Mittwoch, 1. Februar 2023

Mit Zuversicht voran - Blackout wird zurückkommen

Foto: 2009 / Fotografin: Kay

 Die Melancholie über die vergriffenen Bücher ist verflogen, die Zuversicht ist wieder da und mit ihr auch ganz viel Motivation und Energie. Ich habe die Rechte für beide Bücher - no_way_out und Blackout zurück und schon mit dem Buchsatz vom Blackout angefangen. 

Normalerweise lasse ich mir Zeit mit vergriffenen Büchern; es kann schon mal eins, zwei oder gar drei Jahre gehen, bis ich ein vergriffenes Buch noch einmal im Self Publishing herausgebe. Aber bei Blackout pressiert es mir. Ich habe bis Ende Juni gut 30 Lesungen, die allermeisten bei Klassen, die Blackout gerade gelesen haben oder am Lesen sind oder das Buch nach der Lesung lesen werden. Die meinsten Schulen haben das Buch im Klassensatz schon an Lager und oft schon mit mehreren Klassen gelesen, andere bestellen es sich bei der Medienzentrale in Solothurn. Aber Bücher gehen beim vielen Lesen schon mal kaputt und müssen ersetzt werden. Deshalb möchte ich, dass das Buch so schnell wie möglich wieder erhältlich ist. Ich achte auch beim Buchsatz darauf, dass er mit der Originalversion übereinstimmt, sprich, dass die Seitenzahlen aufeinander abgestimmt sind.

Weil ich als Autorin und Verlegerin nicht einfach alles beiseite legen und mich nur dem Buchsatz für ein vergriffenes Buch widmen kann, muss ich mir die Arbeit einteilen. Ich möchte jedoch so schnell wie möglich vorankommen und spätestens Anfang April mit allen Arbeiten (Buchsatz, Covergestaltung, Klappentext schreiben, das Buch bei BoD hochladen ...) fertig sein. Haltet mir bitte die Daumen.

Und hier für alle, die sich das gerne ausführlicher anhören (oder anschauen) möchten:

Montag, 23. Januar 2023

Literaturkalender - Fehlkauf mit Happy End

Noch im alten Jahr stöberte ich mich durch die lokale Papeterie und stiess auf einen Literaturkalender. Ein tolles Cover, wunderschöne Musterbilder auf der Rückseite, 52 Seiten, für jede Woche eine. Ich kaufte ihn und freute mich aufs Auspacken und Aufhängen. Beim ersten Durchblättern dann die Ernüchterung: Bis auf zwei Volksweisheiten war jedes einzelne Zitat von einem Mann. Die eine Hälfte völlig ausgelutscht, weil schon umpfzig Mal gelesen, die andere Hälfte steifer als ein Brett. Bis auf extrem wenige Ausnahmen nichts , das das Herz berührte, nichts, das inspirierte, nichts, über das ich mich freuen könnte, wenn es an der Wand hing.

Ich setzte mich hin und schrieb einen Brief an den Verlag. Wie enttäuscht ich sei und wie man es im Jahr 2022 schaffen könne, einen Literaturkalender mit Zitaten nur von Männern herauszugeben. Die Antwort kam keine zwei Stunden später, aus Unachtsamkeit so verfasst, dass ich den vorherigen, internen Mailverkehr im Verlag mitlesen konnte. Ihr ahnt, was da drin stand. Am Ende bot man mir an, mir als kleine Entschädigung einen anderen Kalender zu schicken. Ich lehnte ab, weil ich von Kalendern erst einmal genug hatte. 

Der Literaturkalender lag auf dem Wohnzimmertisch. Bereit, um zum Laden zurückgebracht zu werden. Aber dann fiel mir unsere Schreibrunde ein. Seit November treffen sich schreibende Menschen in der Bibliothek Buchs/SG zum gemeinsamen Schreiben und vor allem auch zum Austausch über das Schreiben. Den Abend beginnen wir jeweils mit einem sogenannten Writing Promt, also einer kleinen Schreibaufgabe. Und wie ich so an die Schreibrunde dachte und auf den Kalender schaute, war alles klar. Wir würden unsere eigenen Zitate schreiben.

