Kennt ihr die Szene im Film "Blues Brothers", in der Jake in der Kirche steht und das Licht sieht? Es ist eine meiner Lieblingszenen. Genau so komme ich mir gerade vor. Weil ich auf die Fragen vom Montag eine Antwort bekommen habe, nach der ich eigentlich gar nicht gefragt habe - die aber für mich der Schlüssel ist, den ich so lange gesucht habe.
(Anmerkung: Das wird wohl der persönlichste Post, den ihr hier je zu lesen bekommt - wer also keine Lust auf tiefe, persönliche Einblicke hat, höre hier einfach auf ...)
Seit ich mich erinnern kann, habe ich das Gefühl, in mir ein Loch zu haben, das ich nie füllen kann. Egal, was ich tue. Irgendetwas fehlt immer. Sobald ich etwas erreicht habe, beginnt es für mich normal zu werden. Ich nehme es als gegeben und suche weiter. Es ist, als treibe mich irgendetwas immer vor sich her. Ich habe nie verstanden, was es ist, und habe gelernt, damit zu leben und auch zu akzeptieren, dass es so ist.
Natürlich weiss ich, was für ein Glück ich habe. Natürlich weiss ich, was für eine wunderbare Familie ich habe. Natürlich weiss ich, dass ich viele Dinge getan und erreicht habe. Natürlich weiss ich, dass ich damit eigentlich privilegiert bin. Und ich betrachte mich auch als glücklichen Menschen. Samt diesem Loch, das immer leer ist - weil es einfach ein Teil von mir ist. Ich mache Witze darüber, manchmal betrachte ich es staunend, manchmal ärgert es mich, meistens jedoch lässt es mich einfach nur fragend zurück, weil ich nicht verstehe, warum das so ist. Wo ich doch alles habe. Wie kann ich da ein Loch in mir haben? (Und nicht zuletzt die Frage, ob es dieses Loch ist, das ich mit Essen zu füllen versuche ...oder ob es nur die Ausrede dafür ist, zu viel zu essen.)
Gestern nun habe ich eine private Antwort auf eine Frage nach der Gelassenheit bekommen. Woher man die denn hernimmt. Die Antwort klang total einfach. Dankbarkeit. Im ersten Augenblick habe ich gar nicht begriffen, dass ich damit einen Schlüssel in die Hand gedrückt bekommen habe. Aber die Mail hat nachgewirkt. Den ganzen Tag, die ganze Nacht. Und irgendwann stand ich da wie Jake in der Kirche. Ich wusste, dass ich die Antwort gefunden hatte. Auf ganz viele meiner Fragen.
Es war ein grosses Gefühl. Ein Wahnsinnsgefühl. Gefolgt von Scham. Dass ich das nicht selber gemerkt habe, wo es mir doch rundum von guten Freunden und Menschen in der Familie vorgelebt wird. Ich fragte mich, diese Frau, die Abertausende von Wörtern geschrieben und gedacht hat, wie oft ich das Wort Dankbarkeit denke. Die Antwort ist mehr als beschämend. Vor lauter Suchen und Vorangehen habe ich das Allerwichtigste vergessen. Dankbar für das zu sein, was ich habe.
Ich habe das getan, was ich an anderen nicht verstehe, ja, sogar verachte. Ich habe verglichen. Obwohl ich immer gedacht hatte, ich tue das nicht. Aber das stimmt nicht. Beim Vergleichen ging es mir nie ums Geld (das ist mir tatsächlich ziemlich egal), nie darum, wer welche Besitztümer hat (auch das ist mir tatsächlich ziemlich egal). Es ging nicht um Autos, nicht um Pools, nicht um Kleider. Sondern darum, was andere Menschen bekommen. Anerkennung zum Beispiel. Beachtung. Das Wahnsinnige daran: Alles davon bekomme ich auch. Aber es war nie genug. Statt dankbar zu sein, für das, was ich habe, habe ich nach mehr gesucht. Das ist die Brutstätte für Neid. Vergleich. Und wie von Relax das in seinem Kommentar zu meinen Fragen so klar, einfach und deutlich schreibt: Es geht um Wahrnehmung und Interpretation. Im Klartext für mich: Dieses Vergleichen ist eine total ungesunde Basis für meine Wahrnehmung meine Interpretation der Dinge.
Meine Fragen vom Montag sind beantwortet. Ich sag's mal ganz schonungslos: Es liegt an mir. An meiner Wahrnehmung, an meiner Interpretation, an meiner Sicht der Dinge. Das ist nicht unbedingt eine neue Erkenntnis von mir. Neu ist für mich der Schlüssel, wie ich daran arbeiten kann. Wie ich meine Sicht der Dinge ändern kann. Es ist dieses eine Wort. Dankbarkeit. Irgendwie habe ich gerade das Gefühl, an einem Anfang von etwas total Gutem zu stehen.
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Mittwoch, 22. Januar 2014
Montag, 20. Januar 2014
Ein paar (schonungslose) Fragen (an mich selber)
Einer meiner meistgelesenen Posts ist der mit der Auslegeordnung. In diesem Post habe ich damals versprochen, die Dinge weniger zuckerwattig zu schreiben. Und damit auch ehrlicher. Das gilt auch in Bezug auf mich. Nun habe ich gestern über das Leben als Jugendbuchautorin gepostet und darin geschildert, wie ich das sehe und erlebe.
Luise hat dann im Kommentar geschrieben, dass ich zum Teil die gleichen Gräben aufmache, die ich als negativ erlebe. Das hat mir zu denken gegeben. Zurückgeblieben sind ein paar Fragen an mich selber, die ich gerne aufwerfe, weil ihr sie euch vielleicht auch stellt oder vielleicht Antworten darauf habt.
Luise hat dann im Kommentar geschrieben, dass ich zum Teil die gleichen Gräben aufmache, die ich als negativ erlebe. Das hat mir zu denken gegeben. Zurückgeblieben sind ein paar Fragen an mich selber, die ich gerne aufwerfe, weil ihr sie euch vielleicht auch stellt oder vielleicht Antworten darauf habt.
- Was können Autoren (generell, alle) für den Stellenwert der Kinder- und Jugendliteratur?
- Wer bestimmt diesen Stellenwert? Die Autoren? Wir Autoren? Die Gesellschaft? Die Medien? Ignoranten? Ganz normale Menschen? Absichtlich? Unabsichtlich?
- Warum habe ich zwar extrem tolle und spannende Autorenkollegen im Erwachsenenbuchbereich und fühle mich - allgemein - unter Erwachsenenbuchautoren trotzdem nicht zu Hause? Bei welchen? Warum? Ist es nicht ungerecht, alle in einen Topf zu werfen?
- Und wenn es so ist, warum ist es so? Schlechte Erfahrungen? Vorurteile? Minderwertigkeitskomplexe? Neid?
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