... muss und wird sich ändern.
Nach der Demo in Liestal von gestern ist mir mehr als nur klar, dass ich (sozial)politisch absolut und total durch bin. Ich kann und will nicht mehr. Wenn die Polizei bei gut 6000 Regelbrechern, die masken- und abstandslos demonstrieren, nicht eingreift, Applaus von ihnen bekommt und sie am Ende mit einem freundlichen "Kommen Sie gut und gesund nach Hause" verabschiedet, bevor sie diese rücksichtslosen Vollhonks ohne Maske in den ÖV strömen läst, dann weisst du, woran du in diesem Land bist.
Ändern kann ich das nicht. Dieses Land funktioniert, wie es nun mal funktioniert. Aber als Konsequenz davon habe ich gestern meiner geistigen Gesundheit und meinem Seelenfrieden zuliebe entschieden, auf Twitter nur noch beruflich zu tweeten, Facebook zu meiden und auf Insta schöne Bilder online zu stellen. So sporadisch mal. Weil ganz ohne geht in meinem Beruf nur schlecht. Dazu habe ich mir Hashtags einfallen lassen, die ich mir vorsichtshalber an meine Pinnwand gehängt habe, damit ich mich daran erinnere, wenn es mich in den Fingern juckt einen Kommentar zum aktuellen Geschehen abzugeben.
Mein Blog ist die Ausnahme. Da werde ich weiterhin über alles schreiben, was mich beschäftigt. Vor allem aber über die postiven Seiten des Lebens. Denn privat und beruflich geht es mir bestens. Ich bin wunderbar aufgehoben und ausgelastet und stecke in wunderbaren Projekten, die ich mit viel Lust, zum Teil auch mit (sehr) viel Ehrgeiz angehe, aber auch glücklich-gelassen und voller Zuversicht.
Diese Woche sind Konzepte, Exposé und Leseprobe von zwei Kinderbuchprojekten an meine Lektorin gegangen. Ein Dossier zu einem Jugendbuchprojekt wird folgen. Nach einer langen Pause, in der ich von Verlagen (ausser dem eigenen) gar nichts mehr wissen wollte, hat es mich wieder gepackt. Wenn etwas dabei herauskommt: gut. Wenn nicht: auch gut.
Lesungen mache ich zurzeit - immer noch coronabedingt - nur wenige, und die paar wenigen, die ich gemacht habe, haben mich mit vielen Fragen zurückgelassen. Gute Schutzkonzepte gab es nur an zwei Lesungsorten, an anderen habe ich zum Teil vor rund 50 Jugendlichen gelesen, die dicht an dicht in kaum bis gar nicht belüftbaren Räumen sassen. Vor meinen nächsten Lesungen werde ich mich deshalb nach dem Schutzkonzept erkundigen und dann entscheiden, ob ich die jeweiligen Lesungen für mich verantworten kann. Erst einmal ist jetzt aber wieder Schonzeit: Meine nächsten Lesungstermine sind erst Anfang Mai 2021. Ich habe also jede Menge Zeit und Raum für meine da bux Verlagsarbeit und mein Schreiben.
Meine Kraft, Energie und Zuversicht schöpfe ich aus der Familie und guten Freund*innen. Mit Jutta Wilke maile ich immer noch jeden Tag. Wir beide haben grad etwas Neues entdeckt, das uns begeistert und setzen das auch gleich um. Sie wandert den Jakobsweg. Nicht dort, wo er ist, sondern bei ihr vor der Haustür. 800 km. In Etappen à 8 km. Ich bereite mich - auch vor der Haustür - schon mal auf meine nächsten Küstenwanderungen in Grossbritannien vor. Dazu habe ich mir keine Gesamtdistanz als Ziel gesetzt, sondern Monatsziele. Und die habe ich so richtig schön bunt in mein Bujo eingetragen.
Ich kann also privat extrem gut, was auf den Social Media, vor allem auf Twitter, schwierig ist: Abstand schaffen, mich fernhalten von Menschen und Geschehnissen, die mir nicht guttun. Das empfinde ich als riesiges Privileg und ich bin dafür extrem dankbar.