Sonntag, 17. November 2013

Eine tannengrüne Geschmacksverirrung

Sodala. Die tannengrüne Geschmacksverirrung ist fertig. Der Stern hat mich beinahe in den Wahnsinn getrieben. Zusammen mit der Katze, die mit der Wolle spielen wollte. In Ermangelung eines fotogenen Fotomodells musste das Tigerzebra von Frau Tochter herhalten (Es sitzt nun schwer beleidigt im Schlafzimmer und verlangt nach einem Psychiater.)

Was das Schreiben mit dem Stricken zu tun hat

Ich stricke. Eine Weihnachtsmütze. Oder - wie wir in der Schweiz sagen - eine Weihnachtskappe. Tannengrün mit einem aufgestickten gelben Stern und einem rotem Bambel dran. "Nicht gerade cool", werdet ihr denken und dabei vielleicht das Stricken meinen, ganz sicher aber die Farbwahl für die Kappe.

"Uncool" ist noch das Netteste, was die 9-jährige Lorena zu dieser Kappe meint. "Eine Geschmacksverirrung", ist ihr Urteil. Blöderweise ist die Kappe ein Geschenk ihrer Nonna, selber gestrickt, und Geschenke von der Nonna, vor allem selber gemachte, trägt man, auch wenn sie eine Geschmacksverirrung sind. Sagt die Mama. Als Lorena zu widersprechen versucht, sagt sie auch noch "Basta". Damit ist alles klar. Ein "Basta" von der Mama ist endgültig.

So kommt es, dass Lorena mit einer tannengrünen Geschmacksverirrung auf dem Kopf zur Schule muss - und schon auf dem Schulweg zum Gespött wird. "Oh Tannenbaum", singen die anderen Kinder, und von der obercoolen Ada wird Lorena grad auch noch zur Schnecke gemacht. Damit aber noch nicht genug. Blöderweise nimmt Lorena, von den Verhänselungen durcheinander, die Kappe in den Unterricht mit, wo sie ihr zu Boden fällt. Bevor Lorena dazu kommt, das Unding verschwinden zu lassen, findet es Lehrer Schnyder und weil der wieder mal ein wenig schräg drauf ist - "etwas pazzo", wie die Mama sagen würde - sieht er in der Kappe ein Symbol von Weihnachten. Schlimmer noch: Er findet in der Kappe sogar die Weihnachtserleuchtung: Ein Weihnachtsspiel soll es geben. Ada ist Feuer und Flamme. Sie will ein Casting. Weil das mega ist. Und sie es sowieso gewinnen wird, denkt sie. Das Elend nimmt seinen Lauf. Mit chaotischer Castingshow, Pannen und Pleiten, einer zickigen Maria, einem rappenden König aus dem Morgenland, einem Rentier Rudolph, das sich in die Geschichte verirrt, einem furchtbar unfreundlichen Wirt und einem gelockten Jesuskind, das alle mit seinem Geschrei nervt. Mitten drin sind Lorena als Verantwortliche fürs Bühnenbild (und vieles mehr) - und die Kappe, die an allem Schuld ist.

Während ich diese Geschichte als zehnteilige Hörgeschichte für das Radio schrieb, bekam ich die Kappe so richtig lieb. So sehr, dass ich fand, ich müsse sie unbedingt stricken. Ich habe sie Elena versprochen, der Regisseurin (und für mich viel mehr als das!) des Hörspiels. Nein, keine Angst, sie muss sie nicht anziehen :-) Sie darf sie verschenken und verlosen. Vielleicht gibt's irgendwo da draussen ja einen Teddybär, dem die Kappe gefällt.

Stand der Dinge gestern Nachmittag:

 

PS: Ich bin heute schon weiter. Es fehlen nur noch der Stern und der Bambel. Fortsetzung folgt ....

PPS: Irgendwie bin ich im Lauf der letzten zwei Jahre auch Kindergeschichtenautorin geworden. Was soll ich sagen? Es macht unendlich Spass, diese Geschichten zu erfinden und aufzuschreiben.

Samstag, 16. November 2013

Blackout Mindmap

Auch das folgende Foto habe ich euch von unterwegs versprochen: Die Klasse KSS 2C aus Dagmersellen hat meinen "Blackout" gelesen und dazu zusammen mit ihrem Lehrer Frank Schies eine Mindmap an der Wandtafel erstellt. Und was für eine!


