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Sonntag, 6. Januar 2019

Was das Schreiben mit Modalverben zu tun hat - Der Tag an dem das Müssen das Wollen und Dürfen getötet hat

Als ich meine erste lange Geschichte schrieb - ohne zu wissen, dass daraus ein Buch werden würde - war das Schreiben ein Wollen. Ich musste mir die Zeit dafür zwischen Berufs-, Mutter- und Hausfrauenleben buchstäblich stehlen.

Aus dieser langen Geschichte ist mein erstes Buch Blackout geworden. Noch während sich der Verlag in der Vorveröffentlichungsphase befand, fragte er mich, ob ich noch weitere Ideen hätte. Und wie ich die hatte! Schreiben war ein Privileg, ein Wollen, ein Dürfen.

Weil ich ziemlich schnell zu ziemlich vielen Lesungen eingeladen wurde, konnte ich das Schreiben schon zwei Jahre nach dem Veröffentlichen meines ersten Buches zum Beruf machen. Damit wurde es zwar zum Müssen, war aber immer auch noch ein Wollen, ein Dürfen und ein Privileg.

Nach den ersten frustrierenden Erfahrungen - Coverkämpfe, wochenlange Kommunkationsflauten - wurde das Schreiben irgendwann mehr zum "Ich sollte" als zum Dürfen. Das Wollen war zwar immer noch da, aber immer häufiger auch verbunden mit einem ABER.

Schliesslich kam eine Phase, in der ich mich als Autorin in der Buchbranche fühlte wie ein Regenwurm auf dem Trockenen. Ich fragte mich, was ich falsch mache, haderte mit meinem Beruf und überlegte den Ausstieg. Gespräche mit BerufskollegInnen machten mir bewusst, dass es nicht an mir lag, sondern an der Branche, die mit jedem Jahr, das ich nun schon dabei bin, härter, orientierungsloser und zunehmend auch mutloser wurde. Ich lernte, diese Branche mit Gelassenheit und viel Galgenhumor zu ertragen. Über Dinge, über die man sich eigentlich wahlweise aufregen oder weinen sollte, habe ich (Tränen) gelacht. Jedes Mal, wenn ich dachte, ich hätte schon alles erlebt, gehört oder gesehen, wurde das irgendwo mühelos getoppt. Der Wahnsinn wurde normal, "mir egal" zu meinem (Überlebens)Motto.

Schon früh wurde mir geraten, den Verlag zu wechseln. Anfangs war ich zu loyal dazu (ich Optimistin hoffte von Jahr zu Jahr, dass es jetzt besser werden würde, verteidigte "meinen" Verlag gegenüber anderen Autoren, beschwor eine bessere Zukunft herauf - die nie kam). Später habe ich es versucht, habe mich von einem Verlag, zu dem ich wirklich wollte, entwürdigend lange hinhalten lassen und immer wieder längere Leseproben nachgeschoben. Am Ende kam das Nein. Dieses Nein hat extrem viel weniger wehgetan als die Erkenntnis, wie sehr ich mich dafür selber entwürdigt habe.

Ich schrieb weiter. Eines meiner Bücher war ein einziges "Müssen". Ich schrieb es nur fertig, weil ich einen Vertrag unterschrieben hatte. (Ich habe es erst vor einem Jahr zum ersten Mal in voller Länge gelesen - und fand es überraschenderweise tatsächlich gut.)

Als ich die Verträge für meine Serie bei "meinem" Verlag unterschrieb, tat ich das mit strafbar viel Fatalismus und ohne jeden Funken Zuversicht, dass es gut herauskommen würde. Ich liebe meine Lost Souls Serie ohne Ende, aber könnte ich zurück an den Punkt der Vertragsunterschrift, würde ich es nicht mehr tun.

