Donnerstag, 4. Januar 2024

Sei ein Verb!

Wann hast du das letzte Mal eine Arbeit vor dir hergeschoben? Fotos von tollen Aktivitäten angeschaut, dir gedacht "wäre noch ganz cool, würde ich gerne, sollte ich mal ..."? Dich in der Vorstellung gebadet Kreativmensch zu sein, tolle Dinge zu gestalten, zu schreiben, zu zeichnen? Im Bullet Journal / Tagebuch / Notizbuch Pläne ausgeheckt, schöne Tabellen und Tracker entworfen und ausgemalt?

Ich kann all das wunderbar, bin sozusagen Weltmeisterin darin. Und ärgere mich immer wieder, dass ich erst einmal ... ja genau ... NICHTS tue. Einen Clip auf YouTube schaue. Pinterest besuche und wehmütig seufzend schöne Fotos von schönen Arbeiten angucke. Zum vierten Mal Kaffee trinke ... Das will ich ändern. Und deshalb habe ich 2024 für mich unter das Motto: SEI EIN VERB! gestellt.

Den Anstoss dazu hat mir Austin Kleon gegeben, ein extrem kreativer Mensch, der viele tolle Dinge tut, unter anderem Ratgeber schreiben für solche Leute wie mich. Sein Gib nicht auf  habe ich umpfzig Mal gelesen (und kann es nur wärmstens empfehlen).

Die Sache mit dem Verb sein erklärt er in Kapitel 3: Kreativ ist kein Substantiv

Er rät, zu vergessen, was man sein will - Autorin, Wanderin, Gestalterin usw. - und sich auf die Arbeit konzentrieren soll, die dazu nötig ist. Also: schreiben, wandern, gestalten. Das würde einen nicht nur weiter bringen, meint er, sondern sei auch sehr viel spannender. Sein Tipp: Vergiss Substantive generell. Mach einfach die Verben. Für mich bedeutet das:

Ich will schreiben. Wenn mich das zur Autorin macht: gut.
Ich will wandern. Wenn ich dadurch zur Wanderin werde: toll.
Ich will gestalten.Wenn mich das zur Kreativen macht: juhui.

Wichtig ist: Der zweite Satz geht nie ohne den ersten. Man muss erst etwas TUN, um etwas zu sein.

Ich will eine ganze Menge tun. Meine Liste ist so lang, dass ich wahrscheinlich 100 Jahre alt werden muss, um all das zu tun, was ich tun möchte. Aber das passt schon so. Irgendwo muss ich ja anfangen. Und zudem kann ich auswählen, was ich zuerst tun will. Wie ich das mit einem anderen Motto von mir (Fokussiere!) unter einen Hut bringe, muss ich noch herausfinden. 

Und wenn wir grad beim Thema "Motto" sind - dann noch eins, das mich 2023 beflügelt hat und das ich deshalb auch mit ins Jahr 2024 genommen habe: I want to see what happens if I don't give up.

Und du? Welches Verb willst du sein?

Mittwoch, 20. Dezember 2023

Jahresrückblick 2023

 
Ich war nicht sehr oft hier im Blog in diesem Jahr. Ich kann auch nicht versprechen, nächstes Jahr öfters hier zu sein, obwohl ich es mir vorgenommen und sogar einen Social Media Plan für 2024 entworfen habe. Mit mir und den Social Media ist es nämlich so: Ich habe endlich das total entspannte Verhältnis dazu gefunden, das ich mir seit Jahren wünsche. Und das tut so unendlich gut. (Mehr zu diesem Thema ganz unten im Post.)

Erst einmal ein Rückblick in - nicht nur - Zahlen:

Zwei Bücher habe ich dieses Jahr an Verlage abgegeben, eins wird im Frühjahr 24 erscheinen, das andere nie. Dazu wollte ich schon lange einen Post machen - und im Januar 24 ist er jetzt fix eingplant. Ein Beitrag über das grandiose Scheitern, das Ende mit Schrecken.

Ein Buch habe ich im Self Publishing neu herausgegeben, meinen Blackout. Dazu habe ich Anfang Jahr gebloggt. Jetzt, Ende Jahr, kann ich voller Freude berichten: Es war sozusagen ein Glücksfall, dass der Verlag das Buch aus dem Programm genommen hat, denn ich habe dieses Jahr sehr viele Exemplare verkauft und vor allem besteht jetzt keine Gefahr mehr, dass das Buch plötzlich vom Markt verschwindet. Es ist da, und wird da bleiben.

Ein verrücktes Projekt hat mir so richtig Spass gemacht. Ich war eingeladen, bei einem ganz speziellen Buchprojekt mitzumachen und habe entschieden, dass ich voll auf Risiko setzen werde. So unbekümmert wie in meinen Anfangszeiten als Autorin habe ich mich mit einem Textexperiment angemeldet, das entweder funktionieren würde oder eben nicht. Stand der Dinge: Es wird funktionieren. Mehr dazu nächstes Jahr.