Die Aufgabe dazu:
1. Schaut euch die Kalenderbilder des Januars an.
2. Notiert zusammengesetzte Nomen, die euch zu den Bildern einfallen.
3. Teilt die Wörter in der Mitte und setzt sie neu zusammen.
4. Schreibt ein kurzes Gedicht, in dem diese Wörter vorkommen.

Herausgekommen sind wunderschöne Texte, die ich abgeschrieben und über die bestehenden Zitate geklebt habe.



Und so habe ich jetzt einen Literaturkalender mit schönen Bildern und Zitaten, die mir viel bedeuten. Herzlichen Dank an die Schreibgruppe!

PS: Im Februar klebe ich mir jede Woche ein Zitat aus dem Buch Kreativität von Melanie Raabe über die Zitate. Und das wäre dann auch gleich mein Buchtipp für Januar:

Melanie Raabe: Kreativität - Wie sie uns mutiger, glücklicher und stärker macht.



 

Donnerstag, 19. Januar 2023

Abschiedsmelancholie


Kürzlich musste ich mich von no way out verabschieden. Ohne Benachrichtigung des Verlags, der das Buch einfach aus dem Programm nahm. Ich fand selber heraus, dass es vergriffen ist. Gestern Morgen guckte ich ins Autorenportal des Verlags - und Blackout war weg. Ich wusste aus Erfahrung, dass das kein gutes Zeichen ist. Also hin zum Buchkatalog.de., der in Sachen vergriffene Bücher meine Informationsquelle geworden ist.


"Vergriffen", stand da hinter dem roten Punkt.
(Anmerkung am Rande: Man schafft es also, das Buch offiziell als vergriffen zu melden, aber man schafft es nicht, die Autorin zu benachrichtigen.)

Ich sass da und versuchte, das zu verdauen. Gerade hatte ich wieder eine Lesung abgemacht mit einer Schule, an der das Buch gelesen wird. Auf meinem YouTube Kanal guckten sich alleine in den letzten 48 Stunden rund 50 Leute den Blackout Buchtrailer und die Blackout Kurzlesung an. Und jetzt ist das Buch weg. Wieder ohne vorherige Information durch den Verlag. Mein Lager zuhause: fünf Stück. Wenn mich also Schulen anfragen, ob ich noch Exemplare habe, kann ich nicht wirklich helfen.

Zum Glück hatte ich keine Zeit, mich wirklich darüber aufzuregen, denn ich war auf dem Sprung zu einer tollen Veranstaltung (dazu mehr in einem anderen Post). Die Freude und die Begeisterung die ich daraus mitnehmen durfte, trug mich durch den Nachmittag. Am Abend schlich sich dann die Melancholie ein.

Ich muss in kurzer Zeit Abschied nehmen von zwei Büchern, die mein Autorinnenleben geprägt haben. Blackout war mein erstes Buch, es hat mich all die Jahre begleitet, ist an vielen Schweizer Oberstufen zu einer ziemlich verankerten Klassenlektüre geworden. Das Buch hat mich zur Autorin gemacht, ich verdanke ihm unzählige Lesungen, auch heute noch. Mit seinem Verschwinden verschwindet ein Stückweit auch etwas von mir. no way out war mein zehntes Buch, das Buch, nach dem ich dachte, ich könnte jetzt eigentlich aufhören zu schreiben, weil alles gesagt ist, was ich sagen wollte. Es war mir unendlich wichtig und es war mir eine tiefe Freude, als es den Preis als bester deutschsprachiger Jugendkrimi bekam.

Heute Morgen habe ich entschieden, dass ich diesen Abschied für mich würdig feiern möchte. Den Büchern noch einmal zuwinken. Ihnen sagen, wie viel sie mir bedeuten. Ihren wunderbaren Protas danken, dass sie mich gefunden haben. Mich vor den Leserinnen und Lesern verneigen, die die Geschichten gelesen haben. Für alle Feedbacks danken. Wissen, dass diese Bücher nicht nur mir etwas bedeuten. Mich an all die Jugendlichen erinnern, die mir gesagt haben, wie gerne sie das Buch gelesen haben. Ich wusste noch nicht, wie ich das anstellen sollte. Entstanden ist dieser Post (ein Glas Wein an einem Donnerstagmorgen fand ich dann doch etwas zu viel). Es bleibt die Melancholie.

