Freitag, 31. Mai 2013

Die (wahrscheinlich) kleinste Galerie der Welt

Wie klein kann eine Galerie sein? Telefonkabinenklein? Geht nicht? Doch!


Die wahrscheinlich kleinste Galerie der Welt ist eine zwei Kubikmeter grosse alte Telefonkabine. Sie steht in der offenen Rennbahn Zürich-Oerlikon. Galerist ist Marc Locatelli. Seit 2004 stellt er in seiner Telefonkabinen-Galerie Comics, Cartoons, Illustrationen und Fotografien zum Thema Radrennsport aus.

Am 4. Juni öffnet die Galerie ihre Tür und ist dann während der ganzen Rennsaison bis zum 17. September jeden Dienstag bei trockenem Wetter ab 18.45 Uhr geöffnet.
Dieses Jahr zeigt die Galerie faszinierende Veloillustrationen des französischen Zeichners Jean-Jaques Sempé. Marc Locatelli: "Müsste man die Bedeutung von Sempé in die Radsportsprache übersetzen, wäre er an seinem Erfolg gemessen Eddy Merckx. Für seinen feinen, charmanten Zeichenstil könnte aber nur Hugo Kobelt stehen."

Marc Locatelli ist Illustrator. Er arbeitet für verschiedene Lehrmittel-, Buch und Zeitschriftenverlage. Ein Besuch auf seine Webseite lohnt sich. Ich empfehle ein längeres Verweilen, denn ich für meinen Teil kann mich in seinen Illustrationen glatt verlieren. (Sie sind nicht zuletzt ein herrliches Gegemittel gegen den totalen Wetterfrust).

Sonntag, 26. Mai 2013

Neue Webseite

Eigentlich wäre es längst Zeit für eine neue Webseite gewesen. Aber ich hänge aus nostalgischen und sentimentalen Gründen total an meiner ersten Webseite, die ein ehemaliger Schüler von mir gemacht hat, mit Fotos eines ehemaligen Kursteilnehmers (an diesen Fototermin werde ich mich ein Leben lang erinnern). Seit längerer Zeit jedoch finden sich auch alle Informationen der Webseite hier auf dem Blog und ich habe (fast) die ganze Arbeit doppelt gemacht: Termine auf dem neusten Stand halten, Infos auf beide Seiten aufschalten usw. Mittlerweile gibt es in meinem Blog viel mehr Informationen als auf meiner Webseite - und wie ich kürzlich beim genaueren Anschauen meiner Seite zu meinem Entsetzen bemerkt habe, fehlen dort meine letzten beiden Neuerscheinungen (meine Sekretärin - ähm ... das wäre dann ich - ist schuld).

Eine Weile habe ich darüber nachgedacht, einfach den Blog über die Webseitenadresse laufen zu lassen, aber auch das ist nicht wirklich eine gute Lösung. Also liess ich alles, wie es war. Bis mir mein Autorenkollege Michael Borlik verriet, dass er sich, um ein zweites berufliches Standbein zu haben, zum Webdesigner weitergebildet und ein eigenes Webdesign-Büro eröffnet hat. Das war die Gelegenheit, die Sache anzupacken. Ich habe meine Wünsche deponiert, Michael macht Vorschlag um Vorschlag und nun geht es ans Eingemachte. In den nächsten Tagen geht die alte Seite vom Netz und dort, wo sie mal war, ist dann eine Baustelle, bis die neue Seite steht.

Was mir besonders gefällt, ist die Zusammenarbeit mit Michael. Genau wie bei Andreas, der meine Trailer macht, bekomme ich Vorschläge und aufgrund der Entwürfe tasten wir uns gemeinsam an das Endresultat heran. Ich denke, spätestens Mitte Juni wird die neue Seite online sein. Bis dahin ist der Blog die einzige Anlaufstelle. Danach ist er in die Webseite integriert und ich kann ihn gründlich entschlacken.

Und hier ist er, der Michael

Samstag, 25. Mai 2013

Buchtrailer - was bringt's?

Kürzlich sass ich vor dem PC und schaute mir an, was Andreas Fritz aus meinem Blackout gemacht hat. Der Trailer lief, ich klebte gebannt am Bildschirm und freute mich darüber, dass Andreas einmal mehr genau den richtigen Draht zum Buch gefunden hatte.

