Mittwoch, 22. Juni 2016

Weltfremd? Nein - aber ziemlich wütend!

Möchtet ihr von eurem Beruf leben können? Oder etwas deutlicher: Möchtet ihr mit eurer Arbeit Geld verdienen? Findet ihr es weltfremd, wenn jemand mit seiner Arbeit Geld verdienen will? Fragt ihr euch jetzt, was für selten dämliche Fragen das bitte sehr sind? Nun, dann lest mal das hier:

"Der Exponent einer grossen Buchhandelskette nennt es weltfremd, wenn Autorinnen und Autoren erwarten, vom Schreiben leben zu können."

AHA.

Ich schreibe also Zeugs, von dem ICH nicht unbedingt leben können muss, damit dieser Typ genau dieses Zeugs verkauft, um davon leben zu können.

Nun ist es tatsächlich so, dass viele von uns vom Schreiben NICHT leben können. Es ist sogar so, dass viele von uns tatsächlich nicht erwarten, davon leben zu können, und deshalb einem "Brotberuf" nachgehen. Das wäre an und für sich mistig genug. Aber von einem, der von uns lebt, so was gesagt zu bekommen, macht mehr als nur mistig. Ganz ehrlich gesagt: Es macht sackaggressiv.

Das oben angeführte Zitat stammt von hier  und ich habe logischerweise unterschrieben (wenn es möglich gewesen wäre, mit Grossbuchstaben und dick und fett in Rot). Gopf!

PS: Da möchte man manchmal wirklich hoffen, dass sich das Self Publishing mit eigenen Vertriebskanälen durchsetzt - damit man so einem Dumpfdödel zurufen kann: "Finden Sie es nicht ein bisschen weltfremd, mit einem Buchladen Geld verdienen zu wollen?"

PPS: Ich weiss, dass zum Glück ganz viele Buchhändlerinnen und Buchhändler NICHT so denken wie dieser Herr (den ich glücklicherweise nicht kenne).

Mittwoch, 1. Juni 2016

Nathan-Land Monat

Oh, wie habe ich auf diesen Monat gewartet! Schon soooo lange. Juni ist Nathan-Land Monat. Übermorgen geht's los. Im Gepäck ist auch "Black Rain". Ich werde das Buch im Ferienhaus lassen (siehe Bild ein paar Posts weiter unten). Dann ist es dort, wo es hingehört.

Montag, 30. Mai 2016

Wenn das Herz stillsteht und dann überquillt

Manchmal steht das Herz ein paar Schläge lang still und quillt dann über, weil das Schicksal / der Zufall / irgendeine höhere Macht auf eine wundersame Art ins Leben eingreift. So geschehen am letzten Freitag. Meine Lieblingsband und grosse Inspiration The Beauty of Gemina hat an diesem Tag ihre neue Single veröffentlicht - nicht irgendeinen Song, sondern genau den Song, aus dem ich in meinem dritten Buch "Das Projekt" acht genial schöne und genial gute Zeilen zitieren durfte. Die Geschichte, wie es dazu gekommen ist, möchte ich euch gerne erzählen. Ich habe sie vor ein paar Jahren auf der Spezialseite zum Buch aufgeschrieben. Anlass war die Frage, welche Bedeutung das zitierte Lied vorne im Buch für mich hat. Hier ist meine Antwort:

Eine große. Und es steckt eine lange Geschichte dahinter.
Aber von Anfang an: Ich wusste schon sehr früh, dass ich dieses Zitat vorne im Buch wollte, weil es sowohl die Geschichte wie auch die Aussage des Buches auf sechs Zeilen perfekt zusammenfasst.

Calvin Russell ist ein ziemlich wilder Kerl, gegen den Alex wie ein Sonntagsschüler daherkommt. Man erzählt sich von ihm, dass er auf der Strasse gelebt hat, öfters im Knast gewesen ist und gesoffen hat. So sieht er auch aus. Und so singt er auch. Die Szene im Buch, wo Michael den Russell in einem Plattenladen entdeckt, entspricht mehr oder weniger meiner Entdeckung von Calvin Russell. Ich habe dieses Gesicht gesehen und wollte die Musik dazu hören. Der erste Song auf der ersten CD, die ich von Russell hatte, war „Crack in Time“. Nach den ersten paar gesungenen Worten war ich sein Fan.

Später habe ich ihn in Zürich live gesehen, in einem Konzert in der Roten Fabrik, hochschwanger mit meinem Sohn. Sentimental, wie ich bin, sind mir die Tränen in die Augen geschossen, als er die Bühne betrat. Nach dem Konzert stand er an die Wand gelehnt hinter der Bar. Beinahe zum Greifen nah. Mit diesem Hut auf dem Kopf, den verwaschenen Augen, diesem pockennarbigen Gesicht, all diesen Tattoos auf seinen Armen. Ich wollte ihn ansprechen und habe mich nicht getraut. Das Bild, wie er so dastand, hat sich in mein Gehirn eingebrannt und ich habe oft an ihn gedacht. Trotz dieser ganzen Wildheit hat er irgendwie zerbrechlich ausgesehen.

