Sonntag, 10. März 2013
Samstag, 9. März 2013
Unterwegs (auf eigene Gefahr)
Eine Woche war ich heftigst unterwegs. Ich traf auf begeisterte Jugendliche, auf die herzerwärmend freundlichen Frauen des Wünnewiler Lesezirkels, auf sehr nette Hotelangestellte, aber auch auf fast inexistente Hotelangestellte (es ist eine Erfahrung der eher ausserirdischen Art, wenn einem eine Bedienung in einem Café einen Schlüssel in die Hand drückt und sich von einem abwendet, bevor sie erklärt hat, um wie viele Ecken das Hotel liegt ... zum Glück sass ein Gast an der Bar, der weiterhelfen konnte). Ich stand an einem Kleinstbahnhof abseits jeglicher Zivilisation, in dem eine Lautsprecherstimme verkündete, dass es wohl Probleme geben könne, notfalls auch Zugsausfälle - und dann schwieg. Ich nahm den Zug, der verspätet doch noch kam, nur um zwei Stationen später nach einer knappen Erklärung einer weiteren Lautsprecherstimme in einen Extrabus verfrachtet zu werden, auf dem KEIN Wort der Information zu hören war und stand dann in einem völlig überfüllten Bahnhof vor einer Anzeigetafel, auf der jede Menge Zugsausfälle vermerkt waren, aber keine Lautsprecherstimme mehr informierte. Ich glaube, die SBB und und eine geschickte Informationspolitik leben auf zwei verschiedenen Planeten, wenn nicht sogar in verschiedenen Milchstrassen.
Es waren 16 Lesungen in fünf Tagen. Jetzt gibt es eine kurze Verschnaufspause und dann im Laufe des Monats noch einmal neun Lesungen. In Wünnewil hat Gerhard Bielmann Fotos von der Lesung gemacht (danke, Gerhard!)
Es waren 16 Lesungen in fünf Tagen. Jetzt gibt es eine kurze Verschnaufspause und dann im Laufe des Monats noch einmal neun Lesungen. In Wünnewil hat Gerhard Bielmann Fotos von der Lesung gemacht (danke, Gerhard!)
Donnerstag, 28. Februar 2013
Like mich, wähl mich, klick mich, bezahl mich - oder die Folgen der Urheberrechtsdebatte
Hysterische Debatten haben heutzutage kurze Halbwertszeiten. Denn wer - ausser den konsternierten Kulturschaffenden - erinnert sich noch wirklich an die bis zur Schmerzgrenze schrillen, hässlichen und bösartigen Kommentare zur Urheberrechtsdebatte?
Wir haben uns darüber gefetzt. Schön. Bitte, wo ist die nächste Hysteriewelle auf der wir reiten können? Denn: Wirkliche Lösungen suchen? Oh, das ist ein bisschen mühsam, das überlassen wir jetzt anderen, gell, im Internet über ein neues Thema zu geifern ist viel lustiger. Zum Beispiel über Sexismus. Aber das ist auch schon nicht mehr wirklich interessant ... und darum geht es in diesem Beitrag auch nicht.
Es geht um die Urheberrechtsdebatte. Die ist nämlich nicht folgenlos geblieben. Den Piraten hat sie kurzfristig einen Schwarm Ich-will-alles-gratis-Anhänger zugeschwemmt, die aber zur nächsten Sommerinsel weitergeschwommen sind, als das Ganze ernsthaft in Arbeit auszuarten drohte. Kleben geblieben ist die Sache an den Kulturschaffenden, allen voran den Musikern und Autoren. Die haben sich tatsächlich eine ganze Menge zu Herzen genommen von diesem "Künstler, die guten alten Zeiten sind vorbei, jetzt musst du selber gucken, wie du zu einem Einkommen kommst".
Genau so, wie es ihnen jene geraten haben, die alles verstanden haben wollen, sind sie jetzt auf allen Social Media Kanälen. Sie linken, sie netzwerken, sie teilen mit, sie crowdfunden. Und weil man dazu Leute braucht, die einem unterstützen, wenden sie sich an diejenigen, die sie kennen und sich für ihre Sache interessieren. Zum Beispiel andere Musiker und Autoren. So nehmen in meiner Mailbox die like mich, klick mich, wähl mich, bezahl mich Mails zu. Ich könnte nonstop irgendwelche Seiten liken, irgendwelche Aktionen durch Klicks vorantreiben, irgendein Projekt zum Projekt des Tages, der Woche, des Monats, des Jahres wählen ... und ich könnte crowdfunden ohne Ende.
