Der Grund
Nach einer
ziemlich intensiven Auseinandersetzung mit der neuen Datenschutzgrundverordnung (DSGOV) wüsste ich jetzt zwar, wie
mein Blog regelkonform laufen müsste, ABER: Ich habe meinen Blog nicht selber
programmiert (ich hatte und habe keine Ahnung, wie man das macht), sondern mich
damals entschieden, Blogspot von Google zu nutzen. Natürlich bin ich nicht
naiv. Ich wusste, dass Google Daten absaugt, und ich weiss auch, dass alle
wissen, dass es so ist. Nun tritt aber auf den 25. Mai die DSGVO in Kraft, und damit muss man nicht nur allen
erklären, dass ihre Daten schon beim Betreten des Blogs gesammelt werden, sondern
sie müssen auch damit (und mit vielem anderen) einverstanden sein. Dazu reicht es nicht, wenn man
irgendwo eine Erklärung platziert, in der etwas in der Art von „Wenn du diese
Webseite betrittst, werden deine Daten gesammelt, was das Zeug hält – wenn dir
das nicht passt, halt dich fern davon“ steht: Die BlogleserInnen müssen aktiv
bestätigen, dass man sie darüber aufgeklärt hat. Das nennt sich Opt-In und muss
auch für Links zu anderen Seiten gelten, vor allem auch für Kommentare. Leider
stellt mir Google als Bloganbieter diese Opt-In Funktionen nicht zur Verfügung
(Warum Google das darf und ich nicht, weiss ich nicht; ich weiss aber, dass im Fall der Fälle ich hänge und nicht Google). Sprich: Egal, was ich
tue, ich erfülle die DSGVO nicht.Und selbst wenn: Dann scheitere ich am Verfahrensverzeichnis. Ich habe schlicht null Lust auf eine Tonne Administration, bloss weil ich mit meinem Blog ein paar Dutzend LeserInnen erreiche (so sehr ich euch mag; es kann nicht sein, dass ich ein halbes Büro eröffne, nur um im legalen Bereich zu bleiben). Denn: Die Datenschutzbeauftragte in meiner Firma ist meine Sekretärin, und die bin ich (unbezahlt).
Kommentare
Selbst wenn ich den Aufwand nicht scheuen würde: Ein Blog
lebt von der aktiven Teilnahme und der Vernetzung. Und genau hier lässt mich Google allein. Es gibt – noch – keine Opt-In Funktion für Kommentare also ein Feld, in dem man ankreuzen kann,
dass man einverstanden ist, dass mit dem Abschicken von Kommentaren Daten gesammelt werden. Ganz wichtig: Nicht von mir (ich habe
nie was gesammelt), sondern von Google und zum Teil den Seiten, auf die ich
verlinke (Facebook, Insta, youtube ect.)
Ich habe
versucht, zumindest die Kommentarfunktion zu löschen. Schon möglich, dass das
geht, aber ich kann es nicht. Ich kann die Kommentare nur verbergen; will
heissen: rein theoretisch sammle ich immer noch eure Daten – es sieht es
einfach niemand. Gut, ich könnte alle Posts und Kommentare der letzten zwölf Jahre
löschen und immer nur einen Beitrag stehen lassen (alte Geschichten
interessieren eh niemanden), aber damit würde ich das Wort Blog ad absurdum führen. Wer genau wissen möchte, wie der aktuelle Stand der Dinge in Sachen Google und DSGVO ist, klicke hier.
Datenkraken
Was mir
beim Einlesen ins Thema vor allem aufgefallen ist: In meinem Bog werden viel mehr Daten
über uns alle gesammelt, als ich es mir je hätte vorstellen können. Ein Besuch
in meinem Blog genügt schon (auch ohne Kommentieren oder auf einen Link zu
klicken). Extrem Vieles geschieht dabei im Verborgenen. Beim Durchlesen, was
ich alles wie deaktivieren könnte, ist mir elend geworden. Und ja, es hat mich
auch wütend gemacht (nicht nur, weil ich Banausin das gar nicht hinbekommen
werde). Noch wütender macht mich, dass man einige dieser Funktionen gar nicht
aus dem Blog rausbekommt (weil sie fix installiert sind - siehe Link weiter oben).
Selber
schuld
Ich habe
immer wieder darüber gelesen, dass es in Sachen Datenschutz bei Wordpress viel
bessere Möglichkeiten gibt, Funktionen zu steuern, als bei Blogger von Google. Ich war zu
bequem. Habe mit den Schultern gezuckt und mir gesagt: Wird eh gesammelt. Vor allem aber war mir ein Umzug auf Wordpress zu arbeitsintensiv, nicht zuletzt, weil ich das
Internet zwar gerne nutze, aber keine Ahnung habe, wie ich selber
Grundeinstellungen ändere oder lösche. Banausen wie ich sind auf Gesamtpakete
von Anbietern angewiesen. Schön wäre es, diese Anbieter würden uns nicht Klick
auf Klick beobachten und analysieren.
Was ich tun
werde
Dieser Post
bleibt bis zum 21. Mai stehen. Damit jene von euch, die denken, einer meiner
Posts oder einer ihrer Kommentare sei ihnen – emotional – wichtig genug, sich
diesen herunterladen können. Ich werde bis dahin auch die Kommentare wieder sichtbar machen (falls sich jemand von euch verabschieden möchte). Danach mache ich genau das, was völlig
quer zur Absicht der DSGVO steht und mir eigentlich total gegen den Strich geht (aber ich sehe keine andere Möglichkeit): Ich verzieh mich für meine beruflichen
aktuellen Infos auf Twitter (kurz), Insta (Bilder und kaum Text) und youtube
(dort ist das jugendliche Publikum). YAP, genau: DIE Datenkraken. Plattformen der
grössten Firmen. Wer mich dort besucht, weiss: Hier wird gesammelt, was das
Zeug hält. Ironie des Schicksals: Zu jeder dieser Plattformen gibt es endlos lange
Datenschutzerklärungen, die niemand liest, die aber jeder, der die Plattformen
in irgendeiner Form nutzen will, mit einem Klick akzeptiert. Damit sollte ich auf der sicheren Seite sein. Mit Betonung auf sollte.
Und jetzt?
Wer mich
nicht bei den Datenkraken besuchen will, braucht einfach ein wenig Geduld. Ich
will schon lange eine neue Webseite. Einfach, klar und schnörkellos. Auf dieser
Webseite wird es einen Punkt „Aktuell“ geben. Dort kann ich das posten, was ich
bisher im Blog gepostet habe, ohne dass Google oder sonst eine Maschine euch
ausspioniert, bevor ihr auch nur das erste Wort im Text gelesen habt. Trotzdem
wird die Webseite wahrscheinlich eine Datenschutzerklärung haben, die länger
ist als meine gesamten Blogposts der letzten beiden Jahre. Möglicherweise richte ich auf der aktuellen Webseite eine Übergangsfunktion ein. Das muss ich noch mit dem Webmaster abklären.
In diesem
Sinne: Herzlichen Dank fürs Mitlesen, Kommentieren, Mut machen. Wir lesen uns anderswo. Oder wir treffen uns bei den Datenkraken. Oder ganz real, bei
einer Lesung.
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