Freitag, 28. August 2015

Auswandern - wohin?

Heute ist einer dieser Tage, an denen mein Zorn explodiert. (Also nur weiterlesen, wenn ihr einen Gefühlsausbruch ertragt!)

Das begann schon gestern, als ich einmal mehr feststellen musste, dass es dort, wo ich lebe, reicht, nicht wie alle anderen auszusehen, um wie ein Hund behandelt zu werden. Das ging mit den Nachrichten über das ganze Flüchtlingselend und die absolut herzlosen Rassisten weiter. Und gerade eben - als ein Kollege auf Twitter die geplanten Sparmassnahmen im Bildungsbereich seines Wohnkantons aufgelistet hat - ist mir der Faden endgültig gerissen.

Ich will nicht mehr. Nicht mehr in diesem Land leben. Diesem kalten Land, wo wir uns nicht mehr mit Toleranz und Respekt begegnen, sondern die vermeintlich Schwachen auf den noch Schwächeren herumtrampeln. Wo jeder, der nicht millimetergenau ins Schema reinpasst, ausgegrenzt wird. Wo man mit oder über diese Ausgegrenzten reden kann, als wären sie Abschaum. Wo man bei der Bildung spart und den Jungen damit Zukunftschancen nimmt. Nein! DAS ist nicht mein Land.

Also auswandern? Wohin? Weil die Welt grad total aus den Fugen gerät, bietet sich ein anderer Planet an. Und weil ich nicht weiss, wie man mal eben kurz den Planeten wechseln kann, bleibe ich. "Chiibig ufrächt" wie man bei uns sagt. Oder anders ausgedrückt: Unverbogen, ungebeugt und ungebrochen. Gopf! Aber heute, heute bin ich einfach nur fuchsteufelswild. Und morgen oder schon bald könnte ich mir durchaus vorstellen, in einen Sitzstreik zu treten. Ich weiss auch schon wo.

Mittwoch, 26. August 2015

Die Mutprobe feiert heute Vernissage

Zusammen mit den anderen Neuheiten des sjw-Verlags.


Hier das Programm:

Das Schweizerische Jugendschriftenwerk stellt seine Neuerscheinungen im Theater Stadelhofen, Zürich, vor. Mehr als 25 klein- und grossformatige SJW-Hefte in den vier Landessprachen und Englisch sind erschienen.

Bettina Spoerri diskutiert mit:
• Mirjam Pressler über ihre neue Anne-Frank-Biografie, die sie für den SJW-Verlag geschrieben hat.
• Eleonore Frey über Wir wollen Bären sehen!, illustriert von It’s Raining Elephants.
• Vincenzo Todisco über seine Migrations- und Arbeitergeschichte TORO, illustriert von Micha Dalcol.

Lesungen u. a. aus Die Mutprobe von Alice Gabathuler und Aber nein! von Lorenz Pauli.

Die Autorinnen und Autoren, Illustratorinnen und Illustratoren des neuen SJW-Programms: Annetta Baumann, Andrea Caprez, Micha Dalcol, Anna Deér (HSLU), Eleonore Frey, Alice Gabathuler, Andreas Gefe, Sieglinde Geisel, Lea Gross (HSLU), Kurt Guggenheim, Laura Jurt, Evelyne Laube und Nina Wehrle (It’s Raining Elephants), Valery Larbeau, Till Lauer (HSLU), Meinrad Lienert, Charles Linsmayer, Anna Luchs, Lorenz Pauli, Mirjam Pressler, Nicolas Robel, Brigitte Schär, Vincenzo Todisco, Pia Valär, Raphael Volery.

Im Anschluss gibt es beim Apéro Gelegenheit zum Gespräch mit den Autorinnen und Autoren, den Illustratorinnen und Illustratoren, mit der scheidenden Verlagsleiterin Margrit Schmid und mit Regula Malin, die ab September 2015 die SJW-Verlagsleitung übernehmen wird.

