekannt hättet, würdet ihr verstehen, warum), aber ich bin auf Kurs. Und bloggen tue ich immer noch gerne.

Update - beinahe vergessen: Ich bin immer öfters tagelang offline. Das tut total gut. Ich vermisse das Internet nicht eine Sekunde. Auf den Social Media habe ich Twitter entdeckt, der tatsächlich anfängt, mir Freude zu machen. FB und ich werden nie wirklich Freude, das ist einfach so, Google Plus und ich leben in träger Harmonie. Follower-Zahlen sind mir egal. Klicks auch. Das entspannt ohne Ende!

Sonntag, 27. April 2014

Zufallshelden

Der Zufall (oder das Schicksal) wollte es, dass ich an einer Lesung in Walenstadt Tom Zai kennenlernte. Es war Pause, es blieben knappe fünf Minuten, ein Typ setzte sich an den Tisch im Lehrerzimmer und jemand sagte: "Das ist Tom. Er schreibt auch." Ja, so fing das an. Zufällig. Um eine lange Geschichte kurz zu machen: Wir sind Freunde geworden. Nicht zufällig.

Zufallshelden heisst das Buch von Tom, das kürzlich im Appenzeller Verlag erschienen ist, und einmal mehr beweist der Verlag damit, dass er ein wunderbares Gespür für gute Texte hat - und den Mut, sie auch zu veröffentlichen. Denn: Zufallshelden ist kein Mainstream-Buch, keine umpfte Ausgabe von etwas schon Dagewesenem, sondern herrlich anders, schräg, mit einem gewaltigen Sprachwitz und einer eigenen und eigenwilligen Erzählsprache.

Über den Inhalt möchte ich nicht allzuviel verraten, weil ich damit eine herrliche Geschichte verschenken würde (oder anders gesagt "spoilern" würde). Deshalb nur ganz wenig mehr als auch im Klappentext nachlesbar ist:

Ein Riesenrad wird von einem Kleinflugzeug gerammt. Verletzte oder Tote gibt es keine. Was hat Peter damit zu tun, der kein Held ist, aber (wider Willen und ziemlich zufällig) zu einem wird, weil er in London auf einem Themesschiff mit seinem sensiblen Gehör eine Bombe aufspürt, die vom Sicherheitsdienst übersehen wurde. Als er dann, im Irrglauben eine weitere Bombe entdeckt zu haben, an den Paralympics eine harmlose Rollstuhlfahrerin attackiert, macht er sich unmöglich. Peter wird abgeschoben und landet in Paris (nach Hause in die Schweiz will er vorerst lieber nicht). Dort trifft er auf Valérie Bisou, die im Panthéon eine sonderbare Abweichung von Foucaults Pendel erforscht. Ihr Leben ist auch ohne Peter kompliziert genug (und seins auch ohne ihres), aber eben ... das Leben und die Liebe ... Und dann ist da ja noch das Riesenrad. Liegt in all dem Irrsinn eine Verbindung zum skurilen Flugunfall in Kanada? Zieht da jemand im Hintergrund die Fäden?

Schon auf die Geschichte, die sich Tom ausgedacht hat, muss man erst einmal kommen. Und dann sind da diese herrlichen Figuren. Skuril, eigen- und einzigartig, ausgestattet mit allerhand Ticks und seltsamen Verhaltensweisen. Peter zum Beispiel, der kann UNMÖGLICH an weggeworfenen Kaugummis und Papierchen vorbeigehen, die auf dem Boden liegen. Geht nicht. Punkt. Und das ist nur eine der Marotten, die Zais Charaktere haben. Erzählt und geschildert wird das überwiegend mit total lakonischem, aber irrwitzigem Wortwitz, ab und zu, wenn die Situationen einfach zu surreal wird, auch einmal slapstickartig. Ganz gross(artig) auch die Dialoge. Was habe ich gelacht! Und gestaunt, auf was für Einfälle ein Autor so kommen kann ... einfach nur köstlich.

