Freitag, 20. Juni 2008

Heute Morgen, 5.50 Uhr

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Mauzend kommt die Katze ins Schlafzimmer, legt sich wie jeden Morgen auf meinen Brustkorb, den Bauch nach oben, die Beine von sich gestreckt, und stupft mit dem Kopf gegen mein Gesicht (fragt nicht, ich habe keine Ahnung, wie sie das jeweils zustande bringt). Ihr Schnurren füllt das ganze Schlafzimmer. Das bedeutet: "Füttere mich!"

Ich füttere nicht. Nicht um 5.50 Uhr in der früh, also streichle ich sie, kraule sie am Kopf und am Bauch und nach ein paar Minuten richtet sie es sich gemütlich auf mir ein. Die Sonne scheint auf ihre Ohren und ich bemerke zum ersten Mal den goldenen Rand, dort aussen, wo das Ohr ganz dünn ist.

Dann schlafen wir beide noch eine kleine Runde, bis 6.20 Uhr. Ich gehe die Kinder wecken, während Katzenviech neben mir maunzt und miaut. Ratet mal, was ich in der Küche als erstes tue? Genau! Und dann gibt's Frühstück für die Kinder und Kaffee für mich.

Unser Katzenviech, Madame Luna

Donnerstag, 19. Juni 2008

Kritik - wo sie verletzt und wütend macht

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Beim Verfassen des Eintrags von gestern stand für mich fest, dass ich mich nicht zu Namen und Buchtitel äussern würde. Das hat einen Grund, auf den ich in diesem Eintrag näher eingehen möchte.

Als Leser Kritik zu äussern, ist eine Sache.
Als Autor anderen Autoren gegenüber Kritik zu äussern ist eine ganz andere.
Und das hat nichts mit "wie du mir, so ich dir" / "Schreib mal was Nettes über mich" / "Hau mal schnell einen Kollegen in die Pfanne" zu tun, schon gar nicht mit Feigheit oder Maulkorb.

Ich möchte dies näher erklären - und dazu etwas ausholen.

Als Autorin bin ich mir zweierlei Kritik gewohnt: Die begleitende während des Schreibens und die Rückmeldung, wenn das Buch erschienen ist.

Begleitende Kritik während des Schreibens

Sie ist mir willkommen, ich brauche sie, sie macht das Buch besser. Sie ist privat, persönlich und erreicht nur mich. Diese begleitende, unterstützende Kritik ist für mich etwas sehr Intimes, von dem ich froh bin, dass es etwas zwischen mir und er kritikgebenden Person ist, denn es geht um Texte, die manchmal noch roh sind (oder um es etwas weniger nett auszudrücken: die je nachdem noch etwas weiter davon entfernt sind, wirklich gut zu sein).

Kritik auf das veröffentlichte Buch

Egal, wie sehr wir uns als Autoren versuchen, darauf vorzubereiten; egal, wie viele Menschen uns einreden, dass das dazu gehört - eine negative öffentliche Kritik nagt an einem. Je öffentlicher, desto mehr. Ein Artikel in einem Lokalblatt gute 1500 km vom eigenen Wohnort entfernt tut relativ wenig weh; ein Artikel im eigenen Lokalblatt schon viel mehr, eine Veröffentlichung in einer grossen Landeszeitung oder auf einem Onlineportal mit zig-tausend Lesern noch viel mehr.

Trotz alledem: Das gehört zum Autorenleben dazu und auch wenn es uns nicht leicht fällt, so müssen wir lernen, mit negativer Kritik umzugehen. Das geht besser mit Kritik, die sich auf Form und Inhalt bezieht als mit solcher, die einfach nur den Autor / die Autorin im Visier hat.