Zurück zum Buch: Es war einfach klar, dass die Crossroad-Zeilen in dieses Buch gehörten. Gehören mussten. Ich gab das Manuskript ab, meine Lektorin war vom Zitat ebenfalls begeistert, wir überarbeiteten, irgendwann kamen die Druckfahnen (das ist der Probeabzug des gesetzten Textes bevor das Buch in Druck geht) … und mir fiel mit Entsetzen das Copyright ein. Wussten die Verlagsleute eigentlich, dass der Russell keine Erfindung von mir ist und dass es diese Zeilen wirklich gibt (ich meine, so bekannt, dass man ihn kennen MUSS, ist er nun wirklich nicht)? Ich schrieb eine Mail an den Verlag – und fand meine Befürchtung bestätigt: es gab keine Einwilligung für die Abdruckrechte. Ohne diese Rechte kein Zitat! Und es blieb beinahe keine Zeit.
Also suchte ich im Internet die Russell Webseite und schickte den Link an den Verlag. Die kontaktierten die angegebene Mailadresse. Nichts. Wie auch? Der Russell ist ein Wandervogel, die Webseite unter Umständen uralt. Die Lektorin mailte: „Kein Zitat im Buch.“ Ich wollte und konnte das einfach nicht akzeptieren und schrieb an jede einzelne Mailadresse, die ich auf der Webseite finden konnte: „If you know, where Mr Russell is, please tell him to contact me.“

Ein paar Tage später öffnete ich meinen virtuellen Briefkasten – und da war sie! Die Mail von Russell. DEM Russell. Meine Finger zitterten, mein Herz hämmerte wie wild. Der Mann, dessen Songs ich zum Teil in- und auswendig kenne, schreibt mir eine Mail! Tief durchatmen. Öffnen. Und was steht da? „I understand you have written a book and would like to quote me. Sure. No problem. Go ahead.”

Ich saß mehrere Minuten still und ehrfürchtig vor meinem Maschinchen und starrte die Wörter an. Dann rannte ich wie von einer Biene gestochen durch das Haus und schrie: „Calvin Russell hat mir geschrieben! Ich darf! Ich darf!“ Und dann schrieb ich der Lektorin. Das Buch konnte mit Zitat in den Druck.

Um auf die Frage zurückzukommen: Eine riesen-, riesengroße Bedeutung. Für das Buch und für mich persönlich.

Eine genauso grosse Bedeutung in meinem Leben hat die Musik von The Beauty of Gemina. Als ich erfuhr, dass die Band genau diesen Song gecovert hat, hat mein Herz ein paar Sekunden zu schlagen aufgehört und ist dann übergequollen :-)

Hier ist es, Crossraods von The Beauty of Gemina:



Und hier ist das Original von Calvin Russel:

Mittwoch, 25. Mai 2016

Gemeinsame Lesung mit Gina Mayer

Mein Leben hat ein weiteres Kapitel zu "Ich und meine Digicam" geschrieben. Da hatte ich gestern zusammen mit Gina Mayer eine wunderbare, witzige, unterhaltsame Lesung vor einzigartigem Publikum in der gmg Buchhandlung in Buchs - und kann euch kein Bild zeigen, weil ich vor lauter Freude, mit Gina zusammen lesen zu können, einfach nicht an die Fotos gedacht habe. Ich grummle dann mal eine Runde über mein hühnerhaftes Chaotentum und nehme mir einmal mehr vor, das Leben etwas organisierter anzugehen. (Meine Familie würde sich ob dieses Vorsatzes kringeln vor Lachen ...). Als Ersatz zeige ich euch ein Bild der Bücher, aufgenommen in meinem Garten. Weil es in Ginas Buch um Blumen und in meinem um die wilde Natur geht und weil wir beide Gärten lieben.

Dienstag, 24. Mai 2016

Der Verlag da bux - Vom Verwirklichen von Träumen

Gut, es hat gedauert vom ersten Traum bis zur Umsetzung. Aber wer sagt denn, dass es mit der Verwirklichung von Träumen eilt? In den beinahe fünf Jahren seit 2011 (so lange ist es her seit jenem Blogeintrag im vorangehenden Link) hat sich in der Verlagsbranche sehr viel getan. Sie ist noch härter geworden. Noch schwieriger. Noch unrentabler. Wer sich darin bewegt, weiss das. Wer sich darin bewegt, weiss aber auch, dass die Branche in einem Umbruch steckt, in dem neue Ideen gefragt sind. Mit diesem Umbruch entstehen Freiräume. Und in genau diesen Freiräumen hat das Träumen seinen Platz.

Es ist jedoch nicht beim Träumen geblieben. Ich habe wunderbare Menschen gefunden, die meinen Traum vom eigenen Verlag teilen - und nun mit im Boot sind. Und so bin ich plötzlich Teil eines Ganzen, Mitglied einer Band sozusagen (einer meiner ganz grossen Träume!). Sie macht zwar keine Musik, aber sie macht Geschichten. Unterstützt wird sie dabei von Menschen, die an diesen neuen Verlag glauben. Menschen, die sich angeboten haben, ihren Teil beizusteuern. Wir haben sie überall angetroffen, sind mit unserer Idee eines Jugendbuchverlags für die Schweiz auf offene Ohren und Interesse gestossen. Die Begeisterung jener, die an diese Sache glauben, hat uns getragen und trägt uns noch.

