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Donnerstag, 18. Februar 2016

Blödes Weib

Ich hatte viele Berufe und viele Bezeichnungen. Ich glaube, blödes Weib war schon früher manchmal darunter. Nun habe ich das auch schriftlich. Wie das? Als politisch interessierte Person, der das Zusammenleben in der Schweiz nicht egal ist, habe ich für die Lokalzeitung einen Leserbrief gegen die Durchsetzungsinitiative geschrieben. Hier der Wortlaut:


Reden wir doch mal von den Opfern

Opfer eines Verbrechens zu sein ist immer und auf jeden Fall schrecklich. Nun lese und höre ich von Befürwortern der Durchsetzungsinitiative, dass es noch viel schlimmer ist, wenn man Opfer eines ausländischen Verbrechers wird, weil man dann obendrein auch noch verhöhnt wird, sollte der Täter nicht ausgeschafft werden. Da drängt sich mir die Frage auf, wie das denn mit den Opfern von Schweizer Tätern ist. Gilt ein solches Opfer etwa weniger als Opfer? Ja, gibt es am Ende nicht nur zwei verschiedene Kategorien von Tätern, sondern auch zwei verschiedene Kategorien von Opfern: die verhöhnten Opfer von ausländischen Kriminellen und die normalen Opfer von Schweizer Kriminellen? Wenn ja, was ist dann bitte sehr ein normales, nicht verhöhntes Opfer, liebe Politiker und Leserbriefschreiber für die Durchsetzungsinitiative? Leidet dieses Opfer weniger, weil es nach Ihrer Definition wenigstens nicht noch verhöhnt wird?  Und nein, ich bin noch nicht fertig mit den Fragen, auf die ich gerne eine Antwort hätte. Da wären noch eine, die mich wirklich beschäftigt: Wie kann man als Partei oder als Mensch so zynisch sein, Opfer gegen Opfer auszuspielen?

Bei Leserbriefen muss man - im Gegensatz zu den Online-Medien - noch mit Namen und Adresse zu seinen Worten stehen. Kein Problem. Ich sage, was ich denke, und ich stehe dazu.

Heute bekam ich Post. Anonym. Immerhin handgeschrieben und immerhin hat der Absender den Brief per A-Post geschickt (also in der teureren Variante). Gegenargumente zu meinem Leserbrief habe ich im Schreiben keine gefunden. Nur giftige Anwürfe. Wie Herr FeuFeu (gehört zur Familie) treffend bemerkte, stammt der Brief höchstwahrscheinlich von einer Person, die für Sicherheit und Transparenz ist und gegen jegliche Art der Vermummung. "Aber dafür dann anonym Hassbriefe schreiben", meinte Herr FeuFeu. Seine Schlussfolgerungen wiederhole ich hier nicht. Die kann jeder für sich selber ziehen.