Mein Kinderbuch haben meine Agentin und ich ganz bewusst nicht "meinem" Verlag angeboten. Es fand ein anderes Zuhause. Ich war vollkommen überrascht über die tolle Zusammenarbeit. Und das Coolste an der Sache: Da meldete sich doch tatsächliche das Marketing und wollte mit mir besprechen, was man für das Buch machen könnte. Ich bin vor Überraschung beinahe aus den Schuhen gekippt - weil ich das nicht kannte. Das Buch wurde dennoch kein Erfolg, es wurde (leider) nie nachgedruckt, aber ich hatte das Gefühl, der Verlag habe alles getan, was er tun konnte. Leider hat die Sache dann weniger gut geendet: Der Verlag hat vergessen mir mitzuteilen, dass er das Buch auslaufen lässt, und ich hatte keine Chance, meinen eigenen Vorrat aufzustocken. Resultat: Ich lese jetzt bei Lesungen aus dem Buch vor, aber man kann es nicht kaufen (was die Kinder ziemlich unwitzig finden und ich auch, weshalb ich es im Augenblick im Self Publishing neu herausgebe).

Aber zurück zu den Modalverben: Das Schreiben war ein einziges "Müssen" geworden. Schon beim Unterschreiben eines Vertrags grummelte das Wissen um Coverkämpfe und wenig oder keine Werbung in mir. Spätestens nach #no_way_out (weniger Werbung ging gar nicht) schob ich den Schreibprozess manchmal Tage vor mich hin, gelähmt, gefrustet und ohne einen Funken Lust. Nicht wegen meiner Protas (die liebe ich), nicht wegen der Geschichten (die habe ich mir mit Herzblut erschrieben), sondern weil ich das Ende der realen Geschichte kannte: Mein Buch würde herauskommen und niemanden würde das wirklich interessieren, nicht einmal meinen Verlag. Das ging so weit, dass ich eine eigene Theorie zum Geheimplan der Buchbranche entwickelte: Die will gar keine Bücher verkaufen.

Den Vertrag zu "Hundert Lügen" habe ich aus den falschen Gründen unterschrieben. Ich wusste, dass ich es nicht tun sollte, jede Faser in mir schrie "NEIN!". Ich habe nicht auf mein Herz gehört, sondern auf meinen Kopf, obwohl ich wusste, dass mein Kopf zwar theoretisch recht hat, aber praktisch eben nicht. Herausgekommen ist trotz allem ein Herzblutbuch. Es ist vom Verlag absolut lieblos und nach dem Motto: Schwimm allein und ohne Hilfe oder geh halt unter auf den Markt geworfen worden (wie übrigens ein Grossteil der Bücher, die die Kataloge mittlerer und grösserer Verlag füllen). Im Dezember wurde es als "vergriffen" gelistet; herausgefunden habe ich das, weil ich regelmässig nachschaue, wie es meinen Büchern geht; der Verlag fand es nicht nötig, mich zu informieren. Auf mein drängendes Nachfragen hin, hat man mir bestätigt, dass das Buch "ausgelaufen" ist, aber im Januar nachgedruckt werden sollte. Ich habe mich tierisch aufgeregt. Mittlerweile bin ich bei "mir egal" angekommen, oder zumindestens will mir das mein Kopf einreden.

Ich habe trotzdem noch einmal einen Anlauf unternommen, nach dem Motto: Es kann auch gut herauskommen. Ich habe diesen Anlauf abgebrochen und dem Verlag (ein eigentlich guter Verlag, der an mich herangetreten ist) gesagt, ich wolle nicht. Eine Anfrage eines anderen Verlags habe ich nicht einmal beantwortet: Sie kam als saloppes PS auf einer Weihnachtskarte, da fand ich, ich dürfe mir das Nichtantworten erlauben. Bei beiden Verlagen habe ich meine Entscheide leichten Herzens und ohne Bedauern gefällt. Die Luft war raus, denn:

Mir war schon kurz nach Erscheinen von Hundert Lügen klar, dass das Müssen alle anderen Modalverben getötet hatte. Ja, selbst das Wollen. Ich wollte nicht mehr.