50 Lesungen und 8 Workshops sind es dieses Jahr geworden. Ich hatte mir eine Zahl zwischen 50 und 60 gewünscht und vorgenommen - Ziel also erreicht. Das ist nur noch ein Drittel von dem, was ich bis zu Corona gemacht habe, und das war eine der besten Entscheidungen der letzten Jahre. Das Gehetze der Lesetouren ist weg; ich kann die Termine so einteilen, dass ich dazwischen die Pausen habe, die ich brauche. Auch für nächstes Jahr peile ich wieder etwas zwischen 50 und 60 Veranstaltungen an. Ein paar mehr sind kein Problem, ein paar weniger grad auch nicht.

Vier tolle Bücher hat unser da bux Verlag im September herausgegeben. Edition 8 ist erneut eine Freude. So, wie das Leben als Verlegerin eine Freude ist. Okay, nicht immer, aber meistens. 

Zehn Mal habe ich an unserer Schreibrunde in der Bibliothek Buchs teilnehmen können und dürfen. Zehn wunderbare Abende in wunderbarer Gesellschaft. Lustig, spannend, inspirierend, motivierend. Es sind Abende, die mir immer wieder aufs Neue bewusst machen, welch tolle Sache das Schreiben ist.

2000 Kilometer wollte ich spazieren/wandern, wobei ich keinen Schrittzähler habe, sondern nur die Kilometer zähle, die ich ganz bewusst gehe. Dieses Ziel werde ich um ca. 70 bis 80 Kilometer verfehlen, was mich etwas ärgert und gleichzeitig anspornt, denn ich setze mir dasselbe Ziel auch für 2024. Und will es dann erreichen.

Einen herrlichen Nomadensommer lang habe ich die schönsten Landschaften erwandert und erlebt. So viele Highlights. Fast alle festgehalten in Shorts auf YouTube. Und seit einigen Monaten auch auf Insta.

Unzählige Trampelpfade bin ich gegangen, habe auch ein paar neue angelegt und ein paar zuwachsen lassen. All diese Erfahrungen möchte ich nicht missen. Gegangen bin ich diese Pfade oft zusammen mit Jutta Wilke, mit der ich immer noch fast jeden Morgen maile, und mit der ich diesen Herbst total schöne Tage verbringen konnte. 

Endlos viel Liebe durfte ich erfahren - von der Familie, von guten Freunden, von tollen Menschen um mich herum. Das ist das, was am Ende wirklich zählt, das, was einen trägt. Dafür bin ich sehr dankbar.

Und bevor es jetzt zu sentimental wird, noch die versprochenen Worte zu den Social Media:

Irgendwann im Frühsommer (oder so, keine Ahnung) habe ich meinen letzten Post auf Facebook abgesetzt und bin nie wieder zurück auf die Plattform, habe sie keine Minute vermisst. Irgendwann im Frühherbst (oder so, auch keine Ahnung), habe ich entschieden, Insta auszusortieren. Habe mir einen Berg- und Wanderaccount eingerichtet und mein ursprüngliches Profil zu einem Autorin/Verlegerin Account umfunktioniert, in dem ich nur dann poste, wenn ich was zum Thema zu sagen habe - und das ist manchmal tage- oder gar wochenlang: NICHTS. Gebloggt hätte ich gerne ab und zu was, aber ich fand, ich habe nicht genug zu sagen. Auf YouTube bastle ich mit viel Freude weiter, immer dann, wenn ich Lust und/oder Material habe. Klicks und Aufrufe sind schön und freuen mich, aber sie sind nicht das, was mich an- oder noch schlimmer mich vor mich hertreibt. Anders gesagt: Ich muss auf Social Media gar nichts. Ich darf. Wenn ich denn will. Und dann mit viel Freude und Vergnügen.

Wie immer euer Jahr 2023 war: Ich hoffe, es hat euch viel Gutes gebracht (das Schlechte kommt sowieso). Habt eine schöne Zeit zwischen den Jahren und tragt euch und euren Lieben gut Sorge.

Freitag, 27. Oktober 2023

Eine Heimat für mein Buch


Gestern habe ich den Verlag besucht, in dem mein neues Buch seine Heimat gefunden hat. Ich habe meine Verlegerinnen Anne Wieser und Bettina Spoerri getroffen und bin mit dem Fotografen Miklós Klaus Rózsa durch den Park gegangen. Einige Fotos sind echt gut geworden, auf anderen sehe ich ziemlich dämlich aus (was nicht die Schuld des Fotografen ist), aber das ist okay, solange es ein paar brauchbare darunter hat.

