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Donnerstag, 1. August 2024

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With each book you write you have to learn how to write that book - so every time, you have to start all over again.

Dani Shapiro


Von und über Austin Kleon habe ich in diesem Blog schon öfter geschrieben. Kürzlich entdeckte ich in einer Instagram-Fotostrecke einen Buchtipp von ihm: Still writing von Dani Shapiro. Der Titel machte mich neugierig, denn diesem Ich schreibe immer noch hängte mein Kopf sofort ein trotz allem an. Ich fühlte mich mitten ins Herz getroffen, denn ja ich schreibe. Immer noch. Trotz allem. Also googelte ich erst das Buch, las die Leseprobe und googelte dann die Autorin. Im Rahmen dieser Suche bin ich auf das obige Zitat gestossen: "Mit jedem Buch, das du schreibst, musst du lernen, wie du das Buch schreibst - du startest jedes Mal von vorne."

In diesem Zitat habe ich den Grund oder zumindest einen Grund gefunden, warum ich immer noch schreibe. Ich liebe diese Neuanfänge. Je länger ich schreibe, desto mehr suche ich sehr bewusst das Startfeld, das mich in eine neue Richtung führt. So, wie ich mir im Leben neue Trampelpfade suche, suche ich im Schreiben das Neue. Thema, Setting, Erzählform, Erzählperspektive. Alles braucht seine Zeit, manchmal muss ich auch damit experimentieren, bis ich wirklich eine Form oder die Perspektive gefunden habe, die zu den Figuren und der Geschichte passt. Beim Mittelstreifenblues hat es besonders lange gedauert. Dass ich zwei Erzählperspektiven wollte, wusste ich schnell, daran, wie sie klingen sollten, habe ich lange nachgehorcht und alles Mögliche ausprobiert, bis ich bei der Gedichtform für Jelscha landete und wusste: Das ist es.

Aber selbst wenn eigentlich alles vorgegeben ist, wie bei Band fünf der Lost Souls, benötige ich viel Zeit und auch mehrere Versuche und Anläufe, bis es für mich ganz klar ist, welche Perspektiven ich wähle und wie ich die Geschiche erzählen möchte. 

Ich habe längst aufgehört, mir zu überlegen, ob ich mich ins Abseits schreibe, wenn ich immer wieder in neue Schreibgefilde aufbreche. STOPP. Hier muss ich den Rewind-Button drücken und etwas ausholen. Früher war mir nicht bewusst, dass man sich überhaupt ins Abseits schreiben kann. Diese Erkenntnis tauchte erst auf meinem Radar auf, als meine Lost Souls sich nicht so gut verkauften wie erhofft. Auf Nachfrage beim Verlag bekam ich die Antwort: "Die Buchhandlungen wollen einen richtigen Gabathuler." Will heissen, Jugendbücher, wie ich sie bis anhin geschrieben hatte. Ich habe dem Verlag gesagt, er solle den Buchhandlungen ausrichten, die Lost Souls seien richtige Gabathuler, denn immerhin hatte ich die Bücher geschrieben. Nach den Lost Souls folgte ein Kinderbuch. Wieder das "Falsche", weil wieder so anders. Aber da war es mir dann schon egal; da hatte ich nichts mehr zu verlieren. Heute bin ich sozusagen narrenfrei. Ich folge beim Schreiben immer noch und immer wieder meinem Gefühl und meiner Experimentierlust, ohne Scheren im Kopf. Einen Bestseller wird mir das wohl nicht mehr einbringen. Aber immerhin ein zufriedenes, erfülltes Autorinnenleben. Und das ist auch schon ganz schön viel.

Freitag, 6. Januar 2017

In die Sackgasse geschrieben?

Aus aktuellem Anlass - weil grad gestern wieder jemand gefragt hat - meine Tipps, was ich mache, wenn ich mich in den Schilf oder die Sackgasse geschrieben habe:

Was tun Sie, wenn Sie sich in eine Sackgasse schreiben? Schreibstau … 

Drei Möglichkeiten:

- Ich überlege, was meine Figuren machen würden und was die Konsequenzen ihres Handelns wären. Je nachdem enden diese Gedankengänge beim Tod meiner Protas (SEHR ungünstig!), in Gefängnisaufenthalten (auch nicht das Wahre) oder in einer Sackgasse, aus der weder meine Figuren noch ich herauskommen. Ich gehe Möglichkeit um Möglichkeit durch, bis ich einen Ausweg habe. In dieser Zeit schreibe ich zwar nicht, aber ich setze mich intensiv mit der Geschichte auseinander.
- Ich höre Musik. Ich habe zu jedem Buch einen eigenen Buchsoundtrack, der die Figuren und die Handlung spiegelt. In diesen Song / diese Songs tauche ich ein, bis ich mich darin verliere und mir neue Ideen kommen.
- Ich überarbeite, was ich schon geschrieben habe. Das muss ich sowieso irgendwann tun, warum also nicht dann, wenn ich sowieso nicht weiter komme? Manchmal muss ich nur weiter vorne etwas ändern  - und schon geht es dann mit der Geschichte weiter.

Ich reich die Frage gerne weiter: Was tut ihr, wenn ihr euch in die Sackgasse geschrieben habt?

Sonntag, 11. Januar 2015

Schreibtipps

Schreibtipps gibt es wie Sand am Meer. Irgendwann lernt Frau Autorin, die brauchbaren von den unbrauchbaren zu trennen. Wobei das weniger mit den Tipps als mit der Charakterbeschaffenheit von Frau Autorin zu tun hat.

Ein Beispiel: "Mit nur einer Stunde Schreibzeit pro Tag können Sie in einem Jahr ein Buch schreiben."

Das ist ein ermutigender Rat, und er trifft auf jene Autoren zu, die aus dem Stand losschreiben können. Ich bin leider anders gestrickt. In der ersten Stunde schaffe ich nicht viel. Sie ist eher ein zähes Aufwärmen denn ein Schreiben, und was ich in dieser Stunde schaffe ist ... na ja ... legen wir den Mantel des Schweigens darüber. Ich gehöre zu den Autoren, die mehrere Schreibstunden am Tag brauchen. Je länger ich am Text sitze, desto besser läuft es mir. Sprich: Der Satz aus dem obigen Beispiel ist nicht falsch, er trifft einfach nicht auf mich zu.

Ein anderes Beispiel: Man bekommt eine Unmenge Tipps zum Plotten. Die sind alle total klasse. Nur: Ich plotte nicht. Zumindest nicht im Detail. Mir reicht ein roter Faden. Das ist nicht einfacher und nicht zeitsparender als erst nach ausführlichem Plotten loszulegen, im Gegenteil. Was ich an Zeit für das Planen der Geschichte spare, benötige ich um ein Mehrfaches für das Schreiben. Denn wer nicht plottet, braucht Nachdenkphasen, wie es jetzt weitergehen könnte, schreibt sich in den Schilf, löscht, ändert, kämmt den Text immer wieder von vorne durch, passt an, korrigiert, ergänzt. Aber: Das ist meine Art zu schreiben und ich liebe sie.

Am Ende jedoch finden wir alle einen gemeinsamen Konsens, die Schreibtippgeber und die Autoren: Der entstandene Text muss gut sein. Wie man zu diesem guten Text kommt,  muss jeder Autor für sich herausfinden. Schreibtipps können dabei helfen, wenn man richtig mit ihnen umzugehen weiss und sich nichts anzueignen versucht, das einem völlig gegen die eigene Art geht.

Auf Twitter ist mir jemand aufgefallen, der erstaunlich oft (nicht immer) genau das rät, was ich auch raten würde. Der Mann heisst Richard Norden. Ich habe ihn neu in die Blogroll aufgenommen (guckt mal rechts rüber). In seinem neusten Eintrag schreibt er über den Katzenjammer bei der Jahresplanung von Schreibprojekten - und wie man ihn vermeiden kann. Ich sass lesend da und nickte mit dem Kopf:

Die Ursache für solche Planungsfehler ist in fast allen Fällen eine Kombination aus zwei Fehleinschätzungen, die auf sehr unangenehme Art und Weise Hand in Hand arbeiten:

  1. Man schätzt die Zeit, die einem zum Schreiben zur Verfügung steht, grundsätzlich zu hoch ein.
  2. Man schätzt den Zeitaufwand für Schreibprojekte grundsätzlich zu niedrig ein.
Genau so ist es. Was man dagegen tun kann, verrät Richard Norden hier. Oder eben, im Link in der Blogroll. Mir als Spontanmensch und Chaotin ist dann am Ende etwas zu viel Planung dabei - aber wo Richard recht hat, hat er recht.