Und trotzdem wuchs in dieser schlechtesten aller schlechten Phasen meines Autorinnenlebens dieser irre, total verrückte Gedanke vom eigenen Verlag in mir, wandelte sich von einem Gedanken zu einem Traum und dank wunderbarer Kollegen zur Realität. Ich bin seit rund drei (oder etwas mehr) Jahren Verlegerin, in der tollsten Buchband, die ich mir denken kann. Wir verlegen Bücher so, wie wir denken, dass man Bücher verlegen sollte: Mit viel Herzblut, viel Zuversicht, viel Überzeugung, viel Optimismus und viel Feuer. Wir behandeln unsere AutorInnen so, wie wir als AutorInnen gerne behandelt werden möchten. Ja, wir machen auch Fehler, nein, wir sind nicht perfekt, aber wir geben uns Mühe, lernen aus Fehlern und versuchen immer noch, besser zu werden.

Verlegerin zu sein ist ein Wollen, ein Dürfen, ein Privileg, eine Freude (und ein total verrückter Wahnsinn). Mit dem Verlegen ist auch das Schreiben wieder zu einem Wollen und Dürfen geworden. Ich komme gerade aus den Bergen zurück, wo ich zwei Tage mit einer Lust und Freude geschrieben habe, wie ich sie nur ganz am Anfang hatte, damals, als ich an meiner ersten langen Geschichte geschrieben habe.

Und so ist das heute, nachdem ich alle Brücken zu meinem Autorenleben, wie ich es kennengelernt habe, abgebrochen habe: Autorin zu sein ist für mich ein Wollen, ein Dürfen, eine Freude (und ein total verrückter Wahnsinn).

PS: Ich weiss, das klingt nach Freiheit. Ist es auch. Aber an dieser Freiheit hängt - leider - ein Preisschild. Es ist fast nicht möglich vom Schreiben zu leben, schon gar nicht, wenn man das Schreiben so lebt wie ich.

Mittwoch, 30. Mai 2018

Mehr Mut zur Sperrigkeit

Gestern, auf Facebook, da ist mir ein Post meines Autorenkollegen Tobias Elsässer ins Auge gesprungen. Nicht wegen eines Bildes, sondern gerade, weil der Post ohne Bild, dafür sehr lang daherkam. Ich wusste: Da wird dir gleich etwas erzählt, das dich interessiert. Ich irrte mich nicht. Was Tobias da geschrieben hatte, interessierte mich nicht nur, es hätte mehr oder weniger direkt aus meiner Schreibfeder stammen können.

Tobias schreibt von "sperrigen" Texten und AutorInnen. Mit "sperrig" ist das gemeint, was um den Mainstream herumschwimmt, oder sogar gegen den Strom ankämpft. Und wie schwer es diese Autoren und ihre Titel zuweilen haben. Im Verlag und im Buchhandel.

Tobias hat mir die Erlaubnis gegeben, seinen Text hier im Blog zu verwenden. (Danke, Tobias!) Nachfolgend könnt ihr seinen Post lesen, mit Zitaten aus dem Text, die mir besonderns eingefahren (CH-Wort für "unter die Haut gegangen") sind.

Bevor ich zu seinem Post komme, hier eine kleine Auswahl seiner - wunderbar - sperrigen Bücher.


Jetzt aber! Der Post von Tobias:

Nach dem Buch ist vor dem Buch. Als Autor der Gegenwart und in Deutschland, sollte man eigentlich zufrieden sein. Man ist in einem der größten Märkte beheimatet, die es für Bücher gibt. Es gibt eine groß angelegte Leseförderung und man wird für Lesungen und Workshops fair bezahlt. Jedoch spürt man auch einen immensen Produktionsdruck, da die Anzahl der Titel stetig steigt, die Leserzahl schrumpft und die Verweildauer eines Buches im Handel immer geringer wird. 
Schaut man sich die Büchertische an, so wird man erschlagen von leidenschaftslosen, am Reißbrett entworfenen Titeln, die so zielgerichtet daher kommen, wie das neueste Shampoo von Schwartzkopf oder irgendeiner anderen Marke. "Me too" steht in der Buchbranche nicht für sexuelle Übergriffe, sondern für das Kopieren aktueller Trends.  
Jeder größere Verlag heftet sich an die Fersen aktueller Bestseller, um ein Stück vom Kuchen abzubekommen. Wer als Autor ein neues Buch anbietet, muss mit einer Reihe vergleichbarer (erfolgreicher) Titel aufwarten. Und natürlich tut er das auch brav. 

