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Freitag, 7. März 2025

Neuland

Ich habe meinen Weg gefunden, mit den aktuellen Ereignissen umzugehen: Ich habe einige unabhängige YouTube- und Insta-Kanäle abonniert und halte mich über den inneren Widerstand in den USA auf dem Laufenden. Das macht mir Mut, zeigt mir, dass nicht alle kapituliert haben. Ich erfahre so von unbeugsamen Menschen und engagierten Bewegungen. Oft sind die Posts ernst und voller grässlicher Fakten, aber im ganzen Wahnsinn finde ich auch irrwitzig-lustige Beiträge, bei denen man herzlich lachen kann. 

Auf Insta habe ich ein Reel gefunden, in dem eine Geschichtsprofessorin erzählt, wie wir Gegensteuer geben können: Mit starken Gemeinschaften. Sie weist darauf hin, wie hasserfüllt viele Anhänger autoritärer Bewegungen und Parteien sind, wie verärgert und wütend sie reagieren. Und dass diese Bewegungen ihren Antrieb in Hoffnunglosigkeit und Zorn finden. Diese Frau meinte, das erste und wichtigste Glied des Widerstands seien deshalb Freude und Liebe. Also ein starkes, überzeugtes "für etwas" und nicht ein "gegen etwas." Daran halte ich mich. Jeden Tag. Ich bin dankbar für meine Lieben, für gute Menschen um mich herum. Ich werde geliebt und ich liebe. Menschen, die Natur, das Leben. Ich will ihnen mit Respekt begegnen. Und: Ich will leben, lachen, teilnehmen und nicht verzweifeln (das können wir immer noch, wenn es ganz schlimm kommt).

Wobei meine Zu- und Hinwendung zu anderen Menschen Grenzen hat. Die habe ich für mich klar definiert. Und genauso klar ist, dass ich jenseits dieser Grenze nicht hasse. Ich erlaube mir einfach, dort auf Distanz zu gehen, auch mal jemandem, den ich eigentlich mag, zu entfolgen, weil ich mir gewisse Posts und Aussagen nicht antun will.  

Es bleiben Fragen. Es bleiben Zwiespälte. Es bleiben Ängste. Die gehören dazu. Es kommt mir gerade vor, als taste ich mich in Neuland vor.

Was ganz wichtig ist: Wir müssen uns bewusst sein, dass wir 2025 Geschichte schreiben. Nicht nur in den USA. Weltweit. Irgendwann werden uns unsere Nachkommen fragen, was wir in diesem und den folgenden Jahren getan haben. Dann will ich ihnen ins Gesicht sehen können, wenn ich antworte. 

Zum Abschluss ein Zitat, das mich gleichzeitig zum Lachen gebracht und mir Hoffnung gegeben hat:

Would you maybe like to meet up somewhere in den woods and just scream?
We could go for coffee after. 

Freitag, 21. Februar 2025

Das kleine Herz


Ich wollte über Wörter schreiben im heutigen Post. Über den Golf von Mexiko und die Liste mit unerwünschten Wörtern, die in den USA zirkuliert. Aber das schaffte ich nicht. Zu monströs ist die Vorstellung, dass einer allein einfach so an der Sprache drehen kann, dass er wichtige Begriffe einfach löschen kann und dabei seine Lügen zur Wahrheit umdreht.

Eine Weile lang dachte ich über pure Bosheit und absolute Empathielosigkeit nach. Was mir durch den Kopf ging, war nicht druckreif, auch nicht online-reif. Der Cursor blieb  oben links im leeren Nichts stecken. Weil ich nicht über Bosheit und Empathielosgkeit schreiben wollte. Und weil ich das mit den Wörtern nicht auf die Reihe bekam (ich hab's versucht, echt, der Text ist als Entwurf gespeichert, aber er ist nicht gut und er ist nicht fertig).

Okay, dachte ich, für irgendwas hast du ja eine Notfallthemenliste für den Blog. Aber die Themen wirkten klein und unbedeutsam angesichts dessen, was gerade läuft.

Also starrte ich ziemlich lange einfach nur auf den Cursor im weissen Nichts und entschied dann, mir erst einmal eine Tasse Kaffee zu holen (DAS Allzweckmittel bei Hirnstau und Frust). Als ich zurückkam, war es nicht nur dem Cursor, sondern auch dem Rechner zu langweilig geworden. Er zeigte mir wenigstens nicht den Mittelfinger, sondern einen der Leuchttürme, an denen wir letzten Sommer - und gefühlt in einem anderen Leben - auf unseren Küstenwanderungen in Nordspanien vorbeigekommen sind. Ein Bild, aufgenommen im Hochformat, vom Rechner total seltsam ins Querformat übertragen. Und da sah ich es zum ersten Mal, das kleine Herz auf dem Leuchtturm. Oder etwa doch nicht? Hatte ich damals genau deswegen den Leuchtturm fotografiert? Ich kann mich nicht erinnern.

Es ist nicht wichtig. Wichtig ist, dass da ein Herz auf dem Leuchtturm ist. Denn über Herzen kann man nicht oft genug sprechen und schreiben. Das Herz steht für die Liebe. Für Kraft. Für Hoffnung. Für Zuversicht. Für Mut (auch wenn er noch so ängstlich ist). Möge das Herz vom Turm leuchten bis übers Meer hinaus, bis zu uns, bis nach Amerika, überall hin. 

Tragt euch und euren Herzen Sorge.