Montag, 19. August 2019

Niatig wia d'Höll

Der Rest dieses Blogposts folgt in Schweizerdeutsch. Muss sein. Geht nicht anders.

A paar Wort Klarteggscht: I bii linggs unn nätt. Das macht mi no lang nid zumana Wurm oder zunara Maada. Unn scho gär nid macht mi das zu ötschwemm, wo'd Schwizz kabut macha will. D'Schwizz machen genau dia kabut, wo nu ai ainzigi Mainig gälta lunn - iiri. D'Schwizz machen dia kabut, wo uuni Aschtann und Reschpeggt uf primitivschti Art uf alna umatramplen, wo andersch tenggen odr usgsean. Nu am Fall. Gopf. Nomoola. Unn jo, wänner's wüssa wenn: I bi gad niatig wia d'Höll. O wäni suss würggli nätt bi.

Dienstag, 13. August 2019

Wo die Freiheit wächst

Es war ziemlich am Anfang meines Lebens als Autorin. Da erschien von einem Frank Maria Reifenberg ein Buch im selben Verlag, bei dem ich untergekommen war. Landeplatz der Engel hiess es. Ich mochte den Titel, ich mochte die Inhaltsangabe, also kaufte und las ich es. Landeplatz der Engel gehört bis heute zu meinen Lieblingsbüchern, und ich habe damals nicht verstanden, weshalb es nicht für den deutschen Jugendliteraturpreis nominiert war (ich verstehe es übrigens heute noch nicht). Mir war klar: Diesen Autor will ich kennenlernen. Unbedingt. Wir trafen uns in Zürich und mochten uns auf Anhieb. Im Laufe der Jahre haben wir uns oft übers Schreiben und unseren Beruf unterhalten, darüber, was uns dabei wichtig ist.

Sehr wichtig war Frank die letzten paar Jahre sein neues Jugendbuch. So wichtig, dass er sich dafür viel Zeit genommen und auch gelassen hat. Drei Jahre lang hat er recherchiert und geschrieben. Über Jugendliche im Zweiten Weltkrieg, über Widerstand und Zivilcourage in Zeiten, in denen beides tödlich sein konnte. Das hätte er reisserisch tun können, auf Drama und Effekt bedacht. Mit strahlenden Helden und Heldinnen, mit Pathos. Mit versteckt wedelndem Zeigefinger. Hätte. Hat Frank aber nicht. Er hat sich für einen Briefroman mit sehr menschlichen Figuren in all ihren Stärken und Schwächen entschieden. Titel: Wo die Freiheit wächst - ein Briefroman zum Widerstand der Edelweisspiraten.


Inhalt:
Köln, 1942. Lene Meister ist 16 Jahre alt und Auszubildende in einem Frisörsalon, doch der Zweite Weltkrieg raubt ihr viel von dem, was sich ein Mädchen in ihrem Alter erträumt. Ihre Heimatstadt wird seit einem Jahr regelmäßig von Bombenangriffen erschüttert. Lene lässt sich aber nicht unterkriegen und versucht tapfer, die Familie zusammenzuhalten. Mit jeder neuen Todesnachricht von der Front und mit dem allmählichen Verschwinden ihrer jüdischen Freunde und Bekanntschaften beginnt sie an den Worten des Führers und insgesamt am NS-Regime zu zweifeln.
In dieser Zeit zwischen Furcht, Verzweiflung und Hoffnung lernt sie Erich kennen und verliebt sich. Bald entdeckt Lene, dass Erich ein gefährliches Spiel spielt. Er gehört zu den Jugendlichen, die nicht in Reih und Glied marschieren wollen: zu den Edelweißpiraten. Diese Jugendgruppen interessieren sich nicht für die Tätigkeiten der Hitlerjugend oder des BDM. Sie tragen keine Uniformen und singen ihre eigenen Lieder. Sie beschmieren die Wände mit Anti-Nazi-Parolen und teilen regimekritische Flugblätter aus. Und das alles ist der Gestapo ein großer Dorn im Auge.
Schreibende in Wo die Freiheit wächst sind Lene, ihre Freundin Rosemarie, ihre Brüder Franz und Kalli und Erich, der Edelweisspirat. Weil man während dieser Zeit stets damit rechnen musste, dass die Briefe geöffnet und gelesen wurden, lebte man extrem gefährlich, wenn man sein Herz und seine Seele auf der Zunge trug, respektive durch seine Schreibfeder - oder im Fall von Lene durch ihre Schreibmaschine - fliessen liess, mehr noch: Man brachte auch die Empfänger in Gefahr.