"Was bringt das?", klang es hinter mir.
Ich fuhr erschrocken zusammen, denn ich hatte Herrn Ehemann nicht kommen hören. Zu tief war ich in Musik und Text verloren gegangen. Und damit ist eigentlich auch schon gesagt, was so ein Buchtrailer mir bringt: Freude und Begeisterung. Ich bin Filmfreak und ein Kinobesuch ohne mindestens drei oder vier Trailer in der Vorschau ist für mich kein richtiger Kinobesuch. Ich gestehe deshalb: Ich lasse die Buchtrailer eigentlich für mich machen. Weil ich Trailer total mag.

Denn: Ich weiss nicht, ob sie etwas bringen. Ich weiss, dass sie angschaut werden und ich bekomme bei Lesungen auch - meist begeisterte oder zumindest positive - Rückmeldungen. Nur: Diese Jugendlichen stossen im Zuge der Vorbereitung der Lesung auf die Trailer. Oder wenn sie einen Buchvortrag machen müssen und dabei auf meinen Webseiten landen. Ob ich wirklich neue Leser gewinne durch diese Trailer, entzieht sich meiner Kenntnis, aber ich denke jetzt mal ganz pragmatisch: eher nicht und wenn ja, dann nie so viele, dass sich die Ausgaben wirklich rechnen.

Trotzdem ist der Trailer zu meinem neuen Buch schon in Auftrag gegeben. Weil ich diese kleinen Filme selber bezahle, kann ich auch auswählen, wer den neuen Trailer macht. Es ist wie immer Andreas. Eigentlich würde ich gerne noch viel weiter gehen mit den Trailern: Animation, Sprechstimme, andere Musik (zum neuen Buch wäre das "Drive" von R.E.M), aber dann explodieren mir die Kosten und ich gebe die ganzen Bucheinnahmen für den Trailer aus - und da würde Herr Ehemann dann berechtigt fragen: "Was bringt's?"

Die Zusammenarbeit mit Andreas sieht so aus: Ich liefere ihm so viele Informationen zum Buch wie möglich. Er liest sie und macht einen ersten Entwurf des Trailers. Den bekomme ich zu sehen und mache dann Vorschläge, was ich gerne anders / zusätzlich hätte. Der Rest ist ein kreativer Austausch, bis wir beide mit dem Resultat zufrieden sind.

Ich bin gespannt, was Andreas zu #no_way_out einfällt

Als Mick aufwacht, liegt neben ihm eine Leiche. Isabella Linder, die steinreiche Gattin des Industriellen Jake Linder. Mick gerät in Panik. Wer wird ihm, dem 17-jährigen Rumtreiber, schon glauben, dass er nichts damit zu tun hat? Fast verrückt vor Angst, entführt er Edy, Isabellas Tochter, und ist von nun an auf der Flucht - vor der Polizei, vor Jakes Männern und vor den Geistern seiner Vergangenheit. Nur ganz langsam und mit Hilfe seines Kumpels Smiley findet Mick heraus, dass er Teil eines perfiden Komplotts ist, der Jugendlichen wie ihm Verbrechen in die Schuhe schiebt - mit dem Ziel, ein ganzes Land in Aufruhr zu stürzen ...






Freitag, 24. Mai 2013

Freizeitkampf

Man wandert nicht mehr, man (frau) kampfwandert. Ob man die Natur dabei noch sieht, entzieht sich meiner Kenntnis. Aber vielleicht kann man damit ja den Arbeitsstress am Wochenende in Wanderstress umsetzen. Hauptsache Stress und schnell, schneller am schnellsten. Nicht zu vergessen: weit, weiter am weitesten oder vielleicht auch hoch, höher am höchsten.

Womit wir beim Mt. Everest sind. Da waren kürzlich: Eine Beinamputierte und ein 80-jähriger. Ich frag mich, warum man als normaler Mensch überhaupt noch rauf wollen soll. Ausser man ist Kampfwanderer. Oder hat am linken Fuss acht Zehen. Dann wäre man der erste achtzehige Mensch auf dem Mt. Everest und fände Eintrag in das Buch der Weltrekorde.

Ganz schön stressig, diese Kampf-Freizeit.

