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Mittwoch, 25. August 2021

Von Deadlines und dem whooshing Sound, den sie machen

 
Meine Kolumne für das Qultur-Online-Magazin schreibe ich normalerweise am Montagabend, überarbeite sie irgendwann im Laufe des Dienstags, lese sie mir mehrere Male laut vor, wobei ich nach jedem Vorlesen Anpassungen im Feintuningbereich vornehme, und schicke sie dann gegen den Abend oder auch späten Abend ab. Am Mittwochmorgen geht sie online. 

Zwei Wochen liegen jeweils zwischen den Kolumnen. Ich hätte also genügend Zeit, sie irgendwann in dieser Zeit zu schreiben. Gemütlich, ohne Zeitdruck. Aber ganz erhlich: Meistens weiss ich frühestens am Sonntag vor dem Veröffentlichungstermin, worüber ich überhaupt schreiben werde. Das hat seinen Grund. Ich bin ein selbsternannter Deadline-Junkie, also jemand, der einen Abgabetermin braucht, um so richtig in die Gänge zu kommen. Und genau darum geht es in meiner neusten Kolumne. Um Abgabetermine. Wie ich sie als Autorin erlebe - und wie wichtig mir eingehaltene Deadlines als Verlegerin sind. Hier der Link dazu. (<=)

Wenn ihr jetzt noch wissen möchtet, wie viele Stunden ich in eine Kolumne stecke: Es sind im Schnitt wohl zwischen drei und fünf Stunden. Dazu kommt die Suche nach dem passenden Bild. Und ja, beides macht Spass. Immer wieder. Sobald ich mich denn mal aufgerafft habe, die Arbeit anzugehen.

(Bild: pixabay)

Mittwoch, 11. August 2021

Wenn der Airbag fürs Herz fehlt

Der Titel dieses Posts ist auch der Titel meiner neusten YA-Kolumne. Auslöser dazu war der Spontanbesuch eines Anlasses in der Bibliothek Buchs, an dem begeisterte Leser*innen ihre Lieblingsbücher vorstellen konnten. Sara Willi, Leiterin des Buchclubs "Let's talk about" für Jugendliche stellte Das Schicksal ist ein mieser Verräter vor.

Ich habe das Buch vor ein paar Jahren gekauft und nie gelesen. Warum nicht - dieser Frage wollte ich in meiner Kolumne auf den Grund gehen, doch noch während ich das tat, wurde ich mit meinem eigenen Schreiben konfrontiert. Beinahe hätte ich ob all der Fragen, die sich mir plötzlich aufdrängten und mich zunehmend aus dem Konzept brachten, die Kolumne nicht fertig schreiben können; die Widersprüche zwischen dem, was ich erzählte und dem, was ich in und mit meinem Schreiben anrichte, waren doch ziemlich gross. 

Glücklicherweise bin ich mit der Kolumne (<= Link dazu) doch noch zu einem Ende gekommen. In meinem Kopf drehen sich die Fragen und Gedanken weiter. Fortsetzung folgt also. In einer der nächsten Kolumnen und in einem meiner nächsten Blogposts. Sobald ich mit dem Sortieren meiner Gedanken fertig bin.

Mittwoch, 28. Juli 2021

Einfache Frage - schwierige Antwort

Bei meinen Lesungen sind mir die Fragerunden der liebste Teil. Natürlich gibt es Fragen, die regelmässig gestellt werden, aber ich habe im Laufe der Jahre festgestellt, dass auch sie spannend bleiben, weil ich mich als Mensch und Autorin verändere und - hoffentlich - auch weiterentwickle. Auf nicht wenige Fragen fallen die Antworten immer wieder anders aus. Andere, deren Antwort gleich bleibt, beantworte ich manchmal knapp, manchmal ausführlich. Und dann gibt es nach all den Jahren immer noch Fragen, die neu sind. Kürzlich hat mich eine Frage so überrumpelt, dass ich um Bedenkzeit bitten musste.

"Gib mir zehn Minuten", sagte ich zum Jungen, der die Frage gestellt hatte. "Ich muss darüber nachdenken."

Während ich also die nächsten Fragen beantwortete, deponierte ich die Frage des Jungen einfach mal in meinem Kopf.

Ziemlich genau zehn Minuten später ging die Hand des Jungen wieder hoch: "Haben Sie eine Antwort gefunden?"

Zu meiner Überraschung hatte ich - resp. mein Unterbewusstsein - das tatsächlich.

Es gibt ein paar wenige Fragen, auf die die Antwort ziemlich schwierig ist, wenn man ehrliche Antworten geben will. Und das tue ich. Wer mir bei Lesungen Fragen stellt, bekommt stets eine offene und ehrliche Antwort (was übrigens sehr geschätzt wird, wie die Rückmeldungen zeigen).

Über eine der einfachsten Fragen und die knifflige Suche nach der Antwort darauf, habe ich in meiner neuen YA-Kolumne geschrieben. Die Kolumne fällt etwas länger aus als sonst - was an der schwierigen Antwort auf die einfache Frage liegt. Hier geht's zur Kolumne: Eine einfache Frage und die knifflige Suche nach einer Antwort.

PS:
Die Frage des Jungen lautete: "Worauf achten Sie beim Schreiben?"
Meine Antwort: "Beim Schreiben auf nichts. Da kommen die Worte einfach tief aus mir raus. Erst beim Überarbeiten achte ich auf alles, was wichtig ist, von der Logik, über gute Erzählsprache bis hin zu Wortwiederholungen."

Sonntag, 18. Juli 2021

Wenn Form und Inhalt perfekt übereinstimmen - von der Kunst des einfachen Schreibens

Endlich kann ich sie zeigen, die Bücher, an denen unsere Autor*innen und wir vom da bux Verlag in den vergangenen Monaten gearbeitet haben.

Es sind vier völlig verschiedene Texte, inhaltlich und sprachlich, was nicht nur das Verleger*innenherz begeistert, sondern auch die Lektorin (mich). Ich bin voller Neugier und Freude in diese Welten eingetaucht und habe einmal mehr darüber gestaunt, wie sehr Erzählform und Inhalt übereinstimmen. 

Die schon fast magische Geschichte von Katja Alves hat ihren ureigenen Wortklang, der beim Lesen verzaubert. Einfach, schlicht, schnörkellos und gerade deswegen wunderschön.

Genau das Gegenteil bietet der Text von Severin Schwendener, der mit den Elementen des Horrorgenres spielt und jongliert, als hätte er nie etwas anderes getan. Kopfkino vom feinsten mit einem Slow Motion Moment, der es in sich hat.

Franco Supinos Text ist beklemmend real, zuweilen in seiner erbarmungs- und schonungslosen Ehrlichkeit und Offenheit nur schwer zu ertragen. Inhaltlich und sprachlich eine Wucht.

