Montag, 30. September 2019

Rückblick September

Am 4. September durfte ich die erste Hälfte des Workshops "EASY" halten. Acht engagierte Lehrpersonen und ich haben Klassenlektüren angeschaut und darüber gesprochen, warum wir sie ausgewählt haben, wie wir mit den Texten gearbeitet haben und wie man auch noch arbeiten könnte damit.

Am 11. September ist Edition 4 von da Buchs offiziell erschienen. Dazu gehören auch meine beiden "Krawallnacht"-Bücher. Wir haben in der Bibliothek Gossau/SG gefeiert. Danach fuhr ich mit Herrn Ehemann in eine Auszeit.

Am 19. September war es mir eine Ehre, die Vernissagen-Rede für die Ausstellung der jungen Generation G in Grabs zu halten. Es war meine erste Rede, und ich war entsprechend nervös.

In der gleichen Woche, am 21. September durfte ich den Anlass "Rock the Lok" der Musikschule Werdenberg moderieren. Auch das eine Premiere für mich.

Bei beiden Anlässen, dem vom 19. und dem vom 21. September, haben mich die Kreativität und die Qualität der Arbeiten / Darbietungen der jungen Leute tief beeindruckt und berührt.

Am 23. September traf sich der Vorstand von Autillus zu einer Sitzung in Zürich. Wir haben weitreichende Entscheide getroffen und Weichen gestellt.

Am 25. September war ich an der Jahrestagung des SIKJM zum Thema "Easy Reader." Dort habe ich mir eine tiefe Traurigkeit eingefangen, die ich zum Glück wieder losgeworden bin. Meine persönlichen Konsequenzen habe ich noch am gleichen Tag getroffen und schon umgesetzt.

Am 26. September traf ich mich mit Bettina Kugler vom St. Galler Tagblatt zu einem Interview. Es wurde dann weit mehr als ein Interview, weil wir beide innerhalb weniger Wochen ähnliche persönliche Erlebnisse zu verarbeiten hatten. Das und die Traurigkeit, die auch am Donnerstag in mir nistete, hat zu Antworten geführt, von denen ich noch nicht weiss, ob sie auch wirklich die klügsten und treffendsten waren.

Der 27. September war ein voller Tag: Am Morgen und Nachmittag die ersten Lesungen nach der Sommerpause. Ich habe sie sehr genossen! Danach fuhr ich nach Zürich, weil ich zur Werkbeitragsfeier von Pro Helvetia eingeladen war. Bevor ich mich jedoch mit allen spannenden Menschen traf, stolperte ich mitten in eine Klimademo und lief ein Stück weit mit.

Über das Wochenende habe ich mich in die Berge zurückgezogen. Das hat gut getan. Ich bin geerdet zurückgekehrt. Leider erreichte mich dann heute Morgen eine Mail, die mich bestürzt hat, mir aber auch klar gemacht hat, wie sehr man jemanden verletzen kann, ohne es zu wollen.

In diesem Sinne: Fragt euch in einer ruhigen Minute, welche Auswirkungen eurer Tun oder eure Worte haben und tragt euch und euren Mitmenschen Sorge.

Sonntag, 29. September 2019

Der Platz, an dem die Welt mich nicht kriegt

Die Rezi zu Sunil Manns "Totsch" kommt zum passendsten Augenblick. Ich habe nämlich das ganze Wochenende an das Buch gedacht. Vor allem an eine meiner Lieblingsszenen: Die Stelle, wo Olaf seinen geheimen Ort beschreibt, an den er sich zurückzieht, wenn ihm alles zu viel wird und er sich von den Demütigen erholt. Er beschreibt es so: "Der einzige Platz, an dem die Welt mich nicht kriegt."

Ich habe auch so einen Ort. Den habe ich dieses Wochenende gebraucht wie schon lange nicht mehr, denn ich bekam diese Traurigkeit, die mich seit letztem Mittwoch begleitete, einfach nicht aus mir raus. Ich konnte sie kurzfristig verdrängen bei einem Interview am Donnerstag über unseren da bux Verlag und am Freitag bei meinen ersten Lesungen nach der Sommerpause, bei der Klimademo in Zürich, in die ich zufällig geriet und gleich ein Stück weit mitlief, und bei der Werkbeitragfeier von Pro Helvetia. Aber trotz all dieser wunderbaren Anlässe schlich sich die vermaledeite Traurigkeit am Abend wieder an mich ran und breitete sich wie Novembernebel in mir aus.

Erst an meinem Platz, an dem die Welt mich nicht kriegt, hat sie sich verzogen.
Hier ist er.