Die Suche nach einem Namen für den Verlag hat gedauert. Monatelang war er einfach "unser Verlag". Wir haben unzählige Listen mit Namen erstellt, alle verworfen, einige halbherzig weiterverfolgt. Den zweitletzten, der im Rennen war, haben uns Petra Ivanov und Jutta Wilke - zum Glück - ausgeredet. Am Ende haben wir uns gefragt, warum wir nicht von Anfang an auf unseren Namen gekommen sind: da bux.

da bux steht für den Slangausdruck "die Bücher"
da bux steht aber auch für Buchs, den Ort, wo sich der Verlagssitz befindet (zumindest postleitzahlenmässig - denn streng genommen liegt er in Werdenberg, gleich bei Buchs).

Natürlich ist der Verlag nicht über Nacht entstanden. Wir arbeiten seit beinahe einem Jahr daran. Nun sind wir soweit: Diese Woche machen wir ihn öffentlich und offiziell. Wir sind mit unserer Webseite online und haben seit gestern eine Facebookseite.

Darf ich euch unsere Buchband vorstellen? Tom Zai, Stephan Sigg und ich (mehr zu uns auf unserer Webseite)

Montag, 23. Mai 2016

Montagsbrief Nr. 4 - Kelmends Brief

So! Geschafft. Brief 4 ist online. Was noch fehlt, ist der geschriebene Brief dazu. Der muss nun tatsächlich bis morgen warten (siehe den Beitrag direkt unter diesem - ist eine Wahnsinnswoche!)


Wahnsinnswoche

Ich hab so das Gefühl, dass diese Woche eine Wahnsinnswoche wird. Tom Zai, Stephan Sigg und ich gehen nämlich mit unserem Verlag online. Mehr dazu, wenn auch die letzten fehlenden Kleinigkeiten auf der Webseite stehen. Morgen lese ich mit meiner Kollegin Gina Mayer in meinem lokalen Buchladen. Heute steht erst jedoch erst einmal der nächste Montagsbrief an. Und ausgerechnet heute prasselt der Regen auf die Dachfenster und das Licht ist grottenschlecht zum Filmen. Aber die Briefe heissen Montagsbriefe - und nicht Dienstagsbriefe.

Die Katze schläft neben mir auf dem Pult. Haltet mir mal die Daumen, dass sie mir nicht ins Bild schleicht, wie letztes Mal:



So, und jetzt ans Werk! Ich melde mich später noch einmal, wenn der Montagsbrief online ist.

Donnerstag, 19. Mai 2016

Schullesung in Berlin - Schnarchen inklusive

Nach der Premierenlesung in Berlin hatte ich noch zwei weitere Lesungen an Berliner Schulen. Leider gibt es von der ersten keine Bilder, dafür von der zweiten sehr schöne!

Zwei total nette Jungs haben mich gemeinsam mit ihrer Bibliothekarin schon auf dem Schulhof empfangen, mich in den Saal gebracht, mir den Ablauf der Lesung erklärt und mich ihren Mitschülern vorgestellt.


Zur Lesung haben es sich alle gemütlich gemacht. Das Schnarchen bei der Lesung war dann jedoch - zum Glück - gespielt. Und wie! (Onkel Mike schnarcht wirklich SEHR laut!).


Einige haben während der Lesung gezeichnet. Wie man sehen kann, war da jemand vom Sprung der beiden richtigen Kerle vom Wasserfall begeistert.


Danach gab's Autogramme und noch einmal Fotos von meinen zwei Betreuern und den wunderbaren Frauen von der Bibliothek.



Einer meiner Betreuer hat auch einen Text für die Schulwebseite geschrieben:

"Mir hat an der Lesung gefallen, dass die Autorin das Buch spannend und frei vorgelesen hatte. Sie hatte zwischendurch mal nicht vorgelesen sondern kurz zusammengefasst und erzählt was passiert. Ich fand das richtig toll. Ich hatte mir das Buch vorher auch einmal durchgelesen und fand super wie Leon und sein Onkel Mike, die am Anfang noch am verhungern waren, am Ende doch noch ein tollen Song geschrieben haben."

Ich sage noch einmal DANKE, DANKE, DANKE an alle für diesen schönen, witzigen, unterhaltsamen Vormittag.

Montag, 16. Mai 2016

Es läuft fantastisch - voll gebucht

Während ich immer noch in Berlin-Erinnerungen schwelge (hach!!!), habe ich heute Morgen mal nachgeschaut, wie es mit meinen Auftritten an der "Buch am Bach" (21.- 23. Juni 2016) aussieht. Das Fazit hat mich umgehauen: 9 Lesungen an drei Tagen, alle bereits jetzt ausgebucht. Das ist einerseits genial schön, andererseits tut es mir leid für all jene, die auch noch zu meinen Lesungen kommen wollten. Aber der Satz "Restplätze für die Events können vor Ort, per Telefon oder via E-Mail gebucht werden" auf der Webseite macht Mut. Ausserdem bin ich nicht alleine dort, sondern zusammen mit vielen anderen Autorenkollegen, die auch Veranstaltungen im Angebot haben. Also: Versucht es einfach! Viel Glück! Wie ihr euch doch noch anmelden könnt, erfahrt ihr hier

Dann schulde ich euch immer noch den Rückblick auf das Seminar und die Lesung in Brugg.
Da war ich zusammen mit Viola Rohner und Lorenz Paul. Wir trugen aus unseren Texten vor (ich vermeide hier bewusst das Wort "lasen", denn bei Lorenz Pauli ging das Vortragen WEIT über das Vorlesen hinaus), erzählten über unser Schreiben und beantworteten Fragen. Ich sass mitten in dieser wunderbaren Runde und dachte, was für klasse Autorinnen und Autoren die Schweiz doch hat. Eine totale Freude ist das!

