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Samstag, 18. Januar 2020

Vorsätze mit Bart und ohne Bart

Es gibt Vorsätze, die sind so alt, dass ihnen ein Bart wächst. Einer davon war bei mir der Vorsatz, meinen YouTube Kanal zu reaktivieren. Das ganze Jahr 2019 über habe ich bei Lesungen versprochen: "Dieses Jahr steige ich wieder voll ein."

Es kam anders. Aus dem Bart wurde ein veritables Gestrüpp, das selbst den Alm-Öhi uralt aussehen liess (und mich dazu).

Aber jetzt ist er ab, der Bart. Der erste Clip im Jahr 2020 ist online. Es ist ein Video aus meiner Schreibstube. Ich erzähle darin von der Neuauflage von Freerunning.

Das soll aber erst der Anfang sein. Ich möchte den Kanal weiter auf- und ausbauen. Mit Hintergrundinfos, Autorenportraits, vielleicht auch Buchempfehlungen und Schreibtipps. Denn eigentlich macht das Herstellen von Vlogs ungeheuer Spass - auch wenn es ein ziemlicher Zeitfresser ist.

Spass haben am YouTuben ist aber nur die halbe Miete (wenn auch eine schöne Hälfte). Die andere Hälfte seid ihr. Weil die Sache einfach mehr Freude macht, wenn ich in meinen Clips über Dinge rede, die euch interessieren, und wenn diese Clips auch geschaut werden. Und hier kommt ihr nun ins Spiel:

Ich werde öfters nach einer Fortsetzung der Montagsbriefe gefragt. Weil die Jugendlichen, die mir damals die Briefe mit den Fragen geschrieben haben, wahrscheinlich längst in der Lehre oder am Gymi / der Kanti sind, bin ich dazu auf neue Fragen angewiesen. Wer also etwas fragen möchte, kann die Frage in den Kommentaren stellen - entweder hier oder auf meinem Kanal (sobald ich dort parat bin). Ich werde diese Frage(n) dann in einem neuen "Montagsbriefe"-Video beantworten.

Ebenfalls schon bald online: Ein Clip zum Relaunch der Lost Souls Serie.

Hier aber erst mal das Video aus der Freerunning-Schreibstube:


Montag, 24. Oktober 2016

Freitag, 21. Oktober 2016

Montagsbriefe - reloaded

Im Frühling/Frühsommer dieses Jahres habe ich auf YouTube ein Experiment begonnen: Ich habe Fragen aus Schülerbriefen zum Buch Blackout in kurzen Videos beantwortet und diese in meinem YouTube-Kanal veröffentlicht.

Im Sommer wurde mein Arbeitsleben hektisch: Der Sommer ist die Jahreszeit, in der ich intensiv schreibe. Dieses Jahr kam der Verlag dazu, mit allen notwendigen Arbeiten und Vorbereitungen. Da blieb für die Montagsbriefe keine Zeit mehr.

Nun sind die Montagsbriefe zurück. Nächsten Montag beantworte ich drei Fragen, die mir Selin gestellt hat:

- Wie ich auf die Situationen und Geschichten in Blackout gekommen bin
- Warum ich besser aus der Sicht von Jungs schreiben kann
- Warum ich eher traurige Bücher schreibe, in denen nicht immer alles gelingt

Noch immer benötige ich für so ein Video alles zusammengerechnet beinahe einen Tag. Warum ich es trotzdem mache, auch wenn die Anzahl Views in keinem Verhältnis zur Arbeit steht? Weil es Spass macht :-) (Ja ich weiss ... aber so ticke ich nun mal.)

Ich möchte diese "Du fragst - Ich antworte" Rubrik auf YouTube sogar noch ausbauen, indem ich zusätzlich zu den Montagsbriefen (von denen ich noch einen ganze Stapel habe) einzelne Fragen beantworte. Kurz und knapp in höchstens 90 bis 120 Sekunden, alternierend mit den Montagsbriefen.

Wenn ihr solche Fragen habt, schreibt sie doch bitte unten in die Kommentare, schickt sie mir als Foto, als Kurzfilm, auf einer Postkarte oder  stellt sie direkt in meine Kanal. Ich würde mich riesig freuen!