Montag, 20. Mai 2013

Geerdet oder La vacca dil Giosch mira tschèc

Ich war in den Bergen. Fünf Tage ohne Internet. So was erdet. Vor allem, wenn man einen ganzen Bergdschungel durchkämmen und halbwegs zähmen will. Dass die Heizung in diesen fünf Tagen einen langsamen Tod gestorben ist, soll nur am Rand erwähnt werden. Irgendjemand wird sie irgendwann reparieren. Der Dschungel ist immer noch ein Dschungel, aber einer mit Gehwegen und Blickpunkten. Zum Beispiel dem Schmetterlingsgarten, einer Ecke voller Brennesseln mit hunderten von Raupen, die uns irgendwann als Schmetterlinge um die Ohren fliegen werden. Oder die Walderdbeerecke, die jedes Jahr ein bisschen grösser wird. Witzig finde ich, dass Wildpflanzen "wandern". Was letztes Jahr hier wuchs, guckt dieses Jahr dort aus dem Boden. Oder gar nicht mehr. Dafür guckt was Neues. Es ist wie eine einzige riesige Wundertüte und noch immer kann ich auf den Rundgängen durchs Gelände durch einen Riss in der Zeit fallen und total verloren gehen.

Ich habe auch geschrieben. Ganz viel. Und gelesen. Im Buch Sez Ner von Arno Camenisch. Es passiert nicht viel in diesem Buch, eigentlich fast nichts. Aber dieses nicht viel ist genial geschrieben! Es geht um einen Sommer auf der Alp. Am Anfang hängt der Senn (il signun) mit dem Gleitschirm kopfüber in den Bäumen und der Zusenn (il zezen), der acht Finger hat, fünf an der linken Hand und drei an der rechten Hand, denkt, der Senn komme dann schon wieder runter. Kommt er auch. Dann will der Käse nicht so recht und bläht sich, bis er die Gewichtsteine zu Boden wirft, der junge Hund ist nicht so klug wie der alte, sondern ein "clepper" (ein Lappi = Dummkopf). Ab und zu kommen die Bauern auf die Alp, um nach ihren Tieren zu sehen, und wenn der purtger (der Schweinehirt) nicht die stivlas cun stalcappa trägt und ihm genau dann ein Viech auf die Zehen tritt, dann verliert er seinen Fussnagel, obwohl er ihn aufgestochen hat. Das Vokabular hat es in sich. Der Kopf heisst in Sursilvan tgau und der Hund tgaun. Da kann man schon mal in die Irre gehen. Weil die Geschichte auf der einen Buchseite in Sursilvan und der anderen auf Deutsch erzählt wird, kenne ich jetzt ganz viele neue - für den Alltag ziemlich nutzlose - Wörter. Im Volg kann ich mir mit dem Senn (il signun), dem Zusenn (il zezen), dem Kuhirt (il paster) und dem Schweinehirt (il purtger) nicht wirklich viel kaufen. Aber Frau Tochter hat sich über die stivlas cun stalcappa gefreut. Ich übrigens auch. Nur gibt es die auch nicht im Dorfladen.

Unbedingt angucken und zuhören! Arno Camenisch über und aus seinem Buch.


Man kann das Buch auch lesen, wenn man kein Romontsch Sursilvan lernen will. Arno Camenisch hat mir übrigens beim Signieren des Buches ungefähr drei Mal gesagt "Hinterm Bahnhof" sei lustiger. Möglich. Aber ich wollte mit seinem ersten Buch anfangen. Und das gefällt mir so gut, dass ich mir als nächstes "Hinterm Bahnhof" kaufe.

PS: La vacca dil Giosch mira tschèc übersetzt sich so: Die Kuh vom Giosch hat einen Silberblick. Und da ist noch einer meiner Lieblingssätze: Il purtger stat sil crest sur la hetta e tschontscha cugl um da crap (Der Schweinehirt steht auf dem Hügel und redet mit dem Steinmann).

Dienstag, 14. Mai 2013

Darf ich vorstellen? - Buch Nummer 10

Ein absolut und totales Herzblutprojekt. Hier die Katalogseite des Verlags. Erscheinungstermin: Mitte Juli 2013.