Anmerkung von mir: Und wenn sie - also ich - es nicht brav tut, dann fragt der Buchhandel beim Verlag nach, wann dann endlich wieder ein "echter" Gabathuler rauskommt. Und bevor ihr fragt: Ja, da schreit man dann ganz laut: "Das aktuelle Buch von mir IST ein echter Gabathuler, hab's ja selber geschrieben, aber einfach mal in eine andere Richtung, und NEIN, ich suche mir nicht für jedes Buch, das anders ist als die anderen "echten" Gabathuler ein Pseudonym. Alles, was ich schreibe, kommt aus mir raus, und ich bin eine einzige Person, eine einzige Autorin.

Oft frage ich mich, wie viel Kreativität auf der Strecke bleibt, weil man aus Angst vor Ablehnung, gleich in Marketing-Sprech argumentiert. Das Marketing hat mittlerweile gemeinsam mit dem Vertrieb das Ruder in den Verlagen übernommen. Verkaufszahlen müssen her.
Sperrige Titel sollen (ohne sie zu bewerben) das Programm abrunden. 
Anmerkung von mir: Weshalb es schon mal vorkommen kann, dass am Vortag deiner CH-Buchvernissage in den Social Media deines Verlags nicht auf die Vernissage deines Buches aufmerksam gemacht wird - wie auch die Tage und Wochen zuvor nicht - sondern auf des 30-minütige Live-Auftauen des Spitzentitels des Verlags. Bevor ihr fragt: Ja, das tut höllisch weh und das macht höllisch wütend, und ja, das ist ein Mitgrund, weshalb mein letztes Buch auch das letzte war, das ich für den Verlag geschrieben habe, in dem meine Jugendbücher erschienen sind.

Mutig ist kaum noch einer, sie zum Spitzentitel zu machen. Dass das Schreiben von guten Büchern viel Zeit in Anspruch nimmt, scheint in Vergessenheit zu geraten. Alles muss schnell sein, alles passend, alles an Trends ausgerichtet.
Als Autor zahlreicher, sperriger Jugendromane, wünschte ich mir (auch von mir selbst) und anderen Autoren und Verlagen, wieder mehr Mut zu haben. Das Buch nicht zum austauschbaren Produkt zu degradieren, das nur Teil einer Wertschöpfungskette ist, sondern Leben verändern und vielleicht sogar retten kann. Es ist nicht nur Papier zwischen zwei Buchdeckeln, nicht nur ein paar Stunden Unterbrechung zwischen Netflix und WhatsApp, es ist die Möglichkeit, ein neues Kapitel seiner eigenen Biografie aufzuschlagen, genauer hinzuschauen, seine Filterblase zu verlassen und seinen eigenen Klang im lauter werdenden Rauschen dieser Welt zu finden.
Anmerkung von mir: Ich wünsche mir das auch, habe aber sehr viele meiner Illusionen verloren. Eine Weile habe ich deshalb mit dem Schreiben ganz aufgehört. Die Motivation zum Weitermachen kommt von Jugendlichen, die mir an den Lesungen Rückmeldungen geben, von Mails, die mir bewusst machen, dass ich Menschen erreiche, nicht die grosse Masse, aber Menschen, denen meine Bücher etwas bedeuten. Ich schreibe wieder. Sperriges Zeug. Im Moment auch etwas Luftig-Lockeres. Mit viel Freude an meinen sperrigen Hautpfiguren. Ich arbeite auch an der Neuauflage eines meiner Riesenflops. Weil ich sie total mag, diese Flop-Geschichte. Herausgeben werde ich sie bei BoD. Ich habe mit mir selber eine Wette laufen. 52 Stück möchte ich mindestens verkaufen. Das sind nicht die Tausende, die Verlage und Buchhändler verkaufen wollen (und auch müssen, damit sie überleben können). Das reicht für ein schönes Abendessen zusammen mit Herrn Ehemann. Und damit ist auch gesagt, worauf das bei mir wohl hinausläuft: Schreiben als Hobby. Wenn Jugendliche bei Lesungen jeweils fragen, ob ich vom Schreiben leben kann, dann antworte ich: "Noch - aber immer knapper." Und füge an: "Wenn ich von den Einnahmen aus den Buchverkäufen leben müsste, wäre das dann wohl ein Leben unter der Brücke oder auf dem Campingplatz." Es sind die Lesungen, die mir - noch - ein einigermassen würdiges Einkommen bescheren. Autorenschicksal halt. Darüber zu jammern ist müssig. Wie Sohnemann es mal treffend ausgedrückt hat: "Musst halt Fantasy schreiben. Verkauft sich wie blöd." Heute wäre das dann wohl eher Romantasy. Ist nicht mein Ding. Dazu bin ich zu sperrig.

