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Donnerstag, 19. Januar 2023

Abschiedsmelancholie


Kürzlich musste ich mich von no way out verabschieden. Ohne Benachrichtigung des Verlags, der das Buch einfach aus dem Programm nahm. Ich fand selber heraus, dass es vergriffen ist. Gestern Morgen guckte ich ins Autorenportal des Verlags - und Blackout war weg. Ich wusste aus Erfahrung, dass das kein gutes Zeichen ist. Also hin zum Buchkatalog.de., der in Sachen vergriffene Bücher meine Informationsquelle geworden ist.


"Vergriffen", stand da hinter dem roten Punkt.
(Anmerkung am Rande: Man schafft es also, das Buch offiziell als vergriffen zu melden, aber man schafft es nicht, die Autorin zu benachrichtigen.)

Ich sass da und versuchte, das zu verdauen. Gerade hatte ich wieder eine Lesung abgemacht mit einer Schule, an der das Buch gelesen wird. Auf meinem YouTube Kanal guckten sich alleine in den letzten 48 Stunden rund 50 Leute den Blackout Buchtrailer und die Blackout Kurzlesung an. Und jetzt ist das Buch weg. Wieder ohne vorherige Information durch den Verlag. Mein Lager zuhause: fünf Stück. Wenn mich also Schulen anfragen, ob ich noch Exemplare habe, kann ich nicht wirklich helfen.

Zum Glück hatte ich keine Zeit, mich wirklich darüber aufzuregen, denn ich war auf dem Sprung zu einer tollen Veranstaltung (dazu mehr in einem anderen Post). Die Freude und die Begeisterung die ich daraus mitnehmen durfte, trug mich durch den Nachmittag. Am Abend schlich sich dann die Melancholie ein.

Ich muss in kurzer Zeit Abschied nehmen von zwei Büchern, die mein Autorinnenleben geprägt haben. Blackout war mein erstes Buch, es hat mich all die Jahre begleitet, ist an vielen Schweizer Oberstufen zu einer ziemlich verankerten Klassenlektüre geworden. Das Buch hat mich zur Autorin gemacht, ich verdanke ihm unzählige Lesungen, auch heute noch. Mit seinem Verschwinden verschwindet ein Stückweit auch etwas von mir. no way out war mein zehntes Buch, das Buch, nach dem ich dachte, ich könnte jetzt eigentlich aufhören zu schreiben, weil alles gesagt ist, was ich sagen wollte. Es war mir unendlich wichtig und es war mir eine tiefe Freude, als es den Preis als bester deutschsprachiger Jugendkrimi bekam.

Heute Morgen habe ich entschieden, dass ich diesen Abschied für mich würdig feiern möchte. Den Büchern noch einmal zuwinken. Ihnen sagen, wie viel sie mir bedeuten. Ihren wunderbaren Protas danken, dass sie mich gefunden haben. Mich vor den Leserinnen und Lesern verneigen, die die Geschichten gelesen haben. Für alle Feedbacks danken. Wissen, dass diese Bücher nicht nur mir etwas bedeuten. Mich an all die Jugendlichen erinnern, die mir gesagt haben, wie gerne sie das Buch gelesen haben. Ich wusste noch nicht, wie ich das anstellen sollte. Entstanden ist dieser Post (ein Glas Wein an einem Donnerstagmorgen fand ich dann doch etwas zu viel). Es bleibt die Melancholie.

Freitag, 25. November 2022

Good News, no News, sad News


Der Dienstag war ein irrer und auch ein wenig ein irrwitziger Tag. Kollegin Jutta Wilke und ich steckten in unserer Story fest und suchten einen Ausweg. Das ist zwar harzig, aber immer auch gut, weil mit Jutta zu arbeiten Freude macht.

Am Nachmittag habe ich dann mein neustes Video aufgenommen, in dem es um Lesungen für Jugendliche geht. Ich hatte mir eine Liste gemacht, worüber ich reden wollte, habe wie immer eine Weile lang den Text "trocken" geübt, will heissen, ich habe beim Kaffee machen, beim Haushalten usw. laut geredet und dabei hat sich das, was ich sagen will und wie ich es sagen will herauskristallisiert. 

Zwischen zwei Arbeitsschritten hat der Postbote geklingelt und mir die Belegsexemplare der Neuauflage von Hundert Lügen gebracht. Ich hatte ja ziemlich heftig gefiebert und gebibbert, weil ich diesmal nicht sicher war, ob die Druckqualtität genügen würde. Zu meiner Erleichterung ist der Druck gut, bei den Rückblenden könnte er jedoch noch ein wenig besser sein (ich hatte eine sehr feine Schrift gewählt und hatte damit gerechnet).

Ich tanzte also glücklich zwischen Filmauslegeordnung und sonstigem Chaos eine Runde Rock'n'Roll und freute mich. --- Bis ich in die Mailbox guckte.

Da war nämlich die Antwort vom Thienemann-Verlag eingetrudelt. Ich hatte - wieder einmal - festgestellt, dass ein Buch von mir von der Liste in meinem Autorenportal verschwunden ist. Päng. Weg. Das bedeutet nie etwas Gutes. Also hatte ich nachgefragt. Die Antwort: "Ja, das Lager ist tatsächlich leer." Es ist nicht das erste Mal, dass Bücher von mir vergriffen sind oder geramscht werden, ohne mich vorher zu informieren. Meistens finde ich das selber irgendwann heraus und muss dann nachfragen, was los ist. Früher hat mich so was genervt. Heute zucke ich mit den Schultern und erlaube mir einen Lacher.

no way out hatte ein gutes, langes Leben. Acht Jahre war der Titel auf der Backlist, sehr viel länger als viele andere Bücher. Ich hätte dem Buch und mir ein würdevolleres Ende gewünscht, will heissen, ich hätte mir gewünscht, man hätte mich vorgängig informiert, wie das eigentlich üblich sein sollte.

Der Dienstag war also der Tag, an dem ein Buch offiziell zurück in das Licht der Welt trat und ein anderes inoffiziell und leise von der Backlist verschwand. So ist es, das Autorinnenleben. Ich bin froh und dankbar, dass ich den Weg ins Self Publishing gefunden habe, das es mir erlaubt, vergriffene Titel wieder neu herauszugeben und damit auch wieder lieferbar zu machen.

PS: Zu vergriffenen Titeln und deren Neuauflagen habe ich vor ungefähr einem Jahr ein Video gemacht: Vergriffen - und jetzt? Darin erzähle ich, was aus all meinen Jugendbüchern geworden ist. Funfact am Rande: Ich habe in dem Video die Prognose gewagt, dass no way out das nächste Buch sein wird, das aus dem Verlagsprogramm fallen wird ...