Donnerstag, 26. September 2019

Kevin and me

Ich war an einer Jahrestagung, die mich zutiefst traurig gemacht hat und aus der ich persönlich heftige Konsequenzen gezogen habe und immer noch ziehe (bin trotzdem immer noch traurig).

ABER der Tag hatte auch zwei wunderbare Lichtblicke:

1. Meinen Kollegen Stephan Sigg, der unseren da bux Verlag hochprofessionell und vor allem SEHR sympathisch (re)präsentiert hat.

2. Das Treffen mit meinem Lieblingsautor Kevin Brooks (danke, Stephan, für das schöne Bild).

Dienstag, 24. September 2019

Glücksmomente

Vor einer Viertelstunde habe ich mit einer extrem netten Bibliothekarin über einen ganz speziellen Anlass im nächsten April gesprochen, zu dem ich eingeladen bin. So was ist kaum zu toppen.

Aber ein Sahnehäubchen obendrauf gab's dann doch noch. In Form einer Mail, die die nächste Lesetour durch den Kanton Graubünden bestätigt - samt Link auf das Hotel, in dem ich im Engadin schlafen werde. Boah!!!

Das sind so die perfekten Augenblicke in meinem Berufsleben.

PS: Wenn mich das Wetter nicht stoppt, werde ich genau hierhin wandern während meiner Lesetour:

Sonntag, 22. September 2019

#systemchange

Ich weiss, dass es nicht wenige Menschen gibt, die bei diesem Wort sofort in Abwehrstellung gehen. Für die ist schon die Forderung nach #climatechange eine Zumutung. Aber gleich das System!!! Man kann doch nicht ändern, was man hat. Könnte ja schaden. Sogar gefährlich werden. Denkt nur an die Wirtschaft, die Arbeitsplätze. Und sowieso: Immer diese linken Gutmenschen mit ihren Ideen. Als ob es uns in diesem neoliberalen Turbokapitalismus allen gut ginge.

Ich habe es aufgegeben, an eine von der Politik und Wirtschaft eingeleitete Änderung zu hoffen. Wir müssen unten anfangen. Mit uns. Sozusagen mit einem #humanchange. Bewusster Leben. Rücksicht nehmen auf andere und die Natur. Nicht alles haben wollen, dafür mehr bei uns selber sein. Einstehen für das, woran wir glauben, wovon wir träumen.

Als die Menschen letzten Freitag weltweit für das Klima auf die Strasse gingen, war ich im Haus in den Bergen. Aber in Gedanken war ich den ganzen Tag bei den Menschen, die die Strassen der Städte und Dörfer dieser Welt füllten. Und ich füllte für mich meine ganz persönliche Charta aus: Eine Liste voller Möglichkeiten, mehr für die Umwelt und ein besseres Klima zu tun.

Dass wir etwas tun müssen, steht für mich ausser Frage. Uns fallen die Berge auf den Kopf, weil der Permafrost schmilzt und das Gestein nicht mehr zusammenhält. Ganz konkret ist diesen Sommer eine SAC-Hütte ganz in der Nähe unseres Hauses in den Bergen nicht zugänglich, weil ein Steinschlag sie zerstört hat. Meine beiden Brüder, beides begeisterte Alpinisten, erzählen mir von weggerutschten Bergflanken, unterbrochenen und nicht mehr begehbaren Routen; auf den höheren Bergen bilden sich Gletscherseen, wo es noch nie welche gab. Bergbäche werden zu reissenden Flüssen, Schlammlawinen wälzen sich talabwärts. Flüsse treten über die Ufer.

Wir könnten auch über die vielen Vogel- und Insektenarten reden, die still und leise verschwinden. Über schrumpfende Lebensräume von Tieren. Über die neue Art von Naturabenteurern, denen es nicht wirklich um die Natur geht, sondern nur darum, der Erste oder die Erste zu sein, die Spuren in den Schnee ziehen. Egal, ob das in Lawinenhängen ist oder in Schutzräumen für Tiere. Oder jene neue Art von Berggängern, die sackteuer ausgerüstet ins Gebirge zieht und dann den Abfall dort oben liegen lässt.

Bevor ich mich hier in Rage schreibe, zurück zum #sytemchange. Er muss kommen. Wir dürfen nicht darauf warten, bis ihn uns jemand befiehlt oder das Klima ihn uns in aller Härte aufdrückt. Also fangen wir an. Bei uns. Im Privaten. Ein #humanchange eben. Und weil ich doch immer noch auf die Politik hoffen will, werde ich nächsten Monat zum ersten Mal nicht die SP wählen (sorry), sondern die Grünen.