So geht es auch Lene. Schon einer der ersten Briefe, in denen sie kritische Gedanken äussert, hat Konsequenzen für Rosemarie. Und doch müssen Lenes Gefühle raus. Sie sucht und findet Möglichkeiten, ihre Briefe zu verschicken, ohne dass sie von anderen gelesen werden können, aber ganz sicher sind auch diese Wege nicht. Als es nicht mehr nur bei kritischen Gedanken bleibt, als Lene sich den Edelweisspiraten anschliesst und sich an ihren Aktionen beteiligt, steigt das Risiko aufzufliegen und andere mit sich zu reissen.

Mich beeindruckt Lene, die nicht wegsehen kann und je länger je mehr auch nicht mehr wegsehen will. Die es ungerecht findet, wie ihre jüdischen Mitmenschen behandelt werden. Die sich überlegt, warum Menschen in einen Zug einsteigen und ihre Koffer danach auf dem Bahnsteig stehen. Die diese Gedanken zu Ende denkt und die entsetzliche Schlussfolgerung daraus nicht einfach hinnehmen will. Die inmitten des zerbombten Kölns Briefe ihres Bruders von der Front liest und die Sinnfrage immer lauter und drängender stellt. Die erlebt, was es bedeutet, diese Sinnfrage offen zu stellen.

Gerade weil das Buch auf alles Reisserische verzichtet und das alltägliche Leben im und mit dem Krieg aus nächster Nähe aufzeigt, findet man darin nachvollziehbare Antworten auf die Frage: "Was hättest du getan?" Aus der zeitlichen Distanz und dem Wissen, das wir heute haben, ist es ja einfach zu behaupten, man hätte sich unter allen Umständen aufgelehnt. Erlebt man aber durch die Augen der briefeschreibenden Jugendlichen mit, wie dicht das Kontrollsystem gewebt war, wie brutal die Konsequenzen für jene waren, die es wagten, sich zu widersetzen, wie schwierig es war, unter vielen, die nichts wissen und sagen wollten, etwas zu verändern, wie stark die Menschen mit dem eigenen Überleben beschäftigt waren, was der Kriegsalltag mit den Menschen gemacht hat, dann ist die Antwort - wenn man ganz ehrlich mit sich selber ist - gar nicht mehr so einfach. Und dennoch wünscht man sich, man hätte zu jenen gehört, die es wie Lene und die Edelweisspiraten gewagt haben, sich aufzulehnen.

Das Buch gibt einem aber auch die Chance, sich zu fragen: Was tue ich heute? Gegen Rassismus, gegen Ausgrenzung, gegen Hetze, gegen den Klimawandel, gegen all das, was ich als ungerecht empfinde? Nehme ich es resigniert hin? Mache ich die Faust im Sack? Ersticke ich an meiner Wut? Oder tue ich etwas? Und wenn ja, was? Begnüge ich mich mit einem gefahrlosen "Like" im Internet? Oder wage ich mich auf die Strasse? Bin ich bereit, mein Leben umzustellen, meinen Mitmenschen und der Umwelt zuliebe? Was will ich meinen Kindern einmal sagen können, wenn sie fragen: "Was hast du getan?"

Man merkt dem Buch seine lange Reifezeit an. Es ist sehr sorgfältig geschrieben, die Briefe treffen den Ton, da ist nichts geschludert oder unbedacht hingeworfen. Um es etwas theoretisch zu beschreiben: Form und Inhalt sind aus einem Guss. Zudem wird die Geschichte durch längere einordnende Nachworte in den zeitlichen Kontext gebettet. Das macht das Buch - unter vielem anderen - auch zur idealen Schullektüre. Und zu einem Kandidaten für den deutschen Jugendliteraturpreis. Wenn ich es auf der Nominationsliste nicht finden würde, würde ich die (Literatur)Welt dann defintiv nicht mehr verstehen.

Sonntag, 4. August 2019

Freitag, 2. August 2019

Es geht los - Leserunde zu "Ich, Onkel Mike und Plan A"

Die Leserunde zu "Ich, Onkel Mike und Plan A" ist eröffnet.Sie findet auf der Bücherplattform Lovelybooks.de statt. Wer mitmachen möchte, kann sich ab sofort HIER bewerben. Wie man mitmacht, erfahrt ihr gleich nach dem Bild.


 Wie funktioniert so eine Leserunde?

