Montag, 11. Februar 2013

Überwältigt

Ich habe gestern den Anfang des neuen Kapitels in die Maschine getippt, schnell, beinahe fiebrig. Meine Hauptfigur liegt im Krankenhaus und unter der Tür steht wie ein Geist aus einer anderen Zeit der Mann, den er nie wieder sehen wollte, weil damit schmerzhaft vernarbte Wunden aufbrechen und es so weh tut, dass es kaum auszuhalten ist.

Nun versuche ich seit einer Stunde, den Text weiterzuschreiben. Es geht nicht. Ich bin meine Figur, meine Vergangenheit bricht in all ihrer Schrecklichkeit über mich hinein, wie ein Lawine, die mich mitreisst und unter sich begräbt. Es ist zu viel. Ich finde keine Worte. Ich starre mit meiner Figur zusammen auf diesen Mann, der ein guter Mann ist, mit einem guten Herz, jemand, den ich einmal sehr gemocht habe, jemand der verzeihen kann. Aber ich kann nicht, weil ich mir nicht verzeihen kann.

Ich weiss, ich muss als Autorin für diese Figur und ihre Gefühle Worte finden. Dabei ist es ganz wichtig, dass die Szene nicht zum Kitsch wird. Ich will keine Rührseligkeit. Keinen Pathos. Keine Klischees. Ich will das Echte. Ich will, dass die Szene beim Lesen weh tut. So verdammt weh, wie es meiner Figur wehtut. Im Moment scheitere ich gerade grandios daran.

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