Donnerstag, 29. Juli 2010

Fehlstart

Ich wollte ja heute mit meinem Schreibtagebuch beginnen. Wollte.

Zuerst fand ich das Notizbuch nicht (mehr), das ich zu meinem Schreibtagebuch erkoren habe. Wie meine Autorenkollegin Jutta Wilke bin ich ein totaler Notizbuchfreak und weil sich diese wunderschönen Bücher bei mir stapeln, bin ich seit ein paar Monaten auf Zwangsentzug (= kein neues Notizbuch mehr kaufen) - es gab also KEIN neues Schreibtagebuch. Das brauchte ich eigentlich auch nicht. Ich wusste genau, welches von meinen noch unbenutzten Büchern es sein sollte. Ich hatte geglaubt, ich wüsste, wo ich es versorgt habe. Aber da war es nicht. Also: Ungefähr drei Mal alle Treppen hoch und runter und in jedem Raum nachsehen - dann fand ich es. FAST dort, wo ich es geglaubt hatte (ich hätte mir das Treppensteigen sparen können).

Feierlich setzte ich mich an den Tisch, schraubte meine Füller auf, nahm die leeren Patronen heraus (wieso verkauft man Füller mit leeren Patronen?) und setzte neue ein. Die leeren legte ich zur Freude meiner Katze auf den Tisch. Während ich also die Füller testete und dann - noch feierlicher - die ersten Zeilen in meinem Schreibtagebuch verewigte, spielte die Katze begeistert mit den leeren Patronen. Schupste sie vom Tisch und fegte mit ihnen durch die gute Stube. In einer kurzen Besinnungspause (was schreibe ich als nächstes?) schaute ich hoch:



Wieso sind leere Tintenpatronen voll? Und warum färbt man die weiss ein, damit Schussel wie ich das nicht bemerken? Wie auch immer. Mit dem Verewigen von genialen und banalen Autorinnengedanken war erst einmal nichts mehr. Ich schlüpfte in die Rolle der Putzfrau - die Katze sah mir neugierig zu.

Meine neuen Vorsätze (nie unterkriegen lassen!) konnte ich schlecht am ersten Tag schon über Bord werfen und so wandte ich mich nach getaner Reinigungsarbeit wieder meinem Buch zu.  Nur ... irgendwie konnte ich nicht lesen, was ich geschrieben hatte. Das liegt einerseits an meiner fürchterlichen Klaue, andererseits an meiner nachlassenden Sehkraft. Ich ging also die Brille holen (das ist der EINZIGE Gegenstand, den ich NIE verlege). Aus verschwommen wurde gestochen scharf. Die Begeisterung war grenzenlos. Und ansteckend. Ich habe heute fünf Stunden lang überarbeitet. Morgen sollte ich dann wohl mal an der Geschichte weiterschreiben ... aber erst nach dem Tagebucheintrag.

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