Donnerstag, 17. Dezember 2015

"Buy local" ist keine Einbahnstrasse ...

... Die Gegenfahrbahn heisst: "Sell local."

Weil ich aber - wieder einmal - die Einbahnstrassenerfahrung mache, wird es jetzt ein bisschen heftig (und lang) hier. Deshalb erst einmal eine Ausschlussklausel:

Der nachfolgende Text richtet sich ausdrücklich NICHT an Schweizer Buchhandlungen, die meine Bücher an Lager haben. Denen schicke ich einen virtuellen Blumenstrauss und bedanke mich recht herzlich.

An wen sich dieser Text richtet: Schweizer Buchhandlungen, die meine (und andere Bücher von Schweizer Jugendbuchautoren) nicht oder kaum an Lager haben.

"Buy local", kauft lokal, berücksichtigt die einheimischen Geschäfte. Das gilt nicht zuletzt für Buchhandlungen, sind sie doch einem ziemlich rauen Wind ausgesetzt. Auch ich antworte seit Jahren auf die Frage, wo man meine Bücher kaufen kann: "Im lokalen Buchladen." Und füge an: "Das ist wichtig. Wenn wir das nicht tun, wird es sie irgendwann nicht mehr geben."
 Ich weiss aus Erfahrung, dass sehr viele Buchläden meine Bücher nicht im Sortiment haben. Deshalb schiebe ich bei Lesungen eine weitere Ergänzung nach: "Es ist möglich, dass die Buchhandlung das Buch zuerst bestellen muss. Wenn ihr vorher anruft oder eine Mail mit der Bestellung schickt, müsst ihr nur einmal hin."

Nun habe ich - in nicht mehr ganz jugendlichem Übermut - mal online ein paar Schweizer Buchläden auf die Verfügbarkeit meiner Bücher getestet. So vor Weihnachten wäre es ja schön, wenn die Bücher der heimischen Autorin auch in den heimischen Läden verfügbar wären. Es ist bei diesem Check bei sehr vielen Filialen beim Konjunktiv geblieben. Beim "wäre schön".

Während andere Länder ihre Autoren feiern und stolz auf sie sind, scheint das Schweizer Jugendbuch in Schweizer Buchläden nicht viel wert zu sein. Würde ich für Erwachsene schreiben, brächte ich es vielleicht bis zum Regal "Schweizer Autoren". Aber irgendwie scheinen die Jugendbuchautoren nicht in dieses Regal zu gehören. Und auch in kein anderes wirklich zu passen. Womit wir dann halt nicht im Sortiment sind.

Okay. Dann halt. So was nennt sich freie Marktwirtschaft, das Argument ist "Angebot und Nachfrage". Aber es ist so. Dieses "Buy local" Dingens ist keine Einbahnstrasse. Die Gegenfahrbahn heisst "Sell local." Jedes Mal, wenn ich aus Schweizer Buchläden rauslaufe, die meine Bücher nicht haben, überlege ich mir, das nächste Mal bei der Lesung eine andere Antwort zu geben als die übliche. Nämlich die Autobahnantwort: "Bei Amazon." Ich habe es bis jetzt nicht gemacht. Weil es eben auch die anderen Buchläden gibt. Jene, die mich und andere Schweizer Jugendbuchautoren im Sortiment führen. Aber wenn ich so an meine Checks und Buchhandlungsbesuche denke, ist es bis zur Autobahn nicht mehr weit.

PS: Ich bin Anfang nächstes Jahr im Kanton Zürich unterwegs. 40 Lesungen bei Jugendlichen, von denen bestimmt ein paar wieder fragen werden: "Sie, wo gitt's iihri Büecher?" Ich würde extrem gerne sagen: "Im lokalen Buchladen" und dabei zumindest denken können "möglich wär's ja".

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