PS von mir: Ja, das Schreiben von Büchern braucht Zeit. Ich erkläre das in Lesungen so: Pflanzen im Garten wachsen langsam. Wenn man sie überdüngt oder an ihnen zerrt, um das Wachstum zu beschleunigen, gehen sie kaputt.

Sonntag, 27. Mai 2018

Wenn die Zeit den Atem anhält

Diesen Monat habe ich oft kaum noch gewusst, wo mir der Kopf steht. Unzählige Lesungen, viel Arbeit für unseren Verlag da bux, die vergeblichen Bemühungen, meinen Autorenblog DSGVO-konform hinzubekommen (was nicht mal theoretisch möglich ist, wenn man wie ich Blogspot von Google nutzt). In einem Anfall von Totalfrust wollte ich alle Blogs löschen. Aber dann ist die Rebellin in mir erwacht. Ich blogge weiter. Mit einer netten Datenschutzerklärung. Und reduziert. Frau Zappadong und der Blog mit den Schülerfragen zum Buch Blackout sind weg. Frau Zappadongs Blog habe ich - ohne die Kommentare - bei mir privat gespeichert. Weil ich die irre Frau Zapp und ihren Mr. Doorman viel zu sehr mag, um sie einfach zu pulverisieren. Mit den Schülerfragen fange ich an anderer Stelle dann wieder neu an.

Jetzt aber zurück zum eigentlichen Grund für diesen Post. Es gibt nämlich ein Leben jenseits des Bürokratenirrsinns. Und auch jenseits des Verlagsirrsins (wobei ich beim Verlagsirrsinn NICHT von da bux rede). Darüber wollte ich heute schreiben. Also, hier der Text, der dem Blogeintrag den Titel gibt.


Letzten Freitag war ich - wie wir in der Schweiz sagen - nudelfertig, aber so was von nudelfertig. Ausgepowert, ausgebrannt, endlos müde. Zum Glück gibt es das Haus in den Bergen. Da relativiert sich alles, da hält die Zeit den Atem an, da kann man einfach sein. Ich habe unseren wilden "Garten" genossen, bei jedem Sitzplätzchen eine Weile rast gemacht und wieder mal eine Susie (Schlange) gesehen (sorry, um die Digicam zu holen, hätte ich über Susie hinwegsteigen müssen, also kein Foto) 
...

... und ich habe geschrieben. Zum ersten Mal seit sehr langem mit unendlich viel Freude am Schreiben. Ohne Vertrag, ohne Deadline und ohne Plan, was ich mit dem fertigen Buch machen werde. Es wird mir schon was einfallen :-) Erst einmal will ich einfach nur kreativ sein. 






Donnerstag, 1. März 2018

Begeisterung und Herzblut

Ich nehme dieser Tage einen Crashkurs in Sachen Autoren, Verlage und Bücher. Ein Crashkurs, der mich keinen Cent, sondern nur Zeit kostet. Zeit, die ich gerne dafür einsetze. Ich muss auch nirgendwo hinfahren, denn ich bekomme diesen Kurs frei Haus geliefert, in Form von Bettina Belitz' youtube Videos. Am Sonntag habe ich mir ihren Beitrag "Wozu braucht ein Autor eigentlich einen Verlag?" angeschaut und heute nun "Wie wird aus einem Buch ein Bestseller?" Wer dabei jede Menge Reissbrettideen oder Marketingspeech erwartet, liegt meilenweit daneben. Bettina Belitz greift einen sogenannt weichen Faktor auf: die Begeisterung. Eigentlich sollte diese Begeisterung selbstverständlich sein. Ist sie aber nicht (mehr).

