Freitag, 4. Oktober 2024

Für die Katz

Eigentlich wollte ich in diesem Blogpost darüber schreiben, wie politikmüde ich bin. Aber das ist ermüdend und führt zu nichts. Herausgekommen wäre bestenfalls ein Blogpost für die Katz. Was gar kein so übler Gedanke ist. Katzenvideos gehen ja bekanntlich immer. Wieso also nicht auch mal eine Katzengeschichte? Wobei es eher um Schnecken geht. Wenn ihr jetzt denkt, ich hätte irgendwas Seltsames geraucht: Ich bin Nichtraucherin und meine einzigen Suchtmittel sind Kaffee und Schokolade. Also. Was haben – ganz nüchtern betrachtet - Katzen mit Schnecken zu tun?  

Die Auflösung heisst: Writing Prompt. Gestern traf sich unsere Schreibgruppe. Und wie immer schrieben wir ausgehend von einem Writing Prompt einen kurzen Text. Gestern lautetete das Prompt so:

Zeitrahmen: 10 bis 15 Minuten.
Vorgabe 1: Wähle einen Songitel – er ist der Titel der Geschichte
Vorgabe zwei: Diese Dinge müssen in der Geschichte vorkommen:


An dieser Stelle könnt ihr jetzt gerne aufhören zu lesen und euch in eine lustvolle Textarbeit stürzen. Noch toller wäre es, wenn ihr eure entstandenen Texte mittels der Kommentarfunktion mit mir und den Leser:innen dieses Blogs teilen würdet.

Hier geht es folgendermassen weiter: Ich habe den Einleitungstext zu diesem Post gestern Abend in der Schreibgruppe geschrieben. Heute Morgen habe ich mich entschieden, an dieser Stelle doch kurz was zur Politik zu schreiben. Und anschliessend daran den Text zu veröffentlichen, der gestern entstanden ist. (Wer sich den Politikteil sparen will, der scrolle jetzt einfach bis zum Text nach unten – dort erfährt man dann auch, was eine Schnecke in einer Katzengeschichte zu suchen hat oder umgekehrt).

Politik: In der Schweiz häufen sich gerade die Anläufe von Bundesrat und unseren Politikern, Abstimmungsresultate durch die Hintertür zu kippen. Die Häufung ist derart eklatant, dass ich völlig frustriert beschlossen habe, das nächste Mal nicht mehr abzustimmen. Dazu ist zu sagen, dass ich seit dem 18. Lebensjahr kaum eine Abstimmung ausgelassen habe – aber jetzt ist der Punkt erreicht, an dem ich denke: Ist eh für die Katz (ähm … ja, auch Politik kann mit Katzen zu tun haben). Diese Woche wurde so als Sahnehäubchen  auch noch mit viel Presse-Dadü-Dada eine neue Volksinitiative  gestartet, die uns senkrechte Schweizer heftig von Europa und der EU schützen will, lanciert wurde sie von reichen Firmenbesitzern (die wohl fürchten, dass sie bei einer Annäherung an die EU nicht mehr so gut mauscheln können und vor allem mehr Steuern bezahlen müssen) und von ein paar männlichen Schweizer Promis jenseits der 60, die praktisch alle einen Zweitsitz in eben dieser EU und zum Teil zusätzlich noch anderswo in der Welt haben (also absolut keinen Schaden nehmen werden, wenn ihr Anliegen tatsächlich durchkommt; die können sich ja notfalls vom Acker machen und dann wunderbar in der EU, vor der sie die Schweiz schützen wollen, oder anderswo leben). Vom Arbeitsmarkt, in dem sich Frau Tochter als frischgebackene Mutter behaupten muss, rede ich schon gar nicht, weil mir dann definitiv schlecht wird. Und dann ist da noch dieser Politikervollhonk in Deutschland, der das Wort „Kinderbuchautor“ als Beleidigung gegen seinen politischen Gegner benutzt. Jutta Wilke hat dazu einen offenen Brief gepostet, den ihr unbedingt lesen müsst. Hier der Link: Offener Brief an Friedrich Merz. Über all die Politiker, die in diesen Tage auf der ganzen Welt Kriege führen und anzetteln, könnte man ganze Bücherregale vollschreiben. Und dabei seine geistige Gesundheit und den Glauben an das Gute verlieren.

So. Fertig Politik. Hier mein Text. Ich habe mich für den uralten Schlager: Die Katz kam wieder entschieden (das Lied läuft mir immer mal wieder stundenlang nach …)