Der Verlag beschreibt das so: Ein Thriller voller Wortwitz über Menschen mit Ticks, Obsessionen und aussergewöhnlichen Fähigkeiten. Ich stimme zu. Und wünsche mir mehr davon.



Mittwoch, 23. April 2014

Long Time Love

Vor ein paar Wochen bin ich auf den geplanten Dokumentarfilm Long Time Love von Mitra Devi aufmerksam geworden. Der Trailer berührte und begeisterte mich. Nun rückt der Starttermin des Film näher. Ich möchte euch deshalb etwas mehr über den Film erzählen.

Fünf Frauenpaare erzählen von Freuden, Chancen und Herausforderungen ihrer langjährigen Partnerschaft, darunter eine Psychotherapeutin, eine Treuhänderin und eine Hebamme. War es Liebe auf den ersten Blick? Hat sich das anfängliche Feuer in Alltagsroutine verwandelt oder flattern die Schmetterlinge im Bauch noch? Was verbindet sie nach all den Jahren noch? Was könnte sie trennen? Long Time Love ist ein berührender Film, der mit minimalen Kameraeinstellungen auskommt und ganz von der Authentizität der portraitierten Frauen lebt.

Den Film realisiert haben Mitra Devi, Zürcher Schriftstellerin und Filmemacherin, und Bea Huwiler, Luzerner Malerin und Fotografin. Sie haben mehrere Film- und Kunstprojekte gemeinsam realisiert und zeigen diese Low-Budget-Eigenproduktion in Kinos und an Filmfestivals.

Premiere hat Long Time Love am 3. Mai im Rahmen vom Pink Apple Festival im Kino Movie Zürich. (Die Vorführungen in Zürich sind ausverkauft; für die Vorführung in Frauenfeld sind noch Tickets erhältlich. Weitere Termine folgen.)


Samstag, 19. April 2014

Was mit der Welt schief läuft

Ich war eine Woche offline. Total offline, ohne Ausnahme. Absolut empfehlenswert! Plötzlich ist da ganz viel Realzeit. Ganz viel Intensität. Ganz viel Leben.

Natürlich hatte die Offline-Zeit einen Grund: Herr Ehemann und ich fuhren in den Süden, nach Ligurien, zum Wanderurlaub mit italienischen Nachtessen an Orten, von denen man sonst nur träumen kann. Irgendwo unterwegs, auf dem Rückweg von einer Wanderung, kamen wir an einem Dorfplatz vorbei. Und da, mitten zwischen Rosmarin und anderen feinriechenden Gewächsen, fand ich die Antwort auf die Frage, was mit der Welt schief läuft. Sie ist eigentlich sehr einfach. Und eigentlich - eigentlich - könnten wir das ganz leicht ändern.


Freitag, 11. April 2014

Wir sind nicht die Revolution

Gestern, auf der Fahrt zur Lesung, im Autoradio: Den meisten jungen Menschen in der Schweiz geht unsere Demokratie am Hintern vorbei. 17% aller jungen Stimm- und Wahlberechtigten hat an der letzten - entscheidend wichtigen - Abstimmung teilgenommen. Im Radio ging es um das Warum. Das Fazit: In Zeiten wie diesen kommt das Individum ganz klar vor der Gesellschaft. Dazu gepasst hat dann der Beitrag auf dem Weg nach Hause, ein Bericht aus dem Enthaarungsstudio. So fuhr ich also mit der etwas überspitzten Erkenntnis nach Hause, dass der (Schweizer) Mensch von heute auf sein demokratisches Recht pfeift und sich dafür Glitzerteilchen in den gewachsten Intimbereich klebt.

Ich könnte daran verzweifeln. Ich verzweifle auch manchmal daran. Denn: Ich werde älter. Die Gestaltung unserer Zukunft sollte nun von der nächsten Generation mitgeprägt werden. Ich kann mich zurückziehen, mich einigeln, die Jahre, die ich noch habe, mein eigenes Gärtchen pflegen und Bücher schreiben, in denen ich verpacke, was mir wichtig ist. Aber die nächsten Generationen müssen in diesem Land, in dieser Welt leben.