Karin Bachmann stellt schon auf der ersten Seite Geschlechterrollen so locker und cool auf den Kopf, dass es eine Freude ist. Das macht sie mit viel Wortwitz und noch mehr Spannung.

Mit solch guten, professionell arbeitenden Autor*innen zusammenarbeiten zu dürfen und zu können, ist eine richtig tolle Sache. Da geht es nicht um Egos, sondern um die Arbeit am Text, um das gemeinsame Suchen und Finden der perfekten sprachlichen Version. Wir haben ein Grob- und ein Feinlektorat gemacht und dann an Details geschliffen, so lange, bis wir alle zufrieden waren. Das ist verbunden mit einem intensiven Austausch über den passenden Ausdruck, die besten Worte für etwas. Für mich als Lektorin gilt dabei: Ich muss (und darf) mich auf jede Erzählsprache einlassen und darin eintauchen; ich muss sie fühlen und verstehen. Nie, gar nie, darf ich einer Autorin oder einem Autor meine Sprache aufdrängen. Und: Im Zweifelsfall hat der Autor / die Autorin das letzte Wort, denn es ist sein / ihr Text.

Ihr seht: Hinter jeder dieser vier kurzen da bux Geschichten steckt sehr viel Arbeit. Einfaches Schreiben ist etwas vom Schwierigsten, eine Kunst für sich. Oder, wie Tom Zai das einmal definiert hat: da bux Geschichten sind einfach, aber nicht einfach einfach. Das erlebe ich bei jedem Lektorat aufs Neue.  Deshalb möchte ich an dieser Stelle die Arbeit unserer Autor*innen würdigen: Danke für eure Texte. Es sind richtige da bux Texte geworden, Geschichten, die perfekt in unser Programm passen. Inhaltlich und sprachlich.

PS: Worum es in den Geschichten geht, verrate ich in einem speparaten Blogpost.

Montag, 5. Juli 2021

Zwei Auszeiten und dazwischen berufliche Highlights - der Rückblick auf den Monat Juni

Im Juni herrschte eine kleine Flaute hier im Blog, nicht jedoch in meinem Leben. Ich habe mir gleich zwei Auszeiten genommen – und in der Woche zwischen den Auszeiten war ich beruflich unterwegs.

Auszeit Nummer 1:

Ich war unterwegs in schönen Landschaften. An Orten, wo ich mir vorstellen konnte, für länger zu leben.


Berufliche Highlights - Unterwegs als Autorin und Workshopleiterin

Am 22. Juni war ich zusammen mit Anne Wieser vom Literaturhaus Aargau zu Gast bei Oberstufenschüler*innen in Frick. Sie hat die drei Lesungen dort moderiert, für mich eine ganz neue Erfahrung, da Schullesungen in der Regel nicht moderiert sind. Oft werde ich als Autorin am Anfang der Lesung nicht einmal vorgestellt. „Das machen Sie doch selber, oder?“, ist so eine Standartfrage. Deshalb habe ich mich doppelt auf diese Lesungen gefreut und war auch sehr neugierig, wie eine moderierte Lesung an einer Schule abläuft. Mein Fazit: schon noch ganz cool.

Am 23. Juni durfte ich an einem Weiterbildungsnachmittag für Lehrpersonen einen Workshop zum Thema Klassenlektüre leiten. Ich sehe mich dabei als Inputgeberin und Moderatorin eines Erfahrungsaustausches zwischen den Kursteilnehmenden. Vor allem lerne ich jedes Mal selber eine Menge dazu. So auch dieses Mal. Nach solchen Workshops bin ich oft zwiegespalten. Einerseits freue ich mich über all die tollen Ideen, andererseits bedaure ich, dass zu diesen Workshops praktisch nur Lehrpersonen kommen, die sie/ihn eigentlich gar nicht nötig haben, weil sie schon so viele tolle Ideen haben und umsetzen.

Am 25. Juni fuhr ich nach Bürglen zu meiner letzten Lesung des ersten halben Jahres. Ich war eine von drei Autor*innen, die dort anlässlich des Kulturtages eingeladen waren. Der Zufall wollte es, dass auch Sunil Mann und Andrea Gerster gleichzeitig gelesen haben, die beide auch für da bux schreiben. Nach der Lesung sassen wir alle im Lehrerhaus an einem Tisch, haben gegessen, getrunken und Erfahrungen ausgetauscht. (Hier geht's zum Artikel im St. Galler Tagblatt.)

Auszeit Nummer 2

Nach dieser tollen Arbeitswoche ging es nahtlos auf allerbeste Art weiter: Am Sonntag traf meine Autorenkollegin Jutta Wilke bei uns ein. Sie war für Lesungen im Nachbardorf Salez eingeladen und blieb gleich die ganze Woche (Hier geht es zur YA-Kolumne zu ihren Lesungen). Wir zogen uns – mit einem Umweg über die Bad Ragartz und den Buchladen Bad Ragaz – zum Plotten, Schreiben und Wandern ins Haus in den Bergen zurück. Schön war’s. Kreativ war’s. Unterhaltsam war’s. Und ja, auch produktiv war's. So was sollten wir viel öfters mal machen.

Mittwoch, 2. Juni 2021

YA! Arbeit, Herzblut, Schweiss und ein grandioses Finale

Unter diesem Titel ist heute meine neuste YA! Kolumne erschienen. Bisher habe ich hier im Blog für meine Kolumne keinen klaren Platz gefunden. Manchmal habe ich sie verlinkt, manchmal habe ich noch etwas dazu geschrieben, manchmal ist sie mir einfach untergegangen. Das möchte ich ändern.

YA steht für Young Adult - also für Jugendliteratur. Das Ausrufezeichen ist bewusst gewählt. YA! soll laut klingen, denn zu oft fällt die Jugendliteratur zwischen Stuhl und Bank. Zu sehr ist sie Stiefkind. Nicht umsonst gibt es in der Schweiz zwar dreihundertdrölfzig Verlage, aber davon fast keine Jugendbuchverlage. Zu steinig ist das Pflaster für Jugendliteratur, zu unbeachtet bleibt sie.

Und so ist Jugendliteratur für uns Autor*innen vor allem viel Arbeit, viel Herzblut und viel Schweiss, aber leider meistens ohne grandioses Finale. Die Blümchen und Blumensträusse und die Anerkennung (und oftmals auch die höheren Lesungshonorare) holen sich Autor*innen der Erwachsenenliteratur. Als ich gefragt wurde, ob ich für das Online-Magazin Qultur eine Kolumne schreiben wolle, war für mich klar: Ich will den Scheinwerfer auf Jugendliterautur und ihre jungen Leser*innen richten. Und nicht zuletzt auf jene Jugendlichen, die selber schreiben. Genau das tue ich auch in der neusten Kolumne. Meine letzte Mailesung führte mich nämlich nach Riggisberg, zu schreibenden Jugendlichen. Sie haben mich tief beeindruckt. Hier ist der Link, der zur Kolumne führt.