Mittwoch, 18. September 2019

Erkenntnis

Nach der da bux Verlagsparty zum Start von Edition 4 haben Herr Ehemann und ich eine Auszeit genommen. Wir sind durch die Hügellandschaft des Piemonts gewandert (samt dem obligatorischen Verirren trotz Wanderkarte), haben das süsse Nichtstun in herrlicher Umgebung genossen, abends gut gegessen, der Sonne beim Untergehen zugeschaut und das warme Licht in uns aufgesogen. Schön war's. Richtig schön.

Auf dem Weg nach Hause beschlossen wir, am San Bernardino für einmal nicht durch den Tunnel zu fahren, sondern über den Pass. Und dort oben traf mich die Erkenntnis wie ein Blitz. DAS ist die Landschaft, die mein Herz und meine Seele tief berührt. Das Piemont ist schön. Aber hingehören tue ich in diese wildschöne Kargheit. Entweder bei uns auf über 2000 Metern über Meer - oder in Schottland.

Dienstag, 10. September 2019

Krawallnacht - ein Projekt - zwei Bücher

Die letzten paar Monate wurde es kompliziert bei der Frage: "Wie viele Bücher haben Sie schon geschrieben?" Ich hätte zu viel verraten, wenn ich die Zahl genannt hätte.

Und dann gab es noch die Frage: "Woran schreiben Sie gerade?" Da konnte ich mich mit der Antwort "an einem neuen Jugendbuchprojekt" rausmogeln.

Nun kann ich beide Fragen beantworten:

Krawallnacht ist ein Projekt mit zwei Büchern zu einem Ereignis, einmal erzählt von Alina und einmal erzählt von Kilian. Beide fühlen sich in ihrer Familie nicht mehr gut aufgehoben, beide kämpfen mit Problemen in der Schule. Und beide kennen Linus - das verbindende Glied in dieser Geschichte.

Ein Samstag im Frühling führt die drei zusammen. Sie geraten mitten in gewalttätige Ausschreitungen rund um ein Fussballspiel, werden hineingerissen in einen Strudel aus Gewalt und müssen sich entscheiden: wegsehen oder hinsehen, sich der Gewalt entgegenstellen oder vor ihr fliehen. Sie müssen Verantwortung übernehmen. Für sich, für die anderen. Und sie müssen mit den zum Teil sehr bitteren Konsequenzen klarkommen und leben.

Als es darum ging, für die Rückseite des Buches ein Kurzportrait von mir zu schreiben, war mir sehr klar, was darin stehen sollte: Alice Gabathuler mag keine Gewalt. Aber sie schreibt darüber. Am liebsten hautnah und direkt. Weil sie sich fragt, was Gewalt aus und mit uns Menschen macht. Und was wir ihr entgegensetzen können.

Erscheinen werden die beiden Krawallnacht-Bücher in den nächsten Tagen beim da bux Verlag. Sie sind beide 60 Seiten kurz, leicht lesbar, aber nicht leicht verdaubar. Bestellen kann man sie direkt beim Verlag, im Buchhandel, online oder bei mir.

Zur Eingangsfrage: Es sind - mit diesen beiden Büchern - genau 20. Ein kleines Jubiläum also :-) 

In den nächsten paar Tagen und Wochen werde ich euch Einblicke hinter die Kulissen geben, also sozusagen ein Making-off. Also: Stay tuned!


Sonntag, 8. September 2019

Wo man nicht zwischen den Zeilen lesen kann

Wie haut man ab, ohne dass die Eltern in voller Panik die Polizei alarmieren? Leon aus "Ich, Onkel Mike und Plan A" denkt sehr lange über diese Frage nach. Einfach einen Zettel hinlegen - geht gar nicht. Denn schreibt man "Ich bin dann mal fünf Wochen weg, macht euch keine Sorgen", lesen die Eltern gaaaaanz viel zwischen den Zeilen ... und machen sich grosse Sorgen. Also entscheidet er sich für eine Videobotschaft, in der alles klar ist. Weil man in einer Videobotschaft nicht zwischen den Zeilen lesen kann.

Emil, der Sohn meiner wunderbaren Autorenkollegin Jutta Wilke, war damals, als das Buch zum ersten Mal erschien, genau so als wie Leon. Ich habe ihm den Text von Leons Botschaft gegeben und ihn dann einfach machen lassen. Hier das Resultat in voller Länge (für den Trailer mussten wir leider kürzen)