Meine beiden Kinder nehmen ihr Stimm- und Wahlrecht wahr. Wir  diskutieren die Vorlagen. Sie sind also die Falschen, wenn ich mal wieder am Tisch sitze und ihnen sage, dass es um IHRE Zukunft geht (meine dauert nicht mehr so lange wie ihre). Trotzdem musste ich meinen Radiofrust gestern loswerden. Heute Morgen hat mir meine Tochter einen Link zu ihrem neusten Blogeintrag geschickt.

Wir sind nicht die Revolution.

Das tut verdammt weh! (Und es muss dir nicht leid tun, LemontrEe. Mir tut es leid. Meine Generation ist kein Vorbild für eure).

Mittwoch, 9. April 2014

Darf ich vorstellen? - Die Lost Souls Ltd.

Lange habe ich mich darauf gefreut, euch ganz konkret etwas über das Projekt zu erzählen, an dem ich so intensiv schreibe. Und jetzt sitze ich seit fast einer halben Stunde an diesem Blogeintrag und weiss nicht, wo ich anfangen soll, weil ich euch am liebsten alles auf einmal berichten möchte. Aber das ist so viel! So unendlich viel. Und so beginne ich heute einfach mit der Geschichte und dem Cover. 

Lost Souls Ltd. heisst die Serie. Wobei das Limited eine sehr wichtige Rolle spielt. Verlorene Seelen mit beschränkter Haftung. Denn das, was meine Hauptfiguren tun, geht nicht immer gut aus. Sie mögen Leben retten, doch zurück bleiben Narben. ... Aber jetzt stecke ich schon mitten drin!

Vier Bände wird es geben. Vier Geschichten mit einem übergeordenten grossen Bogen. Jeder Band ist ist einer Figur der Serie gewidmet. Band 1 ist Katas Buch. Und darum geht es:

Lost Souls Ltd. – So nennt sich die Untergrundorganisation um den jungen Fotografen Ayden, den kaputten Rockstar Nathan und den charmanten Verwandlungskünstler Raix. Sie alle haben als Opfer von schweren Verbrechen überlebt und dabei einen Teil ihrer Seele verloren. Nun verfolgen sie nur ein Ziel: Jugendliche in Gefahr aufzuspüren und zu versuchen, sie zu retten. Dabei kämpfen sie gegen Entführer, Mörder, das organisierte Verbrechen – und gegen die Dämonen ihrer Vergangenheit.

Ihre neuste Mission: Kata Benning. 18 Jahre alt. Augen so blau wie das Meer. Tief in sich ein Geheimnis, das sie vor sich weggeschlossen hat. Ein Bombenanschlag auf ihre Adoptiveltern zerstört ihre Zukunft, stellt ihre Gegenwart infrage und führt sie in eine Vergangenheit, in der nichts war, wie es schien. Sie gerät mitten in einen schmutzigen Krieg um gestohlene Daten. Ihr Leben wird zum Pfand mächtiger und gefährlicher Feinde. Doch sie hat starke Verbündete an ihrer Seite: Lost Souls Ltd.

Hier das Cover zu Band 1. Auf den ersten Blick kein typisches Gabathuler-Cover. (Auch auf den zweiten nicht). Aber es passt. Zur Geschichte, zur Serie, zum Konzept, zur Stimmung im Buch. Und ich liebe es. Band 1 beginnt auf einer Klippe, wichtige Schlüsselszenen finden auf Klippen statt. Wie in Band 1 spielt die Landschaft in allen Bänden eine entscheidende Rolle, genauso wie die Farben und die Musik . Aber halt! Jetzt stecke ich schon wieder mitten drin. Und der Eintrag ist auch so lange genug geworden. Hier also – ja, endlich – das Cover zum Katas Buch Blue Blue Eyes.