Montag, 20. Mai 2019

Zweiter Schweizer Vorlesetag

Diese Woche darf ich gleich an zwei ganz besonderen Anlässen teilnehmen. Heute stelle ich euch den ersten der beiden vor, den

2. Schweizer Vorlesetag

Am Mittwoch werde ich mit Buchblogger Josia Jourdan nach Niederwangen fahren und dort mit ihm zusammen im Rahmen des zweiten Schweizer Vorlesetags an drei Veranstaltungen über das Schreiben und das Zusammenspiel Autoren-Bücher-Buchblogger reden. Vorlesen werden wir natürlich auch! Abwechselnd. Lieblingsstellen aus meinen Büchern. Hach! Ich freue mich total darauf. Im Augenblick habe ich jedoch noch die Qual der Wahl: Woraus soll und will ich vorlesen, und welche Stellen? Ich stecke mitten in der Vorbereitungsphase.Von Josia weiss ich, dass er ein ähnliches Problem hat wie ich - und ich weiss auch, wie er es löst: Er sucht mehr Stellen, als er an einem Anlass vorlesen kann; dann kann er nämlich spontan wählen. Ich glaube, ich mache das auch so. Hier mal der Spontanstapel von heute ... kann sich morgen noch einmal ändern ...

Donnerstag, 18. April 2019

Jugendbuch ade

Zugegeben, der Titel ist etwas drastisch, dramatisch und provozierend. Er eignet sich aber gut, um die Gedanken aus diesem Post von Anfang März aufzunehmen.

Kürzlich brachte es ein Lehrer mitten in der Fragerunde einer Lesung auf den Punkt: "Dann ist Bücherschreiben also eher ein Hobby?" Er meinte es nicht böse, sondern brachte das, was ich über Autoreneinkommen erzählt hatte, treffsicher auf den Punkt, zumindest, was die Einnahmen anbelangt; die Arbeit geht nämlich weit über ein Hobby hinaus und ist tatsächlich - ARBEIT.

Hier die nackte, ungeschminkte Wahrheit: Ich habe in meinem Autorenleben zu keinem Zeitpunkt, also absolut gar nie, von den Bucheinnahmen leben können. Und das, obwohl Blackout ein Renner bei den Klassenlektüren ist, andere Bücher von mir ebenfalls als Klassenlektüre gelesen werden, zwei meiner Bücher Preise gewonnen haben, ich an renomierten Literaturfestivals und an Buchmessen gelesen habe und die Rezensionen sehr gut sind. Damit stehe ich nicht alleine da; das geht vielen anderen AutorInnen ähnlich (oder noch weniger gut).

Da sich Jugendbücher - bis auf wenige Ausnahmen, auf die ich weiter unten komme -  in den letzten Jahren immer schlechter verkaufen und auch sehr viel weniger gelesen werden (wurde mir von unzähligen Bibliothekarinnen und Lehrpersonen bestätigt), sinken die sowieso schon geringen Einnahmen aus den Büchern mit jedem Buch. Das löst einen Teufelskreis aus: Bücher, die sich nicht verkaufen, werden immer schneller wieder vom Markt genommen, entweder, indem sie verramscht werden oder indem man sie nicht mehr nachdruckt. In der Folge schreiben Autoren immer schneller, denn mehr Bücher bedeuten vermeintlich mehr Geld (dass diese Rechnung langfristig nicht aufgehen kann, ist klar).

Von den Bucheinnahmen kann ich also nicht leben - und trotzdem lebe ich vom Schreiben, denn ich verdiene mein Geld mit Lesungen. Und zwar mit einer Unmenge von Lesungen, denn bei organisierten Lesetouren an Schulen betragen die Autorenhonorare für eine Lesung rund einen Drittel von dem, was eigentlich vom AdS (Autoren der Schweiz) empfohlen wird; sie sind zudem seit Jahren gleich tief. Obwohl ich extrem gerne Lesungen mache, bin ich nach gut zehn Jahren kein frischer Hüpfer mehr, ich mag nicht mehr so viele Lesungen machen, kann das nicht mehr so locker durchziehen wie auch schon, zudem bin ich seit einer Weile Verlegerin und habe weniger Zeit für Lesungen. Deshalb habe ich ab Sommer 2018 begonnen, meine Lesungen anders zu organisieren, mehr private Anfragen zu berücksichtigen, weil ich dort auf ein angemessenes Honorar komme und einen Teil des Ausfalls damit auffangen kann. Dieses Jahr beginnt diese Strategie langsam zu greifen, nächstes Jahr möchte ich definitiv nicht mehr als 100 Lesungen (2018 waren es 150).

Kommen wir nun zu Büchern wie #no_way_out und Hundert Lügen. Ich mag beide sehr. Beide sind immer noch brandaktuell, an beiden habe ich mehr als ein Jahr gearbeitet, beide verkaufen sich schlecht. Stelle ich Aufwand und Ertrag gegenüber, komme ich zum Schluss, dass nur Verrückte oder Herzbluttäterinnen sich so was antun. Um auch hier Klartext zu reden: Ich habe mit beiden Büchern aus den Verkäufen je rund 5000 Franken verdient.

Herr Ehemann sieht das pragmatisch und - zurecht - völlig unromantisch: Bücher sind für ihn das Vehikel für Lesungen. Wer Bücher schreibt, wird für Lesungen gebucht und mit denen verdient der Autor dann sein Geld. Das ist einer der grossen Vorteile, wenn man Kinder- oder Jugendbücher schreibt: Man wird zu Schullesungen eingeladen. Das funktioniert, solange man selber gut funktioniert und belastbar ist. Aber eben ... siehe Absatz weiter oben. Kommt dazu: Wer viele Lesungen macht, dem fehlt diese Zeit zum Schreiben, manchmal ist es auch die Energie, die fehlt, und immer mal wieder kommt einem die Sinnfrage in die Quere. Und selbst wenn einem die Sinnfrage nicht in die Quere kommt und man der energiegeladene Hüpfer von einst geblieben ist: Ich kenne AutorInnen, die würden noch so gerne Lesungen machen, können aber nicht, weil ihre Bücher vergriffen sind und / oder weil sie nicht zu Lesungen eingeladen werden.

Natürlich gibt es immer noch Jugendbücher, die sich gut verkaufen (Fantasy, Romantasy), es gibt auch AutorInnen, die gut vom Schreiben leben können. Aber ich stelle nüchtern fest: Auf jeder Lesetour, wo ich auf BerufskollegInnen treffe, werden die Fragen "Soll ich mir einen Job suchen? Soll ich überhaupt noch Jugendbücher schreiben?" drängender und häufiger gestellt.