Im Wissen darum, was öffentliche Kritik beim Autor bewirken kann, bin ich als Autorin sehr vorsichtig geworden. Das hat nichts mit falscher Rücksichtsnahme zu tun, sondern mit dem Respekt vor der Arbeit des Kollegen, der Kollegin. Nach wie vor schätze ich eine ehrliche Rückmeldung. Es gibt private kritische Kommentare von Autorenkollegen zu meinen Büchern, die ich mir zu Herzen genommen habe - und von denen ich froh bin, dass sie nirgendwo öffentlich zu lesen sind.

Wo ich früher unbedarft war ("ich werde ja wohl meine Meinung schreiben dürfen"), überlege ich heute viel mehr. So lobe ich in diesem Blog gerne Bücher, die mir wirklich gut gefallen; bei negativer Kritik halte ich mich zurück. Auf den grossen Online-Plattformen rezensiere ich längst nicht mehr. Ich habe festgestellt, dass es viele Autorenkollegen gleich halten.

Viele, aber leider nicht alle. Und deshalb war ich heute Morgen verletzt und wütend, als ich auf eine Kritik stiess, von der ich mir wünschte, die betreffende Autorenkollegin hätte sie nie geschrieben - oder wenigstens persönlich mitgeteilt.

Um allfälligen Fragen zuvor zu kommen: Nein, es gibt kein Gefälligkeitslob in diesem Blog - so wenig, wie es ein "hau den Kollegen in die Pfanne" gibt. Wenn ich schreibe, dass mir ein Buch gefällt, dann ist das auch so.

Und wenn ich schreibe, dass mich ein Buch enttäuscht, dann ist das auch so. Nur: Bloss weil es mich enttäuscht, ist es noch lange nicht generell schlecht. Es (das Buch) und ich haben einander einfach nicht gefunden. Was beim gestern erwähnten Buch wirklich schade ist. Aber wie gesagt: Ich gebe nicht auf. Ich weiss nämlich, dass der Autor schreiben kann!

Mittwoch, 18. Juni 2008

Enttäuscht

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Kürzlich habe ich mir Bücher von Schweizer Autoren gekauft, die ich endlich einmal lesen wollte.

Den Alex Capus, auf den ich zwar sehr neugierig war, aber an den ich keine Erwartungen hatte, habe ich verschlungen und auf die Liste der "mehr davon" Autoren gesetzt. Unbedingt und auf jeden Fall "mehr davon"!

Und da war jener Schweizer Autor, von dem ich mir nach all den Buchbesprechungen so eine Art Offenbarung erwartet habe. Das mit den Erwartungen ist so eine Sache. Leider. Ich gestehe: Ich lese mich im Moment mehr und mehr frustriert durch das Buch, das ich schlicht und einfach als langweilig empfinde. Am meisten weh tut mir, dass ich mit der Erzählsprache des Autors absolut nichts anfangen kann; ja, mittlerweile nerven mich die vielen indirekten Reden, die vielen "sagte".

Jedes andere Buch würde ich weglegen. Dieses kann ich nicht weglegen. Ich will, dass es besser wird. Ich "mag" den Autor - so weit man das von jemandem sagen kann, den man nur aus Buchbesprechungen, Interviews und Reportagen kennt. Und selbst wenn ich an diesem Buch nichts Gutes finde, werde ich ein zweites kaufen. Und darauf hoffen, dass mir das zweite besser gefällt als das erste; dass ich das finde, was allen anderen offensichtlich ist und mir verborgen bleibt bei diesem Buch.

Als Autorin weiss ich, dass man nie für alle schreiben kann, dass es immer Leser und Leserinnen gibt, die mit den Büchern, die ich schreibe, nichts anfangen können. Das ist weder tragisch noch das Ende der Welt (es gibt ja viele Bücher). Aber noch bei niemandem habe ich mir so sehr gewünscht, dass mir seine Bücher gefallen, wie bei diesem Autor. Ich gebe nicht auf!

Montag, 16. Juni 2008

Es ist da! Und schon wieder weg :-)

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In den Wochen vor dem Erscheinen eines neuen Buches steigt die Spannung. Ich kann es kaum erwarten, das erste Exemplar in meinen Händen zu halten. Und so wird der Postbote plötzlich zu einer sehr wichtigen Person in meinem Leben. Zwei Chancen habe ich jeden Tag: Eine kleine am Morgen (da dreht der Postbote seine normale Runde) und eine am Nachmittag (da kommt die Paketpost).

