Montag, 2. Mai 2016

Montagsbrief Nr. 3 - Danielas Brief

Ich habe am Ablauf der Montagsbriefe-Videos gearbeitet und hänge jetzt die Antworten jeweils direkt hinter den Fragenblock.

Heute beantworte ich folgende Fragen:

- Wie bin ich auf die Idee zur Geschichte "Blackout" gekommen?
- Wieso heisst das Buch "Blackout" und nicht anders?
- Ist es nicht stressig, ein ganzes Buch zu schreiben?
- Wie gehe ich beim Schreiben eines Buches vor?
(Wer die Antworten lieber liest als guckt, der kann findet meinen Brief gleich unter dem Video.)

Und ein PS: Die "Thumbnails" - also die Standbildchen auf youtube - sind immer grässlich. Ich habe mich deshalb für das Grässlichste aller Grässlichen entschieden. Wennschon, dennschon.



Liebe Daniela

Ich habe „Blackout“ geschrieben, weil es mich interessiert hat, was ein sechzehnjähriger Jugendlicher macht, der sein Leben versemmelt hat, vergeigt, so richtig in den Sand gesetzt. Einer, den keine Schule mehr will, der keine Lehrstelle hat, keine Freunde mehr, der nicht einmal mehr bei den Eltern wohnen kann. Was macht so einer jetzt? Haut er ab, wie er es sonst immer tun würde? Oder packt er es?

Wie kommen Bücher zu ihren Titeln? Warum heisst „Blackout“ … „Blackout?“ und nicht anders? Die Geschichte hat nicht immer so geheissen. Bei mir auf dem Computer war die Datei unter „Nick“ abgespeichert, weil ich zuerst gar keinen Titel hatte, sondern einfach eine Geschichte über einen Jungen schreiben wollte, der Nick heisst. Als ich auf Verlagssuche ging, überlegte ich mir, dass ich mit einem Buch, das „Nick“ heisst, kein Blumensträusschen gewinnen kann. Also bewarb ich mich mit dem Titel „Nicks letzte Chance.“ Der Titel war dem Verlag jedoch zu lang. Er wollte einen Ein-Wort-Titel. Wir kamen ziemlich schnell auf „Filmriss“, aber diesen Titel gab es schon. Deshalb haben wir uns für die englische Variante „Blackout“ entschieden. „Blackout“ passt aber auch wunderbar zu dem, was du über den Titel geschrieben hast.

Ein ganzes Buch, eine ganze Geschichte schreiben: Das ist das, was einen Autor / eine Autorin ausmacht. Ein Buch anfangen kann jeder. Eine tolle Idee, in die Tasten hausen … und irgendwann steckt man fest. Autoren schreiben die Geschichte fertig. Und ja: Das ist manchmal stressig. Erstens – so wie du es geschrieben hast – im Tagesablauf. Manchmal hat man ganz viele Dinge vor, die man erledigen muss. Man geht auf Lesetour, man macht die Administration, hat andere Projekte, dann hat man den Abgabetermin und vielleicht nicht gerade die zündende Idee – da kann es dann stressig werden. Aber ich denke, das gehört dazu und ganz ehrlich, ich brauche diesen Stress auch zu einem gewissen Punkt. Ich bin jemand, der unter Zeitdruck gut funktioniert.

Der zweite Punkt, warum es stressig werden kann, hängt damit zusammen, wie ich die Bücher schreibe. Ich bin eine, die zuerst weiss, welche Personen in ihrem Buch vorkommen. Das ist mir viel wichtiger als die Geschichte. Ich schreibe meine Geschichten für die Personen zu einem Thema, das zu den Personen passt. Bevor ich schreibe, weiss ich ganz viel: Ich weiss, wer die Geschichte erzählt (also die Erzählperspektive/n), ich kenne die Erzählsprache, ich kenne die Musik zum Buch, ich kenne meine Figuren. Das einzige, was ich nicht wirklich kenne, ist die Geschichte. Die entwickle ich aus dem Bauch heraus und folge dabei einem ganz dünnen roten Faden, den ich vorher ausgelegt habe. Und das kann das stressige daran sein: Dass meine Figuren diesem roten Faden überhaupt nicht folgen wollen, egal, wie dünn er ist, und sich dann alles umkehrt, oder die Geschichte eine Wendung nimmt, die ich gar nicht erwartet habe. Manchmal reisst der Faden auch. Und ich habe keine Ahnung, wie es weiter geht, geschweige denn, wie ich die Geschichte zu einem Ende bringe. Das kann schon mal stressig werden. 

Deine Fragen zum Ende der Geschichte, beantworte ich alle in dem ganz speziellen Montagsbrief zu den Enden. 

Ich danke dir ganz herzlich für deine Fragen

Alice Gabathuler

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