Ausschreibung und Bewerbungsphase:
Leserunden auf Lovelybooks werden erst einmal auf der Plattform ausgeschrieben. Sie beginnen mit einer Bewerbungsfrist, in der man sich um ein kostenloses Exemplar bewerben kann. Dabei muss man eine Frage beantworten. Wichtig ist, dass man sich für das Buch interessiert, das man gewinnen möchte, denn wer ein Buch gewinnt, verpflichtet sich, aktiv an der Leserunde teilzunehmen und das Buch zu rezensieren. Da macht es keinen Sinn, sich für ein witzig-abenteuerliches Kinderbuch zu bewerben, wenn man sonst eher zu Vampir-Romanen mit schrägem Sex oder romantischen Krimis mit feinen Essrezepten tendiert. Wichtig: Um an der Leserunde teilnehmen zu können, muss man Mitglied bei Lovelybooks.de sein (Registrieren ist einfach).

Auslosung:
Nach Ablauf der Bewerbungsfrist werden die 10 GewinnerInnen des Buches ausgelost und bekommen ihr Leseexeplar zugeschickt. An der Leserunde teilnehmen kann man aber auch, wenn das Losglück einen überhüpft hat; dann muss man sich das Buch selber organisieren (kaufen, ausleihen).

Lesen und kommentieren:
Sobald man das Buch bekommen hat, kann man mit dem Lesen beginnen und in verschiedenen Rubriken aktiv teilnehmen und kommentieren. Ich habe mich entschieden - nebst den üblichen Feedback-Rubriken zu einzelnen Teilen der Geschichte - eine Plauder- und Diskussionsecke zu führen, und in der Rubrikt "Aus der Schreibstube" gebe ich Einblicke in die Entstehungsgeschichte des Buches. Ich werde also aktiv an der Leserunde teilnehmen und freue mich auf den Austausch mit den LeserInnen.

Rezensionen:
Wer ein Buch gewinnt, verpflichtet sich, eine Rezension zu schreiben. GANZ WICHTIG: Diese Rezensionen sollen und dürfen keine Gefälligkeitsrezensionen sein, sondern drücken die ehrliche Meinung aus. Wem das Buch gefällt, der darf es loben, wem es nicht gefällt, der darf das offen kundtun. Was erwartet wird: Dass diese Rezensionen zumindest auf Lovelybooks veröffentlicht werden, sie dürfen gerne auch auf andere Online-Plattformen aufgeschaltet werden.

Was hat der Leser / die Leserin von dieser Leserunde:
Man bekommt mit etwas Glück das Buch geschenkt, das man lesen möchte, kann sich mit anderen Lesenden über die Geschichte austauschen, und weil die Leserunde von der Autorin begleitet wird, kann man jederzeit Fragen stellen und bekommt Hintergrundinfos über das Entstehen der Geschichte und das Schreiben generell.

Was hat die Autorin (also ich) von der Leserunde:
Ich kann mein Buch auf einer Buchplattform vorstellen, wodurch es sichtbar(er) wird und neue LeserInnen finden kann; dank des Austauschs bin ich im Kontakt mit meinen LeserInnen, und am Ende hat das Buch ein paar Rezensionen mehr, was ihm mehr Gewicht verleiht.

Was erwarte ich von dieser Leserunde:
Ich gehe in diese Leserunde nicht so offen wie in die Blogtour, denn meine erste Erfahrung mit einer Leserunde war nicht nur positiv (weshalb ich jetzt ganz lange keine mehr gemacht habe). Das hatte verschiedene Gründe: Es gab recht viele Anmeldungen, aber am Ball blieben dann nur jene, die das Buch gewonnen hatten und davon hat ein grosser Teil nicht wirklich an der Leserunde teilgenommen. Ein paar banale Sätze zum Inhalt, wobei einige die Namen und / oder die Handlung durcheinanderbrachten, dafür gab es genau von solchen Leuten dann Rückmeldungen wie "da hätte man mehr draus machen können", und in der Rubrik "Fragen an die Autorin" blieb es sehr ruhig. Ich hatte mehr als einmal das ungute Gefühl, dass es Leute gibt, die einfach Gratisbücher abstauben wollen. Deshalb habe ich bei dieser Ausschreibung der Leserunde deutlich erwähnt, dass sich nur LeserInnen bewerben sollten, die wirklich an der Geschichte und einem Austausch interessiert sind. Ich lasse mich überraschen. Vielleicht lebt diese Leserunde mehr als meine erste. Ich bin jedenfalls gespannt und freue mich auf diesen neuen Versuch.