Einige meiner KollegInnen weichen auf das Kinderbuch aus. Denn: Kinderbücher verkaufen sich besser und vor allem schreiben sie sich generell etwas schneller, was an der geringeren Seitenzahl liegt. Die Vorschüsse sind zwar etwas tiefer, aber hey, wenn man zwei oder drei statt ein Buch in einem Jahr schafft, schenkt das immer noch mehr ein als ein Jugendbuch, denn zumindest die Vorschüsse hat man auf Nummer sicher.

Im Augenblick stecke ich in der Schlussphase eines tollen da bux Jugendbuchprojekts. Seiten pro Buch: 60. Themen: genau die, die ich mag. Inhalt: genau mein Ding. Das macht unendlich Freude, und obwohl es ebenfalls viel Arbeit ist, ist doch ein Ende eher abzusehen als bei einem komplex strukturierten 300-seitigen Jugendbuch. Einer meiner Schlüsse ist also: Ich schreibe Jugendbücher für den da bux Verlag, auch, weil ich da sehr gut aufgehoben bin, mein Buch die Werbung und die Plattform bekommt, die es verdient, das Persönliche stimmt. Anders gesagt: Die Rahmenbedingungen sind mehr als gut.

Und jetzt: Werde ich im Sommer erst einmal etwas fürs Radio schreiben. Und an meinem Krimi für Erwachsene weiterarbeiten. Und nachdenken. Neue Bücher für Lesetouren habe ich. Es eilt nicht.

Meine Prognose: Ich werde vom Jugendbuch nicht loskommen :-) Weil ich Jugendbücher extrem spannend finde. Weil ich sie gerne schreibe. Weil sich gerade im Jugendbuchbereich interessante und auch gewagte Experimente durchziehen lassen. Weil man völlig quer denken kann. All das ist der perfekte Tummelplatz für Verrückte und Herzblutschreiber. Aber leider nicht für solche, die vom Schreiben leben müssen. Und genau die guten von ihnen werden wir verlieren. Weil sie sich für das entscheiden werden, was ihnen ein (sicheres) Einkommen bringt. Ich bin in der glücklichen Lage, mir meine Verrücktheit und mein Herzblut leisten zu können; bei mir ist es mehr die Sinnfrage, die sich stellt, und auch die der Anerkennung - und gerade die fehlt im Jugendbuchbereich eben häufig.

Gestern hat mich jemand gefragt, was ich denn mit einem fertigen Text tun würde, also einem umfangreichen, komplexen, tollen Jugendbuchmanuskript. Die Antwort ist einfach: Ich gäbe meiner Agentin vier Monate Zeit, einen Verlag zu finden, der mir einen sehr guten Vorschuss bezahlt, mir schriftlich garantiert, das Buch im Minimum sieben Jahre auf der Backlist zu führen und mir - ebenfalls schriftlich - Werbemassnahmen für das Buch verspricht. Weil das in etwa so unwahrscheinlich sein wird wie ein Lottosechser, würde ich das Buch im Self Publishing machen. So getreu nach meinem Motto: Kein Geld verdienen mit einem Buch kann ich auch selber :-)

PS: Dann ist da noch dieses Exposé von 2012, das ich kürzlich beim Aufräumen der Dateien gefunden habe. Mein damaliger Verlag wollte das Buch nicht machen. Ich las es mit total frischen Augen und dachte: WHAT? WHY the hell NOT? Und wollte sofort loslegen.

PPS: Wenn das alles etwas durcheinander und irr rüberkommt: Ich habe nie behauptet, nicht verrückt zu sein.

Samstag, 9. Dezember 2017

Seid Weltverbesserer!

Gestern hatte ich die letzte Lesung dieses Jahres. Sie war gleichzeitig etwas Besonderes: Ich las an der ehemaligen Oberstufenschule unserer Kinder. Das ist für mich jedes Mal eine riesige Freude, denn dieser Oberstufenschule verdankt unsere Familie sehr viel.

Unsere Kinder, die beide ziemlich jenseits der gängigen Normen sind und schon damals waren, hatten beide einen Klassenlehrer resp. eine Klassenlehrerin, die sie genau so genommen, akzeptiert und gemocht haben, wie sie sind. Beide Kinder hätten damals aufgrund ihrer Art auch auf Ablehnung und Unverständnis stossen können. Das Gegenteil passierte. Beide durften sein und bleiben, wer sie waren. Das ist leider keine Selbstverständlichkeit. Der Klassenlehrer von Herrn Sohnemann ist mittlerweile in Pension, die Klassenlehrerin treffe ich jeweils bei den Lesungen, und auch heute geht noch im grottigsten, nebligsten und kältesten Wetter eine Sonne auf, wenn ich ihr begegne.

Im Verlauf der Lesung fragte ein Mädchen, wie ich mit schlechten Kritiken umgehe. Ich antworte dann jeweils, dass es zum Leben einer Autorin gehört, damit klarzukommen, weil Meinungen verschieden sind, weil nicht jedem gefällt, was man schreibt. Dass es eigentlich nur ein Buch gibt, bei dem schlechte Kritiken wehtun, meinem Herzblutbuch #no_way_out, weil es für mich das persönlichste ist, weil ich damit dem richtigen Leben zu nah gekommen bin, weil es um Personen geht, die mir sehr viel bedeuten und weil ich in #no_way_out alles gesagt habe, was mir wichtig ist. Kritik an diesem Buch empfinde ich als Kritik an Menschen, die ich liebe, und an meiner Lebensphilosophie. Natürlich ist das in den meisten Fällen nicht so, aber ich kann das schlecht trennen.

Manchmal nervt Kritik auch. Gewaltig sogar. Zum Beispiel jene, in der meine jugendlichen Widerstandskämpfer in Hundert Lügen als wohlmeinende Weltverbesserer bezeichnet werden. Ich habe mich bei diesem Begriff vor Zorn beinahe verschluckt beim Lesen. Weil Weltverbesserer mittlerweile in etwa gleich gebraucht wird wie Gutmensch (was mich genauso wütend macht). Weltverbesserer und Gutmensch sind fiese Wörter, eine ignorante, bösartige Verniedlichung, mit der man Menschen, die etwas ändern wollen, eins ins Gesicht knallt, sie der Lächerlichkeit preisgibt, ihnen die Legitimation ihres Tuns verbal abspricht. Es sind Wörter, mit denen man Normen zementieren kann und dabei alles, was von der Norm abweicht, kleinmachen, ausgrenzen und abwerten kann.