Wenn man etwas ändern möchte, muss man sich auch entscheiden, WIE man es ändern möchte. Das habe ich heute Morgen getan. Ich werde in Zukunft jede Kolumne hier verlinken, gut erkenntlich am Blogtitel, der mit einem lauten, positiven YA! beginnt. Und damit der Link nicht so alleine daherkommt, werde ich jeweils einen Post mit Hintergrundinfos zur Kolumne schreiben. 

Montag, 31. Mai 2021

Monatsrückblick Mai

24 Lesungen sind es im Mai geworden, und alle haben wir live vor Ort durchgeführt, alle mit Maske, alle in gut gelüfteten Räumen. Schön war's, toll war's, gut war's (mit Ausnahme von zwei völlig sinnleeren Lesungen in einer Turnhalle auf Festbänken und Matten).

Dazu kam ein Krimi-Schreibcoaching für zwei Oberstufenklassen aus dem Kanton Fribourg, völlig aus dem Blauen heraus, kurzfristig, spontan, intensiv. Ich habe die Chance gepackt und verschiedene Formen von Online-Coaching ausprobiert. Und ich weiss jetzt: Das ist etwas, das ich öfters machen möchte.

In Sachen da bux habe ich meine Lektoratsarbeit abgeschlossen. Unsere Edition ist auf guten Wegen: Der Text ist gesetzt, die Klappentexte stehen, die Autorenbios sind im Kasten, die Autorenfotos ausgesucht, die definitive Coverentscheidung findet in diesen Tagen statt. In den ersten fünf Monaten lag mein Arbeitsfokus auf der Verlagsarbeit, ab jetzt auf dem Schreiben. In diesem Fall erst einmal dem Recherchieren des Themas meines neuen Buches. Das dazugehörige Notizbuch habe ich gekauft, Recherchematerial unter Favoriten abgespeichert, es kann losgehen!

Im Monat Mai habe ich ziemlich punktgenau 180 Kilometer spazierend und wandernd zurückgelegt, bei jeder Art von Wetter, meistens am frühen Morgen, während der Lesungen in der Mittagspause. Wenn sich die Wolken verzogen, waren Himmel und Landschaft von einer wunderbaren Klarheit, wie frisch gewaschen.

Nicht zuletzt aufgrund der Erfahrungen mit meinem #walkingmyway habe ich meinem beruflichen und persönlichen Aufbruch noch ein weiteres Kapitel hinzugefügt und fühle mich sehr wohl damit. Seit dem 22. Mai begleitet mich neben dem Bullet Journal und dem Tagebuch ein spezielles Notizbuch, in dem ich meinem Körper Raum gebe. Ziel ist es, ihm mehr Sorge zu tragen, ihm Gutes zu tun und dabei auch Gewicht zu verlieren. Nicht schnell, sondern genauso wie bei meinem #walkingmyway. Langsam, bewusst und mit dem Weg als Entdeckungsreise. Eine meiner Lieblingsyoutuberinnen hat das so formuliert: slow and steady wins the race. Das steht als Motto vorne in meinem neuen Begleitbuch durchs Leben.

Die Pfingstrosen sind vom Haus in den Bergen, das Notizbuch ist von Flow, das Gemüse stammt
aus der Saisonbox vom Böschnihof in Sevelen (es wurde übrigens zur leckeren Gemüsewähe heute Mittag).

Montag, 24. Mai 2021

Autor*in werden - ja oder nein? (Kleingedrucktes inklusive)

Bei Lesungen wird man allerhand gefragt. Zum Beispiel, was die Schattenseiten des Autorenlebens sind. Nun, da gibt es eine lange Liste. Um nur ein paar zu nennen: Für die meisten ist es ein brotloser Job oder zumindest ein Tiefstverdienerjob, ein Balanceakt auf dem Hochseil ohne Sicherheitsnetz. Kommt dazu, dass die Buchbranche ein sehr hartes Pflaster ist, auf dem man unsanft aufschlagen kann, weshalb man mit Vorteil über ein sehr dickes Fell, viel Durchhaltewillen sowie eine gehörige Portion Gelassenheit und Galgenhumor verfügt. 

Kürzlich wagte bei einer Lesung jemand eine Anschlussfrage. Ob ich den Beruf Autor*in dennoch empfehlen könne. Ich musste keine Sekunde nachdenken. "Ja, klar", antwortete ich.

Weil Schreiben etwas Tolles ist. Ein Eintauchen in andere Leben und andere Welten. Als Autor*in hat man keine fixen Arbeitszeiten (ausser man gibt sie sich selber), keine immer gleich strukturierten Arbeitsabläufe, man lernt spannende Menschen kennen, man kann - wenn man will - Mitglied der riesigen Autorencommunity in den Social Media werden. Wer sich für den Beruf Autor*in entscheidet, öffnet eine Tür zu einer aufregenden Welt.

Achtung, jetzt kommt das Kleingedruckte: 
Mit ziemlicher Sicherheit braucht man zumindest am Anfang einen Brotberuf, sprich, einen zweiten zusätzlichen Beruf, der ein einigermassen geregeltes Einkommen generiert. Am besten fährt man, wenn man genau weiss, worauf man sich einlässt und auch sicher ist, dass man damit umgehen kann. Und dennoch wird es mindestens einmal im Monat einen Moment geben, in dem man sich fragt, warum man nicht ................. (an dieser Stelle einen vernünftigen, bodenständigen Beruf einfügen) geworden ist.

Was ich ganz sicher und aus tiefstem Herzen empfehlen kann: Schreibt. Privat oder beruflich. Denn das Schreiben ist ein Weg in die Welt und darüber hinaus - und ein Weg zu sich selbst.

Mein Lesetipp: Andreas Eschbachs fadengerad ehrliche Gedanken und Tipps zum Schreiben. Die findet ihr auf seiner Webseite. Wer sich durch alles durchgelesen hat und trotzdem immer noch Autor*in werden will, für den ist der Beruf gemacht.

Mittwoch, 7. Oktober 2020

Schreibworkshop Wortflügelschläge

Ein Schreib-"Schnupper"Abend

Freitag, 20. November 2020
Zürcherstrasse 9 b, 7320 Sargans

("Schnuppern" = Mal gucken, ob mir das gefallen würde; deshalb nur ein Abend;
den Kurs gibt es im Januar auch als Vierteiler)

 
Erlebe an diesem Schnupperabend, wie viel Fantasie in dir steckt und wie viel Freude das Schreiben machen kann. Tauche gemeinsam mit Gleichgesinnten in verrückte, kreative, witzige, poetische, ernsthafte Schreibspiele ein. Bringe Ideen zum Spriessen und Wörter zum Fliessen.

Was du mitbringen darfst (aber nicht musst):
 Unsicherheit und Hemmungen.

Was du mitbringen kannst:
 Das Vertrauen darauf, dass Ideen in Dir schlummern, die es nach draussen drängt.

Was du mitbringen solltest: Die Bereitschaft, dich auf die Übungen und die anderen Kursteilnehmer*innen einzulassen.

Kurskosten: CHF 70.00
Minimale Teilnehmerzahl: 5
Maximale Teilnehmerzahl: 8
Anmeldeschluss: 13. November 2020

Mittwoch, 30. September 2020

Hallo Frau Autorin, da sind Sie ja wieder

Im Laufe der letzten Jahre hat sich mein beruflicher Fokus verschoben, weg vom Schreiben hin zum Verlegen. In der ersten Jahreshälfte arbeite ich bei unserem da bux Verlag als Lektorin und bereite danach die fertigen Texte für den Satz vor (definitiv setzen tut sie dann mein Verlagskollege Tom Zai). Gleichzeitig müssen im März und April die Gesuche um einen Projektbeitrag geschrieben werden. Nach einer kurzen Verschnaufpause im Frühsommer stehen im Hochsommer die kostenlosen Unterrichtsmaterialien auf dem Programm, und ab dem September gilt die Hauptaufmerksamkeit dem offiziellen Start der neuen Edition. Zwischen die Verlagsarbeiten schiebe ich Lesungstermine, einzeln oder ganze Wochen. Das geht an die Substanz; zum Schreiben bleibt kaum Zeit.

Ab Ende September wird es für mich ruhiger. Die Autor*innen der nächsten Edition schreiben an ihren Geschichten, Verlagskollege Stephan Sigg macht weiterhin fleissig PR und pflegt Kontakte, und Tom Zai und seine Frau sind auf Hochtouren mit dem Versand beschäftigt, denn der Release einer neuen Edition führt stets zu einem regelrechten Ansturm auf unsere Bücher. Während also meine Verlagskollegen immer noch sehr eingespannt sind, habe ich endlich die Ruhe und die Zeit zum Schreiben.  

Noch selten habe ich diese Schreibzeit so genossen wie dieses Jahr. So sehr, dass ich gestern Morgen in meiner Morgenmail an Jutta Wilke geschrieben habe, dass ich mich endlich wieder als Autorin fühle. Das möchte ich auskosten und dabei gleich auch versuchen, disziplinierter zu schreiben. Dabei greife ich zum selben Trick wie Jutta: Ich schreibe am Morgen. Administrative Arbeiten lege ich auf den Nachmittag, das Einkaufen und die Gartenarbeiten auch. Ich will mich voll auf das Schreiben konzentrieren, in den Fluss kommen. Wie früher, als ich stundenlang geschrieben habe. Dabei bin ich sogar irr genug, Grüntee zu trinken, obwohl ich ihn grässlich finde (na ja, und dazwischen meinen Kaffee, denn ohne geht es einfach nicht). Und wenn’s draussen garstiges Wetter ist, zünde ich auch mal die Kerzen an. Das Dilemma, an welcher Geschichte ich zuerst schreiben will, habe ich umgangen, indem ich an zwei – völlig verschiedenen – Texten parallel arbeite und bei Spaziergängen immer mal wieder die schon vorhandenen Ideen für die nächsten Geschichten weiterspinne und sortiere. 


Ganz ohne Unterbrechungen geht das natürlich nicht. Der Herbst ist auch immer Lesungszeit. Und neu zudem Workshopzeit (dazu mehr in einem der nächsten Blogposts). Diesen Herbst halten sich die Termine im Rahmen. Ich bin einer Einladung aus dem Kanton Aargau gefolgt und werde zum ersten Mal bei den Stadtbasler Lesungen dabei sein. Deshalb habe ich 2020 die Einladung zu den Zentralschweizer Lesungen nicht annehmen können. Drei Lesetouren sind einfach zu intensiv. Dafür reicht es jetzt auch für die eine oder andere private Anfrage, die ich früher öfters schweren Herzens abgelehnt habe, weil der Terminkalender einfach zu voll war. Und: zum Schreiben (ich glaube, das sagte ich schon ...)

Bis Ende Jahr möchte ich das Schreiben in den Vordergrund stellen. Für nächstes Jahr habe ich die Weichen so gestellt, dass ich nebst der Verlagsarbeit, die Anfang Januar wieder mit den Lektoraten beginnt, Zeit zum Schreiben haben werde. Dazu gehört, dass ich in der ersten Jahreshälfte nur zwei Lesetouren machen werde: eine im Kanton Aargau und eine in der Ostschweiz. Der Fokus wird auf einzelnen Lesungen liegen, die ich besser einteilen kann. Es ist ein riesiger Unterschied, ob ich einmal in der Woche einen Tag in Sachen Lesung oder Workshop unterwegs bin oder ob ich eine Woche intensiv auf Lesetour bin.

Mein nächster Anlass wird eine Schreibwerkstatt am 13. Oktober sein. Bis dahin bin ich Autorin. Einfach nur Autorin. Ich freue mich auf jeden einzelnen Tag dieser Schreibzeit.

Freitag, 28. August 2020

Schreiben ist nichts Romantisches

Die wahrhaft kreative Reise ist jene, in der wir Tag für Tag von neuem aufwachen und uns eine Menge Arbeit bevorsteht.

Das Zitat ist von Austin Kleon, einem Autor, den ich bis gestern - leider - nicht kannte. Gestern kam er aus dem Nichts in mein Leben geflogen, also nicht er, sondern ein Paket. Dieses Paket hätte ein normales, unscheinbares Paket sein können, wenn da nicht die eine Adresszeile gewesen wäre. Ich hörte sie, bevor ich sie sah, denn Herr Ehemann hatte das Paket aus dem Briefkasten gefischt und las sie mir vor, kaum stand er im Flur. 

An die allerbeste Schweizer Autorin

Wir haben beide gelacht - gleichzeitig wurde mir warm ums Herz, denn mir war klar, wer mir dieses Paket geschickt hatte.

Im Paket war ein "Päggli", wunderschön verpackt. Ich öffnete es und heraus schlüpfte ein Buch mit einem sehr schreierischen Cover und einem einigermassen bescheuerten Titel. 

Weil Jutta nichts ohne Grund tut, dachte ich mir, ich lese mal kurz rein. Das Inhaltsverzeichnis packte mich, der Prolog las sich gut, die erste Seite im ersten Kapitel zog mich rein. 

