Kürzlich habe ich jemandem erklärt, warum ich mein Buch Das Projekt nicht im Self Publishing neu aufgelegt habe, obwohl ich das Buch und vor allem die Figuren immer noch sehr liebe. Es liegt also weder an den Gefühlen noch den Lebensumständen meiner Figuren. Der Grund ist ein anderer: Ich denke, das Buch ist aus der Zeit gefallen, das Leben und das Umfeld der heutigen Jugendlichen haben sich zu sehr verändert, zu vieles könnte ihnen zu fremd sein.
Einen Tag nach diesem Gespräch hat Herr Zufall zugeschlagen. In meiner Inbox lag eine Mail einer Lehrperson, die genau dieses Buch als Klassenlektüre lesen möchte, nicht zuletzt, weil sie es als Jugendliche als Klassenlektüre gelesen und sehr gemocht hat. Da das Buch seit Jahren vergriffen ist, fragte sie mich nach meinem Notvorrat an Büchern und tatsächlich hatte ich noch genügend Exemplare. Ich erzählte der Lehrperson von meinem Gespräch, davon, dass ich denke, dass das Buch aus der Zeit gefallen ist. Und dass ich mich sehr auf die Lesung freue, bei der ich mit den Jugendlichen darüber diskutieren möchte, wie sie das empfinden. Wo sie denken, ihre Lebensrealität sei eine ganz andere, und wo sie sich wiedererkennen. Was ihnen weit weg scheint und was ganz nah.
Das war immer das, was mich an diesem Buch fasziniert hat: Zu keinem anderen Buch gab es die spannenderen Diskussionen als zu diesem. Eine Klasse meinte, der Spannungsbogen sei so was von falsch (womit die Klasse völlig richtig lag). Eine andere fand die Figuren zu klischeehaft, was zu einem längeren Gespräch führte, weil die Antwort nicht ganz eindeutig ist. Auf den ersten Blick ein Ja, auf den zweiten auch ein Nein, was zu einem generellen Gespräch über Figuren in Jugendbüchern führte. Spannend auch, wie sich die Wahrnehmung der Namen im Laufe der Zeit änderte.
Eine Anmerkung für Lehrpersonen, die hier mitlesen: Mein Buch Mittelstreifenblues ist die perfekte Alternative zu Das Projekt. Ein Buch über Freundschaft, Liebe, Loyalität und sich selber sein, selbst wenn das es schier unmöglich scheint. Auch ein Buch über Landflucht und einen fairen Tourismus. Ein Buch, das in den Bergen spielt, dem Sehnsuchtsort vieler Städter. Und weil die grossen Gefühle universell sind, können es Leute aus der Stadt und der Agglomeration genauso gut lesen wie die Menschen in den Bergen.
Die Schachtel mit meinen (fast) letzten Exemplaren ist unterwegs zu der Schulklasse, die ich im November treffe. Ich bin sehr gespannt auf die Lesung. Und natürlich gilt wie immer: Ich werde berichten.