Donnerstag, 18. Juli 2019

Wenn man zu Fuss unterwegs ist, wandern auch die Gedanken

Ich habe heute meine Eltern besucht. Nicht mit dem Auto, sondern zu Fuss, nicht durch die endlosen Strassendörfer im Tal unten, sondern über einen Höhenweg. Es gibt verschiedene bei uns im Rheintal, man kann höher hinaus oder sich - wie ich heute - an die etwas tieferen Lagen halten. Das Faszinierende daran: Man ist gar nicht so weit weg von der dichtbesiedelten Ebene und trotzdem in einer anderen Welt, und das schon nach kurzer Zeit.

 
















Eigentlich wollte ich unterwegs in Gedanken an meinem neuen Buchprojekt feilen und Nägel mit Köpfen machen. Ich habe die Figuren, ich habe fast die ganze Geschichte beisammen, aber es gibt noch Lücken, und vor allem ist ein Verhältnis zwischen zwei wichtigen Figuren noch nicht klar, womit auch ein entscheidender Teil der Geschichte noch in der Luft hängt. Dieses Verhältnis habe ich geklärt, den betreffenden Teil in der Geschichte verknotet - und damit stellen sich neue Fragen, öffnen sich neue Lücken. Ich konnte nicht alle schliessen, aber das ist nicht so dramatisch. Dramatischer ist die Tatsache, dass mir der Spannungsbogen entglitten ist, was mich am Aufbau der Geschichte zweifeln lässt. Ich habe so eine leise Ahnung, dass das, was ich wollte, unter Umständen nicht funktioniert. Da muss ich die Denkkappe wohl noch ein paarmal anziehen!


Zurück zum Höhenweg: Herr Ehemann und ich haben die Strecke Werdenberg - Azmoos schon in 2 Stunden und 45 Minuten zurückgelegt. Ich wollte heute schneller sein, also einen neuen Rekord aufstellen, und wusste, da würde ich "di Hindara fürini" müssen, oder zu gut Deutsch: Gas geben müssen.


Ich kam an wunderschönen Weilern und einsamen Bauernhäusern vorbei. Normalerweise drücke ich bei solchen Gelegenheiten unzählige Male auf den Auslöser, überlege mir, in welchem dieser Häuser ich gerne wohnen würde (es sind viele, glaubt mir!), aber heute war es anders als sonst. Und deshalb müsst ihr euch mit dem Häusergucken gedulden. Ich liefere die Fotos nach, versprochen, denn der Weg ist so schön, dass ich ihn noch öfters gehen werde.

Nachdem ich auch die Gemeinde Sevelen hinter mir gelassen hatte, tauchte ich in die Gemeinde Wartau ein, die Gemeinde, in der meine Familie wurzelt, die Gemeinde, in der ich aufgewachsen bin, die Gemeinde, in der auch ich wurzle, obwohl ich schon lange nicht mehr dort wohne. Es ist ein Herzgefühl und manchmal, wenn ich durch die atemberaubend schöne Landschaft des Wartaus wandere, auch ein Sehnsuchtsgefühl. 


Deshalb nervt es mich, dass sich die Rechtskonservativen den Begriff Heimat schnappen. Wenn sie sich als wahre Eidgenossen bezeichnen mit einem Alleinanspruch auf Heimatgefühl. Wenn sie denken, anders- oder gar linksdenkende Menschen verraten unser Land oder seien keine echten Schweizer. Ich habe immer links gedacht, werde im Alter sogar wieder radikaler links, aber auch ich gehöre in dieses Land, in diese Heimat. Meine Ideen und Ideale haben hier genauso Platz wie alle anderen auch.


Meine Liebe zur Natur habe ich von meinen Eltern geerbt. Ich brauche nicht viel. Schicke Kleider, schicke Autos, schickes Irgendwas haben mich nie interessiert. Glück heisst für mich Familie. Liebe. Natur.

Meine Geschichte sitzt noch nicht, wie sie sollte. Das macht nichts. Sie wird sich formen und Gestalt annehmen. Den Rekord habe ich unterboten. 2 Stunden 35 Minuten. Ich habe jedoch so eine Ahnung, dass es gar nicht um die Zeit gegangen ist, sondern um etwas anderes. Was genau, weiss ich nicht. Vielleicht um etwas zwischen mir und meinem Körper. Oder mir und dem Leben. Auf jeden Fall war es schön. 

Donnerstag, 11. Juli 2019

Schreibt Rezensionen!

