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Samstag, 1. Mai 2021

Warum mein Garten besser gekleidet ist als ich

Das Öffnen meines Kleiderschranks ist für mich zu einem kleinen Albtraum geworden. "Ich habe nichts anzuziehen" ist in meinem Fall keine Koketterie, sondern eine schmerzhafte Tatsache, vor allem nach meiner letzten Aus-dem-Leim-gehen-Runde. Nun passen auch die verbleibenden paar Kleidungsttücke nicht mehr. Kürzlich bin ich in einem Anfall von Verzweiflung in einen Kleiderladen marschiert, habe mir drei paar Jeans in (sehr) grossen Grössen, dafür in Kurzlänge, geschnappt und bin damit direkt zur Kasse. Ohne die Dinger anzuprobieren.

"Sie haben schon gesehen, dass eine Jeans eine Nummer grösser ist als die anderen?", hat die nette Verkäuferin gefragt.

Ja, hatte ich. Ich hätte auch gerne alle drei Paar in dieser Monstergrösse gehabt, aber alle anderen Kurzgrössen gab es nur in der Nicht-ganz-Monstergrösse. Ich wusste, dass sie zwar eng sitzen, aber passen würden. Ausserdem will ich ja wieder etwas schrumpfen (HA!)

Fazit: Die Monstergrösse eignet sich perfekt für meine langen Spaziergänge, die anderen lassen mich einigermassen gesellschaftstauglich aussehen. Hosenproblem gelöst. Vier funktionierende Paar Hosen sind für mich schon zwei mehr als vorher. Meistens trage ich sie, bis sie mir am Körper zerfallen. Zum Glück gibt es diesen Kaputte-Hose-Trend noch immer.

Oberteile habe ich noch drei oder vier passende, dazu kommen ein paar Verzweiflungskauf T-Shirts, die ich nur im Garten trage, weil ich sie so hässlich finde. Von Schuhen reden wir gar nicht. Ich trage seit nunmehr mindestens drei Jahren nur noch Turnschuhe derselben Marke und Farbe, plus Wanderschuhe, plus im Winter warme (abgelaufene) Winterschuhe.

Nein, es liegt nicht am fehlenden Geld. Mein Problem ist, dass ich Kleidershoppen hasse. Nur schon beim Gedanken daran bekomme ich schlechte Laune. Und wenn ich mich mal in einem Anfall von Jetzt-Aber in einen Kleiderladen stürze, bin ich meistens so schnell draussen wie ich vorher drin war.

Das hat verschiedene Gründe: Das meiste Zeug gefällt mir schlicht und einfach nicht. Und das, was mir gefallen würde, gibt es in meiner Grösse nicht. Ja, ich hab's online versucht, aber nach jeweils zwei bis drei Stunden Schmökern gebe ich entkräftet auf und wechsle zu den Shops, in denen ich stundenlang schwelgen kann: Deko- und Einrichtungsshops.

Es ist nicht so, dass ich generell nicht gerne einkaufe. Kein Einrichtungsladen ist vor mir sicher, keine Gärtnerei, in die ich nicht zumindest reinlinse. Am Allerliebsten sind mir die gemütlichen Läden, in denen alte, gebrauchte Möbel und Dekostände verkauft werden. Kürzlich kam ich bei meinem Spaziergang an so einem vorbei. Die Besitzerin war gerade damit beschäftigt, die Ausstellungsstücke vor ihr Geschäft zu tragen. Mein Auge fiel auf zwei Fensterläden. Zwei Augenweiden. Es war Liebe auf den ersten Blick. Ich hatte weder das nötige Geld noch das für den Transport nötige Auto dabei, aber ich reservierte die Läden und ging sie am Abend abholen (und bezahlen).

Während ich also für mich nichts Passendes finde - nicht zuletzt weil mir die Lust zum Suchen fehlt - werden unser Garten und unser Heim von Tag zu Tag schöner und gemütlicher.

Meinem Garten ist es egal, wie ich aussehe. Mir meistens auch. Aber jetzt stehen Lesungen vor der Tür. Meine beiden übergrossen Winterpullover, die ich während der letzten Wochen und Monate abwechselnd getragen habe, haben ausgedient. Der Kleiderschrank gibt ausser Hosen nicht wirklich was her. Ich habe eine kleine Panikattacke. Es ist Samstag, das Wetter ziemlich garstig. Der perfekte Tag, Kleidershoppen zu gehen. Theoretisch.

PS: Wenn ihr einen Online-Shop kennt, der tolle Kleider in grossen Grössen verkauft, in denen man nicht wie ein Zirkuszelt oder seine eigene Oma aussieht, vorzugsweise Kleider in Schwarz und in Cool, bitte schreibt mir den Namen des Shops unten in die Kommentare. Danke.