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Sonntag, 19. Februar 2023

Wenn Lesungen beflügeln

 

Hinter mir liegen zwei anstrengende, aber auch wunderbare Wochen mit Lesungen an verschiedenen Oberstufenschulen. Auf jede einzelne habe ich mich gefreut, denn schon die Kontaktaufnahme und der Mailaustausch verliefen unkompliziert und herzlich. Wir einigten uns auf ein Datum - manchmal weit im Voraus, manchmal eher kurzfristig - und klärten dann spätestens eine Woche vor den Lesungen noch die letzten Details. Überall waren die Jugendlichen auf die Lesung vorbereitet, zum Teil wurde ich mit wunderschönen Plakaten empfangen, letzten Freitag in Marthalen holte mich eine ganze Schulklasse vom Bahnhof ab. Das sind Momente, in denen ich Begeisterung und Wertschätzung spüre und ich gestehe: Beides tut mir unendlich gut.

Lesungen mit gut vorbereiteten Klassen bereiten besonders viel Freude. Oft gibt es für mich schon vor der Lesung ganz viel zu sehen. An Stellwänden und Wandtafeln hängen kleine Plakate mit Portraits von mir oder verschiedenen Arbeiten zu meinen Büchern und dieses Mal auch Fotostorys zum Blackout. 








 

 

 

Sind sie nicht toll?

Zu den Fotostorys und Autorenportraits geht es hier:



Montag, 26. September 2022

Ernten

(Werdenberger&Obertoggenburger)

"Ernten" nennt es mein Verlagskollege Tom Zai, oder auch "Plücken der Früchte" nach getaner Arbeit.
Letzte Woche durfte und konnte ich ganz viel ernten. Am Mittwoch feierten wir in der Bibliothek Buchs die Buchvernissage von Marla rockt. Es war ein gemütliches Beisammensein, das nach dem offiziellen Teil mit vielen guten Gesprächen und Begegnungen weiterging. Unsere Regionalzeitung W&O berichtete in einem Artikel über den Anlass.

Das Regionaljournal Ostschweiz schenkte mir und dem Buch in einem längeren, sorgfältig recherchierten Beitrag viel Raum und Zeit. Bitte HIER klicken und ab ca. Minute 17 starten (Es lohnt sich!).
 
Und schon im Vorfeld führte Christian Imhof von Qultur ein längeres Interview über das neue Buch und das Schreiben generell mit mir (einfach unten ins Bild klicken, und schon seid ihr dort).
 
Ernten fühlt sich gut an. Innehalten. Geniessen. Die Freude mit anderen teilen. Mit der Ernte wachsen auch ganz viel Kraft, Energie, Motivation und Lust auf neue Projekte. Da passt es ganz gut, dass nach dieser Woche voller wunderbarer Aufregung der stille Alltag wieder eingekehrt ist. Er ermöglicht mir ein konzentriertes Arbeiten an den neuen Projekten.
 
 

Montag, 2. Mai 2022

Termine im Mai

Bevor Blogger, auf dem ich meine Posts veröffentliche, die Layout-Möglichkeiten eingeschränkt hat, gab es in meiner Blogroll die Rubrik "Pinnwand". Darauf gab ich ich jeden Monat Einblicke in meine bevorstehenden Termine und manchmal erwähnte ich auch, an welchen Projekten ich gerade arbeite. Nun, die Pinnwand ist Geschichte, und ich habe mir gedacht, dann erzähle ich euch in einem Blogpost, was bei mir im Mai so ansteht (Tipp: Man kann meine Termine auch auf meiner Webseite einsehen).

Im Mai stehen gleich mehrere Lesungen und ein Workshop an.

04. Schullesungen in Bolligen
05. Schullesungen in Baar
09. Schullesungen in Hohenems / A
14. da bux Lesung von Karin Bachmann in Büren
16. Schullesungen in Meiringen
19. Schullesungen in Baar
21. Workshop Klassenlektüre in Zürich
25. Schullesung in Grabs
31. Schullesungen in Rapperswil BE

All diese Lesungen sind auf direkte Anfrage bei mir zustande gekommen, bei allen war der Informationsaustausch wunderbar unkopmpliziert. In Baar bin ich beinahe schon Stammkundin, und in letzter Zeit häufen sich die Anfragen aus dem Kanton Bern. Im Fall von Hohenems bekomme ich seit Jahren irgendwann im Frühling eine Mail: "Alice, kommst du wieder?" Dann schreibe ich begeistert "ja" und wir machen einen Termin ab.

Ein spezieller Termin ist die Lesung von Karin Bachmann. Eigentlich wollten wir ja ihre Buchvernissage im letzten Herbst durchführen, doch Corona hat uns einen Strich durch die Rechnung gemacht. Wir haben den Termin auf diesen Frühling geschoben - und diesmal wird es bestimmt klappen.

Auch auf den Workshop in Zürich ist die Vorfreude gross. Dort treffe ich auf Kursteilnehmende, die mit leseschwachen Kindern und Jugendlichen arbeiten. Ihnen darf ich das da bux Konzept vorstellen, von unserer Arbeit berichten, den Entstehungs- und Entwicklungsprozess aufzeigen, den wir als Verlag durchlaufen haben und immer noch durchlaufen. Sozusagen ein Blick weit hinter die Kulissen. 

Wenn ich keine Termine habe, schreibe ich an den Lost Souls und am Herzblutprojekt, das im April ein Verlagszuhause gefunden hat. Zudem geht es praktisch jeden Tag ein kleines Stück weiter mit dem Buchsatz von Hundert Lügen.

Und last but not least bin ich auch diesen Monat im Rahmen von #walkingmyway fast täglich auf einem längeren Spaziergang, ich wusle zudem durch unseren wunderschönen Frühlingsgarten und freue mich an der Schönheit der Natur.

Mittwoch, 15. Dezember 2021

Magischer Schlusspunkt

Meine letzten Lesungen des Jahres waren magisch. In wirklich jeder Beziehung. Einen schöneren Abschluss als diese vier Lesungen in Langnau am Albis hätte es nicht geben können. Danke an Claudia Haas von der Bibliothek und vor allem einen riesengrossen Dank an die vier wunderbaren Klassen, bei denen ich zu Besuch sein durfte. Und ich hoffe, es hat auch den speziellen Bewohnern hinter dieser Tür gefallen. 
 
70 Lesungen sind es dieses Jahr geworden. Trotz Corona und trotz meines Rückzugs aus den den grossen Schullesetouren. Das freut mich sehr. 
 
