Reden
wir doch mal von den Opfern
Opfer eines
Verbrechens zu sein ist immer und auf jeden Fall schrecklich. Nun lese und höre
ich von Befürwortern der Durchsetzungsinitiative, dass es noch viel schlimmer
ist, wenn man Opfer eines ausländischen Verbrechers wird, weil man dann
obendrein auch noch verhöhnt wird, sollte der Täter nicht ausgeschafft werden.
Da drängt sich mir die Frage auf, wie das denn mit den Opfern von Schweizer
Tätern ist. Gilt ein solches Opfer etwa weniger als Opfer? Ja, gibt es am Ende
nicht nur zwei verschiedene Kategorien von Tätern, sondern auch zwei
verschiedene Kategorien von Opfern: die verhöhnten Opfer von ausländischen
Kriminellen und die normalen Opfer von Schweizer Kriminellen? Wenn ja, was ist
dann bitte sehr ein normales, nicht verhöhntes Opfer, liebe Politiker und
Leserbriefschreiber für die Durchsetzungsinitiative? Leidet dieses Opfer
weniger, weil es nach Ihrer Definition wenigstens nicht noch verhöhnt wird?
Und nein, ich bin noch nicht fertig mit den Fragen, auf die ich gerne
eine Antwort hätte. Da wären noch eine, die mich wirklich beschäftigt: Wie kann
man als Partei oder als Mensch so zynisch sein, Opfer gegen Opfer auszuspielen?
Bei Leserbriefen muss man - im Gegensatz zu den Online-Medien - noch mit Namen und Adresse zu seinen Worten stehen. Kein Problem. Ich sage, was ich denke, und ich stehe dazu.
Heute bekam ich Post. Anonym. Immerhin handgeschrieben und immerhin hat der Absender den Brief per A-Post geschickt (also in der teureren Variante). Gegenargumente zu meinem Leserbrief habe ich im Schreiben keine gefunden. Nur giftige Anwürfe. Wie Herr FeuFeu (gehört zur Familie) treffend bemerkte, stammt der Brief höchstwahrscheinlich von einer Person, die für Sicherheit und Transparenz ist und gegen jegliche Art der Vermummung. "Aber dafür dann anonym Hassbriefe schreiben", meinte Herr FeuFeu. Seine Schlussfolgerungen wiederhole ich hier nicht. Die kann jeder für sich selber ziehen.