Und wer noch ein Plätzchen in einer nicht ausgebuchten Lesung sucht, komme doch am 24. Mai nach Buchs. Gina Mayer und ich lesen gemeinsam in meinem lokalen Buchladen. Alles Weitere findet ihr in der Blogroll auf der rechten Seite.


Donnerstag, 12. Mai 2016

Berlin rocken

Onkel Mike (Chris Schwarz) und ich haben zusammen mit über 400 Kindern Berlin gerockt. WAHNSINN. Grossartiges Publikum.



Montag, 9. Mai 2016

Gute Nachrichten aus den tiefen des Arbeitsbergs

Ich steck grad unterm Arbeitsberg (sagte sie und schwenkte die weisse Fahne). Über Brugg und Solothurn berichte ich - hoffentlich - morgen. Auch über die Reise nach Berlin, zu der ich morgen aufbreche. Erst einmal jedoch zeige ich voller Freude das WAHNSINNS-Cover zur Neuauflage von dead.end.com, das im Juli beim Thienemann Verlag erscheinen wird. Mit neuem Klappentext!

"Schlussendlich sind wir nur Spielfiguren. Auch im ganz realen Leben."
Carlos

Alle reden von diesem neuen Game.
dead.end.
24 Jugendliche dürfen es testen.
In einer abgeriegelten Militäranlage
kämpfen sie gegen mehr als einen Feind.
Realität und Spiel verschmelzen.
Bis keiner mehr dem anderen traut.
Und alles außer Kontrolle gerät.

Dienstag, 3. Mai 2016

Wie schreibt man für Kinder und Jugendliche?

Ich mache mich für morgen parat. Da bin ich im Rahmen der Solothurner Literaturtage an der FHNW in Brugg, zusammen mit meinen Berufskollegen Lorenz Pauli und Viola Rohner.

Die Nachmittagsveranstaltung ist ein Seminar über Sprache für Kinder; am Abend lesen wir aus unseren Geschichten und reden über unsere Schreibprozesse.

Für den Nachmittag habe ich mich für drei Test"müsterli" mit sehr verschiedenen Erzählsprachen entschieden: Ich lese kurze Szenen aus "Ich, Onkel Mike und Plan A", "dead.end.com" und aus einem Text, der sich noch in Arbeit befindet. Am Abend tauche ich dann in "‪#‎no_way_out‬" ein.
Ich freue mich auf tolle Textproben und hoffentlich angeregte Diskussionen und Gespräche unter der Leitung von Franco Supino.


Montag, 2. Mai 2016

Montagsbrief Nr. 3 - Danielas Brief

Ich habe am Ablauf der Montagsbriefe-Videos gearbeitet und hänge jetzt die Antworten jeweils direkt hinter den Fragenblock.

Heute beantworte ich folgende Fragen:

- Wie bin ich auf die Idee zur Geschichte "Blackout" gekommen?
- Wieso heisst das Buch "Blackout" und nicht anders?
- Ist es nicht stressig, ein ganzes Buch zu schreiben?
- Wie gehe ich beim Schreiben eines Buches vor?
(Wer die Antworten lieber liest als guckt, der kann findet meinen Brief gleich unter dem Video.)

Und ein PS: Die "Thumbnails" - also die Standbildchen auf youtube - sind immer grässlich. Ich habe mich deshalb für das Grässlichste aller Grässlichen entschieden. Wennschon, dennschon.



Liebe Daniela

Ich habe „Blackout“ geschrieben, weil es mich interessiert hat, was ein sechzehnjähriger Jugendlicher macht, der sein Leben versemmelt hat, vergeigt, so richtig in den Sand gesetzt. Einer, den keine Schule mehr will, der keine Lehrstelle hat, keine Freunde mehr, der nicht einmal mehr bei den Eltern wohnen kann. Was macht so einer jetzt? Haut er ab, wie er es sonst immer tun würde? Oder packt er es?

Wie kommen Bücher zu ihren Titeln? Warum heisst „Blackout“ … „Blackout?“ und nicht anders? Die Geschichte hat nicht immer so geheissen. Bei mir auf dem Computer war die Datei unter „Nick“ abgespeichert, weil ich zuerst gar keinen Titel hatte, sondern einfach eine Geschichte über einen Jungen schreiben wollte, der Nick heisst. Als ich auf Verlagssuche ging, überlegte ich mir, dass ich mit einem Buch, das „Nick“ heisst, kein Blumensträusschen gewinnen kann. Also bewarb ich mich mit dem Titel „Nicks letzte Chance.“ Der Titel war dem Verlag jedoch zu lang. Er wollte einen Ein-Wort-Titel. Wir kamen ziemlich schnell auf „Filmriss“, aber diesen Titel gab es schon. Deshalb haben wir uns für die englische Variante „Blackout“ entschieden. „Blackout“ passt aber auch wunderbar zu dem, was du über den Titel geschrieben hast.