Erst einmal die Vorschau: Die Antworten auf Selins Fragen gibt es ab dem 24. Oktober auf meinem YouTube Kanal.

Freitag, 24. Juni 2016

Prioritäten setzen (HA!!!)


In Schottland habe ich mehr als einmal gewünscht, Schaf zu sein. So schön und stresslos lebt kaum ein Lebewesen. Na ja, ausser vielleicht die schottischen Kühe ...


Nun bin ich - leider - weder ein schottisches Schaf noch eine schottische Kuh, sondern im Augenblick ein ziemlich gestresstes Huhn, das versucht, seinen Kopf (samt Inhalt) irgendwie zusammenzuhalten. Ich mache das, indem ich Prioritäten setze. Damit fallen die geplanten Montagsbriefe für nächsten (und ziemlich sicher auch übernächsten) Montag aus. Ich finde schlicht und einfach nicht die Zeit dafür. Das gilt auch für den Onkel Mike Auftritt von Berlin, den ich sooooo gerne zu einem Video machen wollte (mach ich auch, aber einfach nicht die nächsten zwei bis drei Wochen). Dafür habe ich euch ein Bild von einer meiner Lesungen an der Buch am Bach 2016. Kollege Oliver Pautsch hat natürlich genau im richtigen Augenblick auf den Auslöser gedrückt.

Montag, 23. Mai 2016

Montagsbrief Nr. 4 - Kelmends Brief

So! Geschafft. Brief 4 ist online. Was noch fehlt, ist der geschriebene Brief dazu. Der muss nun tatsächlich bis morgen warten (siehe den Beitrag direkt unter diesem - ist eine Wahnsinnswoche!)


Wahnsinnswoche

Ich hab so das Gefühl, dass diese Woche eine Wahnsinnswoche wird. Tom Zai, Stephan Sigg und ich gehen nämlich mit unserem Verlag online. Mehr dazu, wenn auch die letzten fehlenden Kleinigkeiten auf der Webseite stehen. Morgen lese ich mit meiner Kollegin Gina Mayer in meinem lokalen Buchladen. Heute steht erst jedoch erst einmal der nächste Montagsbrief an. Und ausgerechnet heute prasselt der Regen auf die Dachfenster und das Licht ist grottenschlecht zum Filmen. Aber die Briefe heissen Montagsbriefe - und nicht Dienstagsbriefe.

Die Katze schläft neben mir auf dem Pult. Haltet mir mal die Daumen, dass sie mir nicht ins Bild schleicht, wie letztes Mal:



So, und jetzt ans Werk! Ich melde mich später noch einmal, wenn der Montagsbrief online ist.

Montag, 2. Mai 2016

Montagsbrief Nr. 3 - Danielas Brief

Ich habe am Ablauf der Montagsbriefe-Videos gearbeitet und hänge jetzt die Antworten jeweils direkt hinter den Fragenblock.

Heute beantworte ich folgende Fragen:

- Wie bin ich auf die Idee zur Geschichte "Blackout" gekommen?
- Wieso heisst das Buch "Blackout" und nicht anders?
- Ist es nicht stressig, ein ganzes Buch zu schreiben?
- Wie gehe ich beim Schreiben eines Buches vor?
(Wer die Antworten lieber liest als guckt, der kann findet meinen Brief gleich unter dem Video.)

Und ein PS: Die "Thumbnails" - also die Standbildchen auf youtube - sind immer grässlich. Ich habe mich deshalb für das Grässlichste aller Grässlichen entschieden. Wennschon, dennschon.



Liebe Daniela

Ich habe „Blackout“ geschrieben, weil es mich interessiert hat, was ein sechzehnjähriger Jugendlicher macht, der sein Leben versemmelt hat, vergeigt, so richtig in den Sand gesetzt. Einer, den keine Schule mehr will, der keine Lehrstelle hat, keine Freunde mehr, der nicht einmal mehr bei den Eltern wohnen kann. Was macht so einer jetzt? Haut er ab, wie er es sonst immer tun würde? Oder packt er es?

Wie kommen Bücher zu ihren Titeln? Warum heisst „Blackout“ … „Blackout?“ und nicht anders? Die Geschichte hat nicht immer so geheissen. Bei mir auf dem Computer war die Datei unter „Nick“ abgespeichert, weil ich zuerst gar keinen Titel hatte, sondern einfach eine Geschichte über einen Jungen schreiben wollte, der Nick heisst. Als ich auf Verlagssuche ging, überlegte ich mir, dass ich mit einem Buch, das „Nick“ heisst, kein Blumensträusschen gewinnen kann. Also bewarb ich mich mit dem Titel „Nicks letzte Chance.“ Der Titel war dem Verlag jedoch zu lang. Er wollte einen Ein-Wort-Titel. Wir kamen ziemlich schnell auf „Filmriss“, aber diesen Titel gab es schon. Deshalb haben wir uns für die englische Variante „Blackout“ entschieden. „Blackout“ passt aber auch wunderbar zu dem, was du über den Titel geschrieben hast.

Ein ganzes Buch, eine ganze Geschichte schreiben: Das ist das, was einen Autor / eine Autorin ausmacht. Ein Buch anfangen kann jeder. Eine tolle Idee, in die Tasten hausen … und irgendwann steckt man fest. Autoren schreiben die Geschichte fertig. Und ja: Das ist manchmal stressig. Erstens – so wie du es geschrieben hast – im Tagesablauf. Manchmal hat man ganz viele Dinge vor, die man erledigen muss. Man geht auf Lesetour, man macht die Administration, hat andere Projekte, dann hat man den Abgabetermin und vielleicht nicht gerade die zündende Idee – da kann es dann stressig werden. Aber ich denke, das gehört dazu und ganz ehrlich, ich brauche diesen Stress auch zu einem gewissen Punkt. Ich bin jemand, der unter Zeitdruck gut funktioniert.

Der zweite Punkt, warum es stressig werden kann, hängt damit zusammen, wie ich die Bücher schreibe. Ich bin eine, die zuerst weiss, welche Personen in ihrem Buch vorkommen. Das ist mir viel wichtiger als die Geschichte. Ich schreibe meine Geschichten für die Personen zu einem Thema, das zu den Personen passt. Bevor ich schreibe, weiss ich ganz viel: Ich weiss, wer die Geschichte erzählt (also die Erzählperspektive/n), ich kenne die Erzählsprache, ich kenne die Musik zum Buch, ich kenne meine Figuren. Das einzige, was ich nicht wirklich kenne, ist die Geschichte. Die entwickle ich aus dem Bauch heraus und folge dabei einem ganz dünnen roten Faden, den ich vorher ausgelegt habe. Und das kann das stressige daran sein: Dass meine Figuren diesem roten Faden überhaupt nicht folgen wollen, egal, wie dünn er ist, und sich dann alles umkehrt, oder die Geschichte eine Wendung nimmt, die ich gar nicht erwartet habe. Manchmal reisst der Faden auch. Und ich habe keine Ahnung, wie es weiter geht, geschweige denn, wie ich die Geschichte zu einem Ende bringe. Das kann schon mal stressig werden. 

Deine Fragen zum Ende der Geschichte, beantworte ich alle in dem ganz speziellen Montagsbrief zu den Enden. 

Ich danke dir ganz herzlich für deine Fragen

Alice Gabathuler

Montag, 18. April 2016

Montagsbrief Nr. 2 - Christians Brief

Diesmal bin ich anders an die Sache herangegangen. Ich habe den Brief nicht vorgelesen, sondern mit Hilfe von Post-its zusammengefasst. Beim letzten Mal habe ich die Antworten zuerst aufgeschrieben und dann vorgetragen. Diesmal sind sie spontan, auch wieder mit Hilfe der Post-its. Ich bin im zweiten Montagsbrief den umgekehrten Weg gegangen und habe die Antworten erst nach dem Filmen aufgeschrieben. Ihr könnt sie - wie schon Brief Nummer 1 - ansehen und anhören, oder gleich unter dem Video nachlesen.




Lieber Christian

Vielen Dank für deinen Brief und deine Fragen.

Nicks Freund. Das ist so eine Geschichte. Eine, die auf etwas beruht, was wirklich passiert ist. Auch damals hat niemand gewusst, warum. Ich habe im Blackout bewusst darauf verzichtet, diese Geschichte genauer aufzuschreiben. Sie wäre zu lang; sie wäre ein eigenes Buch.