Die nächsten paar Monate lege ich den beruflichen Fokus auf die Arbeit für unseren da bux Verlag und auf das Schreiben. Nächstes Jahr gehe ich - endlich wieder!!! - mit zwei neuen Büchern an den Start. Auch darauf freue ich mich riesig.

Mittwoch, 24. November 2021

Und wieder grüsst das (Corona) Murmeltier

Es ist ziemlich ruhig geworden hier im Blog. Einer der Gründe ist, dass mich die aktuelle Lage samt kommender Abstimmung stark beschäftigt, ich mich jedoch hüte, etwas dazu zu schreiben, weil ich keine Lust auf giftige Kommentare habe. In diesen Tagen bin ich heftig unterwegs, an Workshops und Lesungen, nicht immer mit einem guten Gefühl, aber ich will nicht schon wieder - wie im Vorjahr - alle Termine im November und Dezember absagen. Wie sich das für mich alles anfühlt, habe ich in meiner neusten Qultur Kolumne geschrieben. Zum Lesen bitte HIER klicken.

Mittwoch, 10. November 2021

Mein giftgrünes Wägelchen mit Katze

Jahrelang bin ich um praktische, aber auch immer potthässliche Einkaufswägelchen herumgeschlichen und konnte mich nicht überwinden, eins zu kaufen. Bis ich kürzlich dieses giftgrüne Ding mit Katze erblickte und mich Hals über Kopf verliebte. Heute kam es zum allerersten Einsatz: Es kam mit mir zur Lesung. Und danach sind wir gemeinsam von Vaduz im Liechtenstein zurück nach Hause spaziert, ein Stückweit dem Rhein entlang. Samt Einkaufsstopp in Buchs.


 

Donnerstag, 14. Oktober 2021

Unfreiwilliges Publikum

Kinder- und Jugendbuchautor*innen lesen häufig abseits der Öffentlichkeit an Schulen, bei einem Publikum, das keine andere Wahl hat, als ihnen zuzuhören. Ich nenne diese Jungs und Mädels "Zwangsverpflichtete". Wie es ist, vor jemandem zu stehen, der oft nicht auf einen gewartet hat, was es dabei Positives und Negatives zu erleben gibt und warum ich mich immer tierisch freue, wenn ich doch einmal an einer öffentlichen Veranstaltung teilnehmen kann ... all das habe ich in meiner neusten YA-Kolumne für geschildert. Zum Lesen bitte HIER (<=) klicken.

Mittwoch, 28. Juli 2021

Einfache Frage - schwierige Antwort

Bei meinen Lesungen sind mir die Fragerunden der liebste Teil. Natürlich gibt es Fragen, die regelmässig gestellt werden, aber ich habe im Laufe der Jahre festgestellt, dass auch sie spannend bleiben, weil ich mich als Mensch und Autorin verändere und - hoffentlich - auch weiterentwickle. Auf nicht wenige Fragen fallen die Antworten immer wieder anders aus. Andere, deren Antwort gleich bleibt, beantworte ich manchmal knapp, manchmal ausführlich. Und dann gibt es nach all den Jahren immer noch Fragen, die neu sind. Kürzlich hat mich eine Frage so überrumpelt, dass ich um Bedenkzeit bitten musste.

"Gib mir zehn Minuten", sagte ich zum Jungen, der die Frage gestellt hatte. "Ich muss darüber nachdenken."

Während ich also die nächsten Fragen beantwortete, deponierte ich die Frage des Jungen einfach mal in meinem Kopf.

Ziemlich genau zehn Minuten später ging die Hand des Jungen wieder hoch: "Haben Sie eine Antwort gefunden?"

Zu meiner Überraschung hatte ich - resp. mein Unterbewusstsein - das tatsächlich.

Es gibt ein paar wenige Fragen, auf die die Antwort ziemlich schwierig ist, wenn man ehrliche Antworten geben will. Und das tue ich. Wer mir bei Lesungen Fragen stellt, bekommt stets eine offene und ehrliche Antwort (was übrigens sehr geschätzt wird, wie die Rückmeldungen zeigen).

Über eine der einfachsten Fragen und die knifflige Suche nach der Antwort darauf, habe ich in meiner neuen YA-Kolumne geschrieben. Die Kolumne fällt etwas länger aus als sonst - was an der schwierigen Antwort auf die einfache Frage liegt. Hier geht's zur Kolumne: Eine einfache Frage und die knifflige Suche nach einer Antwort.

PS:
Die Frage des Jungen lautete: "Worauf achten Sie beim Schreiben?"
Meine Antwort: "Beim Schreiben auf nichts. Da kommen die Worte einfach tief aus mir raus. Erst beim Überarbeiten achte ich auf alles, was wichtig ist, von der Logik, über gute Erzählsprache bis hin zu Wortwiederholungen."

Montag, 5. Juli 2021

Zwei Auszeiten und dazwischen berufliche Highlights - der Rückblick auf den Monat Juni

Im Juni herrschte eine kleine Flaute hier im Blog, nicht jedoch in meinem Leben. Ich habe mir gleich zwei Auszeiten genommen – und in der Woche zwischen den Auszeiten war ich beruflich unterwegs.

Auszeit Nummer 1:

Ich war unterwegs in schönen Landschaften. An Orten, wo ich mir vorstellen konnte, für länger zu leben.


Berufliche Highlights - Unterwegs als Autorin und Workshopleiterin

Am 22. Juni war ich zusammen mit Anne Wieser vom Literaturhaus Aargau zu Gast bei Oberstufenschüler*innen in Frick. Sie hat die drei Lesungen dort moderiert, für mich eine ganz neue Erfahrung, da Schullesungen in der Regel nicht moderiert sind. Oft werde ich als Autorin am Anfang der Lesung nicht einmal vorgestellt. „Das machen Sie doch selber, oder?“, ist so eine Standartfrage. Deshalb habe ich mich doppelt auf diese Lesungen gefreut und war auch sehr neugierig, wie eine moderierte Lesung an einer Schule abläuft. Mein Fazit: schon noch ganz cool.

Am 23. Juni durfte ich an einem Weiterbildungsnachmittag für Lehrpersonen einen Workshop zum Thema Klassenlektüre leiten. Ich sehe mich dabei als Inputgeberin und Moderatorin eines Erfahrungsaustausches zwischen den Kursteilnehmenden. Vor allem lerne ich jedes Mal selber eine Menge dazu. So auch dieses Mal. Nach solchen Workshops bin ich oft zwiegespalten. Einerseits freue ich mich über all die tollen Ideen, andererseits bedaure ich, dass zu diesen Workshops praktisch nur Lehrpersonen kommen, die sie/ihn eigentlich gar nicht nötig haben, weil sie schon so viele tolle Ideen haben und umsetzen.