Wichtig ist was ganz anderes: Ich fühle mich beim Geparden Verlag richtig gut aufgehoben. Da wird mit Herzblut sehr professionell gearbeitet, ich bekomme immer sehr zeitnah Bescheid, was gerade läuft, konnte die Vorschautexte einsehen und durfte auch schon in den Satzentwurf reingucken. Es dauert noch eine Weile, bis das Buch rauskommt, aber die Vorfreude wächst mit jedem Tag. 

Ich habe auch erfahren, dass es das Coverbild schon gibt - gesehen habe ich es noch nicht. Und so geht es mir ein bisschen wie euch: Ich muss noch warten. Ihr auf mehr Informationen zum Buch, ich aufs Cover. Bis dahin lohnt sich ein Blick ins Verlagsprogramm des Geparden Verlags. Bitte auf diesen Link klicken: Geparden Verlag Bücher.  

PS. Das Fotoshooting war gar nicht so schlimm. 

Samstag, 21. Oktober 2023

Bitte lächeln - oder lieber nicht?

Irgendwann bevor mein erstes Buch erschien, fragte der Verlag nach Fotos. Ich hatte keine. Also, ich hatte schon, aber nicht von mir, sondern vor allem von den Kindern und von Landschaften, auf denen ab und zu auch ich zu sehen war, aber brauchbar waren die nicht. Das war der Moment, in dem mir klar wurde, dass ich offizielle Fotos benötigte. Gleichzeitig wurde mir ein wenig anders, denn ich mag es nicht, fotografiert zu werden. Zum Glück hatte ich einen wunderbaren Kollegen. Sein Beruf: Fotograf. "Scott", sagte ich zu ihm, "ich brauche Fotos." Scott ist Optimist. "Das bekommen wir hin", meinte er. 

Und so sass ich zum ersten Mal im Leben in einem Studio. Mit richtiger Beleuchtung, Hintergründen und allem, was so dazu gehört. Scott gab alles. Rückte meinen Kopf zurecht, mein Kinn nach oben, redete mir gut zu, drückte ab. Es war hoffnungslos. Die Bilder waren Schrott. Ihr kennt das: dieses gezwungene Lächeln, das nicht bis zu den Augen reicht, diese leichte Verlegenheit, diese Steife, diese Künstlichkeit.

Kurz vor (oder vielleicht auch während) dem Verzweifeln begannen wir rumzublödeln. Scott drückte den Auslöser. Es entstanden tonnenweise Ausschussbilder. Ich liebte sie. Weil sie echt waren. Am Ende landeten sie fast alle auf meiner Webseite. Schräg, doof, unvorteilhaft - und witzig. Die Webseite erstellte damals ein Schüler von mir, die Fotos waren von Scott, das Ganze wirkte ziemlich handgestrickt, aber mir wurde mehr als einmal gesagt, dass man von allen möglichen Autoren und Autorinnen auf einer Liste mich ausgewählt hatte - wegen der Fotos. Leider starb die Seite den Tod aller früheren Webseiten: zu statisch, zu sehr 1.0, zu wenig bedienerfreundlich. Die Startseite habe ich mir kopiert. Es ist das Bild ganz oben im Post (Ganz unten im Post findet ihr noch eine zweite Fotostrecke - die wirklich verrückten, die ich so sehr mag). Der Verlag bekam die offizielle Version, die mit dem künstlichen Lächeln, hihi. Dieses und ein zweites Bild waren jahrelang meine beiden offiziellen Fotos. 

Jetzt, 17 Jahre später wieder die Frage vom Verlag: Hast du Fotos? Ich habe eins oder zwei geschickt, beide nicht ganz so alt wie mein erstes offizielles Foto, aber halt schon ziemlich älter und auch ziemlich verbraucht. Also, nicht ich, sondern das Bild. Weshalb ich am nächsten Donnerstag einen Termin mit dem Profifotografen des Verlags habe. Und boah, habe ich einen Bammel davor. Ich bin zwar ein bisschen besser geworden in Sachen Posieren für Portraitfotos, hatte in der Zwischenzeit auch ein paar Termine bei einer tollen Fotografin, aber ich fühle mich immer noch viel zu wenig wohl. Mir macht es nichts aus, während Lesungen oder in Gesprächen fotografiert zu werden; diese Fotos sind selten perfekt, oft sind sie das pralle Leben mit all seinen Makeln und Schönheitsfehlern. Aber so hochoffiziell? Phuuu. Ich verrate euch was: Ich habe Schiss vor diesem Termin. Werde stundenlang überlegen, was ich anziehen soll. Ob ich lächeln soll. Oder lieber doch nicht. Vielleicht bleiben am Schluss ein paar brauchbare Fotos. Ich glaube, ich frage für mich persönlich dann nach den Ausschussfotos. Haltet mir bitte die Daumen, ja? Danke. Und lieber, mir noch unbekannter Fotograf: sei gnädig, habe Geduld mit mir ... und lass mich rumblödeln.