Jetzt Live-Tickern sie wieder, die ... ähm .... Online-Schreiberlinge

"Ich bin sooooo cool. Ich lese jetzt grad den neusten Dan Brown. Kapitel für Kapitel. Jo, grad jetzt. Und ich verrate euch live, was passiert, ist ja ein Live-Ticker, deshalb heisst der auch Live-Ticker. Hähä. Cooooool, gell? Guckt mal, wie schnell ich lesen kann. Huara-schnell, gell. Ach ja, in Kapitel 16 passiert äm Fall xxx un yyy. Ui, ob ich einen Kaffee trinken soll dazwischen? Nein, dann ist der von der anderen Online-Zeitung am Änd schneller als ich. Darf nicht sein. Ich will den Schluss zuerst verraten. Gell, ich bin schon ein geiler Siech. Lese den Brown online und bespreche ihn gleichzeitig. Bin halt ein Multitasker.. Hab übrigens schon die Rowling online gelesen und getickert. Und auch alles verraten. Aber würggli alles. So cooool. Huere Siech, bin ich ein geiler Siech. Dank mir muss nachher niemand mehr das Buch kaufen. Urheberrecht? Gilt äm Fall für alle anderen, aber nicht für meine Zeitung. Nur äm Fall, falls ihr jetzt auf blöde Gedanken kommen könntet. Oh, guck, jetzt wird auf den Kerl geschossen. Mega. Und ich weiss als erster, wo die Kugel einschlägt. Hechel. Echt Leute, ich kann gleichzeitig lesen und tickern. Bin halt ein .... ah, hab ich schon gesagt? Stimmt aber. Also. Jetzt, jetzt küsst er die doch glatt. Ich will mehr. Sex. So richtig heftigen.Moment, ich muss blättern. Damit ich euch verraten kann, dass ... Ausserdem muss ich der erste sein, der den Dan Brown live getickert hat. Sooo coool."

Lieber Tagi, ihr könnt mich für die nächsten hundert Jahre als Abonnentin vergessen. Gäll, äm Fall.

PS: Wenn früher einer im Kino immer im Voraus geflüstert hat, was passiert, war er der meistgehasste Typ der Vorstellung. Heute scheinen diese Leute für die Online-Portale zu arbeiten (na ja, irgendwohin mussten die ja).

Montag, 13. Mai 2013

Rückblick auf die Solothurner Literaturtage

Ich bin mit gemischten Gefühlen und Vorurteilen nach Solothurn gefahren, nicht zuletzt in der Angst, zu sperrig für diesen Anlass zu sein. Heimgekommen bin ich mit genauso gemischten Gefühlen und der Gewissheit, tatsächlich ein wenig sperrig für den Anlass zu sein, jedoch auch total motiviert, mich in Zukunft noch mehr für das Kinder- und Jugendbuch einzusetzen. Aber der Reihe nach.


Solothurn ist eine wunderschöne Stadt. Da machte es auch nichts, dass ich das Büro der Literaturtage erst einmal geschlagene 20 Minuten lang suchen musste (Google Map, die seltsame (nicht)Beschriftung der Strassen in der Stadt und der extrem versteckte Ort des Büros sind schuld). Ich hab's als Besichtigungstour genommen und als ich dann endlich - ausgerüstet mit den nötigen Infos - über die Brücke gehen konnte, war mir so richtig wohl.

Am Donnerstag habe ich die Lesung der Schweizer Literaturpreisträger besucht, über die ich hier schon berichtet habe. Für mich ging es am Freitag mit der Lesung von Icon Poet los. Ich war begeistert vom Spiel, der Art, wie es präsentiert wurde und von den Jugendlichen, die toll mitgemacht haben. Weniger begeistert war ich darüber, dass der Saal halb leer war, aber dazu später mehr.

Pünktlich auf meine Lesung und das anschliessende Gespräch kam meine Autorenkollegin Karin Bachmann und wer wissen möchte, wie es gewesen ist, kann das hier in ihrem Blog nachlesen. Nach einem gemeinsamen Mittagessen haben wir zwei weitere, leider nicht besonders gut besuchte Kinder- und Jugendveranstaltungen von Bettina Wegenast und Jürg Schubiger besucht, wo dann auch Corinne Schroff (wie Karin und ich Vorstandsmitglied von Autillus, dem Verein der Schweizer Kinder- und Jugendbuchschaffenden) zu uns stiess. Für uns drei war klar: Schuld an den schlecht besuchten Kinder- und Jugendliteratur Veranstaltungen war die schlechte Information. Die Fussnote auf dem Flyer war absolut keine Hilfe, das Programmheft auch nicht, weil die Veranstaltungen da zwar aufgeführt worden waren, aber ohne Angabe von Ort und Zeit. Und noch läuft nicht jeder mit einem Tablet oder Smartphone durch die Gegend und informiert sich online, wo die Kinder- und Jugendbuchschaffenden auftreten.

Die Podiumsveranstaltung "Neue Medien in der Kinder- und Jugendliteratur" war nicht nur extrem gut besetzt, sondern auch gut besucht - und vor allem spannend! Viel Zeit, um darüber zu diskutieren hatten wir nicht, weil wir gleich an die Think Tank Veranstaltung weiterzogen. Dieser Think Tank war eine Neuheit dieser Literaturtage. Eine fünfzehnköpfige Runde (in der leider keine Kinder- und Jugendbuchschaffenden vertreten waren) beschäftigte sich vor und während der Literaturtage intensiv mit der literarischen Zukunft der Schweiz und hat am Ende der Literaturtage einen - wie ich finde - diskussionswürdigen Forderungskatalog erstellt.

Meine Meinung zur Kinder- und Jugendbuchliteratur als Fussnote auf dem Flyer hatte ich den Organisatoren schon vor dem Festival mitgeteilt. In der Podiumsrunde des Think Tank habe ich dann die Frage nach den Kinder- und Jugendbuchautoren nochmals deponiert, mit der Bitte, uns in Zukunft auch eine Stimme zu geben. Deshalb auch das Gefühl, zu sperrig zu sein. Den Mund einfach nicht halten zu können.

Mein Fazit, zusammengefasst:

Positiv:
- Ich habe viele interessante Veranstaltungen besucht
- Ich habe mich mit weiteren Vertretern aus dem Kinder- und Jugendliteraturbereich vernetzen können
- Ich bin wunderbar unterstützend begleitet worden von Karin Bachmann und Corinne Schroff (DANKE!)
- Die Lesung der Preisträger 2012 war ein Höhepunkt und eine Freude
- Ich habe meine Lesungen und mein Gespräch sehr genossen
- Ich bin motiviert für einen weiteren, verstärkten Einsatz für das Kinder- und Jugendbuch nach Hause gekommen

Negativ:
 - Das Kinder- und Jugendprogramm hat unter der Fussnote im Flyer und den zu wenig genauen Angaben im Programmheft gelitten
- Die Kinder- und Jugendbuchschaffenden waren im Think Tank nicht vertreten, wahrscheinlich ein gedankenloses Versäumnis, das aber sehr wehtut, denn wir brauchen dringend eine Stimme.
- Die Medien haben ausführlich über die Literaturtage berichtet, wobei das Kinder- und Jugendliteraturprogram nichts weiter als eine Fussnote (falls überhaupt) ist.

Sonntag, 12. Mai 2013

Literaturpreise - von geistigen Schützengräben und wie es auch anders ginge

Bevor ich nach Solothurn gefahren bin, begann ich einen Blogeintrag über die Initiative von Kinder- und Jugendbuchschaffenden zum Deutschen Literaturpreis. Als ich bei halber Buchlänge angekommen und der Beitrag immer noch nicht fertig war, gab ich auf. Um es kurz zu machen: Da wünschen sich deutschsprachige Kinder- und Jugendbuchautoren eine Diskussion über die Vergabe des Deutschen Jugendliteraturpreises und einen besseren Stellenwert des deutschen Kinder- und Jugendbuchs und was passiert? Die Angesprochenen verschanzen sich im geistigen Schützengraben und schiessen auf alles, was sich bewegt. Zurück bleiben fast 500 unter Generalverdacht des Deutschtümeltums stehende Kinder- und Jugendbuchschaffende, die sich ratlos fragen, was ihnen denn da gerade passiert. Ich könnte jetzt unzählige Links setzen, meinen angefangenen Blogeintrag beenden, oder ich kann auf Blogeinträge von mitunterzeichnenden Autorenkolleginnen verweisen, die mir - als ebenfalls Mitunterzeichnende - aus dem Herzen sprechen. Genau das tue ich hiermit:

"Der Brief war sehr ausführlich, sachlich, klar und differenziert. Was nun aber zurückgemeldet wird, lässt einen am Verstand der Menschheit zweifeln. Natürlich wird in Deutschland jemand, der sich für nationale Belange einsetz, gleich zum Nazi stilisiert. Das war ja zu erwarten. Die Autoreninitiative wird aber auch ganz persönlich beleidigt."
Mehr dazu in Annette Webers Blogeintrag

"Wenn nun Menschen aus dem Wirkungskreis der Preisvergabe mit Vorwürfen reagieren, die mich mit den übrigen Unterzeichnern in eine Ecke neidvoller Deutschtümelei schieben, sollte ich mich angegriffen fühlen? Sollte ich mich schämen, sollte ich mir wünschen, nie aus der Anonymität getreten zu sein, damit man mich nicht mit einer angeblich „populistischen Sache“ in Verbindung bringt?"
Mehr dazu im Blogeintrag von Sabine Schäfers

Mittlerweile haben viele der Unterzeichner unter ihrer Unterschrift ein persönliches Statement angebracht. Es lohnt sich, die Liste und die Reaktionen anzuschauen und zu lesen!

UPDATE: Meine Autorenkollegin Heike Schulz hat mir die Erlaubnis gegeben, ihre Stellungnahme, die sich mit meiner deckt, hier im Blog zu veröffentlichen. Danke, Heike.

"Die Art und Weise, wie unermüdlich mit vollem Bewusstsein Inhalte des Offenen Briefs verdreht werden, grenzt bereits an Boshaftigkeit. Offenbar hätte man gerne, die Initiative würde eine Berücksichtigung alleine deutschsprachiger Titel fordern, aber dem ist NICHT so, selbst wenn noch so oft das Gegenteil behauptet wird! Wir fordern lediglich eine Gleichstellung. Warum tun sich die Gegner der Initiative so schwer, das zur Kenntnis zu nehmen? Weil es sie um ihr stärkstes Gegenargument bringen würde? Stattdessen geht man hin und greift einzelne Personen, die in der Sache federführend sind, unsachlich an und zieht sie ins Lächerliche. Darüber hinaus spricht man uns Autoren die Fähigkeit ab, die Lebenswirklichkeit der in Deutschland lebenden Kinder in unseren Texten wiedergeben zu können. Zur Krönung des Ganzen unterstellt man uns Futterneid und unterschwellig sogar faschistische Tendenzen. Dies ist unseriös und absolut inakzeptabel."

Dass es auch ganz anders gehen kann, habe ich in Solothurn erlebt. Da lasen am Donnerstagnachmittag sieben der acht Schweizer Literaturpreisträger 2012 aus ihren Werken.  Sieben grundverschiedene Texte, von Lyrik bis Poesie, von lustig bis ernst, in drei verschiedenen Sprachen. Eine Ohrenweide. Ein einmaliges Erlebnis. Weil ich Chaotin es verpasst hatte, mich für die Preisverleihung der Texte von 2013 anzumelden, kann ich nicht sagen, wie die Texte dieses Jahres ausgefallen sind. Ich behaupte jetzt aber mal: Weil der Preis national ist und man gezielt unter den Perlen der Schweizer Literatur gesucht hat, hat man sie auch gefunden, diese Perlen. Ich bin froh darum. Und an der ganzen Veranstaltung hat niemand gefragt, warum der Preis "nur" an Schweizer geht. Weil wir Texte vom Feinsten vorgelesen bekamen. Darum ging es. Und auch darum bin ich froh.

PS: Einen der Preisträger, Arno Camenisch, stelle ich euch im nächsten Blogeintrag vor - weil er mich mit seinen Texten in Sekundenfrist erobert hat!

UPDATE 2: Das Thema beschäftigt!
Hier eine weitere Stellungnahme von Angelika Lauriel
Hier die Stellungnahme von Monika Larsen 
Hier die - ausführliche - Stellungnahme von Heike Schulz

Mittwoch, 8. Mai 2013

Momentaufnahme

Gestern in Oberbüren: zwei perfekte Lesungen. Wunderschönes Schulhaus, wunderbare Lehrer, wunderbare Schüler, wunderbare Betreuung. (Ja, ich weiss, das klingt etwas schwärmerisch, aber es war einfach so!) DANKE nach Oberbüren.
UPDATE: Kurz nach dem Verfassen dieses Blogeintrags ging eine Mail aus Oberbüren bei mir ein. Herr Hartmann hat einen Artikel geschrieben, mit vielen Fotos und Informationen ergänzt und schon ins Netz gestellt. Sag ich's doch. Der perfekte Leseort!

Gestern zu Hause: Einen jungen Mann von Montag auf Dienstag bei uns zur Übernachtung gehabt, der am Dienstagmorgen in aller Frühe doch etwas nervös zu seiner LAP (Lehrabschlussprüfung) als Metallbauer aufgebrochen ist und am Abend gelöst, locker und zufrieden zurückkam. Wir haben das mit einem richtig guten Essen am langen Wohnzimmertisch gefeiert.