Am 25. Juni fuhr ich nach Bürglen zu meiner letzten Lesung des ersten halben Jahres. Ich war eine von drei Autor*innen, die dort anlässlich des Kulturtages eingeladen waren. Der Zufall wollte es, dass auch Sunil Mann und Andrea Gerster gleichzeitig gelesen haben, die beide auch für da bux schreiben. Nach der Lesung sassen wir alle im Lehrerhaus an einem Tisch, haben gegessen, getrunken und Erfahrungen ausgetauscht. (Hier geht's zum Artikel im St. Galler Tagblatt.)

Auszeit Nummer 2

Nach dieser tollen Arbeitswoche ging es nahtlos auf allerbeste Art weiter: Am Sonntag traf meine Autorenkollegin Jutta Wilke bei uns ein. Sie war für Lesungen im Nachbardorf Salez eingeladen und blieb gleich die ganze Woche (Hier geht es zur YA-Kolumne zu ihren Lesungen). Wir zogen uns – mit einem Umweg über die Bad Ragartz und den Buchladen Bad Ragaz – zum Plotten, Schreiben und Wandern ins Haus in den Bergen zurück. Schön war’s. Kreativ war’s. Unterhaltsam war’s. Und ja, auch produktiv war's. So was sollten wir viel öfters mal machen.

Mittwoch, 2. Juni 2021

YA! Arbeit, Herzblut, Schweiss und ein grandioses Finale

Unter diesem Titel ist heute meine neuste YA! Kolumne erschienen. Bisher habe ich hier im Blog für meine Kolumne keinen klaren Platz gefunden. Manchmal habe ich sie verlinkt, manchmal habe ich noch etwas dazu geschrieben, manchmal ist sie mir einfach untergegangen. Das möchte ich ändern.

YA steht für Young Adult - also für Jugendliteratur. Das Ausrufezeichen ist bewusst gewählt. YA! soll laut klingen, denn zu oft fällt die Jugendliteratur zwischen Stuhl und Bank. Zu sehr ist sie Stiefkind. Nicht umsonst gibt es in der Schweiz zwar dreihundertdrölfzig Verlage, aber davon fast keine Jugendbuchverlage. Zu steinig ist das Pflaster für Jugendliteratur, zu unbeachtet bleibt sie.

Und so ist Jugendliteratur für uns Autor*innen vor allem viel Arbeit, viel Herzblut und viel Schweiss, aber leider meistens ohne grandioses Finale. Die Blümchen und Blumensträusse und die Anerkennung (und oftmals auch die höheren Lesungshonorare) holen sich Autor*innen der Erwachsenenliteratur. Als ich gefragt wurde, ob ich für das Online-Magazin Qultur eine Kolumne schreiben wolle, war für mich klar: Ich will den Scheinwerfer auf Jugendliterautur und ihre jungen Leser*innen richten. Und nicht zuletzt auf jene Jugendlichen, die selber schreiben. Genau das tue ich auch in der neusten Kolumne. Meine letzte Mailesung führte mich nämlich nach Riggisberg, zu schreibenden Jugendlichen. Sie haben mich tief beeindruckt. Hier ist der Link, der zur Kolumne führt.

Wenn man etwas ändern möchte, muss man sich auch entscheiden, WIE man es ändern möchte. Das habe ich heute Morgen getan. Ich werde in Zukunft jede Kolumne hier verlinken, gut erkenntlich am Blogtitel, der mit einem lauten, positiven YA! beginnt. Und damit der Link nicht so alleine daherkommt, werde ich jeweils einen Post mit Hintergrundinfos zur Kolumne schreiben. 

Sonntag, 9. Mai 2021

Lesungen - weniger ist mehr

Ich liebe Lesungen. Und ich werde weiterhin Lesungen machen. Aber meine Zeit der wochenlangen Schullesetouren ist vorbei. Das ist mir in diesen letzten Monaten und Wochen sehr klar geworden. Was ich beibehalten werde, sind Lesungen und Workshops an einzelnen Tagen, die auf direkte Anfrage zustande kommen.

Normalerweise war ich jeweils im Januar und/oder März eine, meistens zwei Wochen auf Lesetour im Kanton Zürich. Dort habe ich mich jedoch schon letztes Jahr abgemeldet – und ich stellte in den vergangenen Monaten fest, wie gut es mir tut, mich ganz auf die da bux Verlagsarbeit zu konzentrieren. Ich hatte alle Zeit der Erde für das Lektorat der vier Texte der Edition 7. Während meine Autorenkolleg*innen entweder unterwegs waren oder coronabedingt Verschiebungstermine gesucht haben, konnte ich meinen Fokus voll und ganz auf da bux legen. Und mir blieb dabei auch Zeit für mich. Ich glaube ich hatte dieses Jahr das stressfreiste erste Quartal seit endlos langer Zeit.

Da ich mittlerweile die ersten paar Monate im Jahr sehr viel mehr Verlegerin als Autorin bin, möchte ich in der zweiten Jahreshälfte hauptsächlich schreiben, weshalb ich mich nun auch bei den Zentralschweizer Lesungen abgemeldet habe, etwas schwereren Herzens als im Falle der Zürcher Lesungen, weil ich immer sehr gerne in der Zentralschweiz unterwegs gewesen bin. 

Der Verlag und das Schreiben sind jedoch nicht die einzigen Gründe für diesen Teilrückzug von den Lesungen. Vor allem in den letzten beiden Jahren haben die Touren an mir zu zehren begonnen, denn Schullesetouren sind fordernd und energieraubend: Drei Lesungen pro Tag, zum Teil Ortswechsel über den Mittag, ein Leben im Hotel, gewisse Schulen, bei denen ich mehr Bespassungshampel denn Autorin war … es wurde mir zu viel. Und dass solche Lesungen auf organisierten Touren leider immer noch nicht gerade prächtig gut bezahlt sind, hilft auch nicht wirklich; auf jeden Fall machte es den Entscheid einfacher.  