Bettina Belitz beginnt in ihrer Analyse bei den Autoren. Die sollten begeistert von ihren Ideen sein, begeistert von ihren Figuren, begeistert von ihren Geschichten. Und auch hier kommt ein Eigentlich: Eigentlich sind wir das. Oder waren es zumindest, bis wir nach ein paar Büchern gemerkt haben, dass sie untergehen können, im Meer der Neuheiten abtauchen und nicht zu den Leuten gelangen, für die wir sie schreiben: Unsere LeserInnen. Und deshalb beginnen wir uns zu schützen. Erlauben uns nicht mehr die kindliche Begeisterung, mit der wir anfangs Bücher geschrieben haben, weil wir Angst haben, dass wir enttäuscht werden. Je grösser die Begeisterung, desto tiefer die Enttäuschung, wenn es nicht klappt. Also ziehen wir eine Schutzschicht hoch. Weil es weh tut, wenn eine Geschichte, in die wir unser Herzblut gesteckt und lange daran gearbeitet haben, einfach lautlos absäuft.

Wie schon am Sonntag hat Bettina mitten ins Schwarze und auch mitten in mein Herz getroffen. Ja! Bei mir war das so: Irgendwann kam der Punkt, an dem ich mich schon beim Unterschreiben des Vertrags für ein Buch gegen Cover wappnete, die mir nicht gefallen, gegen das Wissen, dass mein Buch nicht beworben wird, gegen die Ahnung, dass es wahrscheinlich sang- und klanglos untergeht. Beim Schreiben vergisst man das zum Glück, da ist man voll und ganz bei seinen Figuren und seiner Geschichte, aber in den Schreibpausen, da tauchen diese Gedanken auf und können bis zur totalen innerlichen Lähmung führen.

In ihrem Video beschreibt Bettina Belitz die Stationen, die ein Buch durchläuft: Autor, Lektorat, Grafik, Marketing, Vertrieb, Buchhandel und stellt fest: Aus dem breiten und starken Fluss der Begeisterung beim Autor wird im Laufe dieser Stationen immer häufiger ein Bach, dann ein Bächlein und oft versiegt diese Begeisterung schon vor der Veröffentlichung des Buches. Und es stellt sich die Frage: Wie soll man die Leser anstecken mit etwas, das nicht mehr da ist? Wie soll man sie so sehr für eine Geschichte begeistern, dass sie sie weiterempfehlen, wenn die eigene Begeisterung fehlt oder abhanden gekommen ist?

Natürlich ist niemand so naiv zu glauben, dass Begeisterung alleine Garantie für einen Bestseller ist, nicht einmal für gute Verkaufszahlen. Da gibt es viele andere Faktoren. Aber für mich ist es einleuchtend, dass ohne Begeisterung kein Feuer entfacht werden kann. (Das ist übrigens das Credo meiner Agentin, einer der Gründe, weshalb ich sie für eine tolle Agentin halte).

Was bedeutet das für mich?

Rückblickend kann ich sagen: Es gab beides. Bücher, bei denen die Begeisterung über alle Stufen hinweg stimmte. Einige davon haben sich gut bis sehr gut verkauft, andere nicht. Bei jenen, bei denen es trotz allem nicht geklappt hat, ist ein Bedauern da, aber kein Schmerz, bei manchen sogar Dankbarkeit dafür, dass die Begeisterung des Verlags das Buch überhaupt erst möglich gemacht hat. Anders sieht es bei jenen Büchern aus, bei denen die Begeisterung schon vor dem Erscheinungstermin versiegte. Da hat es wehgetan, tut es zum Teil heute noch weh.