Heute: Büro- und Schreibtag. Letzte Vorbereitungen für die Reise an die Solothurner Literaturtage und beantworten von Lesungsanfragen, am Nachmittag dann schreiben. Wenn die Sonne immer noch so herrlich scheint, draussen auf der Sitzterrasse.

Morgen: Geht's nach Solothurn. Ich fahre mit gemischten Gefühlen hin. Zu viel Getöse im Vorfeld, das Gefühl, als Person zu sperrig und zu kritisch für so was zu sein, die Frage an mich selber, ob ich zu viele Vorurteile habe, ob ich in diesen Schweizer Literaturbetrieb überhaupt reinpasse, der Versuch, diese Reinpassfrage nicht schon heute mit Nein zu beantworten, sondern abzuwarten, hinzufahren und mir das einfach so vorurteilsfrei wie möglich anzuschauen. Erden wird mich meine Schreibkollegin Karin Bachmann, mit der ich mich nach den Lesungen treffe.

Sonntag, 5. Mai 2013

Weil sie mitten ins Herz geht

Manchmal taucht bei den Lesungen die Frage auf, warum ich Rockmusik mag.

Die Antwort habe ich gestern Abend beim Auftritt von Bad to the Bone einmal mehr glasklar bekommen. Rockmusik ist die Musik, die ich fühle, atme und lebe. Es ist die Musik, die mir unter die Haut geht, direkt in den Blutkreislauf, mitten ins Herz. Um's noch etwas kitschiger zu sagen: Sie hebt meine Seele hoch und lässt sie fliegen.

Bad to the Bone spielen diese Musik mit Leidenschaft, Hingabe, Herz und Seele. Ernsthaft und doch mit einem guten Schuss Humor. Ohne Blick auf Zeit und Raum. Ohne Kalkül. Sie lieben, was sie tun.

Und so stand ich gestern Abend da, übervoll mit Gefühlen beim Song "Perfect Strangers", den ich beim Schreiben von dead.end.com bestimmt eine Zillion Mal gehört habe. Bei gefühlten 35 Grad mit Gänsehaut und aufgestellten Härchen auf den Armen bei "Child in Time". Lachend bei "Whole Lotta Love" (einem meiner Lieblingssongs, den keiner so gut und mit so viel Augenzwinkern interpretiert wie Röbi Frick von BttB), erfüllt vom Rhythmus von "Speed King" oder "Highway Star", einmal mehr total gefangen von "Heaven and Hell". Beim "Highway to Hell" gibt es nichts Befreienderes, als laut mitzusingen :-). Und am Schluss sind wir alle die "Stairways to Heaven" hinaufgegangen.

Bad to the Bone sind in Höchstform. Viele der Songs hörten sich besser an als im Original. Es sind Songs, die nie sterben werden, auch wenn das ganz junge Jungvolk gestern zum Teil etwas konsterniert auf die Bühne geschaut hat. Manche der Songs von damals sind keine leichte Kost. Schubibubidu ist was anderes. Gut wars. Selten gut. Jetzt müssten die Jungs von BttB nur noch mehr Konzerte geben!

PS: Ich LIEBE Songs, die 10 Minuten und länger dauern!

Samstag, 4. Mai 2013

Was für ein Start in den Monat!

Was sind das für verrückte Tage und Wochen! Matchbox Boy wurde für die Segeberger Feder nominiert - und nun auch für den bookstar.ch

Als ob das alleine nicht schon genug Grund zur Freude wäre, traf ich letzten Mittwoch am Eröffnungsanlass zu den Ostschweizer Autorenlesungen (Schultur - Literatur aus erster Hand) einen jungen Mann, der als Projektarbeit für die Schule einen Buchtrailer zu Freerunning machen wird. Ich kann es kaum erwarten, den Film zu sehen!

Vor dem Eröffnungsanlass ging's auf den Autorenspaziergang, wie immer am ersten Mittwoch im Mai: hoch zu den Drei Weihern. Es ist jedesmal einfach eine Freude, all die Autorenkollegen wieder zu treffen und neue kennenzulernen.

Mit meinem Schreibplan bin ich voll auf Kurs, ja, ich bin im Moment sogar 17 Seiten im Vorsprung.

Und heute Abend geht's endlich wieder einmal zur besten Coverband nördlich der Alpen.

Besser kann ein Monat nicht anfangen!