Eintritt frei

Ort und Zeit: 17.30 Uhr, Theater Stadelhofen, Stadelhoferstrasse 12, 8001 Zürich

Dienstag, 25. August 2015

Und dann sitzt noch dieser völlig irre Gedanke im Hinterkopf

So ein Hinterkopf ist eine tolle Sache. Man verstaut dort Dinge wie Eigentlich-unmöglich, Schön-wäre-es, Vielleicht-sollte-ich, Wenn-ich-mal-Zeit habe und vieles mehr. Ich mag diese Ecke meines Kopfes. Die Spinnerecke. Die Träumerecke. Mitten drin sitzt ein Gedanke, der regelmässig und recht hartnäckig in den Hauptteil des Kopfes will. Dass ich schon den ganzen Sommer ein Heiden-Heimweh nach Schottland habe, nutzt er gnadenlos aus. Schreib Band 5 der Lost Souls!, flüstert er mir ins Ohr und dann rauscht das Meer, rollen die Wellen an den Strand, mitten in einer wilden Landschaft, wie es sie nur auf der Insel gibt. Ich bleibe eine Weile dort, lasse den Gedanken raus und verspreche ihm, dass ich ihn nicht vergesse. Auch wenn er - noch - im Hinterkopf bleiben muss.

PS: Ich habe gerade ein langes Gespräch mit meiner Agentin hinter mir. Eines dieser Gespräche, die beim Sortieren der Gedanken helfen. Jetzt bin ich sortiert. Was bedeutet, dass ich eben nicht sortiert bin, sondern in der Schwebe. Meinem Lieblingszustand. Ich lasse die Dinge auf mich zurollen wie die Wellen am Strand. Das ist gut. Das passt. Nur das Heimweh nach Schottland, das kann mir keiner nehmen.

PPS: Ich habe das riesige Glück, eine Agentin zu haben, die mir nicht vom Schwebezustand abrät, sondern mir sogar dazu rät, in genau diesem Zustand zu bleiben.

Montag, 24. August 2015

Einfach von den Gedanken leiten lassen

Ich plotte fleissig mit Kollege Michael Hamannt an unserer Jugendbuchtrilogie. Dabei werden die Exposés sehr lange, weil wir auch die kleinsten Details berücksichtigen. Bei einer Zusammenarbeit von zwei Autoren geht das nicht anders. Wenn wir uns fürs Schreiben die Kapitel aufteilen, muss jeder genau wissen, was drin steht und wo der andere den Faden wieder aufnimmt.

Ganz anders sieht es bei meinem Jugendbuchprojekt aus. Ich komme dem Plot nicht auf die Spur. Dabei habe ich tolle Figuren, tolle Songzitate, an die ich anknüpfen kann, eine spannendes Thema als Ausgangslage, ganze Szenen als Kino im Kopf. Ich weiss, aus welchen zwei Perspektiven ich schreiben will, und ich weiss, wie ich das Buch formal aufbauen möchte. Aber eben: Der Plot fehlt. Einen aus den Fingern saugen will ich mir nicht. Das ist mir zu viel Murks.

Gestern las ich im Buch Der Libellenflüsterer von Monika Feth. Dabei stiess ich auf die Danksagung - und mir war völlig klar, was ich tun muss.

Monika Feth dankt ihrem Verlag. Dafür, dass es völlig in Ordnung ist, dass sie zu Beginn eines Buches nicht sagen kann, wie die Handlung verlaufen wird. Dafür dass sich ihre Bezugspersonen im Verlag einfach auf ihre Idee einlassen, abwarten und sie schreiben lassen. Genau das werde ich machen. Wie damals beim Blackout. Einfach meinen Figuren und den Songzitaten nach schreiben. Ohne Vertrag, ohne Deadline. Und schauen, wie sich die Bilder zusammenfügen, die ich im Kopf habe. Ich freue mich riesig darauf.