Und jetzt? Ich mache mir nichts vor: Für einen Bestseller fehlen mir ziemlich viele der oben angesprochenen anderen Faktoren. Das kann und vor allem will ich nicht ändern. Alles, was ich habe sind: Das Talent, Geschichten zu erzählen, meine Figuren, die ich erfinde, die Geschichten, die ich ihnen auf den Leib schreibe, das Herzblut, mit dem ich das mache. Und eben: die Begeisterung für meine Figuren und Geschichten. Dieser Begeisterung werde ich in Zukunft wieder viel mehr Sorge tragen. Angefangen damit habe ich schon vor einer Weile. Ich habe Angebote abgelehnt, weil sie für mich nicht stimmten. Ich konnte meiner Agentin rationale Gründe dafür nennen. Heute wird mir bewusst: Bei diesen Angeboten hat nicht zuletzt auch die Begeisterung gefehlt. Ich werde also bei einer zukünftigen Suche nach einem Verlag für meine Geschichten diesen Faktor ganz weit nach oben stellen. Vor die Grösse des Verlags. Vor die Höhe des Vorschusses. Vor ein "lieber ein Verlag ohne Begeisterung als gar keiner". Ich werfe meinen Fatalismus über Bord ("dann habe ich wenigstens eine Neuerscheinung und komme damit zu Lesungen und Lesetouren") und gehe ganz an den Anfang zurück. Dorthin, wo nichts ausser das tief aus mir herauskommende Schreiben wichtig war.

PS: Die Begeisterung und das Herzblut lebe ich als Verlegerein seit nunmehr gut zwei Jahren zusammen mit meinen da bux Kollegen Stephan Sigg und Tom Zai. Ich lebe es auch als Self Publisherin meiner Jugendbücher, wo ich mich stundenlang völlig absorbiert in Feinschleifrunden und Detailaufgaben verliere. Und nicht zuletzt darf ich das immer mal wieder mit dem Radio erleben, wo mir Leute zur Seite stehen, denen die Begeisterung nie abhanden zu kommen scheint. Es bestehen also Zuversicht und Hoffnung!

Montag, 26. Februar 2018

Einblicke - Tage wie diese

Der heutige Blogeintrag kommt in Form eines Videos. Mit der neu geschaffenen Reihe "Einblicke" belebe ich meinen youtube-Kanal neu. In "Tage wie diese" berichte ich darüber, warum mir letztes Jahr die Motivation für meinen Beruf abhanden gekommen ist, was mich an meinem Beruf freut und warum ich trotz allem sicher bin, auf dem richtigen Weg zu sein.

Ich freue mich auf Besuche auf meinem youtube-Kanal. Und ganz besonders freue ich mich natürlich, wenn ihr meinen Kanal abonniert :-) Danke.

Mittwoch, 20. April 2016

50 Jahre - und immer noch unabhängig und stark

Ich habe heute etwas gründlich versemmelt, etwas, das mir sehr leid tut. Da feiert nämlich bald ein toller Verlag seinen 50. Geburtstag und das hätte UNBEDINGT in den Autillus-Newsletter gehört. Ich hatte die Infos, daran liegt es nicht. Sie sind schlicht und einfach in meinem Arbeitsberg untergegangen. Der Newsletter ist raus. Ohne den Hinweis. Aber das kann es ja nicht sein! Deshalb, Leute:

Der Peter Hammer Verlag hat ein klares Profil: Er steht vor allem für Literatur aus Afrika und Lateinamerika und für besonders schöne Bilder- und Kinderbücher. Er ist klein (gemessen an den großen Verlagen) oder mittelgroß (gemessen an den ganz kleinen) und er ist nach wie vor unabhängig.

Die Verlegerin Monika Bilstein stellt in dieser Veranstaltung zum Jubiläum ihren Verlag vor und Brigitte Schär präsentiert auf unterhaltsame Weise ihr soeben im Peter Hammer Verlag erschienes Buch 'Lisa, Paul und Frau Fisch' vor. (Bilder Jens Rassmus).


Datum: 12.05.2016
Zeit: 19.30
Ort: Buchhandlung am Hottingerplatz, Hottingerstrasse 44, 8032 Zürich

Also: Knoten ins Taschentuch, Termin in die Agenda eintragen, hingehen!