Wann immer jemand anfängt, von einer kreativen Reise zu sprechen, muss ich leider die Augen verdrehen. In meinen Ohren klingt das viel zu hochtrabend, viel zu heldenhaft. Die einzig kreative Reise, auf die ich mich je begeben habe, sind die zehn Schritte von unserer Haustür in mein Atelier in der Garage.

Ich war begeistert. Einer, der meinen Beruf nicht romantisiert! Einer, der die Realität meines Lebens mit einem Augenzwinkern auf den Punkt bringt.

Leider musste ich direkt nach dem Mittagessen weg, so schnell, dass ich sogar das Geschirr auf dem Küchentisch stehen liess. Nachdem ich wieder zu Hause war, begab ich mich zwar nicht in die Garage, aber in mein Büro und dann ins Schreibzimmer (das ehemalige Kinderzimmer von Sohnemann), natürlich erst, nachdem ich den Küchentisch abgeräumt hatte. Beim Arbeiten dachte ich immer wieder an das, was der Autor den obigen Zeilen hinzugefügt hatte: 

Dann setze ich mich an meinen Schreibtisch, starre ein weisses Blatt Papier an und denke mir: Hast du das Gleiche nicht gestern schon gemacht?

Der einzige Unterschied zu mir: Ich sass vor einem beschriebenen Blatt, das ich noch einmal überarbeiten wollte und musste. Und ich fühlte mich genau wie der Autor: Nämlich wie Phil Connors aus dem Film Und täglich grüsst das Murmeltier.

Am Abend setzte ich mich dann in eine sehr ruhige Ecke und las. Was heisst da lesen? Ich verschlang Buchstaben. Viel zu schnell. Nickte. Lachte. Nickte. Wusste schon beim Lesen, dass ich das alles noch einmal lesen muss, weil es gespickt ist mit Sätzen, die ich mir aufschreiben will.

Später, nachdem ich mich bei Jutta bedankt hatte, schrieb sie mir, dass in dem Buch eigentlich nichts Neues stehe. Das stimmt. Sie und ich reden und schreiben seit Monaten genau über das, was Austin Kleon in seinem Buch schreibt. Wir nehmen einen Tag nach dem anderen. Romantisieren unsere Arbeit nicht, wollen sie uns aber auch nicht nehmen lassen. Vielleicht tut das Buch deswegen so gut. Weil da einer ist, der die Sache mit dem Leben als Künstler/Autor nicht romantisiert, sondern sie beschreibt, wie wir sie erleben. Und der trotzdem findet, dass er einen tollen Beruf hat. Genau das finden wir auch.

Ich habe nicht das ganze Buch verschlungen. Es gab da nämlich ein paar Zeilen, an denen ich hängengeblieben bin:

Alles, was du brauchst, um aussergewöhnliche Kunst zu schaffen, findest du in deinem Alltag.

 Kleon zitiert dazu Sally Mann:

Meine Philosophie war immer schon, Kunst aus dem Alltäglichen, Normalen entstehen zu lassen ... Es ist mir nie in den Sinn gekommen, von zu Hause fortzugehen, um Kunst zu schaffen.

Mir fiel eine Begegnung ein, die vor ein paar Jahren stattgefunden hatte. Ich erinnerte mich, wie ich bei den Ostschweizer Lesungen am Eröffnungsanlass war und mich zufällig neben der für Kultur zuständigen Regierungsrätin sitzend fand. In den Pausen versuchte sie es mit Kommunikation.

Sie: „Sie sind Autorin?“
Ich: „Ja.“
Sie: „Ah … haben Sie schon einen Werkbeitrag von uns bekommen?“
Ich: „Nein.“
Sie: „Aber dann kamen Sie bestimmt schon in den Genuss unseres Aufenthaltsstipendiums in Rom.“
Ich: „Nein. Ich habe Kinder. Ich kann nicht einfach ein halbes Jahr weg.“

Darauf sagte sie nichts mehr. Ich auch nicht. Ich dachte darüber nach, wie sehr mich ein Werkbeitrag gefreut hätte, aber so einen bekamen halt fast nur Leute, die nach Berlin gezogen waren. Oder in eine andere Weltstadt. Oder zumindest teilweise im Ausland gelebt hatten. Da konnte ich Landei aus der Pampa, das seinen Erzählstoff nicht auf weiten Reisen und in spannenden Schmelztigeln fand, nicht mithalten. Ich redete mir ein, dass ich sowieso nie für ein halbes Jahr nach Rom wollte. Aber halt auch, dass ich das auch nie gekonnt hätte. Ich begann mein Leben als Autorin mit jungen Kindern. Ich klaute mir die Zeit fürs Schreiben zuammen, in Nachtstunden, die nicht zu lange dauern durften, weil ich für meine Kinder, die zur Schule mussten, am Morgen früh aufstehen musste. Dazu kam ein Brotjob. Geschrieben habe ich in gestohlenen Stunden am Abend, am Wochenende, in Ferien. Die so beiläufig hingeworfenen Fragen der Frau trafen mich tief in meiner Seele, dort, wo ich sehr verwundbar war. Natürlich konnte die Frau das nicht wissen, natürlich meinte sie es nett, natürlich wollte sie mich nicht verletzen, und eigentlich fand ich sie auch eine gute Politikerin, aber an jenem Abend standen mir die Tränen zuvorderst. (Ich bin sonst nicht so einsilbig in Gesprächen.)

An jene Begegnung habe ich gestern gedacht, und ich wünschte mir, dieses Buch hätte es damals schon gegeben. Ich glaube, ich hätte glatt Austin Kleon zitiert und dabei die Kraft aufgebracht, über Werkbeiträge zu diskutieren.

Und jetzt gehe ich arbeiten. Sprich: Ich bleibe erst einmal an meinem Bürotisch sitzen. Erledige wie jeden Tag Mails und danach schleife ich das Projekt von gestern, an dem ich endlos lange gearbeitet habe, ein letztes Mal und schicke es dann ab. Es ist ein wahrlich aussergewöhnliches Projekt, das sich mittlerweile seit mehr als drei Jahren hinzieht. Eigentlich wollte ich es im Frühsommer schmeissen, habe aber noch einmal einen Anlauf genommen. Haltet mir die Daumen. 

Danach verziehe ich mich für die weitere Arbeit in Sohnemanns ehemaliges Kinderzimmer, den ich mir - noch mehr - zu meinem Heiligen Ort machen möchte.

