Ein paar Stunden nachdem sich mein Internet in Richtung Timbuktu auf den Weg gemacht hatte, brachen auch Herr Ehemann und ich auf. Nicht nach Timbuktu, sondern nach Schottland. Um genau zu sein, Nordschottland. Wir suchten das unendliche Nichts und fanden es. So ab unter 10 Einwohnern pro Quadratkilometer wurde es richtig gut, dort, wo drei Häuser ein Dorf sind, wo die Haupstrasse nur eine Spur hat (für beide Richtungen), wo die Strände leer sind (ausser Kühe haben sich dort niedergelassen), wo man beginnt, mit den Schafen zu reden, weil sonst niemand da ist, mit dem man reden könnte. Es war fantastisch. So fantastisch, dass wir uns vor Edinburgh gedrückt haben (viel zu viele Leute).
Das Internet wartete schon auf mich, als wir zurückkamen (ich schreibe bewusst "mich", weil Herr Ehemann und das Internet nie zusammengefunden haben). Ich habe dann auch ein bisschen geguckt, was so läuft. Habe ein paar Mails beantwortet und mich bei Facebook durch die neuen Nachrichten gelesen. Einen Tag lang. Dann liess ich das Internet sein und verzog mich in die Berge, wo ich geschrieben, gegärtnert und gemalt habe (keine Kunst, sondern einen Raum - na ja, für mich war schon das Kunst, es war nämlich nicht eine ganze Wand sondern nur bestimmte Teile).
So, und jetzt bin ich wieder da. Lese irgendwo, dass Google + the next big thing ist. Gucke mir Tweets bei Twitter an, die mich kalt lassen. Klicke mich durch FB und habe nichts zu sagen. Mag auch keine FB-Einträge von anderen lesen. Ich merke, dass ich mich gar nicht so richtig wieder ins virtuelle Leben einklinken will. Es interessiert mich nicht. Ich habe keine Lust darauf. Es ist zu viel. Und doch nichts Wirkliches.
Manchmal diskutieren wir Autoren darüber, ob es ohne Internetpräsenz überhaupt noch geht (wahrscheinlich nicht), was man alles noch tun könnte, sollte, müsste. Im Moment will ich gar nichts tun. Ich weiss, dass dieser Moment vorbeigehen wird. Aber jetzt, heute, denke ich: Doch, es geht auch ohne. Man stirbt nicht ohne Internet. Es ist nicht mal langweilig ohne Internet. Am Mittwoch fahre ich wieder in die Berge. Mein Internet wird sich ohne mich beschäftigen müssen. Vielleicht dreht es ja ein paar Runden im Cyberspace.
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