Ich habe zu jedem Buch ein Notizbuch, in dem ich mir Gedanken mache zu meiner Geschichte. Wenn ich auf Lesetour gehe, nehme ich das jeweilige Notizbuch mit, weil ich unterwegs arbeite. Das ist der eine Grund. Der andere: Man kann hinten ins Buch bei meinen Lesungen seinen Namen reinschreiben. Und wenn ich dann ein neues Buch schreibe, suche ich mir aus diesen Notizbüchern die passenden Namen für meine Figuren aus. Bei Blackout war das ein bisschen anders. Blackout war mein erstes Buch und da habe ich wirklich Namen genommen, hinter denen eine Geschichte steckt, Orte beschrieben, die mir etwas bedeuten. So gibt es zum Beispiel Susannas Laden wirklich. Er steht nicht in Buchs, sondern in Vaduz. Kristen heisst Kristen, weil Kristen aus Zürich die erste war, die einen Teil des Textes gelesen hat und die mir gesagt hat: „Ja, das kannst du weiterschreiben, das wird was.“ Caduff hat seinen Namen von jemandem, den mein Mann und ich gut kennen. Mir hat der Name Caduff immer gefallen und ich wusste, ich würde eine meiner Figuren nach ihm benennen. Ihr könnt euch sicher vorstellen, wie erschrocken ich war, als der Verlag mir schrieb, der Name Caduff sei nicht so geläufig und ob ich ihn nicht auswechseln könne. Ich wollte ihn aber behalten J
Das Schöne an meinem Beruf: Jeder Tag ist anders. Wenn ich zuhause bin, beginnen die Tage jeweils gleich. Ich stehe früh auf, weil ich ein Morgenmensch bin. Ich trinke dann meinen Kaffee und lese die Zeitung. Danach beantworte ich meine Mails (ich bin nicht nur Autorin, sondern gleichzeitig auch meine Sekretärin). Von da an nimmt der Tag verschiedene Richtungen. Ich schreibe, spinne meine Geschichten weiter und arbeite an verschiedenen Projekten. Wenn ich auf Lesetour bin, sind die Tage ganz anders. Dann bin ich oft eine Woche im Hotel und reise von dort zu den Lesungen. Manchmal reise ich auch von zuhause aus an. Da muss ich dann wirklich früh aufstehen, sogar für meine Begriffe zu früh, aber nur so gelange ich aus meiner Ostschweizer Pampa an die Lesungsorte.

Ich habe bis jetzt sechzehn Bücher geschrieben und arbeite am siebzehnten. Zudem schreibe ich ab und zu fürs Radio. 

Die Ideen für meine Bücher kommen von überall her. Ganz viele kommen aus der Musik. Mich inspirieren Songs oder auch einzelne Songzeilen. Dann sind es auch Themen, die mich interessieren. Oder Menschen, denen ich begegne, Gespräche, die ich belausche, Zeitungsartikel, die ich lese. Du siehst, die Ideen sind wirklich überall.

Zum Ende möchte ich im Augenblick noch nicht zu viel sagen. Ich werde zu all die Enden, die du und deine Klassenkameraden geschrieben haben, einen separaten Brief schreiben. Das hängt damit zusammen, dass ich diese Briefe auch als Videos online stelle – und nicht in jedem spoilern möchte. Es wird ein Video geben, das klar mit ACHTUNG, SPOILER gekennzeichnet ist.

Herzlich
Alice Gabathuler

Montag, 4. April 2016

Montagsbrief Nr. 1 - Lisas Brief

Und hier ist er, der erste Montagsbrief. Er ist von Lisa aus Menznau. Ich lese ihn im Video vor und beantworte dort auch Lisas Fragen. Wenn du den Antwortbrief lieber liest, scrolle einfach nach unten.





Liebe Lisa

Vielen Dank für deinen Brief und deine Fragen.

Blackout ist keine wahre Geschichte. Aber ich habe sie so erfunden, dass man sich vorstellen könnte, sie sei so oder ähnlich wirklich passiert. Prügeleien gibt es auch im richtigen Leben, Jugendliche fliegen auch im richtigen Leben von der Schule. Haben Stress mit den Eltern. Bauen Mist. Greifen zu Drogen. Geraten mit dem Gesetz in Konflikt. Zum Glück gibt es immer wieder Menschen, die einem zur Seite stehen. Caduff ist so einer. Er hilft Nick nicht wegen seiner Mutter. Er hilft Nick, weil er möchte, dass Nick es packt. Dass er das Leben, das ihm entglitten ist, wieder in den Griff bekommt. 

Nachnamen nehme ich – genau wie der Schriftsteller, der eure Schule besucht hat – manchmal aus dem Telefonbuch. Manchmal suche ich auch Namen im Internet. Meistens jedoch borge ich sie mir von Jugendlichen, die ich bei meinen Lesungen kennengelernt habe. Ich habe immer ein Notizbuch dabei. In dieses kann man nach der Lesung seinen Namen schreiben und wenn ich dann Namen für meine jugendlichen Hauptfiguren brauche, schaue ich zuerst in den Notizbüchern nach.

Es gibt Schriftsteller, die über sich schreiben. Entweder eins zu eins oder in einer abgeänderten Form. Ich mache das nicht. Erstens ist mir das zu privat und zweitens ist für mich der schönste Teil des Schreibens das Erfinden von Figuren. Natürlich fliesst manchmal etwas aus dem richtigen Leben in die Bücher. Das können Gefühle sein, Gedanken, die ich mir mache, Erlebnisse, die mich aufgewühlt haben, Musik, die ich mag. 

Blackout ist mein erstes Buch. Ich habe vier Jahre daran geschrieben. Nick, Caduff, Carla, Kristen, Finn und all die anderen sind immer noch Teil meiner Familie – halt nicht in echt, aber in meinen Gedanken und in meinem Kopf. Den meisten dieser Figuren stehe ich noch heute nahe. Wählen ist beinahe unmöglich. Müsste ich, würde ich mich für Nick, Caduff, Carla und Kristen entscheiden.

Ich wollte nie Autorin werden, zumindest nicht als Beruf. Ich wollte einfach schreiben. Und genau das habe ich getan. Damit ist auch die Frage nach den Aufsätzen beantwortet. Ja, ich habe gerne Aufsätze geschrieben – ausser wenn das Thema grottenlangweilig war. Erst nach meinen ersten paar Büchern habe ich mir das dann genau überlegt und mich entschieden, hauptberuflich Autorin zu werden.

Wieso ich mich für Obdachlose interessiere? Ich mag Aussenseiter. Ich mag Menschen, die etwas sperrig sind, nicht ganz der Norm entsprechen, nicht so recht in diese Welt zu passen scheinen und die dennoch dazu gehören. Ich habe früh gemerkt, dass die meisten Menschen an solchen Aussenseitern vorbeischauen, sie behandeln wie Luft. Oder sie pöbeln sie an, sprechen schlecht über sie, ohne zu wissen, was diese Menschen fühlen und denken und warum sie so leben, wie sie leben. Von meinen Eltern habe ich einen grossen Gerechtigkeitssinn geerbt. Ich habe von ihnen gelernt, nicht auf das Äussere zu schauen und anderen Menschen mit Anstand und Respekt zu begegnen. Jeder Mensch hat eine Geschichte. Jeder Mensch hat seine Würde. Ein Leben, in dem man von anderen wie Luft oder Dreck behandelt wird, muss die Hölle sein.

Was für Obdachlose gilt, gilt auch für Flüchtlinge. Das sind Menschen mit Gefühlen, Ängsten, Träumen, Hoffnungen. Wir – du, ich, die Menschen in der Schweiz – haben sehr grosses Glück, in einem sicheren Land geboren zu sein. Wir dürfen und können andere, die dieses Glück nicht hatten, nicht einfach ihrem Schicksal überlassen. Wie müssen Lösungen suchen.

Ja, ich möchte mit meinen Büchern den Menschen etwas bewusst machen. Was das ist, fühlt oder erkennt man, wenn man meine Bücher liest. Es sind grosse Dinge und vor allem auch kleine, denn viele kleine Dinge können auch Grosses bewirken.

Herzlich
Alice Gabathuler

PS: Der nächste Montagsbrief erscheint voraussichtlich in zwei Wochen.