PS: Seid vorgewarnt Ich habe so eine Ahnung, dass ich noch öfters aus Gib nicht auf zitiere

Mittwoch, 26. August 2020

Wenn Träume wahr werden

Alter schützt vor Träumen nicht. Einer meiner Träume war eine Kolumne. Ja, WAR. Denn ab heute ist es ein erfüllter Traum. Und das kam so:

Damals, als ich mit dem Schreiben begann, begann ich auch zu bloggen. Für mich war das eine Fingerübung in Sachen Kurztext und gleichzeitig ein Ventil. Ich war Frau Zappadong und schrieb über das, was mich beschäftigte. Mir zur Seite stand Mr. Doorman, ein Russe mit Hang zum Pragmatismus. Wir wohnten in einem riesigen Blockgebilde ohne Lift, dafür mit einer Reception und einer Drehtür, das man bei Bedarf im Boden versenken konnte. Über die Jahre entstand eine eigene Zappadongwelt, in der ich mich gerne bewegte. Die Themen, über die ich schrieb, wären auch Kolumnen wert gewesen, aber es ergab sich keine Gelegenheit, sprich, es kam keine Anfrage von einem Magazin oder einer Zeitung und ich bewarb mich auch nicht.

Dann passierten zwei Dinge, beide nicht über Nacht. Ich war als Autorin erfolgreich genug, um mein Schreiben zu meinem Beruf zu machen, und ich begann einen zweiten Blog - diesen hier - in dem es um das Schreiben gehen sollte. Parallel dazu wurde es in der Schweiz mit dem Aufstieg der SVP politisch im Umgangston gehässiger und kälter. Geld spielte eine immer grössere Rolle. Der Neoliberalismus nahm volle Fahrt auf, vor der Tagesschau konnte man nun jeden Tag die Börsenkurse verfolgen. Im Leben von Frau Zappadong wurde es sehr düster, so düster, dass es ihr an Negativem zu viel wurde und sie erst vorübergehend, dann für immer ihren Wohnblock in den Boden versenkte und abtauchte. Der Blog Zappadong blieb online bis zur DSGVO, nicht aktiv gepflegt, aber sozusagen als Archiv. Als im Rahmen der DSGVO die Online-Regeln stark geändert wurden, entschied ich mich, den Blog offline zu nehmen. 

Mir blieb mein Kreuz und Quer Blog, in dem es hauptsächlich ums Schreiben ging. Aber mir fehlte etwas. Also öffnete ich diesen Blog wieder für alle Themen, die mich interessieren. Der Traum von einer Kolumne blieb.

Vor einer guten Woche fuhr ich nach Chur zu einem Interview mit Christian Imhof vom Online-Magazin Qultur. Beim Vorgespräch fragte er mehr beiläufig, ob ich nicht per Zufall Lust hätte, eine Kolumne für das Magazin zu schreiben. Ich antwortete überhaupt nicht beiläufig, dass ich das sehr gerne tun würde, am liebsten eine Kolumne, in der es um das Jugendbuch geht.

Ich fuhr nach Hause und beschloss noch am gleichen Tag, dass ich aus dem beiläufig Besprochenen Nägel mit Köpfen machen wollte. Ich fragte bei Christian nach, wie oft, wie viele Zeichen, mit oder ohne Bild usw., sprich, alles, was ich an Informationen brauchte, um loszulassen. Letzten Samstag legte ich los. Eigentlich mit einem ganz anderen Thema als dem, das es jetzt geworden ist. Das andere Thema hat Zeit. Der passende Titel zur Kolumne fiel mir mehr oder weniger vom Himmel auf die Schreibtischplatte (ich bin nämlich sonst ganz schlecht im Titel finden). Am Sonntag schliff und feilte ich. Schoss ein passendes Foto. Dann schickte ich das Ganze an Christian. 

Et voilà: Heute könnt ihr meinen ersten Text lesen. Für euch ist es eine Kolumne, für mich ein Traum, der sich erfüllt hat. Hier ist der Link. 

Mittwoch, 10. Juni 2020

Eintauchen in die Welt der Lost Souls

Eine Klasse der Kanti Chur hat mir Fragen zum Buch Blue Blue Eyes gestellt: Zur Entstehungsgeschichte, zu den Figuren, zum Inhalt. Mir ist beim Beantworten so richtig bewusst geworden, wie tief die Lost Souls in meinem Leben wurzeln, wie lange ich sie schon kenne und wie sehr sie mein Schreiben beeinflusst haben. Eine wunderschöne Erfahrung.

Was mich auch freut: So langsam bin ich in Sachen YouTube Clips dort, wo ich hinwollte :-)


Samstag, 28. Dezember 2019

Neues Jahr - Neues Bujo

Ich war immer "Papierfrau", hatte nie eine elektronische Agenda. Seit mehr als einem Jahr führe ich nun ein Bullet Journal. Mittlerweile ist es mir Agenda, Kalender, Fokussierhilfe, Fotoalbum und Tagebuch zugleich. 

Ganz wichtig: Ich kaufe Bullet Journals leer, also ohne irgendwelche vorgezeichnete oder von anderen festgelegten Planungshilfen. Das war dieses Mal sehr schwierig, weil unzählige Firmen auf den Bujo-Zug aufgesprungen sind, und Bujos herausgeben, in denen die Schwerpunkte und - leider - auch das Design gesetzt sind. 

Ich will aber meine eigenen Schwerpunkte setzen und meine Seiten von A bis Z selber gestalten, denn das Gestalten ist der Weg und das Ziel. Indem ich selber gestalte, kann ich mir jeden Monat überlegen, wo mein Fokus liegen wird, welchem Thema ich wie viele Seiten widme. Im Januar sind das ganz klar drei Dinge: der Verlag da bux (konkret das Lektorat der neuen Bücher), mein eigenes Label Cargo 44 (mit der Neuauflage von Freerunning und dem Relaunch der Lost Souls Serie) und das Schreiben (Band 5 der Lost Souls). Lesungen habe ich auch, aber längst nicht so viele wie sonst. Ich musste und wollte die Anzahl Lesungen in den ersten drei Monaten des Jahres stark herunterfahren, damit ich genug Zeit für den Verlag und das Schreiben habe. Nun bin ich bereit. Zumindest für den Januar.