Mich stört, mit welcher Gedankenlosigkeit manche Menschen mit Wörtern wie Weltverbesserer umgehen, sie von jenen übernehmen, die sehr wohl wissen, was sie mit solchen Wörtern erreichen. Mir tut weh, dass es Menschen gibt, die sich davon den Mut nehmen lassen, für sich und seine Ideale einzustehen. Mich macht wütend, wie die Sprache zur Waffe gegen alles wird, das unsere Gesellschaft hinterfragt (Fake News ist übrigens eins der krassesten Beispiele).

Als der Lehrer am Ende der Lesung fragte, ob ich den Jugendlichen etwas mit auf den Weg geben wolle, habe ich gesagt: Seid Weltverbesserer. Im besten Sinne des Wortes. Setzt euch für euch und andere ein, wenn ihr findet, etwas sei ungerecht oder könnte besser sein. Versucht zu ändern, was ihr nicht gut findet. Nicht mit Gewalt, denn Gewalt ist nie gut, sondern kreativ und hartnäckig. Ich habe vom Jugendpark in der Nachbargemeinde erzählt, den Jugendliche realisieren wollen und auch tun. Ich habe an die Klassenlehrer gedacht, die unsere Kinder ermutigt haben, genau so zu sein, wie sie sind. Und ich habe an mich gedacht. Wie ich als Jugendliche mit Indianerzöpfen und Schlabberpullis für eine bessere Welt demonstriert habe. Nicht zuletzt mit Worten, die ich an Anschlagsbretter gehängt habe. Heute schreibe ich sie in Bücher.

PS: Das Ende von Hundert Lügen (der allerletzte Text im Buch) ist das, was unsere Tochter tun würde, wenn sie jemals viel Geld hätte. Ich möchte an ihrer Seite stehen, wenn sie diese Vision umsetzt. Und dann sehen, was passiert.

PPS: Ich wünsche mir zu Weihnachten ein T-Shirt mit der Aufschrift punk at heart. (Es darf auch eine Tasse sein.). Guckt euch an, was auf der Wandtafelt steht - irgendwie war an diesem Morgen alles rund und gut.

Samstag, 23. Mai 2015

Lesung in Prag - Teil 2

Wir (Herr Ehemann und ich) trafen zwei Tage vor der Lesung in Prag ein. Das gab mir die Gelegenheit, meine Gastgeber kennenzulernen und bei der Lesung von Charles Lewinsky zu gucken, wie das so funktioniert mit Lesungen in einem fremdsprachigen Land. Spannend wars! Spannend war auch das Flanieren durch die Messehallen.




Mitten in all diesen Büchern fand ich auch mich:



Meine Lesung fand im Rahmen von "Das Buch" statt, einer bestens funktionierenden Zusammenarbeit des Goethe-Instituts, dem österreichischen Kulturforum Prag und der Schweizerischen Botschaft, unterstützt von Präsenz Schweiz (dieses Jahr übrigens zum neunten Mal durchgeführt). Am Abend gab es einen kleinen Empfang im Goethe-Institut, wo alle sechs eingeladenen Autoren kurz gelesen haben.

Am Samstag war dann ich dran. Frau Kuhnovà, die den ganzen Aufenthalt perfekt organisert hatte (besser geht nicht!), empfing mich an der Messe.


Ich besprach mich kurz mit dem Moderator Radek Maly, bekam einen Stöpsel fürs Ohr und dann gings los. Radek stellte mich in tschechischer Sprache vor. Dabei hatte ich trotz voll aufgedrehtem Volumen die Stimme der Simultanübersetzerin nur leise im Ohr. (Deshalb presse ich auf allen Fotos die Hand ans Ohr.) Nach ein paar Fragen las ich die erste von zwei Textstellen aus #no_way_out vor. Ich hatte Frau Kuhnovà die von mir gewählten Textpassagen im Voraus geschickt, damit sie ins Tschechische übersetzt werden konnten. Während ich meinen Text auf Deutsch las, konnten die Zuhörer den tschechischen Text mitlesen. Zwischen den zwei vorbereiteten Lesestellen gab es noch einmal Fragen von Radek. Am Ende blieb etwas Zeit für Fragen aus dem Publikum.



Im Anschluss an die Lesung gings zur Signierstunde. Da in Tschechien das Autogrammsammeln ein ähnlich beliebtes Hobby zu sein scheint wie bei uns in der Schweiz das sammeln von Kaffeerahmdeckeln, wurde ich eine Weile lang ziemlich bestürmt. Witzig daran: Die meisten der Autogrammjäger waren nicht an der Lesung gewesen. Dafür kamen sie mit aus dem Internet ausgedruckten Fotos. Das ging dann so: Fotos signieren, dann noch eine oder zwei Signaturen auf ein weisses Blatt Papier. Für die einen mit Datum, die anderen ohne. Diese "Blanko-Autogramme" werden zum Tauschen gebraucht - und jene von etwas bekannteren Leuten als mir auch mal auf einer Internetplattform versteigert.

Fazit: Ein Höhepunkt meines Autorinnenlebens. Nicht nur wegen der Aktivitäten und Begegnungen rund um "Das Buch 9", sondern auch wegen Prag, einer Wahnsinnsstadt. Diese Fotos folgen nächste Woche. Sonst erreicht dieser Eintrag Buchlänge.

Montag, 18. Mai 2015

Lesung in Prag - Teil 1

Heute nur kurz: Ich stecke immer noch mitten in Lesungen, es warten weitere Druckfahnen auf mich (zum Glück nur wenige Seiten) und irgendwie ist schon wieder Autillus-Newsletter Zeit (wieso vergehen die Monate so schnell?). Aber die tschechische Übersetzung von no_way_out möchte ich euch unbedingt zeigen.


Um die Frage, die jetzt in der Luft hängt, zu beantworten: Nein, es gibt nicht das ganze Buch in dieser Sprache. Leider. Aber zwanzig Seiten davon. Die werde ich mir aufheben. Und die nächsten paar Tage schreibe ich dann, wie es in Prag und an der Buchmesse war. Bis dann.

Montag, 23. Februar 2015

Vorlesen mit der Stoppuhr

Am 16. Mai lese ich auf Einladung der Schweizer Botschaft an der Buchmesse in Prag. Dazu musste ich mich a) für ein Buch und b) für zwei Lesepassagen à zehn Minuten entscheiden, die ins Tschechische übersetzt werden.