Im Augenblick befinde ich mich auf meiner letzten Schullesetour. Sie führt mich durch die Ostschweiz. Mal abgesehen vom grässlichen Fehlstart am Montagmorgen (ich sage nur Turnhalle, Festbänke und Turnmatten), fühlte ich mich an allen anderen Lesungen wohl wie ein Fisch in schönsten Gewässern. Wunderbare Lehrpersonen, wunderbare Jugendliche, gute Schutzkonzepte, tolle Lesungen. Was nichts daran änderte, dass ich an zwei Abenden bereits um halb neun in einen schon fast komatösen Schlaf fiel. Yap Leute, es ist soweit: Diese Frau hier (ich) wird alt. Als jemand, der ein Leben lang aus einem vollen Energiereservoir schöpfte, fällt mir diese Erkenntnis nicht gerade leicht.

Dieses Jahr werde ich sechzig. Eine gute Gelegenheit, bei den Lesungen etwas kürzer zu treten, den Fokus noch mehr auf den da bux Verlag zu legen und meine Ideen in Sachen Workshops/Coaching zu verwirklichen.

Schulen, die mich gerne für eine oder mehrere Lesungen engagieren möchten, können das weiterhin tun, allerdings nicht im Rahmen einer Schullesetour, sondern mittels direkter Anfrage bei mir. Dasselbe gilt für Workshops und Coachings. Ich höre nicht auf. Ich wechsle nur die Schrittart. Darauf freue ich mich.

Donnerstag, 1. Oktober 2020

Wenn Lehrer morden

Ihr ahnt ja gar nicht, welch tiefe Abgründe in Lehrer*innen schlummern! Da wird ruchlos gemobbt, erbgeschlichen, gemordet und Nationalheld Wilhelm Tell kurzerhand zum Terroristen erklärt. Drei Vertreter dieser nur auf den ersten Blick harmlosen Berufsgattung waren gestern in der Liechtensteinischen Landesbibliothek anwesend und lasen aus der Anthologie Mord zur grossen Pause vor, deren 21 Geschichten rund um die Schule allesamt von schreibenden Lehrer*innen oder lehrenden Schreiber*innen aus der Schweiz, Deutschland, Österreich und dem Liechtenstein erdacht und in die Tastatur gehauen wurden. Organisiert, orchestriert, dirigiert oder auf gut Schweizerdeutsch "tätschmeischteret" hat das Ganze Daniel Badraun.

Gestern Abend anwesend (v.l.n.r.): Armin Öhri, Daniel Badraun und Tom Zai.

Armin Öhris Lehrer hat den perfekten Mord begangen (ich sage nur: Fitnesstracker!), geht danach unterrichten und schafft sich nun mit dem perfekten Kniff das perfekte Alibi, um danach das Erbe der verstorbenen alten Dame einsacken zu können. Ihr ahnt es: Diese perfekte Sache hat einen sehr perfekten Haken ...

Daniel Badraun schickt das Lehrpersonal eines ganzen Schulhauses in ein Gruselschloss zu einem teambildenden Workshop. Da wird kein Lehrerklischee ausgelassen, aber gar keins, sondern richtiggegend darin geschwelgt, mit einem herrlichen Wortwitz. Weniger witzig sind die Toten, die da plötzlich rumhängen und rumliegen. Dafür schon fast aberwitzig die Lehrerin, die vor all dem einfach buchstäblich die Augen verschliesst. Dass das Diktiergerät der Schulleiterin (oder war's die Schuldirektorin?) mitläuft, versteht sich in dieser Geschichte fast schon von selbst.

Und dann sind da noch der Wilhelm Tell und der Herr Lehrer Odermatter von Tom Zai. Ersterer war kein Held, sondern ein Terrorist, was Zweiterer locker und problemlos an einem Elternabend begründen kann, worauf eine moderne Hetzjagd in typischer Shitstormmanier durch die Social Media rauscht (von Dritterem akribisch protokolliert), bis dem Lehrer Odermatter seine kleinen Witze am Rande wegdröseln und er zur Armbrust greift. Ein typisch grossartiger textlicher Höllenritt von Tom Zai, inspiriert von Mani Matter (Sie hei dr Wilhelm Tell ufgfüert) und dem Song Go, tell it on the mountains, was bei Tom Zai dann zu Go, Tell is on the mountain mutiert.

Sprache als Spiel. Sprache als Experiementierfeld. Sprache als Lawine, die mitreisst. Ich habe mich prächtig amüsiert. Solltet ihr irgendwann die Chance haben, eine Lesung aus dem Buch Mord zur grossen Pause in der Nähe zu haben: Geht hin. Es lohnt sich.

Mord zur grossen Pause
Herausgeber: Daniel Badraun
Gmeiner Verlag

Viel Spass!

Mittwoch, 30. September 2020

Hallo Frau Autorin, da sind Sie ja wieder

Im Laufe der letzten Jahre hat sich mein beruflicher Fokus verschoben, weg vom Schreiben hin zum Verlegen. In der ersten Jahreshälfte arbeite ich bei unserem da bux Verlag als Lektorin und bereite danach die fertigen Texte für den Satz vor (definitiv setzen tut sie dann mein Verlagskollege Tom Zai). Gleichzeitig müssen im März und April die Gesuche um einen Projektbeitrag geschrieben werden. Nach einer kurzen Verschnaufpause im Frühsommer stehen im Hochsommer die kostenlosen Unterrichtsmaterialien auf dem Programm, und ab dem September gilt die Hauptaufmerksamkeit dem offiziellen Start der neuen Edition. Zwischen die Verlagsarbeiten schiebe ich Lesungstermine, einzeln oder ganze Wochen. Das geht an die Substanz; zum Schreiben bleibt kaum Zeit.

Ab Ende September wird es für mich ruhiger. Die Autor*innen der nächsten Edition schreiben an ihren Geschichten, Verlagskollege Stephan Sigg macht weiterhin fleissig PR und pflegt Kontakte, und Tom Zai und seine Frau sind auf Hochtouren mit dem Versand beschäftigt, denn der Release einer neuen Edition führt stets zu einem regelrechten Ansturm auf unsere Bücher. Während also meine Verlagskollegen immer noch sehr eingespannt sind, habe ich endlich die Ruhe und die Zeit zum Schreiben.  