Montag, 18. November 2019

Mit Vollgas in die lesungsfreie Woche

Am Freitag ging die Lesetour durch Graubünden zu Ende. Nächsten Sonntag reise ich nach Luzern für die Zentralschweizer Lesungen. Dazwischen bleibt mir eine Arbeitswoche zu Hause. Auf der To-Do-Liste:
  • Buchsatz von Freerunning für die Neuausgabe im Self Publishing, jeden Tag 2 bis 4 Kapitel. Spätestens am 7. Dezember muss ich mit dieser Arbeit fertig sein, denn dann bekomme ich Besuch von meiner Korrekturleserin, der ich den fertigen Text mitgeben will.
  • Arbeit am Relaunch der ersten 4 Lost Souls, aktuell stehen Coverdetails und Marketingfragen an. 
  • Schreiben an Band 5 der Lost Souls. Da bin ich im Rückstand, denke aber, dass ich spätestens ab Dezember gehörig aufholen kann (und auch muss)

Mittwoch, 30. Oktober 2019

Wenn das Bahnabteil zum Büro wird

Mein Lesungsplan ist gerade etwas suboptimal. Oder anders gesagt: Ich bin jetzt an zwei Tagen für jeweils eine einzige Lesung nach Chur gefahren. Das frisst mir ziemlich viel von meiner Büro- und Schreibzeit weg, aber zum Glück fährt auf dieser Strecke ein Zug mit Tischen, die diesen Namen auch verdienen. Und deshalb habe ich kurzerhand mein Bahnabteil zum Büro umfunkioniert.

PS: Ab morgen sind die Megamonster-Zeitlöcher zwischen den Lesungen. Da setze ich mich dann zu Kata ins Café und schreibe an den Lost Souls weiter.


Mittwoch, 9. Oktober 2019

Vom Wändestreichen und verlorenen Seelen

Ich streiche - mal wieder - Wände. Und weil a) Kata das in Band 2 der Lost Souls auch tut und b) ich an Band 5 der Lost Souls schreibe, darf "Black Rain" mit aufs Bild. Der Text zum Bild:
"Wann hast du das Grundstück zum letzten Mal verlassen?", fragte Ronan.
Kata legte den Pinsel weg. "Ich weiss es nicht, aber du wirst es mir bestimmt gleich sagen."
"Zwei Wochen." Ronan strich bedächtig und konzentriert weiter. "Du bist zu jung, um dich einzuigeln."
"Ich war in London. Ich habe ein Konzert besucht und mich mit Menschen getroffen. Schon vergessen?"
"Nein."
"Aber?"
"Die Einsamkeit tut dir nicht gut."
"Sie ist alles, was ich will und brauche."
"Die Einsamkeit?" Ronan trat einen Schritt zurück und betrachtete sein Werk. "Das hier ist das letzte Zimmer. Schon mal überlegt, was du danach tun willst?"

Montag, 29. Juli 2019

E-Mail für dich (3)

E-Mail für dich ist ein offener Mailaustausch zwischen meiner Autorenkollegin und Freundin Jutta Wilke und mir. Wer mehr darüber lesen möchte, klicke bitte hier oder auf das Label "E-Mail für dich" am Ende des Posts.

Weil die Antwort auf Juttas letzte Mail sehr lang geworden ist, habe ich mir den eigentlich zentralen Punkt ihrer Nachricht an mich - das Ziel, vom Schreiben (gut) leben zu können - für eine separate Antwort aufgehoben.

Liebe Jutta

Da hast du dir einen sehr hohen und sehr schwierigen Gipfel ausgesucht. Sozusagen einen Mt. Everest der Berufswelt. Vom Schreiben leben können nämlich längst nicht alle, von den Bucheinnahmen sogar noch viel weniger. Werde ich bei Lesungen gefragt, ob ich von den Bucheinnahmen leben kann, ist die Antwort ein klares Nein. Wird die Frage anders formuliert, nämlich, ob ich vom Schreiben leben kann, ist die Antwort zu meinem Erstaunen immer noch und trotz allem ein Ja. Wie das?

Es ist, wie du in deiner letzten Mail schreibst:

Das sind die Bücher, die ich schreibe, die Lesungen, die ich  mache, die Schreibwerkstätten, die ich veranstalte. Mal sind es Jugendromane, mal kürzere Erstleser und ganz oft ist es alles auf einmal, das bewältigt werden muss.
Wer vom Schreiben leben will, hat - ausser er/sie ist BestsellerautorIn - in den meisten Fälle mehrere Standbeine:
  • Tantiemen (Einnahmen aus den Buchverkäufen)
  • Lesungen
  • Schreibwerkstätten
  • Auftragsarbeiten
  • mit etwas Glück Förderbeiträge
  • einen Teilzeit-"Brot"job
  • usw.
Die erste schlechte Nachricht: Beim eigentlich wesentlichsten Faktor in unserem Beruf, nämlich den Einnahmen aus unseren Büchern, sind wir in einer grässlichen Spirale gefangen, für die wir nichts können: Die Bücher kosten wenig, und 5 bis 10 Prozent Tantiemen auf einen (zu) billigen Verkaufspreis sind noch viel weniger. Bei Tantiemen im Cent- (und nicht im Euro-)Bereich haben wir von Anfang an schlechte Karten.

Die zweite schlechte Nachricht: Wer sich auf zu vielen Lesetouren verzettelt, dem fehlt die Ruhe und oft auch die Zeit zum Schreiben; wer einen sicheren Nebenerwerb braucht, dem fehlt sie auch. Aber genau diese Lesetouren und / oder den Nebenerwerb brauchen wir, weil wir mit unseren Bucheinnahmen alleine nirgendwohin kommen.

Die gute Nachricht: Es ist nicht unmöglich. Man KANN vom Schreiben leben, wenn man es schafft, sich verschiedene Standbeine rund ums Schreiben aufzubauen. Das Schwierige daran, ist die Balance zu finden, weil man nebst alledem auch seine eigene - unbezahlte - Sekretärin, seine PR-Verantwortliche, seine Lesetourlogistikerin usw. ist. Und obendrauf der ganz normale Alltagswahnsinn kommt mit Einkaufen, Haushalt, Kindern. Womit wir dann wieder bei deiner ersten Mail und all den Wänden sind.
 

Mein Fazit: Das mit dem Autoreneinkommen ist ein waschechter Catch 22, eine Katze, die sich in den Schwanz beisst, eine Mission NearlyImpossible. Wenn du also auf dem Weg zum Gipfel müde und erschöpft bist, gönn dir eine Pause; wenn die Strecke zu steinig wird, sei dir immer bewusst, dass du nicht an allem Schuld bist. In unserem Beruf gibt es unbeinflussbare Faktoren, die es uns ganz schön schwer machen können. Da können wir noch so sehr an einem Vorderrad kleben oder Leitern an Wände stellen - die Tantiemen bleiben, wie sie sind. 

Ich finde es verständlich, wenn man zwischendurch ans Aufgeben denkt. Ich finde es legitim, ab und zu zu hadern. Dann sollte man innehalten und den Blick schweifen lassen. Zurück auf die Strecke, die man schon geschafft hat. Hinauf zum Gipfel, den man erreichen will. Und dann weitermachen, sich nicht unter seinem Preis verkaufen, bei zu tiefen Lesungshonoraren oder zu schlechten Buchverträgen verhandeln und bessere Konditionen herausholen oder auch einfach einmal Nein sagen. Prioritäten setzen, Projekte bevorzugen, die mehr Geld bringen, merken, wo die eigenen Grenzen liegen. Und vor allem dranbleiben.