Für das Buch hatte ich mich schnell entschieden: #no_way_out,  mit dem ich den Hansjörg-Martin-Preis gewonnen habe. Bei den Lesestellen wurde es schwieriger. Normalerweise lese ich quer aus dem Buch vor, manchmal mehrere Seiten, dann aber auch nur eine Seite oder weniger. Den Rest fasse ich erzählend zusammen. Ein solches Stückwerk darf und kann ich dem Übersetzer nicht zumuten. Also sass ich heute Morgen mit der Stoppuhr da und las mir aus dem #no_way_out vor. Und da wurde es plötzlich ganz einfach und klar. Vor allem aber neu und schön. Weil ich die "leisen" Passagen nicht mehr einfach ausblenden kann, sondern mitlesen muss. Diese da, zum Beispiel:

"Ich wollte nicht darüber nachdenken. Ich wollte nie mehr über etwas nachdenken. Ich wollte auch keine Bilder und keine Stimmen in meinem Kopf. Es hätte etwas gegeben, das alles ausgelöscht hätte. Die Gedanken, die Bilder, die Stimmen, mich. Ich hätte nur ein Stück zurückgehen müssen. Bis zur Brücke. Achtzehn Meter hoch. Ein Sprung. Aus. Fertig. Stille. Für immer. Ich war zu feige dazu."


Montag, 24. November 2014

#no_way_out

Rafi und seine Klasse aus der Zentralschweiz haben #no_way_out als Klassenlektüre gelesen. Ich habe sie letzte Woche besucht. Die Lesung war total spannend. So viele Fragen, die ich noch nie zuvor gestellt bekommen habe - und ein Lehrer aus dem Wallis, mit dem ich mich auf Anhieb verstanden habe (so von Bergler zu Berglerin).

Hier ist Rafis Mindmap zum Buch:


Sonntag, 25. Mai 2014

Glücksgeschwallt

Ich zitiere dann mal den Mick aus #no_way_out:
"Als ich unten am Fluss ankam und die beiden auf Smileys Lieblingsplatz sitzen sah, dort, wo ich mich vor der Geschichte mit Jake verabschiedet hatte, fluteten mich meine Gefühle und schwemmten alle Worte aus mir raus."

Deshalb einfach nur


Mittwoch, 30. April 2014

Lesungen in Kreuzlingen - mitten ins Herz

Der Zug musste heute ohne mich fahren. Ich traue den rechtzeitigen Anschlüssen nicht mehr und nahm das Auto. Schliesslich will ich als Autorin die Jugendlichen nicht warten lassen. Also kurvte ich auf dem Weg nach Kreuzlingen durch gefühlte 111 Kreisel (keine Ahnung, wie viele es tatsächlich sind - viele halt). Gemütlich, mit Musik und voller Vorfreude.

Ich wurde von Lehrern und Schulleiter sehr herzlich empfangen und durfte einen Morgen bei neugierigen, aufmerksamen Jugendlichen lesen. Vor allem die zweite Lesung wurde sehr persönlich, da die Fragen tief gingen. Und ja, sie gingen mir mitten ins Herz, das sich für diese Jungen und Mädchen öffnete. Die Stimmung tat das Ihre dazu. Wir sprachen über das Schreiben, über meine Beziehung zu meinen Büchern, den Figuren, der Musik, die für mich beim Schreiben sehr wichtig ist. Ich erzählte, wie viel mir #no_way_out bedeutet (und warum) und ich sah, dass die Mädchen und Jungs verstanden, wie wichtig mir das Buch ist. So wählten sie denn auch dieses als Vorlesebuch. Es war ein wunderschöner Morgen, an den ich wohl noch eine Weile denken werde.

Auf dem Weg nach Hause lief Heavy Cross im Radio. Ein Lied, gesungen von einer Sängerin, die genauso wenig der Norm entspricht wie Mick und Smiley aus #no_way_out. Ein grossartiger Song. Und ich sentimentaler Haufen verdrückte tatsächlich ein paar Tränen ...



Samstag, 15. März 2014

Kein guter Tag gestern

Es begann mit der Nominationsliste für den deutschen Jugendliteraturpreis.

Kategorie Bilderbuch: 4 von 6 Nominierten sind Übersetzungen
Kategorie Kinderbuch: 5 von 6 Nomierten sind Übersetzungen
Kategorie Jugendbuch Expertenjury: 4 von 6 Nominierten sind Übersetzungen.
Kategorie Jugendbuch Jugendjury: 6 von 6 Nominierten sind Übersetzungen.
Kategorie Sachbuch: 2 von 6 Nominierten sind Übersetzungen 


Vielleicht waren die deutschsprachigen Autorinnen und Autoren zu aufmüpfig, als sie ein Überdenken der Preisverleihpraxis forderten und man hat sie abgestraft. Keine Ahnung. Was ich mit Sicherheit weiss: Sie sind nicht zu schlecht, um auf diese Liste zu kommen! Aber man nimmt ihnen und ihren Verlagen mit solchen Nominationslisten den Mut, sich mit deutschen Autoren an schwierige Stoffe zu wagen.

Am Abend dann die Nachricht einer Kollegin aus der Buchmesse Leipzig, die ich gebeten hatte, am Schweizer Stand vorbeizugehen und zu schauen, ob meine Bücher dort ausgestellt sind. Waren sie nicht. Kein einziges. Die Schachtel mit den Büchern, die der Verlag an den SBVV geschickt hat, ist irgendwo verloren- oder untergegangen. Da sass ich also vor dieser Nachricht und mir war schlecht. Zum Glück hat die Kollegin sehr schnell reagiert. Sie ging zum Stand meines Verlages, holte den #no_way_out und brachte ihn an den Schweizer Stand. Jetzt sollte das Buch wenigstens am Wochenende dort sein.

Mein Autorenleben fährt grad gewaltig Achterbahn ...

Mittwoch, 5. Februar 2014

Nominiert für den Hansjörg-Martin Preis

Es gibt so ganz besondere Moment im Leben, Momente, in denen für einen Augenblick die Zeit anhält. Gestern, als ich vom Einkaufen nach Hause kam, war so einer. Ich verstaute alles an seinen richtigen Platz, machte mir einen Kaffee und setzte mich an den Computer. Kurz die Mails lesen und dann dem lektorierten Manuskript den letzten Feinschliff geben. Dachte ich. Es kam anders.