"Crowdfunding! Das ist es!" Hat man uns eingeredet. Lass dir dein Projekt finanzieren! Mittlerweile könnte ich ein Vermögen ausgeben. Alleine in den letzten zwei Tagen habe ich vier Einladungen zum Mitfinanzieren von Projekten bekommen. Tolle Projekte. Nur, würde ich alle unterstützen, ginge mir sehr schnell das eigene Geld aus und ich müsste doch glatt selber ein Crowdfunding-Projekt starten.
Ja, ich habe auch mitgemacht. Aber ich mag nicht mehr. Weil sich die Sache bei den allermeisten todläuft (und jene, bei denen es sich nicht todläuft, hätten es zum grossen Teil nicht einmal nötig). Manchmal like ich noch etwas, aber nur noch das, was ich wirklich mag. Manchmal wähle ich noch etwas, aber nur noch das, was ich wirklich mag. Manchmal bezahle ich etwas ein, aber lange nicht bei allen Projekten, die es auch verdient hätten. Es geht einfach nicht.
Für die Herde, die weitergezogen ist, ist das alles nicht mehr wirklich interessant. Das Problem ist geblieben.
UPDATE: Gerade bei Kollegin Jutta Wilke gefunden. Passt genau.
Wir haben uns darüber gefetzt. Schön. Bitte, wo ist die nächste Hysteriewelle auf der wir reiten können? Denn: Wirkliche Lösungen suchen? Oh, das ist ein bisschen mühsam, das überlassen wir jetzt anderen, gell, im Internet über ein neues Thema zu geifern ist viel lustiger. Zum Beispiel über Sexismus. Aber das ist auch schon nicht mehr wirklich interessant ... und darum geht es in diesem Beitrag auch nicht.
Es geht um die Urheberrechtsdebatte. Die ist nämlich nicht folgenlos geblieben. Den Piraten hat sie kurzfristig einen Schwarm Ich-will-alles-gratis-Anhänger zugeschwemmt, die aber zur nächsten Sommerinsel weitergeschwommen sind, als das Ganze ernsthaft in Arbeit auszuarten drohte. Kleben geblieben ist die Sache an den Kulturschaffenden, allen voran den Musikern und Autoren. Die haben sich tatsächlich eine ganze Menge zu Herzen genommen von diesem "Künstler, die guten alten Zeiten sind vorbei, jetzt musst du selber gucken, wie du zu einem Einkommen kommst".
Genau so, wie es ihnen jene geraten haben, die alles verstanden haben wollen, sind sie jetzt auf allen Social Media Kanälen. Sie linken, sie netzwerken, sie teilen mit, sie crowdfunden. Und weil man dazu Leute braucht, die einem unterstützen, wenden sie sich an diejenigen, die sie kennen und sich für ihre Sache interessieren. Zum Beispiel andere Musiker und Autoren. So nehmen in meiner Mailbox die like mich, klick mich, wähl mich, bezahl mich Mails zu. Ich könnte nonstop irgendwelche Seiten liken, irgendwelche Aktionen durch Klicks vorantreiben, irgendein Projekt zum Projekt des Tages, der Woche, des Monats, des Jahres wählen ... und ich könnte crowdfunden ohne Ende.
"Crowdfunding! Das ist es!" Hat man uns eingeredet. Lass dir dein Projekt finanzieren! Mittlerweile könnte ich ein Vermögen ausgeben. Alleine in den letzten zwei Tagen habe ich vier Einladungen zum Mitfinanzieren von Projekten bekommen. Tolle Projekte. Nur, würde ich alle unterstützen, ginge mir sehr schnell das eigene Geld aus und ich müsste doch glatt selber ein Crowdfunding-Projekt starten.
Ja, ich habe auch mitgemacht. Aber ich mag nicht mehr. Weil sich die Sache bei den allermeisten todläuft (und jene, bei denen es sich nicht todläuft, hätten es zum grossen Teil nicht einmal nötig). Manchmal like ich noch etwas, aber nur noch das, was ich wirklich mag. Manchmal wähle ich noch etwas, aber nur noch das, was ich wirklich mag. Manchmal bezahle ich etwas ein, aber lange nicht bei allen Projekten, die es auch verdient hätten. Es geht einfach nicht.
Für die Herde, die weitergezogen ist, ist das alles nicht mehr wirklich interessant. Das Problem ist geblieben.
UPDATE: Gerade bei Kollegin Jutta Wilke gefunden. Passt genau.
Mittwoch, 27. Februar 2013
Was mein Geburtsort mit meinen Büchern zu tun hat
Das mit den Zufällen ist so eine Sache ...
Manchmal werden sie mir unheimlich. Heute zum Beispiel. Ich fand es wieder einmal an der Zeit, ein paar meiner 81 Fragen zu beantworten. Also schaute ich nach, bei welcher ich stehen geblieben war (48) und öffnete die nächste Frage auf der Liste.
Im Spital in Walenstadt (Kanton SG / CH).
Dort liegt auch Jay aus Schlechte Karten, nachdem er von zwei Typen angegriffen und verletzt wurde. Womit wir schon beinahe beim Zufall sind, denn an und für sich ist es nichts Aussergewöhnliches für eine Autorin, ihre Figur ins Krankenhaus zu schreiben, in dem sie geboren wurde. Der Zufall liegt im Zeitpunkt. Mein Verlag teilte mir kürzlich mit, dass die erste Auflage zur Neige geht und dass das Buch nicht neu aufgelegt wird. Ich habe gewusst, dass dieser Zeitpunkt kommen würde, denn das Buch verkaufte sich zwar bis zum Schluss regelmässig, aber halt nicht in den Mengen, die es für eine zweite Auflage wohl brauchen würde.
Ich erinnere mich, wie ich genau wusste, wie die Landschaft aussehen muss, in der die Geschichte spielt. Für den Anfang von "Schlechte Karten" brauchte ich einen Bahnhof, der ausserhalb des Ortes liegt, einen Kanal zwischen Bahnhof und Ort, und der Ort musste ein Dorf sein, keine Stadt. Wochenlang habe ich nach so etwas gesucht, bis ich auf Weesen kam, den Ort am einen Ende des Walensees. Am anderen Ende liegt Walenstadt. Dorthin, wo der verletzte Jay gebracht wird.
"Schlechte Karten" sollte eine Liebesgeschichte werden zwischen zwei Menschen, die sich normalerweise nicht einmal über den Weg laufen. Den Kanal brauchte ich, damit sich die beiden kennenlernen können. Das hat auch bestens (und sehr dramatisch) geklappt. Nur ist die Geschichte dann halt ein Krimi geworden - weil ich nicht zur Liebesgeschichtenautorin geboren bin. Die Liebe ist trotzdem im Buch. Und wie. Aber halt einfach nicht romantisch, sondern so verknorzt und kompliziert, wie sie im richtigen Leben ist.
Im richtigen Leben haben Bücher eine Lebenszeit. Die von "Schlechte Karten" läuft ab*. Zum Abschied eine Szene aus dem Krankenhaus in Walenstadt:
"Hab dir was zum Anziehen mitgebracht." Sarah stellte eine Tasche neben sein Bett. "Darf ich mich setzen?" Ohne eine Antwort abzuwarten, zog sie einen Stuhl heran. "Wie geht es dir?"
Jay hustete den Kloß in seinem Hals weg. "Ich lebe noch."
"Freut mich. Gestern hat es weniger gut ausgesehen." Nun war sie es, die den Blick senkte und nach Worten rang. "Ich hatte keine Wahl, ich musste den Arzt rufen."
"Du ... Du warst da?" Jay dachte an sein schäbiges Zimmer, an die Zeichnungen auf dem Tisch, an seine dauerbetrunkene Mutter. Es war beinahe unerträglich, Sarah anzusehen und sich vorzustellen, was sie fühlte. Mitleid? Verachtung? Er wollte keins von beidem. "Es ist besser, wenn du gehst", sagte er.