Dienstag, 27. Dezember 2022

Autorinnenleben pur

 Ein Jahresrückblick der anderen Art. Momente aus meinem Autorinnenleben.
Unbedingt den Ton anmachen, bevor ihr reinguckt.
Mit Musik fegt es nämlich (noch) mehr.


Freitag, 23. Dezember 2022

Jahresrückblick


Ich bin mit Mut und Zuversicht ins neue Jahr gestartet. Und der Hoffnung, dass wir Corona loswerden und wieder in ein normales Leben zurückkehren können. Dann kam der Krieg. Die Tulpenfrau in der Ukraine, diese Frau, die ich hätte sein können. Die Sprachlosig- und die Hilflosigkeit. Diese Stärke der Menschen mitten im Krieg, die sagen: "Das Leben geht weiter." Und es ging weiter. Für uns normal, für viele andere Menschen nicht. 

Im Herbst begann der Iran, seine eigenen Kinder und Jugendlichen zu töten. Ich sah Bilder von jungen Frauen, die meine Töchter sein könnten. Ich traute mich nicht, mir den Schmerz ihrer Eltern vorzustellen. Ich zog meinen Schutzwall hoch, weil ich das Gefühl hatte, nichts ändern zu können. Rein gar nichts. Viele meiner deutschen Autorenkolleg*innen haben sich zusammengetan, Aktionen gestartet, haben auf den Social Media auf die Geschehnisse aufmerksam gemacht. Ich habe mich zurückgezogen. Weil es zu viel ist: Ukraine, Iran, Afghanistan, Pakistan, Afrika ... die Liste ist unendlich. An dem Tag, an dem die offizielle Schweiz einen finanziellen Unterstützungsbeitrag an die Ukraine nicht jetzt beschliessen wollte (sorry, genauer geht es nicht, weil ich die Zeitungsartikel dazu nicht verstanden habe), habe ich mich unendlich geschämt, privat gespendet und ganz fest gehofft, dass die Tulpenfrau noch lebt.

Seit Jahren sagen wir: "War das ein beschissenes Jahr, das nächste wird besser" - und dann wird es immer noch schlimmer. Denn es sind ja nicht nur die Kriege und die Gräueltaten. Wir verraten gerade auch die Zukunft unserer Kinder, indem wir zwar (fast) alle von Klimaschutz sprechen, aber halt bitte nicht bei uns und nicht gerade das, was uns wehtäte und dann ist da noch die Wirschaft und das Geld und der Konsum und das Wachstum und die Skipiste, die beschneit werden muss usw.

In all diesem Irrsinn ist der Rückzug in die eigene kleine Welt so unendlich wichtig. Es ist (oder wäre) auch wichtig, diese Welt so zu gestalten, dass wir an ihr wachsen können. Dass unsere kleine Welt mit vielen kleinen Welten verschmilzt und viele kleine gute Welten eine bessere grössere hervorbringen.  

In meiner eigenen kleinen Welt war das Jahr ein gutes. Meiner Familie geht es gut, sie ist der sichere Hafen, in dem ich mich geborgen fühle. Auch beruflich war es ein gutes Jahr. Ich habe mir sowohl den Mut als auch die Zuversicht erhalten können. Ich habe eine grosse innere Ruhe gewonnen, auch eine wunderbare Gelassenheit. Ich bin neue Wege resp. Trampelpfade gegangen. Mein Körper hat mir Grenzen gezeigt, ich habe aber auch gelernt, dass man diese Grenzen mit Geduld und - schon wieder dieses Wort - Zuversicht schieben kann.

Und jetzt, am Ende des Jahres, bin ich dankbar für das, was ich erleben und fühlen durfte. Ich behalte mein Motto bei: Mut und Zuversicht. Und Liebe. Das ist das, was ich habe und weitergeben kann.

Wer gerne mehr wissen möchte: