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Montag, 23. Dezember 2019

Das Leben rocken

2019 war beruflich ein Wahnsinnsjahr. Im besten Sinne.

Ich darf Teil dieser unglaublichen Buchband da bux sein. Wir haben 2019 noch einmal zulegen können und haben zusammen mit unseren AutorInnen so richtig heftig gerockt. da bux hat mir die Motivation, die Energie und die Freude an meinem Beruf mehr als nur zurückgegeben; ich wage zu behaupten, dass es mich ohne da bux als Autorin nicht mehr gäbe.

In der Zeit als Mitverlegerin von da bux habe ich den Mut und die Zuversicht gewonnen, auch als Autorin ganz neue Wege zu gehen. Ich habe das grosse Privileg, bei da bux sehr spannende Projekte anzugehen. Im Fall von Voll Risiko ein Buch, das auch in Heilpädagogischen Schulen gelesen werden kann, im Fall von Krawallnacht ein wunderbares Erzählexperiment. Beides hat mich gefordert und als Autorin weitergebracht. Und beides hat mich darin bestärkt, bei meinen Romanen mein Ding auf meine Weise durchzuziehen, genau das zu schreiben, worauf ich Lust habe.

Und weil ich 2019 wahnsinnig Lust hatte, eine neue Geschichte mit Kata, Ayden, Nathan, Raix und all den wunderbaren Figuren aus den Lost Souls zu schreiben, schreibe ich im Augenblick Band 5 der Serie - oder anders gesagt - Band 1 der zweiten Staffel. Kein Verlag hätte bei so was mitgemacht, ich hab's auch gar nicht erst versucht. Weil ich - auch das verdanke ich da bux - gemerkt habe, wie viel Freude und tiefe innere Befriedigung es bereitet, ein Projekt mit Menschen durchzuziehen, die für das brennen, was sie tun.

Genau solche Menschen habe ich gefunden. Ich bin auch im Self Publishing nicht mehr alleine unterwegs, sondern habe mit Josia Jourdan (Presse/Marketing) und Jutta Wilke (Lektorin und Korrekturleserin) zwei Menschen an meiner Seite, die Buchstaben atmen und Bücher leben. Besser geht nicht.

Beides - da bux und das Self Publishing - halten mich gewaltig auf Trab. Aber auf eine sehr gute Art und Weise. Es ist das Reiten der Welle, das Fliegen und Abheben, das Gefühl, angekommen zu sein und genau das Richtige zu tun.

Viel Rückenwind und vor allem auch Anerkennung und Wertschätzung habe ich dieses Jahr von Pro Helvetia bekommen, die das Krawallnacht-Projekt mit einem Werkbeitrag ausgezeichnet haben. Die Freude darüber war riesig. Und deshalb: Vielen Dank, Pro Helvetia.

Und ja, es gab auch die Momente, in denen ich mich völlig ausgebremst fühlte. Momente, in denen ich die Situation von Kinder- und Jugendbuchschaffenden in der Schweiz als hoffnungslos empfand. Weil wir von Stellen, die uns eigentlich fördern sollten, übergangen und ignoriert werden, nicht unbedingt finanziell (das auch), vor allem aber ganz generell. Im September kam dann dieser eine Moment, der eben der entscheidende Moment zu viel war. Ich habe realisiert, wie sehr wir gegen Betonwände anrennen, wie tief die gläserne Decke hängt, an der wir Schweizer Kinder- und Jugendbuchschaffende uns immer und immer und immer wieder den Kopf anstossen, wie wenig Stellenwert wir haben - und ich habe mich entschieden, diesen Kampf aufzugeben und mich aus dem Vorstand von Autillus zurückziehen, in dem ich mich zusammen mit engagierten VorstandskollegInnen seit Jahren für die Schweizer Kinder- und Jugendliteratur einsetze.

Denn: Ich will mich nicht länger runterziehen lassen, mich nicht länger von Dingen frustrieren lassen, die ich sowieso nicht ändern kann. Ich will das (Autoren)Leben rocken. Mit einem Verlag, der mich beflügelt. Mit meinen Self Publishing Projekten, an denen ich voller Begeisterung arbeite. Mit Menschen, mit denen ich gemeinsam abheben und fliegen kann. Ich habe das grosse Glück, solche Menschen gefunden zu haben. 

Deshalb an dieser Stelle ein riesiger Dank an sie. Lasst uns auch 2020 rocken. Ich freue mich darauf.


Montag, 31. August 2015

Ankommen. Bei mir. Und dagegenhalten.

Es war leicht, in den letzten Wochen verloren zu gehen. Die Kälte hat sich - nicht nur - in unser Land geschlichen. Am Freitag stand ich dann an einem Punkt, wo sich all das Aufgestaute bei mir entlud.  Nein, es war kein guter Tag. Aber es war einer, an dem am Ende ein Konzert auf mich wartete. The Beauty of Gemina spielte im Kunstmuseum Liechtenstein. Mit Special Guests aus Island.

Und es war wie immer. Die Band machte mich wieder ganz. Füllte meine Seele. Liess mich zur Ruhe kommen. Zeigte mir den Weg. Zwei Stunden war ich anderswo. Auf diesem Planeten, der mit keinem Gefährt der Welt erreichtbar ist. Die Musik von The Beauty of Gemina nahm mich direkt dort hin. Ich kam nicht nur zurück, ich kam an. Bei mir.

Von der Reise mitgebracht habe ich auch unendlich viel Inspiration zu einem Jugendbuch. Es muss kein Thriller werden. Es muss keine Erwartungen erfüllen. Es muss nur eins: Aus der Seele kommen. Die Vorlage lieferen jede Menge Textzeilen aus Songs der Band. Sie haben all diese Songs am Freitag gespielt. Unter anderem auch den Song Into Black, den Soundtrack zum Buch Black Rain. Es war die schönste Version, die ich je von diesem Lied gehört habe.

Dieser Freitagabend war magisch. Vielleicht lag diese Magie überall in der Luft. Denn plötzlich häuften sich in Zeitungen, Blogs und auf youtube die Meldungen jener, die wie ich nicht in einer solchen Kälte leben wollen. Und das auch laut und deutlich sagen und schreiben. Das Video von Joko und Klaas habt ihr euch hoffentlich schon angesehen. Ich habe noch zwei Lesetipps für euch.

Philipp Loser, TagesAnzeiger: Flüchtlingselend und Wahlkampf - das ist unerträglich
Zoe Beck, Autorin, Blog: Toleranzgrenzen

Ich habe wieder Hoffnung. Als Start in die neue Woche schenke ich euch einen meiner Lieblingssongs von The Beauty of Gemina.  Lasst euch von der Stimmung anstecken und lasst euch nicht unterkriegen! Und haltet dagegen. Gegen die Unmenschlichkeit. Gegen den Zynismus von einzelnen Menschen oder Parteien. Gegen die Kälte.