Sie schwieg. Schaute aus dem Fenster, als ob es draußen etwas Interessantes zu sehen gab. Dabei war da nur Nebel. Zum ersten Mal bemerkte er, wie lang ihre Wimpern waren. Er brauchte nur seine Hand auszustrecken und er könnte sie berühren. Ihr Gesicht, das rot angelaufen war, ihre dunklen Haare, die aussahen, als würden sie sich ganz weich anfühlen. Er tat es nicht.
"Warum?", fragte sie schließlich. "Hast du Angst, ich könnte dich fragen, wie du dich verletzt hast?"
Ja, das hatte er. Aber das brauchte sie nicht zu wissen. "Ist sowieso egal", sagte er harsch.
"Nein, ist es nicht. Ich will es verstehen.
"Ach ja? Was gibt es da zu verstehen?", schleuderte er ihr entgegen. "Du warst in unserem Haus. In meinem Zimmer. Du hast dir das volle Programm angeschaut, die ganze Scheiße. Und ich vermute mal, dass du deine Schlüsse daraus gezogen hast." Auch aus den Zeichnungen und dem Namen, den er ihrer Figur gegeben hatte. Supergirl. Wie in dem Song, den er so mochte. Bestimmt hatte sie das genauso lachhaft gefunden wie Luca. Jay hätte sich am liebsten unter die Decke verkrochen.
"Hör auf", bat sie ihn leise.
Er wollte nicht aufhören. Es gab da ein paar Dinge, die er auch verstand. "Warum besuchst du mich? Steht diese Woche Sozialarbeit auf deiner Agenda? Oder macht es einfach Spaß, sich um einen abgedrehten Freak zu kümmern?"
Sarah sah ihn fassungslos an. Dann stand sie auf, stieß den Stuhl heftig beiseite und rannte aus dem Zimmer. Ungefähr dreißig Sekunden lang war Jay überzeugt, richtig gehandelt zu haben. Dann stürzte die Wahrheit heftig und schmerzhaft auf ihn herab. Das Zimmer war leer ohne sie. Viel zu leer. Sein Herz schlug zu schnell. Viel zu schnell. Ja, sie hatte das ganze Elend gesehen. Und sie war gekommen. Trotz allem. Er war ein Idiot. Ein totaler Riesenidiot.
Jay klettere aus dem Bett, schaffte es irgendwie bis zur Tür und riss sie auf. Der Flur war leer.
"Sarah!", rief er verzweifelt. "Sarah!"
*vorläufig. Ich denke ernsthaft darüber nach, das Buch zu überarbeiten und als eBook und allenfalls auch gedruckt herauszugeben.
Manchmal werden sie mir unheimlich. Heute zum Beispiel. Ich fand es wieder einmal an der Zeit, ein paar meiner 81 Fragen zu beantworten. Also schaute ich nach, bei welcher ich stehen geblieben war (48) und öffnete die nächste Frage auf der Liste.
Im Spital in Walenstadt (Kanton SG / CH).
Dort liegt auch Jay aus Schlechte Karten, nachdem er von zwei Typen angegriffen und verletzt wurde. Womit wir schon beinahe beim Zufall sind, denn an und für sich ist es nichts Aussergewöhnliches für eine Autorin, ihre Figur ins Krankenhaus zu schreiben, in dem sie geboren wurde. Der Zufall liegt im Zeitpunkt. Mein Verlag teilte mir kürzlich mit, dass die erste Auflage zur Neige geht und dass das Buch nicht neu aufgelegt wird. Ich habe gewusst, dass dieser Zeitpunkt kommen würde, denn das Buch verkaufte sich zwar bis zum Schluss regelmässig, aber halt nicht in den Mengen, die es für eine zweite Auflage wohl brauchen würde.
Ich erinnere mich, wie ich genau wusste, wie die Landschaft aussehen muss, in der die Geschichte spielt. Für den Anfang von "Schlechte Karten" brauchte ich einen Bahnhof, der ausserhalb des Ortes liegt, einen Kanal zwischen Bahnhof und Ort, und der Ort musste ein Dorf sein, keine Stadt. Wochenlang habe ich nach so etwas gesucht, bis ich auf Weesen kam, den Ort am einen Ende des Walensees. Am anderen Ende liegt Walenstadt. Dorthin, wo der verletzte Jay gebracht wird.