Ein ganzes Buch, eine ganze Geschichte schreiben: Das ist das, was einen Autor / eine Autorin ausmacht. Ein Buch anfangen kann jeder. Eine tolle Idee, in die Tasten hausen … und irgendwann steckt man fest. Autoren schreiben die Geschichte fertig. Und ja: Das ist manchmal stressig. Erstens – so wie du es geschrieben hast – im Tagesablauf. Manchmal hat man ganz viele Dinge vor, die man erledigen muss. Man geht auf Lesetour, man macht die Administration, hat andere Projekte, dann hat man den Abgabetermin und vielleicht nicht gerade die zündende Idee – da kann es dann stressig werden. Aber ich denke, das gehört dazu und ganz ehrlich, ich brauche diesen Stress auch zu einem gewissen Punkt. Ich bin jemand, der unter Zeitdruck gut funktioniert.

Der zweite Punkt, warum es stressig werden kann, hängt damit zusammen, wie ich die Bücher schreibe. Ich bin eine, die zuerst weiss, welche Personen in ihrem Buch vorkommen. Das ist mir viel wichtiger als die Geschichte. Ich schreibe meine Geschichten für die Personen zu einem Thema, das zu den Personen passt. Bevor ich schreibe, weiss ich ganz viel: Ich weiss, wer die Geschichte erzählt (also die Erzählperspektive/n), ich kenne die Erzählsprache, ich kenne die Musik zum Buch, ich kenne meine Figuren. Das einzige, was ich nicht wirklich kenne, ist die Geschichte. Die entwickle ich aus dem Bauch heraus und folge dabei einem ganz dünnen roten Faden, den ich vorher ausgelegt habe. Und das kann das stressige daran sein: Dass meine Figuren diesem roten Faden überhaupt nicht folgen wollen, egal, wie dünn er ist, und sich dann alles umkehrt, oder die Geschichte eine Wendung nimmt, die ich gar nicht erwartet habe. Manchmal reisst der Faden auch. Und ich habe keine Ahnung, wie es weiter geht, geschweige denn, wie ich die Geschichte zu einem Ende bringe. Das kann schon mal stressig werden. 

Deine Fragen zum Ende der Geschichte, beantworte ich alle in dem ganz speziellen Montagsbrief zu den Enden. 

Ich danke dir ganz herzlich für deine Fragen

Alice Gabathuler

Sonntag, 1. Mai 2016

"Wo arbeiten Sie am liebsten?"

Sobald die wärmere Jahreszeit anbricht, gibt es genau eine Antwort auf diese Frage. DA. Das ist einer der grössten Vorteile meines Berufs. Dass man ihn praktisch überall und jederzeit ausüben kann.









Samstag, 30. April 2016

Buchtrailer zu "Die Mutprobe"

 Monatelang kein kreativer Gedanke für einen Buchtrailer zu meinem SJW-Heft "Die Mutprobe." Vor ein paar Tagen die Erleuchtung. Gestern Nachmittag und Abend ging plötzlich alles sehr schnell und wie von selbst. "Die Mutprobe" hat einen Buchtrailer! Wurde auch Zeit. Nächste Woche lese ich an den Solothurner Literaturtagen daraus vor. Da kann ich den Trailer dann gleich zeigen


Freitag, 29. April 2016

Self Publishing - man kommt auch langsam zum Ziel

Nebst all den Projekten, an denen ich arbeite, treibe ich weiterhin mein Self Publishing voran. Nachdem der zweite Titel - die Neuauflage meines vergriffenen Buches Schlechte Karten - nun eine Weile auf Eis gelegen hat, habe ich die Arbeit daran wieder aufgenommen mit dem Ziel, jeden Tag 30 Minuten dafür aufzuwenden. Das ist nicht viel, aber auch langsam kommt man zum Ziel. Spätestens im Spätherbst möchte ich das Buch herausgeben.

Diesmal bleibe ich im Gegensatz zum ersten Titel nahe an der Originalausgabe, nicht zuletzt, weil das Buch in verschiedenen Schulhäusern als Klassensatz vorhanden ist, und ich möchte, dass man verlorene oder zerfledderte Exemplare problemlos ersetzen kann. Trotzdem muss ich einige Stellen ändern, weil sie einfach hoffnungslos überholt sind - oder weil sie mir sprachlich zu sehr rumpeln.

Was ich dringend brauchen werde: Einen anderen Titel. Wenn es unter euch jemanden gibt, der "Schlechte Karten" gelesen hat, wäre ich froh um Mithilfe beim Brainstorming. Mir will und will und will nämlich einfach nichts einfallen. Am liebsten mit der Assoziation zu Wasser, weil ich für das Cover ein ähnliches Bild wie das hier möchte (keine Angst, das wirkliche Coverbild ist besser, aber ich möchte es noch nicht zeigen).

UPDATE: Gerade meinen ersten Blogeintrag zum Self Publishing gefunden. Ich bin nicht langsam, ich bin SEHR langsam :-)

Mittwoch, 27. April 2016

Wenn sich die Puzzleteile im Kopf zusammenfügen - vom Entstehen von Geschichten

Kennt ihr das? Ihr habt Puzzleteile im Kopf, aber was noch fehlt ist ihr Einfügen ins Ganze. Gestern war so ein Tag, an dem ein paar Dinge an ihren Platz fielen. Witzigerweise beim Einkaufen, nicht gerade eine meiner Lieblingsbeschäftigungen. Da zog ein buntes Notizbuch meine Aufmerksamkeit auf mich. Ich guckte genauer hin und las den Text. "Das ist doch ...", dachte ich und packte es in den Einkaufswagen.

