Kürzlich hat mir jemand gesagt: "Meine Tochter schreibt so gerne. Sie sitzt stundenlang am Tisch und bringt wunderbare Sätze zu Papier." Das fand ich total schön. Aber dann wurde es kompliziert, weil die Frau meinte, ihre Tochter überlege sich, Autorin zu werden. Samt dazugehörigem Studium. Wie ich denn darüber denke.
Zum Studium habe ich eine klare Meinung. Ich bin überzeugt, dass man das Schreibhandwerk lernen kann, dass es dazu jedoch kein Studium braucht. Möglich, dass ich einer Reihe von Vorurteilen und Denkfehlern unterliege, aber für mich ist das der falsche Weg. Mal ganz abgesehen davon, dass man einen absolut brotlosen Job lernt, wird mir schon beim Gedanken elend, dass man den Studiengang mit einem Bachelor in literarischem Schreiben abschliesst. Nennt mich altmodisch, aber Schreiben hat für mich mit Herz, Gefühl, Intuition, Gespür für die Sprache und Talent zu tun. Ja, natürlich auch mit Handwerk, Arbeit und Durchhaltewillen. Aber dazu brauche ich kein Diplom. Das kann man ich auch in Kursen, Workshops, Internetforen und im Austausch mit anderen Schreibenden aneignen.
Wenn eins meiner Kinder schreiben wollte, würde ich sagen: Lerne einen Brotberuf. Lerne etwas, mit dem du Geld verdienen kannst. Schreibe nebenher. Tausch dich aus, lerne dazu und werde mit jedem Text besser. Vielleicht kannst du irgendwann mit deinen Texten etwas Geld verdienen. Dann kannst du den Brotberuf herunterfahren, vielleicht sogar ganz aufgeben.
Und jetzt kommt das ABER. Bedenke, dass Schreiben die eine Sache ist. Sobald du aus deiner Schreibstube hinaus gehst, wird es knochenhart. Womit ich beim Titel dieses Posts angelangt bin:
Als AutorIn muss man so etwas wie eine zweigeteilte Seele sein. Beim Schreiben tief empfindsam, mit der Gabe sich in die Charaktere hineinzuversetzen. Sobald man das Manuskript abgibt, mutiert man am besten auf der Stelle zum harten, abgebrühten Hund, denn die Branche und das Berufsleben des Autors hat so gar nichts Romantisches an sich. Ein breiter Buckel und ein gesundes Selbstbewusstsein ist von Vorteil. Einstecken können ist Pflicht. Gelassenheit kauft man sich am besten gleich tonnenweise ein. Eine Portion Fatalismus ist auch nicht schlecht. Ohne Durchhaltevermögen geht es nicht. Und am besten trinkt man zum Frühstück jeweils ein Glas ungeschüttelten resp. unerschütterlichen Optimismus.
An all das habe ich gedacht bei der Frage um Rat. Am Tisch zu sitzen und zu schreiben, ist etwas Wunderbares. Als Hobby oder Teilzeitberuf. Nur wer die Kraft und den Mut hat, sich in einen rauen Wind zu stellen und öfters mal so richtig nassgeregnet zu werden, sollte sich auf den Berufsweg AutorIn machen.
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