"Schlechte Karten" sollte eine Liebesgeschichte werden zwischen zwei Menschen, die sich normalerweise nicht einmal über den Weg laufen. Den Kanal brauchte ich, damit sich die beiden kennenlernen können. Das hat auch bestens (und sehr dramatisch) geklappt. Nur ist die Geschichte dann halt ein Krimi geworden - weil ich nicht zur Liebesgeschichtenautorin geboren bin. Die Liebe ist trotzdem im Buch. Und wie. Aber halt einfach nicht romantisch, sondern so verknorzt und kompliziert, wie sie im richtigen Leben ist.
Im richtigen Leben haben Bücher eine Lebenszeit. Die von "Schlechte Karten" läuft ab*. Zum Abschied eine Szene aus dem Krankenhaus in Walenstadt:
"Hab dir was zum Anziehen mitgebracht." Sarah stellte eine Tasche neben sein Bett. "Darf ich mich setzen?" Ohne eine Antwort abzuwarten, zog sie einen Stuhl heran. "Wie geht es dir?"
Jay hustete den Kloß in seinem Hals weg. "Ich lebe noch."
"Freut mich. Gestern hat es weniger gut ausgesehen." Nun war sie es, die den Blick senkte und nach Worten rang. "Ich hatte keine Wahl, ich musste den Arzt rufen."
"Du ... Du warst da?" Jay dachte an sein schäbiges Zimmer, an die Zeichnungen auf dem Tisch, an seine dauerbetrunkene Mutter. Es war beinahe unerträglich, Sarah anzusehen und sich vorzustellen, was sie fühlte. Mitleid? Verachtung? Er wollte keins von beidem. "Es ist besser, wenn du gehst", sagte er.
Sie schwieg. Schaute aus dem Fenster, als ob es draußen etwas Interessantes zu sehen gab. Dabei war da nur Nebel. Zum ersten Mal bemerkte er, wie lang ihre Wimpern waren. Er brauchte nur seine Hand auszustrecken und er könnte sie berühren. Ihr Gesicht, das rot angelaufen war, ihre dunklen Haare, die aussahen, als würden sie sich ganz weich anfühlen. Er tat es nicht.
"Warum?", fragte sie schließlich. "Hast du Angst, ich könnte dich fragen, wie du dich verletzt hast?"
Ja, das hatte er. Aber das brauchte sie nicht zu wissen. "Ist sowieso egal", sagte er harsch.
"Nein, ist es nicht. Ich will es verstehen.
"Ach ja? Was gibt es da zu verstehen?", schleuderte er ihr entgegen. "Du warst in unserem Haus. In meinem Zimmer. Du hast dir das volle Programm angeschaut, die ganze Scheiße. Und ich vermute mal, dass du deine Schlüsse daraus gezogen hast." Auch aus den Zeichnungen und dem Namen, den er ihrer Figur gegeben hatte. Supergirl. Wie in dem Song, den er so mochte. Bestimmt hatte sie das genauso lachhaft gefunden wie Luca. Jay hätte sich am liebsten unter die Decke verkrochen.
"Hör auf", bat sie ihn leise.
Er wollte nicht aufhören. Es gab da ein paar Dinge, die er auch verstand. "Warum besuchst du mich? Steht diese Woche Sozialarbeit auf deiner Agenda? Oder macht es einfach Spaß, sich um einen abgedrehten Freak zu kümmern?"
Sarah sah ihn fassungslos an. Dann stand sie auf, stieß den Stuhl heftig beiseite und rannte aus dem Zimmer. Ungefähr dreißig Sekunden lang war Jay überzeugt, richtig gehandelt zu haben. Dann stürzte die Wahrheit heftig und schmerzhaft auf ihn herab. Das Zimmer war leer ohne sie. Viel zu leer. Sein Herz schlug zu schnell. Viel zu schnell. Ja, sie hatte das ganze Elend gesehen. Und sie war gekommen. Trotz allem. Er war ein Idiot. Ein totaler Riesenidiot.