Das ist nämlich genau das, worum es in der Kindergeschichte geht, die mir seit Monaten im Kopf herumtrümmelt. Vor allem ist es genau das, was meine beiden Protas gegen sämtliche Widerstände tun: Mehr von dem, was sie glücklich macht.

Am Abend fuhr ich zu einer Veranstaltung in Zürich. Noch auf dem Weg dorthin tippte ich wie wild das Exposé zur Geschichte in die Tasten. Es war wie Fliegen. Nun freue ich mich aufs Aufschlagen der ersten Seiten des Notizbuches.

Zur Geschichte selber könnte es ein längerer Weg werden, denn im Augenblick stecke ich tief in einem Jugendbuch. Und auch da hat sich ein Knoten gelöst. Auf dem Nachhauseweg wurde mir plötzlich sehr klar, wie die Erzählsprache meiner Prota klingen muss.

Die Puzzles nehmen Gestalt an. Ich freu mich aufs weitere Zusammensetzen.

Dienstag, 26. April 2016

Mein Jahr als Jurymitglied

Ein Jahr lang durfte ich Teil eines tollen Projekts sein: Mein Hansjörg-Martin-Preis 2014 öffnete mir die Tür für die Jurymitarbeit für den Preis für den besten deutschsprachigen Kinder- oder Jugendkrimi 2016. Ich wusste: Ich würde viel lesen dürfen. Wie viel, das konnte mir niemand so genau sagen. Also harrte ich gespannt der Dinge, die da auf mich zukommen würden.

Erst einmal kam nichts. Obwohl die Verlage ihre Bücher ab Frühling 2015 an die Jurymitglieder schicken durften, passierte ... NICHTS. Ich brauchte Lesestoff für die Frühlingsferien. Den musste ich mir selber organisieren. Dann, kurz vor den Sommerferien kam einsam und allein das erste Buch. Ich habe mich darauf gestürzt wie ein Geier - oder eine Verdurstende in der Wüste. Vor allem aber wie jemand, der denkt und hofft, dass es nun endlich losgeht. Schliesslich sollten da erfahrungsgemäss irgendwas zwischen 50 und 70 Bücher eingehen. Wann, wenn nicht im Sommer, wäre die perfekte Lesezeit gewesen? Sie verstrich beinahe ungenutzt und so langsam setzte bei mir das Bauchgrummeln ein. Ab Herbst würde ich auf Lesetour sein und gegen Deadlines kämpfen. Irgendwann Ende Sommer fragte ich mich, ob die Verlage je in die Gänge kommen würden.

Sie kamen in die Gänge. Und wie. Genau wie Autoren vor der Deadline. Irgendwann kurz bevor meine Lesetouren begannen und vor allem kurz vor der Einsendedeadline, brachte der Postbote die Pakete praktisch täglich. Es war wie Weihnachten. Nein, es hätte wie Weihnachten sein können ... wenn man nicht gewusst hätte, dass man diese rund 40 Bücher nun in wenigen Wochen lesen sollte.

(ZWISCHENBEMERKUNG AN DIE VERLAGE: JURYMITGLIEDER ERINNERN SICH SEHR WOHL UND SEHR GUT AN GUTE BÜCHER, AUCH WENN SIE SCHON IM APRIL EINTRUDELN!!! ABER SIE HABEN LEIDER KEINE ZEIT, UNZÄHLIGE BÜCHER IN WENIGEN WOCHEN ZU LESEN, WOMIT SIE GEZWUNGEN SIND, EINIGE WERKE, DIE NICHT AUF ANHIEB ODER WENIGSTENS DEN ZWEITEN BLICK ÜBERZEUGEN, WIEDER WEGZULEGEN. DAS IST DOCH SCHADE, FINDEN SIE NICHT?)

Schlussendlich kamen dann knapp 50 Bücher zusammen. Verglichen mit den 480, die für den Friedrich-Glauser Preis eingereicht wurden, ein Klacks. Ich habe so viele wie möglich ganz gelesen. Nein, nicht alle. Denn einige waren schlicht keine Krimis - und der Hansjörg-Martin Preis ist ein Krimipreis. Einige legte ich nach 20, 30 oder 40 Seiten weg, weil sie mich nicht in ihren Bann zogen. Dann gab es welche, die ich einfach fertig lesen musste, obwohl ich wusste, dass die die Kritierien nicht ganz erfüllten.

Über jedes Buch, das ich gelesen habe, habe ich eine "Akte" angelegt mit den wichtigsten Kriterien:  Erzählsprache, Figuren, Plot usw. Meine eigene Shortlist habe ich erst erstellt, als ich mir zu allen Büchern eine Meinung gemacht hatte. Diese Liste schickte ich, wie alle anderen Jurymitglieder, an Christine Spindler, unsere Juryvorsitzende. Und dann wurde es spannend. Unsere Jury bestand aus vier Jugendlichen und vier Erwachsenen. Und wir hatten alle so ziemlich komplett andere Shortlists.  Das versprach eine lebhafte Jurysitzung!