Mein Tag hat mit zwei Lachern angefangen. Den ersten Lacher verdanke ich einem Tweet von Krimiautorin Tatjana Kruse:
Schreibe um des Schreibens willen. Wenn du mit deinem Schreiben vor allem reich werden willst, dann solltest du Erpresserbriefe verfassen ...
Den zweiten Lacher hat mir ein Blogpost über Rezensionen beschert, den ich ohne Sabina Haas nie gesehen hätte. Er stammt aus der Feder von Catalina Cudd und ist das Witzigste, das ich je zum Thema Rezensionen gelesen habe. Es geht darum, was Rezensionen sind und welchen Zweck sie haben. Es geht um um fiese und noch fiesere Feedbacks zu Büchern, um AutorInnen, die beleidigt zurückschlagen, um die Angst von LeserInnen, ihre Meinung öffentlich kundzutun, um den Wert von guten und schlechten, kurzen oder langen, eloquent oder holprig geschriebenen Buchbesprechungen.

Abgesehen davon, dass ich mich köstlich amüsiert habe, gefällt mir das Fazit des Posts:
Schreibt Rezensionen! Wir Autoren brauchen Rezensionen, denn sonst sieht niemand, dass wir ein Buch geschrieben haben.
In diesem Sinne: Haut in die Tasten. Drückt aus, was ihr beim Lesen gefühlt habt, schreibt, warum euch das Buch gefallen oder eben nicht so gefallen habt. Veröffentlichen könnt ihr eure Rezensionen in euren Social Media, auf den Buchhandels-Online-Plattformen, auf LeserInnen-Plattformen wie lovelybooks.de usw.

Wir AutorInnen danken es euch. (Na ja, ganz ehrlich: meistens - bei Feedbacks wie "die Frisur der Autorin ist grässlich und ganz ehrlich, die sollte lieber stricken als schreiben" wird es ein wenig ... sagen wir mal ... schwierig.)

Sonntag, 9. Juni 2019

Work in Progress

Mein Garten und mein Heimwerken lehren mich Geduld. Vielleicht ist es ja auch umgekehrt, vielleicht hat mich das Schreiben Geduld gelehrt und mich so auf die Arbeit im Garten und am Heimwerken vorbereitet. Und vielleicht befruchten sich all diese Arbeiten, bei denen nichts schnell geht und nichts subito und sofort oder gar gestern fertig ist.

Work in Progress. Das ist es, was alle drei gemeinsam haben, der Garten, das Heimwerken und das Schreiben: Trial und Error. Zwei Schritte vor, einen oder zwei oder drei zurück, einen vor. Alles in seiner ureigenen Zeit. Herausfinden, was funktioniert und was nicht funktioniert. Scheitern. Neu anfangen. Sich unbändig freuen. Staunen. Sich auch mal grandios ärgern. Dranbleiben. Den Dingen beim Wachsen und Entstehen helfen, sich auch einmal einfach von ihnen leiten lassen. Sich hinsetzen und schauen, was da am Entstehen ist (Herr Ehemann fand mich heute im Schaukelstuhl und fragte mich, wie lange ich das Zimmer schon angucke ;-)

Das Gästezimmer im Haus in den Bergen kommt voran. Es fehlen noch die Zierlisten oben an den Wänden. Ein schönerer Teppich. Den Pult will ich auch noch streichen ... Nichts davon eilt.




Donnerstag, 6. Juni 2019

This is the life - Update

  • Ich organisiere:
    Die Geschichte fürs Radio. Die Rechterückgabe der Lost Souls Reihe. Lesungen.
  • Ich arbeite für da bux:
    Coverentwürfe begutachten, Bildrechte.
  • Ich lese:
    Diese Woche bei jugendlichen Asylsuchenden in Aarau und in der Mediothek in Rheinfelden.
  • Ich staune:
    Was Josia Jourdan für "Ich, Onkel Mike und PLAN A" auf die Beine stellt.
  • Ich hake ab:
    Die letzten Punkte auf der To-Do-Liste, bevor ich mir eine Auszeit gönne.
  • Ich freue mich:
    Auf England, das Land der Lost Souls. Katas, Aydens und Gemmas Heimat.
  • Ich plotte:
    Band 5 der Lost Souls. Absolut verrücktes Vorhaben, aber es macht sehr viel Freude.
  • Ich streiche Wände:
    Oben, im Haus in den Bergen. Langsam. Bedächtig. Ohne zeitliche Zielvorgabe.
  • Ich geniesse die Natur:
    Auch oben, im Haus in den Bergen. Noch hält sich der Dschungel zurück, noch bleibt es bei hohem Gras und Himbeeren, die wild am Bach wachsen und Stütze brauchen.

Einblick 1: Das Gästezimmer im Haus in den Bergen während und nach dem ersten Anstreichen. Still a long way to go.

 



Einblick 2: Noch ist alles im grünen Bereich.