Wenn mich jemand fragt, was für ein Leben als Autorin, die von ihrem Beruf leben will, unabdingbar ist, antworte ich immer sehr prosaisch: Durchhaltewillen". Es folgen dann andere Wörter wie "dicke Haut", "Gelassenheit", "eine Portion Wagemut", "eine Portion Verrücktheit". Und ja, es braucht auch Talent, Kreativität und gutes schreibhandwerkliches Können. Aber letztere alleine genügen nicht. (Leider.) Deshalb hängt seit ein paar Jahren dieses Motivationsschild bei mir an der Wand:


Blöderweise hilft auch dieses Schild nicht immer, denn als mich vor rund zwei Jahren ein Jugendlicher bei einer Lesung - nachdem ich verraten hatte, wie viel, resp. fast gar nichts, ich mit meinem letzten Buch "Hundert Lügen" verdient habe - fragte: "Sie, warum tun Sie sich das an?", wusste ich die Antwort nicht mehr. Mir waren Sinn und Motivation abhanden gekommen.

Heute weiss ich die Antwort wieder. Ich schreibe, weil ich schreiben will. Wie ich damit auch Geld verdienen kann, ist immer und immer wieder DIE grosse Frage. Vielleicht finden wir es ja irgendwann gemeinsam heraus. Ich experimentiere da nämlich gerade heftig herum :-) Und du bist ja sowieso grad auf dem Weg zum Gipfel. Das ist ideal für einen Erfahrungsaustausch.

PS: Ist dir auch schon aufgefallen, dass es in den Social Media fast mehr Leute hat, die uns AutorInnen Ratschläge geben, wie man mit Schreiben (viel) Geld verdienen kann als AutorInnen selber?

Herzlich und mit einem motivierenden Riesenknuddel
Alice

Donnerstag, 25. Juli 2019

Sommerblues

Sommerhitze ist für mich wie für andere Leute Novembernebel oder anhaltende Winterstürme. Meine gute Laune macht sich von dannen und nimmt dabei gleich auch Motivation und Kreativität mit. Sie verwandelt mich in ein träges, frustessendes, unerträgliches Monster. Es gibt Tage, da empfehle ich meinen Lieben, einen weiten Bogen um mich zu machen, weil ich mich selber nicht aushalte und andere mich schon gar nicht aushalten würden.

Dabei wäre der Sommer genau die Zeit, in der ich Zeit zum Schreiben hätte. Mit Betonung auf hätte. Es gab Sommer, in denen ich wochenlang in den Seilen hing und einfach nur versuchte, nicht durchzudrehen. Jeden Sommer nehme ich mir vor, mich NICHT von der Hitze unterkriegen zu lassen, jeden Sommer scheitere ich schon bei der ersten Hitzewelle daran.

Dieses Jahr habe ich die erste Welle zum Glück verpasst: Ich war im herrlich kühlen England, als bei uns die Temperaturen zum ersten Mal über 30 Grad stiegen. Die ausklingende Hitzewelle traf mich nur kurz, und während andere anschliessend über die viel zu kühlen Temperaturen klagten, fühlte ich mich rundum wohl und sprühte vor Arbeitseifer und Kreativität.

Nun rollen sie wieder, die Hitzewellen. Am Dienstag ass ich mich durch den Nachmittag, haderte mit mir, mit dem Schicksal, mit dem Leben und mit dieser vermaledeiten Hitze. Ich schrieb keine Zeile, hasste mich dafür, ass weiter und tat mir furchtbar leid.

Wenn ich eins mehr hasse als die Sommerhitze, dann ist das Selbstmitleid. Oh nein, dachte ich. Nicht schon wieder. Fertig Sommerblues! Ich erinnerte mich an das Kinderschwimmbecken auf dem Dachboden. Und dass die Luftpumpe seit Jahren defekt ist. Also ging ich am Mittwochmorgen als erstes eine Pumpe kaufen. Nach dem Mittag pumpte ich damit jede Menge Luft in das Becken, füllte es ganz langam mit Wasser (damit es schon während des Einlaufens aufwärmen konnte), zügelte mein Büro nach draussen unter den Baum, wobei ich den Bürostuhl durch einen Liegestuhl ersetzte, und ging mein Badekleid ausgraben.

Ich arbeite jetzt so: Im kühlen Wasser lesen, auf dem Liegestuhl schreiben / Mails beantworten, im kühlen Wasser lesen, auf dem Liegestuhl schreiben ... So geht es. So hielt ich sogar die Nacht aus, weil ich nicht schon tagsüber schlapp und matt herumhing. Der erste Tag verlief also vielversprechend. Mal gucken, wie es heute so geht.

Frau Katze, die sonst auf dem Schreibtisch neben mir schläft, ist übrigens mit mir umgezogen. Die Arbeitsteilung bleibt dieselbe: Sie schläft, ich arbeite. Das Foto stammt von heute Morgen. Noch liegt alles im Schatten, noch ist es kühl, noch halte ich es im Büro unterm Dach aus. Ab Mittag, wenn unterm Dach die Temperaturen auf über 30 Grad klettern, wechsle ich ins Aussenbüro.


PS: Jetzt brauche ich nur noch einen neuen Laptop. Meiner braucht nämlich rund drei Minuten zum Hochfahren und noch einmal rund drei Minuten, bis er das Wordprogramm geöffnet hat.

Sonntag, 28. April 2019

Unfolding

Jeden Frühling entrollt sich im Garten der Farn, etwas vom Schönsten, das man als Gartenliebhaberin mitverfolgen kann. Unfolding ist das Wort, das mir dazu einfällt. An dieses Unfolding denke ich jeweils auch, wenn ich gefragt werde, wie meine Texte entstehen. Sie entrollen und entfalten sich. Wachsen in ihrer eigenen Zeiteinheit heran. Es wäre sinnlos, an ihnen zu zupfen und zu zerren, um das Wachstum zu beschleunigen.

Im Augenblick wächst in mir sehr viel. Und alles extrem langsam. Ich störe mich nicht daran, sondern freue mich am Entrollen. Ähnlich geht es mir mit einem fast fertigen Text. Es fehlt nicht mehr viel; ich bin ganz nahe dran, aber halt eben noch nicht am Ziel. Das Überarbeiten geht nur langsam voran. Aber es wächst. Ich bin heute den ganzen Tag im "Schreibgarten", tauche noch einmal in den Text ein. Bin gespannt, ob er am Ende des Tages ganz entrollt ist, oder ob er noch etwas braucht.