Jay klettere aus dem Bett, schaffte es irgendwie bis zur Tür und riss sie auf. Der Flur war leer.
"Sarah!", rief er verzweifelt. "Sarah!"
*vorläufig. Ich denke ernsthaft darüber nach, das Buch zu überarbeiten und als eBook und allenfalls auch gedruckt herauszugeben.
Dienstag, 26. Februar 2013
Was hilft, wenn es klemmt
Wenn es - wie gestern - so richtig klemmt, dann habe ich eine Methode, die ziemlich gut funktioniert: Ich stelle mir das sogenannte Worst Case Szenario vor, also, den schlimmsten Fall, der eintreffen kann. Dann lebe ich diesen Zustand in Gedanken, bis ich mich mit ihm so richtig vertraut gemacht habe. Ich lasse die Angst zu, die Ungewissheit, den Ärger, die Wut, die Resignation und stelle mir einfach vor, was ich machen würde, wenn ...
Nach einer Weile gewöhne ich mich an diesen "schlimmsten aller Fälle" und beginne, den Ausweg daraus zu suchen, denn in diesem Zustand feststecken bleiben will ich ja nicht. Ich spiele die Möglichkeiten in Gedanken durch. Das öffnet Türen. Das zeigt mir ganz neue Perspektiven. Vor allem zeigt es mir, dass auch dieser schlimmste Fall durchlebt, durchstanden und überwunden werden kann.
Manchmal brauche ich dazu länger (im schlimmsten Fall waren es Monate), manchmal weniger lang. Ich verlasse diese Durchspielphase erst, wenn ich weiss, dass ich nicht einfach in Zweckoptimismus verfallen bin, sondern erst, wenn ich sicher bin, dass ich mich damit nicht selber überlisten will, dass ich die gedanklich durchgespielten Lösungen auch ganz real umsetzen könnte und wollte. (Selbstüberlistung hilft NIE!)
Gestern habe ich das schreibenderweise getan. Ich habe ziemlich heftig mit einer guten Schreibkollegin gemailt und gleichzeitig die Möglichkeiten im Schreibforum für Kinder- und Jugendbuchautoren durchgespielt. Dabei suchte ich keinen Trost (der hilft nicht immer, zumindest mir nicht), sondern einfach nur gute Argumente und Gegenargumente. Am frühen Nachmittag ging es mir blendend. Ich setzte mich an den Laptop, obwohl ich gestern gar nicht schreiben wollte und ...
... schrieb eines der besten Kapitel des neuen Buches :-)
Ich danke allen Beteiligten von gestern recht herzlich!
Nach einer Weile gewöhne ich mich an diesen "schlimmsten aller Fälle" und beginne, den Ausweg daraus zu suchen, denn in diesem Zustand feststecken bleiben will ich ja nicht. Ich spiele die Möglichkeiten in Gedanken durch. Das öffnet Türen. Das zeigt mir ganz neue Perspektiven. Vor allem zeigt es mir, dass auch dieser schlimmste Fall durchlebt, durchstanden und überwunden werden kann.
Manchmal brauche ich dazu länger (im schlimmsten Fall waren es Monate), manchmal weniger lang. Ich verlasse diese Durchspielphase erst, wenn ich weiss, dass ich nicht einfach in Zweckoptimismus verfallen bin, sondern erst, wenn ich sicher bin, dass ich mich damit nicht selber überlisten will, dass ich die gedanklich durchgespielten Lösungen auch ganz real umsetzen könnte und wollte. (Selbstüberlistung hilft NIE!)
Gestern habe ich das schreibenderweise getan. Ich habe ziemlich heftig mit einer guten Schreibkollegin gemailt und gleichzeitig die Möglichkeiten im Schreibforum für Kinder- und Jugendbuchautoren durchgespielt. Dabei suchte ich keinen Trost (der hilft nicht immer, zumindest mir nicht), sondern einfach nur gute Argumente und Gegenargumente. Am frühen Nachmittag ging es mir blendend. Ich setzte mich an den Laptop, obwohl ich gestern gar nicht schreiben wollte und ...
... schrieb eines der besten Kapitel des neuen Buches :-)
Ich danke allen Beteiligten von gestern recht herzlich!
Abonnieren
Posts (Atom)