Dienstag, 12. November 2013

Donnerstag, 7. November 2013

Heute in Dagmersellen

Heute Morgen gab's um 6.30 Uhr ein schnelles Frühstück. Knappe 20 Minuten später machte ich mich auf den Weg vom Hotel zum Bahnhof, dem See entlang, an den Schiffen vorbei, am Horizont die schneebedeckten Berge. Und zum ersten Mal hat mir Luzern, mit dem ich nie richtig warm geworden bin, gefallen.

Die Fahrt nach Dagmersellen hatte wieder Touristenpotential :-) Ich weiss nicht, woran es liegt, aber ich fühle mich total mit mir und der Welt versöhnt. Vielleicht gefällt sie mir deshalb besser als auch schon ...

In Dagmersellen bin ich zu Fuss zur Schule gegangen. Nicht, weil mich niemand abholen wollte, im Gegenteil, ich habe das Angebot abgelehnt, weil ich die Strecke vom Bahnhof zur Schule in Dagmersellen mag. Womit auch schon gesagt ist, dass ich sie schon ziemlich gut kenne - schliesslich war ich heute zum dritten Mal dort.

Im Schulhaus stieg ich die Treppen zum Lehrerzimmer hoch (den Weg kenne ich mittlerweile auch) und traf auf eine nette Dame der Kaffeemaschinenfirma, die den Automaten genau auf meine Anfkunft geflickt und zum Laufen gebracht hatte. Perfektes Timing! Danach wartete die erste Gruppe in ihrem Klassenzimmer auf mich. Gespannt, vorbereitet und bestens aufgelegt. Die Jugendlichen haben gefragt, ich habe geantwortet und wir haben alle viel gelacht. Vorgelesen habe ich auch.

Vielleicht sollte ich an dieser Stelle einmal erwähnen, woraus ich jeweils vorlese: Aus dem Buch, für das sich die Jugendlichen entscheiden. Diese Woche waren das bis jetzt: Freerunning, dead.end.com, Blackout und #no_way_out. Bin gespannt, was es morgen sein wird.

Zurück nach Dagmersellen: Nach der Pause ging's weiter mit der zweiten Gruppe, mit der es genau so klasse war wie mit der ersten. Zum Mittag gab's was ganz besonderes, aber dazu muss ich etwas ausholen: Die letzten beiden Male, als ich in Dagmersellen gelesen habe, stand die Frau eines Lehrers jeweils kurz vor der Entbindung. Vor allem beim ersten Mal sass der gute Mann wie auf Nadeln in der Lesung - nicht, ohne mich vorgewarnt zu haben: Falls er einen ganz schnellen Abgang machen müsse, liege das nicht an mir oder meiner Lesung, sondern an der Ankunft eines neuen Erdenbürgers. Heute durfte ich mir über den Mittag den Grund für die Nervosität anschauen. Frank - so heisst der Lehrer - lud mich und die anderen beiden Lehrer, bei denen ich Lesung hatte zu sich nach Hause zum Mittagessen ein. Die zwei Wonneproppen sind herzerweichend liebenswert! Und die Lasagne, die Franks Frau uns aufgetischt hat, war vom Feinsten!

Am Nachmittag war dann Lesung bei Franks Schülern, die den Blackout gelesen hatten. An der Wandtafel entdeckte ich die beste Mindmap zum Buch, die ich JE gesehen habe. Einfach nur genial. Und meine Digicam war in Luzern im Hotel! GRMPF! Ich hätte mir in den Hintern beissen können. Aber Frank hatte (auch) das total im Griff: Er wird die Tafel für mich fotografieren, damit ich sie euch zeigen kann. Und die Schüler? Die waren, genau wie ihre Mitschüler am Morgen, einfach klasse.

Jetzt sitze ich glücklich und zufrieden im Hotel und weiss, dass ich einen genialen Beruf habe. Wenn ich den Blogeintrag losgeschickt habe, ziehe ich mit meinem Laptop vom Tisch zum Bett rüber und überarbeite Band zwei meiner Serie. Wie meine Tochter sagen würde: Mit einem Smile im Gesicht.