Noch selten habe ich diese Schreibzeit so genossen wie dieses Jahr. So sehr, dass ich gestern Morgen in meiner Morgenmail an Jutta Wilke geschrieben habe, dass ich mich endlich wieder als Autorin fühle. Das möchte ich auskosten und dabei gleich auch versuchen, disziplinierter zu schreiben. Dabei greife ich zum selben Trick wie Jutta: Ich schreibe am Morgen. Administrative Arbeiten lege ich auf den Nachmittag, das Einkaufen und die Gartenarbeiten auch. Ich will mich voll auf das Schreiben konzentrieren, in den Fluss kommen. Wie früher, als ich stundenlang geschrieben habe. Dabei bin ich sogar irr genug, Grüntee zu trinken, obwohl ich ihn grässlich finde (na ja, und dazwischen meinen Kaffee, denn ohne geht es einfach nicht). Und wenn’s draussen garstiges Wetter ist, zünde ich auch mal die Kerzen an. Das Dilemma, an welcher Geschichte ich zuerst schreiben will, habe ich umgangen, indem ich an zwei – völlig verschiedenen – Texten parallel arbeite und bei Spaziergängen immer mal wieder die schon vorhandenen Ideen für die nächsten Geschichten weiterspinne und sortiere. 


Ganz ohne Unterbrechungen geht das natürlich nicht. Der Herbst ist auch immer Lesungszeit. Und neu zudem Workshopzeit (dazu mehr in einem der nächsten Blogposts). Diesen Herbst halten sich die Termine im Rahmen. Ich bin einer Einladung aus dem Kanton Aargau gefolgt und werde zum ersten Mal bei den Stadtbasler Lesungen dabei sein. Deshalb habe ich 2020 die Einladung zu den Zentralschweizer Lesungen nicht annehmen können. Drei Lesetouren sind einfach zu intensiv. Dafür reicht es jetzt auch für die eine oder andere private Anfrage, die ich früher öfters schweren Herzens abgelehnt habe, weil der Terminkalender einfach zu voll war. Und: zum Schreiben (ich glaube, das sagte ich schon ...)

Bis Ende Jahr möchte ich das Schreiben in den Vordergrund stellen. Für nächstes Jahr habe ich die Weichen so gestellt, dass ich nebst der Verlagsarbeit, die Anfang Januar wieder mit den Lektoraten beginnt, Zeit zum Schreiben haben werde. Dazu gehört, dass ich in der ersten Jahreshälfte nur zwei Lesetouren machen werde: eine im Kanton Aargau und eine in der Ostschweiz. Der Fokus wird auf einzelnen Lesungen liegen, die ich besser einteilen kann. Es ist ein riesiger Unterschied, ob ich einmal in der Woche einen Tag in Sachen Lesung oder Workshop unterwegs bin oder ob ich eine Woche intensiv auf Lesetour bin.

Mein nächster Anlass wird eine Schreibwerkstatt am 13. Oktober sein. Bis dahin bin ich Autorin. Einfach nur Autorin. Ich freue mich auf jeden einzelnen Tag dieser Schreibzeit.

Samstag, 26. September 2020

Was bei mir los war - ein Update in Kurzform

Wenn ich längere Zeit nichts poste, liegt es meistens daran, dass einfach zu viel los ist. Diesmal war es eine ganze Menge. Ein Update in Kurzform:

Nachdem mein Computer schon in den Sommerferien schlapp gemacht hat, ist er Anfang September, kurz vor unseren Ferien, endgültig ins Cybernirvana hinübergeglitten. Die Zeit, ihn zu ersetzen, fanden wir vorerst nicht denn:

Wir fuhren nach Ligurien, wo wir normalerweise im Frühling hinfahren. Schön war es. Und heiss. Und mit Maskenpflicht fast überall. Die ersten drei Tage verbrachten wir in Camogli, die zweiten vier in Lerici. Für einmal ohne Wandern (zu heiss / Maskenpflicht). Zum Glück hatten wir an beiden Orten wunderbare Terrassen mit Aussicht.


Wieder zu Hause, bestellten wir einen Laptop. Im Büro dient er nur als eine Art Server. Ich arbeite mit Tastatur und Grossbildschirm. Wenn ich in die Berge fahre, hänge ich den Laptop vom System und habe sämtliche Daten dabei. Vor allem aber kann ich in kommenden heissen Sommermonaten mein Büro problemlos in ein kühleres Zimmer oder nach draussen legen.

Am 17. September durfte ich eine Online-Lesung mit einer Schweizer Schule in Brasilien machen. Was für eine Erfahrung! Ich glaube, ich hatte danach den ganzen Tag einen Smile im Gesicht.

Am 18. und 19. September feierten wir gleich zwei da bux Vernissagen: Am 18. in Bern mit Daniele Meocci und seinem Buch "Aktion Klimaschock", am 19. in St. Margrethen mit Maxima Hampel und ihrem Buch "Hochdruck" und Stephan Sigg mit "Null Empfang."


Am 21. September verbrachte ich einen Tag an der Oberstufe in Arbon. Die ersten Lesungen seit langem! 

Am 23. erschien meine dritte Qultur.ch Kolumne. Aus aktuellen Geschehnissen zu einem ganz anderen Thema als geplant.

Ebenfalls am 23. September hätte die Vernissage für Romana Ganzonis Buch "Die Torte" stattfinden sollen. In einer Bäckerei-Konditorei. Wie hatte ich mich darauf gefreut!!! Doch dann kam es anders. In Zeiten von Corona haben wir beschlossen, dass man sich für die Vernissagen anmelden musste. Als eine halbe Woche vorher erst zwei Anmeldungen bei uns eingegangen waren, verschoben wir die Veranstaltung schweren Herzens auf später. Im Nachhinein stellte sich heraus, dass es mehrere Leute gegeben hat, die spontan gekommen wären oder die sich noch am Tag der Veranstaltung anmelden wollten. 

Die letzten beiden Wochen trug ich zudem einen riesigen administrativen Berg ab. Noch ist er nicht ganz weg, aber ich hoffe nun, dass ich in nächster Zeit auch wieder einmal zum Schreiben komme.

Eigentlich wollte ich all die tollen Anlässe einzeln verbloggen, aber Tage danach macht das nicht mehr wirklich Sinn. Deshalb das Kurzupdate. Nun wird es wieder etwas ruhiger bei mir. Der nächste Anlass ist ein Workshop in Lenzburg und gegen Ende Monat bin ich - so Corona es zulässt - dann auf meiner ersten Herbstlesetour.

Dienstag, 1. September 2020

Von Lesungsabsagen und Honorarausfällen - oder - die Sache mit der Planungssicherheit

Die Ski-Destinationen hätten sie gerne. Die Sportclubs hätten sie gerne. Die Wirtschaft generell hätte sie gerne. Die Planungssicherheit. Doch die gibt es in Zeiten von Corona nicht. Und eigentlich hat es sie nie gegeben. Nur so etwas Ähnliches, nämlich die Gewissheit, dass normalerweise im Winter irgendwann irgendeine Schneemenge liegt, auf der man den Wintersport ausüben kann. Dass Fussball und Eishockey und andere Sportanlässe üblicherweise stattfinden usw. Ganz verlassen konnte man sich darauf nie, man dachte und handelte aufgrund von Erfahrungswerten und verliess sich auf einen gefühlten Normalfall.

So etwas wie Planungssicherheit gibt es in einem Autorenleben eigentlich nicht. Auf jeden Fall weniger als anderswo. Du weisst nie, wann und ob du für dein nächstes Buch einen Vertrag bekommst, ob und wie viele Lesungen du haben wirst, ob unerwartet nicht doch noch Einnahmen auftauchen, mit denen du nicht gerechnet hast. Die Planungssicherheit bei Autoren stand also schon immer auf wackligen Beinen.

Dann kam Corona, und Planungssicherheit wurde für sehr viele zu etwas, das es nicht mehr gab. Versicherungen zahlten mit Hinweis auf das Kleinstgedruckte nicht. 

Zum Glück schnürte unsere Landesregierung gleich zu Beginn des Lockdowns ein finanzielles Hilfspaket, in dem zu meiner Überraschung ausdrücklich auch die Kulturschaffenden enthalten waren. Zu meinem privaten Glück hatte ich in den Vorjahren genügend verdient und versteuert, um den Honorarausfall für meine 42 abgesagten Lesungen erstattet zu bekommen, von der SVA in Form von Erwerbsersatz. Plötzlich war ich Autorin auf dem Hochseil MIT Netz und doppeltem Boden. Im Gegensatz zu ganz vielen Berufskolleg*innen im In- und Ausland, die vom Teilausfall bis zum totalen Ausfall alles hatten und von denen nicht wenige finanziell am Abgrund stehen.

Die Meldefirst für das Hilfsprogramm endet am 20. September. Damit bin ich wieder ungesichert auf dem Hochseil unterwegs. Lesungsanfragen für die zweite Jahreshälfte habe ich. Bestätigte Termine auch. Mein Workshop morgen findet trotz krankheitsbedingten Abmeldungen von Kursteilnehmenden statt. Die weitere Zukunft hängt von den Corona-Fallzahlen und den damit verbundenen Massnahmen ab. Der Rest steht planungsunsicher in der Zukunft.

Und die sieht so aus: Vor mir liegt eine Vereinbarung für eine Lesungswoche, die ich unterschreiben soll. Mit einer Klausel am Ende.

xyz (Veranstalter) übernimmt die Kosten nicht, falls die Lesungen coronabedingt nicht stattfinden könnten.

Ich verstehe den Veranstalter voll und ganz. Aus seiner Sicht. Er hätte Ausgaben, ohne etwas davon zu haben. Es gibt aber auch die Sicht von mir Autorin. Und die sieht so aus: Ich weiss nicht, ob die Lesewoche stattfinden wird und ob ich in dieser Woche Geld verdienen kann und werde. Trotzdem muss ich mir diese Woche beruflich und privat freihalten. Dafür trage ich, wenn die Lesungen ausfallen, das ganze finanzielle Risiko alleine, falls die Corona Hilfsmassnahmen nicht verlängert werden.

Dieser Veranstalter informiert wenigstens über das Risiko, das ich eingehe. Viele Lesungen im Frühjahr wurden einfach abgesagt, ohne ein Wort über einen Honorarausfall. Ein einziger Veranstalter hat gefragt, wie er mich entschädigen kann, ein oder zwei haben die Lesungen auf den Herbst geschoben, ein Lesungsveranstalter hat sich massiv für "seine" Autor*innen eingesetzt (danke, Richi, ich weiss das extrem zu schätzen!). Ich gehe davon aus, dass ich im schlimmsten Fall auch im Herbst einfach Absagen bekommen werde, vielleicht sogar kurzfristige, und dass die meisten Veranstalter automatisch und selbstverständlich davon ausgehen, dass sie das Honorar dann auch nicht bezahlen müssen, auch nicht wenigstens einen Teil davon.

Nein, ich will mich nicht beklagen. Ich habe immer gewusst, worauf ich mich einlasse, ich weiss es auch jetzt. Mein Verständnis für Veranstalter, die selber finanziell zu kämpfen und zu beissen haben, ist sehr gross. Trotzdem müssen für die Zukunft Lösungen gefunden werden, die beiden Seiten gerecht werden. Zum Beispiel Lesungsverträge mit klaren Vereinbarungen, die die beiden Parteien miteinander aushandeln. Dabei müssen wir einander die Luft zum Leben lassen. Es nützt ja nichts, wenn Veranstalter keine Lesungen mehr organisieren, weil sie nicht für etwas bezahlen wollen, dass dann nicht stattfindet. Es hilft aber leider den Autor*innen genauso wenig, wenn sie das ganze finanzielle Risiko alleine tragen müssen. Ideen sind gefragt. Vielleicht habt ihr ja Lösungsvorschläge. Dann schreibt sie doch unten in die Kommentare.

Mittwoch, 27. Mai 2020

Schweizer Vorlesetag und meine erste virtuelle Lesung

Heute ist Schweizer Vorlesetag. In Zeiten von Corona nicht ganz so, wie er geplant war, aber trotzdem toll. Auf der Webseite vom Schweizer Vorlesetag finden sich ganz viele virtuelle Kurzlesungen, zum Teil von den AutorInnen selber, zum Teil werden die Texte von Schweizer Promis gelesen. Meine drei Kurzlesungen finden sich auf meinem YouTube-Kanal (nicht, weil ich nicht auf die Schweizer Vorlestag YouTube Webseite durfte, sondern weil ich nicht wollte, #ausgründen).

Mehr Zufall als geplant: Ich hatte heute, an diesem speziellen Tag, meine allererste virtuelle Lesung. Wobei Lesung das falsche Wort ist. Ich traf mich online mit Schulklassen der Oberstufe Bugalu und beantwortete Fragen zum Buch Hühnerställe schwimmen nicht. Die Klasse und ihre Lehrpersonen waren top vorbereitet, die Technik hatten wir zum Glück schon weit im Voraus getestet. Die Fragen waren spannend, die paar wenigen technischen Holperer haben wir bestens überstanden. Vor allem aber hat es Spass gemacht und die Rückmeldungen nach der Lesung waren herzerwärmend. DANKE.

Die Frage, die sich nun stellt: Virtuelle Lesungen ja oder nein? Ich bin definitiv für ein Ja, mit einem grossen ABER:
  • Nichts kann eine reale Autorenlesung ersetzen.
  • Deshalb soll eine virtuelle Lesung nicht eine Lesung im klassischen Sinn sein, sondern eher eine interaktive Fragerunde.
  • Daraus folgt für mich: Ich mache das nur mit Klassen, die gut vorbereitet sind und sich mit einem oder mehreren meiner Texte auseinandergesetzt haben (Wer sich jetzt erstaunt fragt: "Ja, sind denn das nicht alle => nein, leider nicht.). 
  • Die Lehrpersonen müssen die Technik im Griff haben und bereit sein, sie trotzdem im Voraus noch kurz zu testen.
  • Vorlesen - so finde ich - bringt virtuell nicht allzu viel und sollte allerhöchstens einen kleinen Teil der Lesung ausmachen. 
  • Wenn sich jetzt jemand freut, weil das bestimmt VIEL billiger ist als die Autorin ganz real einzuladen: Nein, ist es nicht :-) 
Meine Frage an mitlesende AutorInnen oder VeranstalterInnen: Was sind eure Erfahrungen mit dem virtuellen Vorlesetag? Was haltet ihr von virtuellen Lesungen?

Donnerstag, 14. Mai 2020

Wie das ganz konkret mit dem Honorarausfall aussieht

Für alle, die sich fragen, wie das denn bei Kulturschaffenden so mit den Ausfällen ist:

Hier meine Lesungen 2020. Alle abgehakten haben stattgefunden, die 42 durchgestrichenen sind ausgefallen oder werden noch ausfallen.

Etwas detaillierter (anhand eines Bildes aus meinem Bullet Journal):
  • 100 Lesungen wollte ich dieses Jahr machen, weniger als sonst (da waren es auch schon mal 150).  Deshalb habe ich mir im Bullet Journal ein Raster mit 100 leeren Kästchen angelegt.
  • Von oben links nach unten habe ich Lesungen von Lesetouren eingetragen.
  • Von unten rechts nach oben habe ich Lesungen eingetragen, die an einzelnen Tagen stattfinden.
  • Die leeren Felder in der Mitte sind zum grossen Teil schon reserviert für Lesungen im Herbst, aber weil ich die genaue Anzahl noch nicht kenne, lasse ich sie leer.
  • Es hat sich früh abgezeichnet, dass es doch mehr als 100 Lesungen werden würden. Deshalb habe ich auf der nächsten Seite provisorisch mit Bleistift noch 25 weitere Kästchen vorgezeichnet.
  • Nach 33 Lesungen Anfang Jahr war Mitte März fertig. Sämtliche Lesungen bis und mit Ende Juni wurden nach und nach abgesagt. Damit fallen mir von Mitte März bis Ende Juni 42 Lesungen aus. Das entspricht knapp einem Viertel meiner gesamten Jahreseinnahmen.
Für mich war klar: Das wird einkommensmässig ein garstiges Jahr, denn normalerweise fallen wir Kulturschaffenden entweder zwischen Stuhl und Bank oder ganz unter den Tisch. Aber dann kam es anders: Schon an seiner ersten Pressekonferenz verkündete der Bundesrat, dass die Kulturschaffenden ihren Honorarausfall geltend machen können. Gar alles wird diese Entschädigung des Bundes nicht wettmachen, aber doch einen schönen Teil.

Anfangs herrschte ein wenig Chaos. Man wusste nicht so recht, wo man seinen Ausfall melden sollte. Mittlerweile ist das jedoch zumindest bei uns im Kanton St. Gallen klar. Was ebenfalls etwas verunsicherte: Ich meldete meinen Honorarausfall und bekam ein Erwerbsausfalltaggeld. Wie hoch das ist, hängt von der letzten Steuererklärung ab. Da die Ausfälle jedoch auf den Frühling und Frühsommer fallen, liegt das Taggeld tiefer als der eigentliche Honorarausfall. So, wie ich das verstehe, sollte das aber noch ausgeglichen werden.

Eine erste Tranche wurde schon ausbezahlt. Eine weitere soll auch noch kommen. Ich nehme das, wie es kommt. Wenn ich daran denke, wie viele Dossiers bei den entsprechenden Stellen liegen, dann bin ich beeindruckt, wie gut und verhältnismässig schnell das alles geht. Noch mehr beeindruckt mich, wie freundlich und schnell man bei Fragen Antworten bekommt. Und für all das möchte ich mich an dieser Stelle einmal herzlich bedanken.

Donnerstag, 30. April 2020

Kurzlesungen aus meinen Büchern

Seit März fallen mir sämtliche Lesungen aus. Inzwischen sind es über 30 Lesungen, die vor den Sommerferien NICHT stattfinden werden. Was danach kommt, weiss ich nicht. Wegfallende Lesungen schmerzen, nicht nur wegen der Finanzen; an einigen Lesungsstationen wäre ich zum wiederholten Male gewesen, auf sie habe ich mich besonders gefreut. Eine dieser Stationen ist die Kinder- und Jugendbuchmesse "Buch am Bach" in Götzis. Dort bin ich so etwas wie Stammgast, darf Jahr für Jahr lesen und freue mich Jahr für Jahr schon Wochen im Voraus darauf.

Auch die "Buch am Bach" fällt Corona zum Opfer. Die Veranstalter haben mich jedoch gefragt, ob ich zu den zwei Büchern, aus denen ich gelesen hätte, virtuelle Kurzlesungen machen könne. Klar kann ich. Und so sind heute zwei Kurzlesungen virtuell auf die Reise nach Götzis gegangen: eine aus "Ich, Onkel Mike und Plan A", die andere zum Buch "Blackout".

Die erste Lesung habe ich in meinem Blog schon verlinkt (HIER), "Blackout" ist sozusagen ofenfrisch.

Als nächstes mache ich mich an die längstens versprochene Kurzlesung zu "Blue Blue Eyes".

Montag, 16. März 2020

Ankommen in einem Leben, wie man es nicht kennt

Das ist mein erster Post seit langem. Hier und generell in den Social Media. Weil ich einfach nicht wusste, was ich schreiben sollte. Weitermachen, als sei nichts? - Ging nicht. Etwas zum Virus schreiben? - Das tun genügend andere.

Ich war letzte Woche auf einer organisierten Lesetour. Schon am ersten Mittag sass ich in einem Café und notierte in mein Tagebuch den Satz: "Genau das, was ich nicht mehr will." Gelassen, ruhig, ohne Frust oder Zorn. So rein berufsmässig hatte ich mich also schon für einen neuen Lebensabschnitt entschieden.

Aber das war nichts im Vergleich zu dem, was in dieser Woche sonst noch passieren würde. Obwohl die Informationen drängender wurden, das Virus näher kam, die Gefahr, die mit ihm einherging ebenfalls, fühlte sich alles ziemlich normal an. Gut: Beim Zugfahren hatte ich etwas mehr Platz, begrüsst wurde nicht mehr mit Handschlag. Häufiges Händewaschen gehörte dazu. Und dennoch verlief das Leben mehr oder weniger seinen gewohnten Gang. Dabei wussten alle, dass wir uns längst weit weg von gewohnten Gängen bewegten.

Am Freitag, vor meiner letzten Lesungen in Hettlingen, spazierte ich in wunderschönem Wetter durch eine heile Welt vom Bahnhof zur Schule, setzte mich unterwegs auf eine Bank, schloss die Augen, genoss die Sonne auf meiner Haut und war mir glasklar bewusst, dass dies einer der letzten Augenblicke in einem Leben war, wie ich es kannte. Dass ich schon sehr schnell zusammen mit allen anderen aus diesem Leben fallen würde. Dass es schon sehr bald völlig egal war, ob ich noch organisierte Schullesungen machen wollte oder nicht - weil es eh keine Lesungen mehr geben würde.

Und jetzt ist Montag. In einem Leben, wie wir es nicht kennen. Wir können es gemeinsam schaffen. Wie, das wird sich zeigen.

Lasst euch und uns nicht entmutigen.
Lasst euch nicht von geifernden Giftzwergen aufhetzen, sondern schliesst euch jenen an, die mitfühlen und Verantwortung übernehmen.
Tragt euch und uns Sorge.

Freitag, 28. Februar 2020

Ja, kannst du dir denn eine Absage leisten?

Kürzlich kam eine Anfrage. Toller Anlass, tolles Thema. Ich sollte dazu gleich zwei Mal professionell auftreten. Honorar: Leider kein Budget, aber die Anreise würde bezahlt. Und es sei doch auch Werbung für mich. Dieser Fall war klar. Ja, ich kann und will mir die Absage leisten (ich verliere ja nichts - hihi).

Schwieriger wird es bei Schullesungen. Es gibt zwei Arten von Schullesungen:
  • Touren, zu denen ich eingeladen werde, zu einem Honorar, bei dem gilt "take it or leave it." 
  • Private Anfragen, bei denen ich das Honorar selber festlege.
Die Honorare bei offiziell organisierten Schullesetouren, zu denen ich eingeladen werde, sind zwar oft so tief, dass jeder vernünftige Mensch "LEAVE IT" schreien würde, aber ich bin auf Schullesungen angewiesen, und so ist es ein Abwägen. Nur: Dieses Abwägen fällt mir von Jahr zu Jahr schwerer. Das liegt an mehreren Faktoren:
  • Das Honorar für diese offiziellen Schullesetouren weicht von den offiziellen Honorarempfehlungen von Autorenverbänden und Organisationen nicht nur um Meilen, sondern um Lichtjahre ab.
  • Was Schulen dem Tourveranstalter bezahlen, ist (sehr) viel mehr, als wir AutorInnen dann erhalten. Im extremsten Fall bekomme ich etwas weniger als zwei Drittel (63%) des von der Schule bezahlten Preises.
  • Das Honorar ist ein Bruttohonorar. Ziehe ich alles ab (Sozialabgaben, administrativer und logistischer Aufwand, Infrastruktur) bleibt als effektives Honorar ein - je nach Betrachtungsweise - schmerzhaft / lachhaft tiefer Stundenlohn (und da ist der Zeitauwand für Anfahrt und Rückfahrt noch nicht einmal inbegriffen)
Der Verein der Schweizer Kinder- und Jugendbuchautoren AUTILLUS hat in einem Brief an jene Lesungsveranstalter mit den niedrigsten Honoraren um eine Erhöhung gebeten. 50 % der Angeschriebenen haben darauf das Honorar leicht erhöht. => Die Situation ist unbefriedigend bis frustrierend. "Take it or leave it" halt.

Als AutorIn stecke ich in der Klemme: Ich brauche die Einnahmen aus den Lesungen, ich lese sehr gerne, ich mag die Jugendlichen, für die ich lese, ich brenne für meine Sache, bin sozusagen auf einer "Mission Jugendbuch". Aber muss ich mich deswegen auf solch niedrige Honorare einlassen? Oder anders gefragt: Kann ich mir eine Absage leisten, wenn die Einladung zur Tour kommt?

Vor ein paar Wochen musste ich für einen Lesungsveranstalter einen Lebenslauf einschicken. Ich guckte mir so an, was da alles drauf stand - und dann schluckte ich leer. In der Privatwirtschaft würde man jemandem mit dieser Erfahrung, diesem Werk und diesen Auszeichnungen einen Top-Crack nennen. Und ihm oder ihr ein Top-Honorar bezahlen. Bei AutorInnen ist das anders. Bei Kinder- und JugendbuchautorInnen sowieso. Da kann es im schlimmsten Fall schon mal heissen: Ist doch Werbung für dich. (Ein Manager, dem man so was sagen würde, würde an einem Lachanfall sterben.)

Nach der eingangs erwähnten Anfrage von kürzlich hat es in mir einmal mehr gerumpelt und rumort. Ich merke, wie sich die Frage verschiebt von "Kannst du dir eine Absage leisten?" hin zu "Willst du dir die Zusage leisten?" Und die Antwort auf die zweite Frage tendiert je länger je mehr zu einem NEIN. Aus vielen Gründen. Nicht der letzte davon ist Selbstachtung.

Das bedeutet nicht, dass ich keine Lesungen mehr machen möchte. Im Gegenteil. Ich liebe Lesungen. Aber ich will dafür ein anständiges Honorar. Bei Schulen, die direkt bei mir anfragen, ist das so (und die bezahlen unter dem Strich dann gar nicht so viel mehr). Bei Schullesetouren gibt es solche und andere. Das hat nichts mit den OrganisatorInnen selber zu tun (die machen einen guten Job), sondern mit den Geldgebern (oft der Kanton).

Nächstes Jahr werde ich 60. Und ich habe - nicht zuletzt als Spontanreaktion auf die eingangs erwähnte Anfrage - einen Entschluss gefasst: Ich werde an keinen Lesetouren mehr teilnehmen, bei denen ich nicht mindestens ein ansatzweise faires Honorar bekomme. Sollte ich also ab 2021 nicht mehr auf den Listen der Veranstalter auftauchen: Man kann mich direkt buchen.