Da war eine Mail mit einem endlos langen Betreff, den ich nicht wirklich las. HERZLICHEN GLÜCKWUNSCH stand da. Werbung, dachte ich. Danach las ich das Wort SYNDIKAT. Hä?, schoss es mir durch den Kopf, weil ich zwar richtigerweise nicht die Mafia sondern deutsche Krimiautoren mit dem Wort in Verbindung brachte, aber keine Ahnung hatte, was die von mir wollten. Mein Verlag habe sich an der Ausschreibung zum Hansjörg-Martin-Preis beteiligt und ich sei nominiert. Ein Scherz, überlegte ich. Aber da stand dann noch so viel mehr, dass ich mich fragte, ob's wohl stimmt. Im Internet nachgucken konnte ich nicht, denn da wurden die Nominierten erst um 12.00 Uhr aufgeschaltet.

Also sass ich da. Stellte mir vor, wie das wäre, wenn es kein Scherz wäre. Normalerweise schreie ich bei solch Wahnsinnsneuigkeiten schon mal los, schlage meine Hände auf den Tisch, springe auf und wirble durchs Haus. Nichts von alledem passierte. Ich sass einfach da. Ganz still. Und eine riesige innere Ruhe breitete sich in mir aus. Ich glaube, ich war selten in meinem Leben so ruhig und so nah bei mir. Es war einfach nur schön.

Schön, weil ich finde, dass ich mit #no_way_out das Buch meines Lebens geschrieben habe, schön, weil damit Menschen eine Stimme bekommen, die mir wichtig sind, schön, weil darin alles steckt, was auch mir wichtig ist.

Meine beiden Männer (Herr Ehemann und Herr Sohn) kamen zum Mittagessen nach Hause. Es stand alles auf dem Tisch, aber sie mussten warten, weil ich um 12 nachschauen wollte, ob ich einem Scherz aufgesessen war, oder ob #no_way_out wirklich nominiert ist. Ich öffnete die Seite. Fand mich. Ging zurück zu meinen Männern und erzählte von der Nomination.

Ich habe zwei sehr praktische Männer. Die ganz praktische Dinge wissen wollten. Zum Beispiel, wann und wo der Preis verliehen wird, was er "wert" ist usw. Das war mir alles völlig egal. Das Buch ist nominiert. Alles andere ist unwichtig. Selbst wenn ich ganz tief in mich hineinhorche und mich frage, ob ich den Preis gewinnen will, kommt nur ein "das wäre schön, aber das ist nicht wichtig". Ist es wirklich nicht.

Das merkte ich auch am Nachmittag. Ich kam gar nicht dazu, die Nachricht selber zu verbreiten. Sie war schon da. In meiner FB-Chronik. Mit ganz vielen Gratulationen. Es war überwältigend. Den ganzen Tag. Ich glaube nicht, dass es noch besser werden kann. Dazu war der gestrige Tag zu schön. Und so werde ich völlig entspannt mit einem meiner beiden Männer (Herrn Ehemann) am 24. Mai nach Nürnberg fahren, tolle Autorenkollegen treffen, bei der Preisverleihung anwesend sein und mich so oder so freuen.

Kürzlich schrieb ich, dass ich am Anfang von etwas Gutem stehe. Ich wusste nicht, wie schnell das Gute schon bei mir vorbeischauen würde. Ich freue mich daran. Uneingeschränkt.


Sonntag, 24. November 2013

Die Rezension meines Lebens oder warum ich so gerne Jugendbuchautorin bin

Ich hätte sie verpasst, die Rezension meines Lebens. Der Verlag schickt mir zwar ab und zu eine Rezension, aber die in der Stuttgarter Zeitung scheint ihm entgangen zu sein. Nicht entgangen ist sie meiner Autorenkollegin Barbara Rose. Sie hat die Buchbesprechung auf Facebook gestellt, mit mir geteilt und sich mit mir gefreut.

Genau deshalb bin ich so gerne Jugendbuchautorin. Weil ich in einem Netz von Kinder- und Jugendbuchautoren aufgehoben bin, in dem man sich austauscht, unterstützt, gegenseitig empfiehlt, sich miteinander freut und einander in schwierigen Situationen Rat gibt und ermuntert. Man schaut nicht nur für sich selbst, sondern ist Teil einer Gemeinschaft. Ohne diese Gemeinschaft wäre ich vielleicht längst nicht mehr Autorin, denn wer schreibt, geht immer mal wieder durch Zeiten des Haderns, der Frustration, der Mutlosigkeit. Dann sind die anderen für einen da. Erzählen von ihren Erfahrungen, muntern auf, spornen an, sind einfach da.

Oder sie schicken - wie Barbara Rose - Links auf Rezensionen, die man selber nicht gesehen hat. Die Buchbesprechung, auf die mich Barbara Rose aufmerksam gemacht hat, hat mich zu Tränen gerührt. Ich sass vor dem Computer und konnte die Buchstaben nicht mehr lesen.

(Sehr persönliche Zwischenbemerkung: Wer hier öfter in den Blog hereinliest, weiss, wie viel mir mein neues Buch #no_way_out bedeutet. Der weiss auch, wie sehr ich darüber gehadert habe, dass es beim Verlag einfach als ein Buch von vielen lief und schlicht und einfach im Meer der vielen Neuerscheinungen zu ersaufen drohte. Eine Weile lang schien mir alles ziemlich sinnlos. Ein guter Autorenkollege von mir merkte lange bevor mir, was mit mir los war, und thematisierte das auch (danke, Tom!): Ich war verbittert. Es tat einfach zu weh, dieses Buch, mit dem ich so viel sagen will, sang- und klanglos untergehen zu sehen. Und egal, mit wie viel Vernunft ich dagegen ankämpfte, es half nichts. Es tat weh und es hörte nicht auf.)

Als ich wieder sehen konnte, schrieb ich Barbara Rose, dass ich tatsächlich heulend vor dem PC sitze. Sie fragte mich, ob sie mir die Rezi schicken solle. Per Post, denn so eine Rezi müsse man im Original vor sich haben. Worauf die Buchstaben vor mir wieder verschwammen.

Am Freitagabend kam ich von der Lesereise zurück. Auf mich wartete ein Briefumschlag. Mit der Rezension meines Lebens (wenn ihr den Link öffnet: Seite 6, rechts). Und noch etwas - sehr Passendes - dazu. Was es ist, seht ihr weiter unten, denn ich muss meinen Blogeintrag noch zu Ende schreiben.

Heute wurde der #no_way_out in der Beilage "Bücher am Sonntag" der NZZ am Sonntag besprochen. Und was passiert? Eine liebe Schweizer Autorenkollegin schreibt mich an ... und macht mich darauf aufmerksam mit den Worten: "Ich freue mich total für dich."