Für unsere Jurysitzung im Januar stellte Christine eine Liste mit jenen Büchern zusammen, die zumindest auf zwei (oder waren es drei?) der persönlichen Shortlists standen. Ihr könnt euch vorstellen: Die Liste war ziemlich lang. Geschickt und zielstrebig leitete Christine die Sitzung. Jedes Buch der Liste wurde besprochen und (leidenschaftlich) verteidigt. Jeder von uns musste sich von persönlichen Lieblingen verabschieden. Das hat zum Teil ganz schön wehgetan! Nach langen und spannenden Diskussionen legten wir die Shortlist der Jury fest. Und dann brauchten wir erst mal was zu essen :-)

Eigentlich war das gemeinsame Essen als Pause gedacht, doch die Gespräche gingen weiter. Schliesslich galt es, aus den fünf Titeln der Shortlist den Gewinner zu ermitteln. Obwohl wir Kaffee tranken, war das alles andere als ein Kaffeekränzchen. Ich habe jede Minute dieser Endrunde genossen. Selten zuvor sass ich in einer so lebhaften Diskussionsrunde, selten zuvor habe ich so intensiv über Erzählsprache, Figuren und Plot diskutiert. Da steckte pure Leidenschaft drin. Die Bereitschaft, seinen "Favoriten" zu verteidigen, aber auch die Bereitschaft sich die Argumente der anderen anzuhören. Weil nur einer / eine gewinnen kann, ermittelten wir den Siegertitel am Ende durch Abstimmen.

Das Schöne: Keiner hat irgendwas verraten. Der Siegertitel blieb bis zum Moment der Verkündung geheim. Vorgestellt wurden die fünf Titel der Shortlist auf der Webseite des Syndikats. Verliehen wurde der Preis an der Criminale 2016 in Marburg. Wie bei der Oscarverleihung wurden die nominierten Bücher in einem Trailer vorgestellt und danach der Umschlag mit dem Gewinner geöffnet. Für den Hansjörg-Martin Preis haben die vier jugendlichen Jurymitglieder eine wunderbare Laudatio gehalten. Bilder gucken kann man hier.

Hier die fünf Titel der Shortlist.
  • Wulf Dorn: Die Nacht gehört den Wölfen, cbt
  • Kristina Dunker: Bevor er es wieder tut, dtv pocket
  • Andreas Hartmann (Autor), Ulla Mersmeyer (Illustratorin): Auf die harte Tour, Obelisk
  • Annette Mierswa (Autorin), Nina Dulleck (Illustratorin): Die geheime Welt der Suni Stern, Tulipan
  • Gewinnerin: Ursula Poznanski: Layers, Loewe
Wenn ihr nachlesen wollt, wie die Jury diese Entscheide begründet, könnt ihr das hier tun. Herzliche Gratulation an Ursula Poznansiki. Aber auch herzliche Gratulation an die Autoren und Autorinnen auf der Shortlist!

Und hier seht ihr mich mit unserer Jurypräsidentin Christine Spindler (ja, wir waren so glücklich, wie wir aussehen - es war ein wirklich schöner Abend):

Montag, 25. April 2016

Voller Ideen zurück aus Deutschland

Die Feier in Marburg war wunderschön. Schade nur, dass nicht alle fünf Nominierten für den Hansjörg-Martin-Preis gewinnen konnten. Sie hätten es alle verdient gehabt!

Auf dem Weg nach Hause deckte ich mich in Frankfurt mit einer Ladung Wohn-, Deko- und Gartenzeitschriften ein, da sie in der Schweiz das Doppelte kosten (ich bezahle gerne einen Aufpreis, aber nicht das Doppelte). Das Resultat: mein erstes, selbstgenähtes Kissen, samt Knopflöchern (da besteht noch eine Menge Luft nach oben). Den Strauss habe ich mir aus dem Garten geholt. Und jetzt mache ich mich an das, was ich schon den ganzen Tag tun sollte: das Schreiben. Wenn ich da ähnlich effizient bin wie beim Kissen, schaffe ich heute ziemlich viele Seiten.




Freitag, 22. April 2016

Schreiben wie eine Gärtnerin ...

... oder gärtnern wie eine Schreiberin.

Was war das für eine Woche! Ich habe die letzten paar Tage mehr oder weniger im Freien gelebt. Eigentlich wollte ich sehr viel schreiben. Aber da gibt es einen neuen Sitzplatz samt Gärtchen anzulegen, Unkraut zu zupfen, den Blumen beim Wachsen zuzusehen, sie zu tränken, zu hätscheln und zu pflegen. Geschrieben habe ich auch. Nicht sehr viel, sondern so viel, wie Zeit dafür blieb. Nichts Idyllisches, sondern knallharten Stoff. Nach der Ja-aber-Gärtnerinnenmethode, die mir Kollege Tom Zai kürzlich vorgestellt hat. (Wegen dieser Methode habe ich die Actionszene von gestern noch einmal fast ganz umgeschrieben.)

Mittwoch, 20. April 2016

50 Jahre - und immer noch unabhängig und stark

Ich habe heute etwas gründlich versemmelt, etwas, das mir sehr leid tut. Da feiert nämlich bald ein toller Verlag seinen 50. Geburtstag und das hätte UNBEDINGT in den Autillus-Newsletter gehört. Ich hatte die Infos, daran liegt es nicht. Sie sind schlicht und einfach in meinem Arbeitsberg untergegangen. Der Newsletter ist raus. Ohne den Hinweis. Aber das kann es ja nicht sein! Deshalb, Leute:

Der Peter Hammer Verlag hat ein klares Profil: Er steht vor allem für Literatur aus Afrika und Lateinamerika und für besonders schöne Bilder- und Kinderbücher. Er ist klein (gemessen an den großen Verlagen) oder mittelgroß (gemessen an den ganz kleinen) und er ist nach wie vor unabhängig.