DIE KATZ KAM WIEDER

Hilde: „Rainer!“
Rainer: „Was?“
H: „Guck mal.“
R: „Wo?“
H: „Da!“
R: „Wo -DA?“
H: "Na dort.“
R: „Ja was jetzt? Da oder dort?“
H: "Draussen. Auf dem Rasen.“
R: „Also dort.“
H (genervt): „Rainer!“
R.: „Ja, Hilde?“
H: „Jetzt guck doch schon.“
R: „Wieso? Ist sie wieder da?“
H: „Wer?“
R: „Na, die Katze!“
H: „Wie kommst du jetzt auf die Katze?“
R: „Unsere Susi, die ist doch weg.“
H. (seufzt): „Die ist doch längst wieder da. Jetzt guck doch endlich.“
R: „Da oder dort?“
H: "RAINER!"
R: "Ich guck ja schon."
H: "Dann musst du sie doch sehen."
R: "Wen?"
H: "Na die Schnecke!"
R: "Ich seh keine Schnecke. Nur einen Elefanten mit zwei Rüsseln. Was tut der in unserem Garten?"
H (seufzt): "Ach Rainer, stetz die Brille auf."
R: (setzt die Brille auf) "Da ist ja eine Schnecke auf unserem Rasen."
H: "Eine Riesenschnecke."
R: "Fast so gross wie ein Elefant. Gibt es überhaupt so grosse Schnecken?"
H: "Nun, da draussen ist eine."
R: "Dort draussen."
H: "Draussen halt. Was machen wir jetzt Rainer?"
R: "Hol ein Seil."
H: "Warum? Willst du dich aufhängen?"
R: "Wie kommst du denn jetzt da drauf?"
H: (grummelt) "Nur so ein Gedanke. Also. Warum ein Seil?"
R: "Na, um sie am Ring unseres Türklopfers anzumachen."
H. "Wen? Unsere Katze?"
R: "Die Schnecke."
H: "Wozu?"
R: "Willst du, dass sie uns ins Haus kriecht?"
H: "Nein."
R: "Na also, geh raus und binde sie an."
H: "Ich?"
R: "Wer den sonst?"
H: "Du."
R: "Du hast sie zuerst gesehen. Also musst du raus und sie anseilen."
H: "Ich seil mich ab."
R: "Wohin?"
H: "Nach draussen."
R: "Also aus dem Wohnzimmer?"
H: "Nein, raus. Aus dem Haus."
R: "Also sozusagen von da nach dort."
H: "Noch weiter."
R: "Dazu musst du an der Schnecke vorbei. Wenn du an ihr vorbeigehst, kannst du sie gleich auch am Türklopfer anseilen. Geht in einem."
H: "mpf"
R: "Und bring doch gleich auch ein Bier mit, wenn du zurückkommst."

4 Kommentare:

Monika Keller-Müller hat gesagt…

Beim Abschnitt über die Politik hat es mich kurz, aber sehr heftig geschüttelt. Die Hoffnungslosikeit ist, sagen wir mal, zum Schreien. Und trotzdem gehe ich immer und immer wieder abstimmen und wählen. Wieder jede Vernunft? Oder doch mit einem Quäntchen Hoffnung? Und dann hat mich das Zwiegespräch dermassen erheitert, dass die Welt grad ein bisschen heller wurde.

Alice Gabathuler hat gesagt…

Liebe Monika. Es ist nicht Hoffnungslosigkeit. Hoffnung habe ich wider jede Vernunft noch massenweise. Ich lebe meine Hoffnungen mittlerweile abseits der Politik (von der ich nichts mehr erwarte), im Kleinen, im Privaten, in all dem vielen Schönen, dass mir passiert und das ich erleben darf. Gestern, nach dem Gespräch mit unserer Tochter, die nach der Geburt wieder arbeiten will, hatte ich das Gefühl, dass all die Kämpfe, all die Mühen in unserem jahrzehntelangen feministischen Einsatz für die Katz waren. Total für die Katz. Ich glaube längst nicht mehr an eine feministische Revolution, dafür aber umso mehr an eine im Stillen stattfindende Revolution der Arbeitenden, Männer und Frauen, die dieser wahnsinnig von Männern geprägten Schweizer Arbeitswelt auf ihre Art und Weise den Rücken kehren oder jene strafen, die nicht begriffen haben, dass heutige junge Menschen anders ticken und anders leben und vor allem arbeiten wollen. Ich bin froh um jeden Ü50, der sich nicht mehr still und leise dafür schämt, von der Arbeitswelt ausgespuckt worden zu sein und seine Geschichte erzählt. Ich feiere junge Frauen und Männer, die sich zu sagen trauen: In deiner Firma arbeite ich nicht, da stimmen für mich die Bedingungen nicht. So, und nur so lernt es die Politik und die Arbeitswelt. Bei Abstimmungen können wir entscheiden, bis wir blau im Gesicht sind - da gehen unsere Bundesräte und Parlamentarier mittlerweile mit einen Lächeln darüber weg.

weggefaehrtin hat gesagt…

die geschichte schreibe ich sonntag, so ich zeit habe. und zu den verpeilten wählern/-innen in D schrieb luisa francia in ihrem blog: die menschen, die aus unzufriedenheit mit der politik afd wählen, sind ähnlich einem schaf, das mit dem bauer unzufrieden ist und gleich zum metzger geht,
pflegen wir unsere zuversicht und hoffnung, und streuen wir salz ins getriebe! herzlich, roswitha

Jutta Wilke hat gesagt…

Liebe Alice, ich weiß nicht, ob man das vergleichen kann mit euren Abstimmungen. Aber bei uns sagen wir immer: Geh wählen, weil jeder Nichtwähler automatisch die AfD stärkt. Also bitte geh weiter abstimmen. Um die Gegenseite nicht noch stärker zu machen als sie ohnehin schon ist. Und dank deiner Geschichte bzw. der beiden Bilder habe ich jetzt einen Ohrwurm im Kopf. Oder eine neue Redewendung (du kennst das mit dem Kamel und dem Nadelöhr?): Eher geht eine Riesenschnecke durch einen Türklopfer, als dass sich in der Politik etwas ändert. Aber aufgeben ist trotzdem keine Option. Liebe Grüße von Rebellin zu Rebellin. Jutta