Es sind solche Begebenheiten, die mich durch mein Autorinnenleben tragen, wenn es schwierig wird. Ich danke euch allen (ihr wisst schon, alle, die hier mitlesen und wissen, dass sie auch mitgemeint sind).

Und jetzt zum Inhalt des Briefumschlags. Samt Beilage. Danke.


Samstag, 2. November 2013

Leidenschaft als Antrieb

Vorgestern bekam ich Besuch von Scott Schmith. Scott hat sich vor nun schon ziemlich vielen Jahren selbständig gemacht, obwohl ich ihm sämtliche Schwierigkeiten, mit denen man bei einem solchen Schritt konfrontiert ist (samt dem Risiko, jämmerlich oder grandios zu scheitern), in aller Deutlichkeit aufgelistet habe. Irgendwann später hat er mir dann mal gesagt: "You were right." Und hat dabei gegrinst. Wir sind beide - trotz allem - immer noch selbständig erwerbend. Weil uns bei allen Schwierigkeiten und Rückschlägen die Leidenschaft antreibt.

Nun ist bei mir in den letzten Wochen die Leidenschaft arg zerzaust worden. So sehr, dass ich Stelleninserate gelesen habe, auf der Suche nach einem sicheren Einkommen, geregelten Arbeitszeiten und einem beschaulicheren Leben (was immer das dann wäre). Aber da sass plötzlich Scott bei mir in der Küche und erzählte von seinem neusten Projekt. Mit leuchtenden Augen und einer Begeisterung, die einfach nur ansteckend war. Nein, Geld bringt es (noch) nicht. Im Gegenteil. Und ja, der Anfang ist schwierig. Aber es ist das, was er machen will. Das, wofür er brennt. Leidenschaft halt.

Scott kam genau im richtigen Augenblick. Er hat mir einen Spiegel hingehalten. "You know, what it's like", hat er gesagt. Ja, ich weiss es. Alles, was ich in meinem Leben gerne getan habe, habe ich aus Leidenschaft getan. Ich hatte es nur für einen Weile vergessen - oder verdrängt. (Vielleicht sollte ich meine Buchzitate selber besser lesen: #no_way_out steht unter dem Zitat "never forget").

Ich bleibe Autorin. Aus Leidenschaft.

Und das da, das ist Scotts Leidenschafts-Projekt.


Montag, 14. Oktober 2013

Leute, die Kurt heissen, sind keine Helden

Smiley aus #no_way_out hat auch einen "richtigen" Namen. Er heisst Kurt. Nicht einfach so. Sondern weil ich mir ganz viel dabei überlegt habe. Es musste ein "uncooler" Name sein, einer dieser alten Namen, das verlangt Smileys Herkunft. Und es musste ein Name sein, bei dem mein Herz trotzdem ins Schwingen gerät. Das kann es nur, wenn es irgendwo in der realen Welt jemanden gibt, in dem ich viele (nicht alle) Eigenschaften von Smiley erkenne.

Ich liebe Smiley. Aus vielen Gründen. Der wichtigste: Smiley sieht mit dem Herzen. Die Oberfläche eines Menschen interessiert ihn nicht. Er sieht das, was darunter ist. Und Smiley ist ein guter Freund, eigentlich der beste Freund, den man haben kann.

Kurt, diese Stelle ist für dich:

"Freiheit gibt es nicht", sagte ich zu Smiley. "Wir sind alle Gefangene unserer Vergangenheit. Sogar so reiche Leute wie Edy oder so kluge Leute wie Margot."
Smiley schaute auf die Mittelstreifen, die auf uns zukamen und unter uns abzutauchen schienen. "Ich nicht", verkündete er, nachdem wir bestimmt hundert oder mehr Mittelstreifen weggefahren hatten.
"Du lebst in einer Hütte auf dem Land deines Grossvaters. Mitten in seinem Schrott, von dem du wahrscheinlich kein Stück weggeworfen hast", rechnete ich ihm vor. "Noch mehr in der Vergangenheit kann man gar nicht leben."
"Deswegen bin ich noch lange nicht ihr Gefangener."
Smiley öffnete das Fenster, steckte seinen Kopf hinaus und rief: "Ich bin ein freier Mann. Ich lebe mit der Vergangenheit und nicht in ihr, und ich bin nicht ihr Gefangener!"
Der Fahrtwind zerzauste seine Haare. Mir fiel ein Foto mit einem Hund ein, das ich mal gesehen hatte. Der Hund hatte seinen Kopf aus dem Autofenster gesteckt, genau wie Smiley. Ich musste lachen.
Smiley zog seinen Kopf ins Wageninnere zurück. "Das ist nicht witzig", grummelte er. "Du solltest dir das hinter deine Löffel schreiben und versuchen, danach zu leben."
Nun, das konnte schwierig werden, denn wir rasten geradewegs einem Leben in einer unfreien Zukunft entgegen.
"Brückenspringer. Hast du gehört? So nennen sie uns." Er schlug die Hand auf das Armaturenbrett. "Hey, wir sind so was wie Helden."
"Leute, die Kurt heissen, sind keine Helden", zog ich ihn auf.

Doch. Denn mit dem Herzen sehen kann nicht jeder.

Mittwoch, 9. Oktober 2013

Die Micks und Smileys dieser Welt

Mick und Smiley sind die Hauptfiguren meines neusten Buches. Aussenseiter. Freaks. Menschen auf der Verliererseite, jenseits jeglicher gesellschaftlicher Norm. Sogenannte Loser.

Micks und Smileys gibt es überall. Die meisten leben das Anderssein und den Verzicht unfreiwillig, einige ganz bewusst. Das Buch #no_way_out verdanke ich der Begegnung mit einem dieser Micks. Er lief mir eines Tages einfach über den Weg. Ich verdanke dieses Buch aber auch Menschen aus meinem engsten Umfeld, denn ich habe das grosse Glück, nicht wenige Micks und Smileys persönlich zu kennen.

Einen dieser Micks habe ich in meinen Ferien getroffen, im Süden Frankreichs, in Narbonne. Dort unten, im Süden von Frankreich gibt es sehr reiche Leute mit wunderschönen Häusern, aber auch sehr arme Leute, die unter Brücken schlafen und in den Fussgängerzonen der grösseren Orte diskret, aber unübersehbar, Geld betteln. Der Mick, den ich getroffen habe, hat nicht gebettelt.