PS: Zum (tollen) Verlag und zum neuen Buch mehr in einem anderen Post.

Montag, 16. Oktober 2023

Wohin?

  Klein Alice in den Bergen

Wohin? Eine kurze Frage. Einfach beantwortet, wenn man mit einem klaren Ziel unterwegs ist. Zum Bahnhof. Oder zu Menschen, die man liebt. Eine etwas schwierigere Frage, wenn sie das Leben betrifft. Ich habe die Wohin-Frage immer gemocht. Habe es auch gemocht, keine Antwort darauf zu haben. Mäandern nenne ich diesen Zustand, in dem ich etwas loslasse oder losgelassen habe und noch nicht weiss, wohin ich will.

Letztes Jahr habe ich das Schreiben losgelassen. Ein letztes Projekt noch, habe ich mir gesagt. Abschliessen, was ich begonnen habe, ein Herzblutprojekt, das ich seit Jahren in und mit mir trage und das in diesen Jahren auch gereift ist. Das Resultat erscheint im nächsten Frühling. Bei einem Verlag, in dem ich mich wunderbar aufgehoben fühle. Das könnte ein perfekter Abschluss sein. Könnte ... wenn mich die Lust auf das Schreiben nicht wieder gepackt hätte. Was daraus konkret wird, weiss ich noch nicht, aber ich weiss, dass ich weiterschreiben werde. Erst einmal an einem kleinen Projekt, als Teil eines grossen. Es wird ein Experiment, das entweder funktioniert oder mit dem ich grandios scheitere. Ich bin gespannt. Den Rest lasse ich auf mich zukommen; das Mäandern geht weiter.

Wohin? Das habe ich mich auch in Bezug auf die Social Media gefragt, nicht zuletzt auf diesen Blog. Auch da suche ich noch und lade euch ein, mich auf dieser Suche zu begleiten. Diesen Sommer, in dem ich zur Nomadin wurde, war ich sehr viel in der Natur unterwegs. Hier in der Schweiz, in Schottland, in Frankreich. Ich habe dabei viel fotografiert und gefilmt, schlicht und einfach mit dem Handy. Die Filme habe ich erst einmal auf YT hochgeladen, als Shorts, aber YT ist eine ziemlich leere und stille Echokammer, wenn man eher ruhig, leise und unspektakulär unterwegs ist. Also habe ich mir auf Insta einen Naturaccount eingerichtet, unter dem rätoromanischen Wort für Murmeltier. Ein Murmeltier in der Schweiz ist ein Mungg. So hat mich mein Vater als Kind genannt.

Seine grosse Leidenschaft waren die Berge; meine Mutter hat sie geteilt. Meine Brüder und ich sind mehr oder weniger draussen aufgewachsen, auf dem Land. An Wochenenden und in den Ferien ging's ab in die Berge. So stand ich schon als kleiner Knirps auf ziemlich hohen Bergen, auf nicht wenigen hat unser Vater mich und meine Brüder ans Seil genommen. Wir brauchten keine Kirche am Sonntag, unsere Kirche war die Natur. Alle wichtigen Werte, die uns ausmachen, finden sich dort: Respekt, Dankbarkeit, Demut vor etwas viel Grösserem als uns Menschen, Rücksichtsnahme auf unsere Umwelt und die Lebewesen.

Je älter ich werde, desto mehr und intensiver zieht es mich wieder in die Berge (ich habe sie in Südfrankreich tatsächlich vermisst, obwohl es dort auch wunderbare Felsgebirge gibt), in die Natur. Weg vom Alltagswahnsinn, in dem die neuen Werte, vor allem in unserem Land, Aussehen, Geld, Karriere und nicht zuletzt Klicks und Likes sind. Also alles Aussenwirkungen, die nichts darüber aussagen, wie es in uns aussieht.

In meinem realen Leben bin ich der Antwort auf das Wohin sehr nahe gekommen; sie hat viel mit dem kleinen Mädchen auf dem Foto zu tun. Hier im Blog suche ich noch. Ein reiner Autorinnenblog wird es nicht sein, zum Naturblog umfunktionieren will ich ihn auch nicht wirklich. Ich denke, es wird erst einmal einfach ein Mäander-Ich-Blog für meine Gedanken sein. Vielleicht könnt ihr mir helfen. Schreibt mir doch bitte, was euch interessieren würde. Worüber möchtet ihr hier mehr lesen? Was würde euch interessieren?

PS: Danke an Hausfrau Hanna, dank der es diesen Post gibt.