Die Verlegerin Monika Bilstein stellt in dieser Veranstaltung zum Jubiläum ihren Verlag vor und Brigitte Schär präsentiert auf unterhaltsame Weise ihr soeben im Peter Hammer Verlag erschienes Buch 'Lisa, Paul und Frau Fisch' vor. (Bilder Jens Rassmus).


Datum: 12.05.2016
Zeit: 19.30
Ort: Buchhandlung am Hottingerplatz, Hottingerstrasse 44, 8032 Zürich

Also: Knoten ins Taschentuch, Termin in die Agenda eintragen, hingehen!

Montag, 18. April 2016

Montagsbrief Nr. 2 - Christians Brief

Diesmal bin ich anders an die Sache herangegangen. Ich habe den Brief nicht vorgelesen, sondern mit Hilfe von Post-its zusammengefasst. Beim letzten Mal habe ich die Antworten zuerst aufgeschrieben und dann vorgetragen. Diesmal sind sie spontan, auch wieder mit Hilfe der Post-its. Ich bin im zweiten Montagsbrief den umgekehrten Weg gegangen und habe die Antworten erst nach dem Filmen aufgeschrieben. Ihr könnt sie - wie schon Brief Nummer 1 - ansehen und anhören, oder gleich unter dem Video nachlesen.




Lieber Christian

Vielen Dank für deinen Brief und deine Fragen.

Nicks Freund. Das ist so eine Geschichte. Eine, die auf etwas beruht, was wirklich passiert ist. Auch damals hat niemand gewusst, warum. Ich habe im Blackout bewusst darauf verzichtet, diese Geschichte genauer aufzuschreiben. Sie wäre zu lang; sie wäre ein eigenes Buch.

Ich habe zu jedem Buch ein Notizbuch, in dem ich mir Gedanken mache zu meiner Geschichte. Wenn ich auf Lesetour gehe, nehme ich das jeweilige Notizbuch mit, weil ich unterwegs arbeite. Das ist der eine Grund. Der andere: Man kann hinten ins Buch bei meinen Lesungen seinen Namen reinschreiben. Und wenn ich dann ein neues Buch schreibe, suche ich mir aus diesen Notizbüchern die passenden Namen für meine Figuren aus. Bei Blackout war das ein bisschen anders. Blackout war mein erstes Buch und da habe ich wirklich Namen genommen, hinter denen eine Geschichte steckt, Orte beschrieben, die mir etwas bedeuten. So gibt es zum Beispiel Susannas Laden wirklich. Er steht nicht in Buchs, sondern in Vaduz. Kristen heisst Kristen, weil Kristen aus Zürich die erste war, die einen Teil des Textes gelesen hat und die mir gesagt hat: „Ja, das kannst du weiterschreiben, das wird was.“ Caduff hat seinen Namen von jemandem, den mein Mann und ich gut kennen. Mir hat der Name Caduff immer gefallen und ich wusste, ich würde eine meiner Figuren nach ihm benennen. Ihr könnt euch sicher vorstellen, wie erschrocken ich war, als der Verlag mir schrieb, der Name Caduff sei nicht so geläufig und ob ich ihn nicht auswechseln könne. Ich wollte ihn aber behalten J
Das Schöne an meinem Beruf: Jeder Tag ist anders. Wenn ich zuhause bin, beginnen die Tage jeweils gleich. Ich stehe früh auf, weil ich ein Morgenmensch bin. Ich trinke dann meinen Kaffee und lese die Zeitung. Danach beantworte ich meine Mails (ich bin nicht nur Autorin, sondern gleichzeitig auch meine Sekretärin). Von da an nimmt der Tag verschiedene Richtungen. Ich schreibe, spinne meine Geschichten weiter und arbeite an verschiedenen Projekten. Wenn ich auf Lesetour bin, sind die Tage ganz anders. Dann bin ich oft eine Woche im Hotel und reise von dort zu den Lesungen. Manchmal reise ich auch von zuhause aus an. Da muss ich dann wirklich früh aufstehen, sogar für meine Begriffe zu früh, aber nur so gelange ich aus meiner Ostschweizer Pampa an die Lesungsorte.

Ich habe bis jetzt sechzehn Bücher geschrieben und arbeite am siebzehnten. Zudem schreibe ich ab und zu fürs Radio. 

Die Ideen für meine Bücher kommen von überall her. Ganz viele kommen aus der Musik. Mich inspirieren Songs oder auch einzelne Songzeilen. Dann sind es auch Themen, die mich interessieren. Oder Menschen, denen ich begegne, Gespräche, die ich belausche, Zeitungsartikel, die ich lese. Du siehst, die Ideen sind wirklich überall.

Zum Ende möchte ich im Augenblick noch nicht zu viel sagen. Ich werde zu all die Enden, die du und deine Klassenkameraden geschrieben haben, einen separaten Brief schreiben. Das hängt damit zusammen, dass ich diese Briefe auch als Videos online stelle – und nicht in jedem spoilern möchte. Es wird ein Video geben, das klar mit ACHTUNG, SPOILER gekennzeichnet ist.

Herzlich
Alice Gabathuler