Herr Ehemann und ich stiegen aus dem Auto, das wir am Strassenrand parkiert hatten. An einer Ecke stolperte ich beinahe über einen Typen mit zwei Hunden. Jung und offensichtlich obdachlos. Für solche Fälle trage ich immer Geld in meiner Hosentasche herum, aber dieser junge Mann hatte keinen Hut und keinen Becher vor sich stehen. Irritiert ging ich weiter, nicht, ohne mich noch einmal nach ihm umzudrehen. Er sagte: "Bonjour" und ich antwortet mit einem "Bonjour".

Zwei Stunden später gingen wir zum Auto zurück. "Mick" hatte seinen Platz gewechselt und sass ganz in der Nähe unseres Wagens. Ich ging zu ihm hin und fragte ihn, ob er Geld brauche. Er nickte. Ich erklärte ihm, dass er in diesem Fall besser einen Hut oder einen Becher hinstellen sollte. Er murmelte irgendwas. Wir begannen, uns zu unterhalten. Er hat mir von sich erzählt. Vielleicht die Wahrheit, vielleicht eine Lüge, um das Herz der Touristin zu erweichen, die er vor sich sah. Es spielt keine Rolle. Ich hoffe sogar, dass seine Geschichte erfunden war. Mich brauchte er nicht zu erweichen. Mein Herz hatte er von Anfang an. Am Ende gab ich ihm Geld, mehr als das Übliche.

Am gleichen Abend waren mein Mann und ich auf einem Weingut zum Essen. Eine kleine, zusammengewürfelte Gastrunde an einem grossen Tisch. Gutes Essen. Guter Wein. Wahrscheinlich sogar nette Leute. Aber die Gastgeber redeten von nichts anderem als von Geld. Von Jachten. Von Privatjets. Von Freunden mit Millionen. Von faulen Franzosen. Ich habe meinen Mund gehalten und bin brav sitzen geblieben. Aber ich war selten an einem so falschen Ort wie diesem.

PS: Der Mick in meinem Buch mag die Pappbechernummer nicht. Zu würdelos, findet er. Vielleicht dachte der "Mick" in Narbonne das auch.

Dienstag, 8. Oktober 2013

Öffentliche Lesungen von Jugendbuchautoren - die Fallstricke und warum es toll ist, wenn es trotzdem jemand wagt

Die allermeisten meiner Lesungen sind Schullesungen, finden also vor einem geschlossenen, "zwangsverpflichteten" Publikum statt. Keine Bange, das ist nicht halb so schlimm, wie es klingt, denn wenn es erst einmal losgeht, sind Zwang und Verpflichtung meistens schnell vergessen und die Jugendlichen sind voll dabei und in den meisten Fällen sogar begeistert.

Anders sieht es bei öffentlichen Lesungen von Jugendbuchautoren aus. Da stehen wir oft im Niemandsland. Denn Hand aufs Herz: Welcher Jugendliche geht FREIWILLIG an eine Lesung? Nach Schulschluss? Und grad noch einmal Hand aufs Herz: Welcher Erwachsene geht an die Lesung eines Jugendbuchautors (es sei denn, der Jugenbuchautor schreibt auch "Erwachsenenbücher" oder ist sensationell bekannt)? Das Wissen um das Niemandsland macht bescheiden - und ehrlich. Wenn also eine öffentliche Institution wegen einer Lesung anruft, rede ich Klartext. Ich erkläre das mit dem Niemandsland und ergänze, dass es ohne aktives Zugehen auf Schulen nicht geht, dass das trotzdem kein Garant ist, genügend Teilnehmer an einer Lesung zu haben.

Eine Lesung zu organisieren und durchzuziehen bedeutet Arbeit und Einsatz, auch finanziellen. Da ist es dann sehr frustrierend, wenn fünf bis zehn Leute auftauchen, von denen drei zu den Veranstaltern gehören und vier aus der Verwandtschaft des Autors stammen.

Deshalb mein Klartext. Den habe ich auch geredet, als mich eine sehr nette Dame von der Thalia in Bern kontaktiert hat. Ich habe meiner Freude über die Anfrage Ausdruck gegeben und dann sachlich auf all die Fallstricke resp. das Niemandsland hingewiesen. Am Ende sind wir so verblieben, dass die nette Dame es sich noch einmal überlegt. Ganz ehrlich: Ich wäre ihr nicht böse gewesen, wenn sie es sich anders überlegt hätte. Hat sie aber nicht. "Wir ziehen das durch!", hat sie gemeint.

Genau das machen wir jetzt. Wir ziehen es durch. Thalia Bern hat einen tollen Flyer herstellen lassen und ist sehr aktiv auf die Schulen in und um Bern zugegangen. Ich trage meinen Teil dazu bei, zum Beispiel mit diesem Blogeintrag. Auf die Lesung am 16. freue ich mich ohne Ende. Weil Thalia es wagt - mit dem Wissen um die Arbeit und das Risiko. Wie viele Zuhörer es dann am Ende auch sein werden: Ich werde voll motiviert und begeistert dabei sein.


Dienstag, 13. August 2013

Buchtrailer zu #no_way_out

Heute Morgen wartete in meiner Mailbox eine spezielle Mail auf mich. Andreas Fritz hat gestern Abend den Trailer zu #no_way_out fertig gemacht und mir den Link dazu geschickt.

Weil ich erst kürzlich den Trailer zu Blackout hochgeladen hatte, schaffte ich dieses Mal das Hochladen in Rekordschnelle. Ich nutzte die Gelegenheit, gleich auch meinen youtube-Kanal aufzumöbeln. Dazu habe ich

- endlich ein Kanalbild hochgeladen
- die Informationen in "über uns" eingetragen
- Alle Informationen zu den Buchtrailern vereinheitlicht (Inhalt, Angaben zum Buch, Link zum Hersteller des Videos)
- Alle Videos einheitlich neu "vertaggt".

Meinen youtube-Kanal kann man übigens abonnieren, genauso wie den Kanal von Andreas Fritz.

Und hier ist er, der Buchtrailer:


Montag, 29. Juli 2013

Dieses Buch kann den Leser verändern

Sagt hanami von LizzyNet zu #no_way_you

"Ich kann das Buch jedem empfehlen. Den Fans von spannenden Thrillern. Den Verfechtern einer gerechten Gesellschaft. Den Interessierten, die sich Gedanken über die Gesellschaft machen. Den als Spinnern verschrienen Menschen, die für eine gerechte Gesellschaft eintreten. Den Außenseitern, die Trost erfahren, weil unsere Gesellschaft nicht verloren ist. Den Insidern, denen klar werden kann, dass jeder etwas ändern kann. Den Kritikern. Den Andersdenkenden. Und einfach begeisterten Lesern. Dieses Buch hat das Potenzial, den Leser zu verändern – wenn er es will."