Letzten Freitag erlöste mich der Postbote von meinem Warten, für einmal weder am Morgen noch am Nachmittag, sondern zur Mittagszeit - in dem Paket, das er ablieferte, befand sich eine Ausgabe von "Das Projekt".

Erster Gedanke: WOW! Schön, ist es geworden. Es sieht real noch viel besser aus als auf den Photos.

Zweiter Gedanke: Huch, ist das dick! Natürlich nichts im Vergleich zu den Fantasyschinken, die Sohnemann liest (zwischen 800 und 1000 Seiten sind da normal), aber doch wesentlich dicker als die Labyrinthe-Krimis.

Dann streiche ich über den Umschlag, öffne das Buch, finde das Zitat, das mir so wichtig ist, die Widmung, die mir sehr viel bedeutet. Ich komme zu den ersten Seiten, und obwohl ich sie von den Druckfahnen her kenne, bin ich erneut begeistert über die Gestaltung. Was ich mit viel Herzblut geschrieben habe, hat der Verlag mit viel Liebe und Sorgfalt umgesetzt. Alles passt. Ich streiche auch über die Seiten, das Herz drückt heftig gegen den Brustkorb und tut vor Freude weh.

Die Familie, die um diese Zeit zuhause ist, will auch gucken. Bei allen die gleiche Reaktion. Oh, ist das schön geworden! Mann, ist das dick! Ich lache. Und rufe meine Mutter an.

"Ich komme zum Kaffee vorbei."

Nein, ich sage ihr nicht, was ich gleich mitbringen werde. Ich packe das Buch ein, und meine Tochter, die frei hat, fährt mit. Ausgelassen und fröhlich dudeln wir über die Landstrasse und geniessen den Augenblick.

Zuhause schenke ich das Buch meinen Eltern. Es ist "ihr" Buch. Ein Dankeschön für alles. Meine Mutter streicht über den Umschlag, mein Vater sagt wie immer nicht viel. Es ist nicht nötig. Ich sehe an seinem Gesicht, dass er sich freut.

Wir trinken Kaffee und essen Guetsli (Kekse). Es ist einer dieser Momente im Leben, der unbezahlbar ist.

Mittwoch, 11. Juni 2008

Glaubst du, dass es Liebe war?

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Die gestrige Lesung hat mich nach Tafers geführt. Drei Stunden hin, drei Stunden zurück. Bevor ich zu den sechs Stunden auf dem Zug komme:

Einmal mehr haben Lesungen sehr viel Spass gemacht! Herzlichen Dank nach Tafers. Tatjana, wir lesen uns im schreibsdoch ;-)

Jetzt zu den sechs Stunden Zugfahren:

Drei Stunden hin

Begeistert mein Notizbuch mit Anmerkungen zum neuen Romanprojekt gefüllt, Figuren zum Leben erweckt, mich für die Schreibperspektiven entschieden. Noch ein paar Recherchen auf dem Internet, dann kann ich mit dem Schreiben beginnen. Parallel dazu Recherchen vor Ort - und ich muss noch eine Anfrage starten für einen "Schnupper-/Recherchebesuch".

Drei Stunden zurück

Der Stauffacher-Buchladen im Bahnhof Freiburg war eine Fundgrube. Ich habe mich gleich mit drei Büchern von Schweizer Autoren eingedeckt.

Peter Stamm: An einem Tag wie diesem
Ruth Schweikert: Ohio
Alex Capus: Glaubst du, dass es Liebe war?

Im Zug in einem Zug verschlungen: "Glaubst du, dass es Liebe war?"
Alex Capus, ich ziehe meinen Hut vor so viel Erzähltalent und Erzählfreude. Was für eine Geschichte! Mein Tip: Unbedingt lesen!