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Donnerstag, 16. Mai 2024

Solothurner Literaturtage - ein Rückblick


Das setzte ich als einzigen Punkt auf die To-Do-Liste im Bullet Journal. GENIESSEN. Gemeint waren die Solothurner Literaturtage, zu denen ich mit meinem Buch Mittelstreifenblues - völlig unerwartet - zum dritten Mal eingeladen war. Da es wohl meine letzte Einladung an die Literaturtage war, hatte ich mir vorgenommen, tief einzutauchen und die Zeit dort zu geniessen. Kleiner Vorausspoiler: Es ist mir zu 100 Prozent gelungen. 

Ich reiste am Montag an, checkte in meinem (wunderschönen) Zimmer in einem Altbau direkt am Fluss ein, stellte erst einmal den Schreibtisch von der Wand ans Fenster mit Blick auf die Altstadt und richtete mich dann gemütlich ein. Bis zum Nachtessen setzte ich mich an den Schreibtisch, führte mein Bullet Journal nach, guckte nach draussen und fühlte mich so richtig als Autorin. Nach all den Monaten, in denen ich hauptsächlich als Verlegerin gearbeitet hatte, war es genau der passende Zeitpunkt für diesen bewussten Rollenwechsel.

Am Abend waren die Autor:innen vom JuKiLi (Jugend- und Kinderliteratur) Solothurn zu einem gemeinsamen Abendessen eingeladen. Für mich war kein vertrautes Gesicht dabei, was eine neue aber auch sehr gute Erfahrung war. Auf all den Lesetouren, an denen ich bis vor ein paar Jahren teilnahm, traf ich immer wieder auf liebe und bekannte Gesichter. Diesmal war es anders. Ich lernte neue Berufskolleg:innen kennen, alle spannend und mit tollen Projekten. Es entwickelte sich ein unterhaltsamer, interessanter Austausch mit Menschen, die für ihre Arbeit brennen. Wie ansteckend das war! Wie gut das getan hat. 

Am Dienstagmorgen traf ich mich mit Autorin Karin Bachmann zu einem sehr langen Brunch, am Nachmittag hatte ich dann meine erste Lesung aus dem Buch Mittelstreifenblues. Bestens betreut von meiner Ansprech- und Kontaktperson Rico und dem Techniker Ramon. Weil Mittelstreifenblues ein stilles, ruhiges Buch ist, das zwar viel Handlung aber nicht wirklich viel Action hat, war ich mir nicht ganz sicher, wie die Lesung funktionieren würde. Es wurde dann auch etwas stiller und ruhiger als sonst, aber es war wunderschön.


Der Mittwochmorgen stand ganz im Zeichen von Lesungen. Zwei waren es, eine vor einer sehr grossen Gruppe, eine mit einer sehr kleinen. Zu meiner Freude fand ich heraus, dass auch Lesungen aus Mittelstreifenblues fröhlich, witzig und lebhaft sein können. Die stillen Passagen aus dem Buch passten trotzdem bestens in diese Lesung hinein. Für mich war diese Lesung ein Highlight. Bei der kleinen Gruppe wurde der Austausch persönlich; weil es sich um sehr leseschwache Jugendliche handelte, wünschte ich mir jedoch, ich hätte mein da bux Buch Voll Risiko dabeigehabt; es hätte besser gepasst. Ich habe gar nicht so viel vorgelesen, sondern viel mehr erzählt und vor allem den Austausch gesucht, der die Lebenswelt der Jugendlichen berücksichtigte. Fazit der drei Lesungen: Jede war anders als die andere, jede war einzigartig und schön.

Am Nachmittag traf ich mich mit Autor Franco Supino zu einem Kaffee. Für einmal ging es gar nicht so sehr ums Schreiben, sondern um viel Persönliches und Privates. Und am Abend holte ich Herrn Ehemann vom Bahnhof ab, der das lange Wochenende mit mir in Solothurn verbrachte.

Am Donnerstag gingen wir beide wandern und entdeckten dabei für uns die ehemalige Cellulose-Fabrik Attisholz, die heute ein derart cooles Kulturareal ist, dass wir beinahe nicht aus dem Staunen rauskamen. Wir streiften endlos lange über das Gelände, blieben immer wieder stehen, ich fotografierte wie wild und konnte gar nicht fassen, dass es so einen Ort wirklich gibt. Mein Tipp: hingehen und ansehen. Unbedingt.


Am Abend fand die Eröffnungsfeier statt. Viersprachig. Mit rätoromanischer Begrüssung. Die Feier wurde zu einer Würdigung der Solothurner Autorin Gertrud Wilker, die dieses Jahr 100 Jahre alt geworden wäre. Leider ist ihr Werk in Vergessenheit geraten, aber dank einer engagierten Historikerin, die die Literaturtage an diesen Geburtstag erinnerte, durften wir diese spannende Autorin entdecken. Einerseits durch ihre Originaltexte, andererseits durch Interpretationen von Autor:innen, Übersetzerinnen und einer Illustratorin, die live Collagen schneidet. Ich sass wie gebannt auf meinem Stuhl und habe mich keine Sekunde gelangweilt oder das Gefühl gehabt, hier werde ein Pflichtprogramm heruntergespult. Dass das Catering danach der absolute Wahnsinn war, hat den Abend schlicht perfekt gemacht.

Am Freitag durfte ich Teil einer Podiumsdiskussion über Serien im Kinder- und Jugendbuchbereich sein. Der Saal war voll, das Publikum sehr interessiert, der Moderator hat perfekt durch den Anlass geführt. Mit mir auf dem Podium sassen Barbara Russlow und Katja Alves.


Zu keiner Zeit war ich vor einem der Anlässe nervös oder aufgeregt. Ich habe mich einfach nur gefreut darauf. Es war ein Miteinander, ein Aufeinander-Eingehen, ein Austausch mit und unter Begeisterten. Ich weiss, dass das viel zu schön klingt, um wahr zu sein, aber genau so habe ich es empfunden. Ich habe unendlich viel aus diesen Begegnungen mitgenommen.

Am Freitagnachmittag und Abend trafen wir noch einmal gute und liebe Berufskolleg:innen. Es war ein Heimkommen, ein Ankommen, ein Ernten von all dem, was in den letzten Jahren an Gutem gewachsen ist. Das hat all das Negative, das Schwierige, das Frustrierende, das Harte, das es in diesen Jahren als Autorin auch gegeben hat, relativiert, kleiner und weniger wichtig gemacht, hat mich spüren lassen, dass das, was ich tue, richtig und gut ist, dass man seinen Weg auch in einem sehr schwierigen Umfeld gehen kann. Aber auch, dass man die Wahl hat, wie man seinen Weg gehen will. 

 
Den letzten Tag in Solothurn haben wir mit Wandern verbracht. Zwanzig Kilometer der Aare entlang. Ein Traum. Die Verleihung des Schweizer Kinder- und Jugendbuchpreises habe ich sehr bewusst ausgelassen, weil sie mich an all das Negative der vergangenen Jahre erinnert hätte. Und so wurde der Tag zum perfekten Abschlusstag in Solothurn.

Mit nach Hause genommen habe ich das Brennen für meinen Beruf. Ein Brennen, wie ich es seit Jahren nicht mehr gekannt habe. Und einen ganz klaren Blick darauf, wie ich als Autorin weitermachen möchte. Dazu dann mehr in einem anderen Blogpost. 

Ich wünsche euch Leidenschaft und viel Feuer für das, was ihr tut. Versucht zu brennen. Und wenn das nicht geht, sucht nach dem Funken, der euch daran erinnert, weshalb ihr mal mit dem angefangen habt, für das ihr vielleicht nicht mehr so brennen könnt. Denn wenn ihr den Funken findet, könnt ihr das Feuer wieder entzünden. Alles Gute. Tragt euch Sorge.

Dienstag, 27. Dezember 2022

Autorinnenleben pur

 Ein Jahresrückblick der anderen Art. Momente aus meinem Autorinnenleben.
Unbedingt den Ton anmachen, bevor ihr reinguckt.
Mit Musik fegt es nämlich (noch) mehr.


Freitag, 25. November 2022

Good News, no News, sad News


Der Dienstag war ein irrer und auch ein wenig ein irrwitziger Tag. Kollegin Jutta Wilke und ich steckten in unserer Story fest und suchten einen Ausweg. Das ist zwar harzig, aber immer auch gut, weil mit Jutta zu arbeiten Freude macht.

Am Nachmittag habe ich dann mein neustes Video aufgenommen, in dem es um Lesungen für Jugendliche geht. Ich hatte mir eine Liste gemacht, worüber ich reden wollte, habe wie immer eine Weile lang den Text "trocken" geübt, will heissen, ich habe beim Kaffee machen, beim Haushalten usw. laut geredet und dabei hat sich das, was ich sagen will und wie ich es sagen will herauskristallisiert. 

Zwischen zwei Arbeitsschritten hat der Postbote geklingelt und mir die Belegsexemplare der Neuauflage von Hundert Lügen gebracht. Ich hatte ja ziemlich heftig gefiebert und gebibbert, weil ich diesmal nicht sicher war, ob die Druckqualtität genügen würde. Zu meiner Erleichterung ist der Druck gut, bei den Rückblenden könnte er jedoch noch ein wenig besser sein (ich hatte eine sehr feine Schrift gewählt und hatte damit gerechnet).

Ich tanzte also glücklich zwischen Filmauslegeordnung und sonstigem Chaos eine Runde Rock'n'Roll und freute mich. --- Bis ich in die Mailbox guckte.

Da war nämlich die Antwort vom Thienemann-Verlag eingetrudelt. Ich hatte - wieder einmal - festgestellt, dass ein Buch von mir von der Liste in meinem Autorenportal verschwunden ist. Päng. Weg. Das bedeutet nie etwas Gutes. Also hatte ich nachgefragt. Die Antwort: "Ja, das Lager ist tatsächlich leer." Es ist nicht das erste Mal, dass Bücher von mir vergriffen sind oder geramscht werden, ohne mich vorher zu informieren. Meistens finde ich das selber irgendwann heraus und muss dann nachfragen, was los ist. Früher hat mich so was genervt. Heute zucke ich mit den Schultern und erlaube mir einen Lacher.

no way out hatte ein gutes, langes Leben. Acht Jahre war der Titel auf der Backlist, sehr viel länger als viele andere Bücher. Ich hätte dem Buch und mir ein würdevolleres Ende gewünscht, will heissen, ich hätte mir gewünscht, man hätte mich vorgängig informiert, wie das eigentlich üblich sein sollte.

Der Dienstag war also der Tag, an dem ein Buch offiziell zurück in das Licht der Welt trat und ein anderes inoffiziell und leise von der Backlist verschwand. So ist es, das Autorinnenleben. Ich bin froh und dankbar, dass ich den Weg ins Self Publishing gefunden habe, das es mir erlaubt, vergriffene Titel wieder neu herauszugeben und damit auch wieder lieferbar zu machen.

PS: Zu vergriffenen Titeln und deren Neuauflagen habe ich vor ungefähr einem Jahr ein Video gemacht: Vergriffen - und jetzt? Darin erzähle ich, was aus all meinen Jugendbüchern geworden ist. Funfact am Rande: Ich habe in dem Video die Prognose gewagt, dass no way out das nächste Buch sein wird, das aus dem Verlagsprogramm fallen wird ...

Mittwoch, 5. Oktober 2022

Bookstar Shortlist 2022

Für einmal wenig Text und viel Bild hier im Blog. Ich bin nämlich seit Montagnachmittag unterwegs in Sachen Bookstar.ch 2022 Shortlist, und zwar filmenderweise. Am Montagmorgen habe ich die fünf Finaltitel online gefunden, am Montagnachmittag ging's in die Bibliothek Buchs, weil ich finde, dass das genau der richtige Ort ist, um die Titel der Shortlist vorzustellen. Am Dienstag habe ich den Rest gedreht und dabei eine ganze Menge in Sachen Voiceover, Einfügen von Bildern ins Video und Schneiden gelernt. Am Abend habe ich das Video hochgeladen, die Links und Tags gesetzt und erst einmal alles auf "privat" gestellt, weil das Video in meine neue Rubrik "News am Mittwoch" fällt. Heute Morgen - Mittwoch! - habe ich die Einstellung in "öffentlich" geändert. Hier ist er, der YouTube Clip, in dem ich die fünf Geschichten der Shortlist zum bookstar.ch 2022 vorstelle.

Freitag, 9. September 2022

Meine Schreibprojekte


Dieses Jahr mache ich das, wovon alle abraten - ich schreibe an drei Projekten gleichzeitig und bis jetzt läuft es so richtig gut. Ich denke, das liegt daran, dass es drei völlig unterschiedliche Projekte sind.

Lost Souls Ltd.

Weil ich im letzten Post versprochen habe, über die Lost Souls zu berichten, fange ich mit ihnen an. Ich habe den Showdown eingeitet, bin aber noch etwa 80 Seiten vom Ende entfernt, weil ich mir vorgenommen habe, das Finale gut aufzugleisen und nicht zu schnell zu erzählen. Zudem haben alle Lost Souls Bücher einen Epilog. Den kenne ich schon und freue mich sehr darauf, ihn zu schreiben.

Kürzlich habe ich in einem Anfall von Übermut den Klappentext in einem ersten Entwurf geschrieben. Es ist erst ein Entwurf und vor allem ist er zu lang, aber ich möchte ihn trotzdem mit euch teilen:

LOST SOULS LTD. – Als Jugendliche haben sie die Leben unzähliger anderer Jugendlichen gerettet, bis sie selber ins Visier eines Psychopathen gerieten und um ihr eigenes Leben kämpfen mussten. Dem Tod nur knapp entronnen, beschlossen sie, sich nie wieder einer solchen Gefahr auszusetzen. Doch nun holt sie ihre Vergangenheit ein.

In einem Wald in den Vogesen liegen drei Tote. In Strassburg verschwindet eine Journalistin. In Cornwall taucht eine schwer verletzte Jugendliche auf. Und ein Anrufer erinnert Kata Steel an eine alte Schuld. Ihr Freund Ayden findet, dass man keine Schulden begleichen muss, für die man im Voraus bezahlt hat, aber Kata erkennt sich in der Verletzten wieder und will helfen. Zu einem Preis, der viel zu hoch sein könnte.

Diese Woche stehe ich in Kontakt mit der Agentur bürosüd, weil sie mir das Cover für die Neuauflage von Hundert Lügen fürs Self Publishing aufarbeiten. Heute habe ich mich erkundigt, wie es mit der Coverplanung aussieht, wenn ich Lost Souls 5 Anfang 2023 veröffentlichen möchte. Als Folge davon konnte ich den Jahresplan für die Lost Souls weiter konkretisieren. Bis nach der Frankfurter Buchmesse braucht die Agentur das Briefing, damit sie mir Covervorschläge entwerfen können. Das passt für mich perfekt. 

Das Jugendbuchprojekt

Darüber darf ich noch nicht allzu viel erzählen, aber ich verrate schon mal, dass meine Deadline Ende Januar 2023 ist und ich bei diesem Projekt bis auf wenige Seiten mit dem Schreiben im Plan bin. Und ich kann auch verraten, dass dieses Buch ganz anders wird als alle meine bisherigen.

Ein gemeinsames Projekt mit Jutta Wilke

Es ist das erste Mal, dass ich mit jemandem zusammen ein Buch schreibe. Das macht Spass und beflügelt. Da es sich um ein ungewohntes Format handelt, hatten wir vor allem am Anfang Mühe, den richtigen Ton, die richtige Dramaturgie und die richtige Form zu finden. Wir mussten mehr als einmal wieder zurück auf Feld eins und heftig überarbeiten, aber wir sind zuversichtlich, die Deadline Ende Dezember 2022 zu schaffen. Mehr zu diesem Projekt findet ihr im Blogpost Bloggen reloaded von Jutta Wilke. 

Um uns abzusprechen, zoomen wir meistens, doch wir treffen uns auch ganz real, letztes Mal in Basel, wo sich Hausfrau Hanna zu uns gesellt hat. Schön war's, richtig schön.

Hausfrau Hanna hilft mir übrigens auch bei den Lost Souls. Sie berät mich in Sachen schwedische Aussprache und sie hat einen tollen Namen für die Wochenzeitung gefunden, für die meine Journalistin schreibt. Nur das mit dem Namen meiner Protagonistin hat sie mir verhagelt, wobei sie da nichts dafür kann, weil ja nicht Hausfrau Hanna für die Diskrepanz zwischen geschriebener und gesprochener Sprache zuständig ist. Danke, Hausfrau Hanna.

Sonntag, 4. September 2022

Nach dem Ramschen ist vor dem Self Publishing


Das erste Mal, als der Verlag, bei dem meine Jugendbücher erschienen sind, eine meiner Geschichten aus dem Programm genommen hat, hat es weh getan. Später wurde es ärgerlich, aber ich gewöhnte mich daran. Vergriffen und nicht nachgedruckt, zu viele an Lager und zu wenige verkauft und dann geramscht; ich kenne beides. Hätte ich meine Bücher nicht nach und nach im Self Publishing selber wieder veröffentlicht, hätte ich für meine Lesungen irgendwann fast keine Bücher mehr zur Auswahl gehabt.

Mittlerweile bin ich total gelassen. Ich habe meine Backlist gefüllt, nicht mit allen vergriffenen oder geramschten Titeln, aber mit genügend. Ich kann mir Zeit lassen mit den Neuauflagen. Und so habe ich diesen Frühsommer sehr gemütlich begonnen, die Hundert Lügen neu zu setzen. Ich merke dabei, wie viel mir diese Geschichte bedeutet und bin froh, dass ich mich für eine Neuauflage entschieden habe.

Vor ein paar Tagen habe ich bei der Agentur angeklopft, die das Cover ursprünglich gemacht hat. Zwei Tage später hatte ich den Entwurf der angepassten Version in meiner Mailbox. Was man anpassen muss? – Das Verlagslogo und die ISBN-Nummer (es gibt eine neue). Eigentlich müsste man fürs Self Publishing auch Klappentexte ändern, doch ich habe bei meinen letzten Büchern die Klappentexte selber geschrieben, also kann ich sie auch verwenden.

Am gleichen Tag, an dem ich mich bei der Agentur gemeldet habe, habe ich mein Buch bei BoD angemeldet und dabei die neue ISBN-Nummer erhalten. Mit dem Hochladen der Text- und Coverdatei muss ich noch warten. Ich will das Buch in Ruhe und mit Unterstützung von Jutta Wilke noch einmal gründlich auf Fehler durchforsten. Beim Setzen des Texts habe ich schon mal ein paar Fehler eliminiert, die sich ins Original geschlichen hatten; weil ich aber auch noch am Text herumgeändert habe, ist es sehr gut möglich, dass ich dabei neue Fehler produziert habe.

Da ich an mehreren Schreibprojekten sitze und zusätzlich das Unterrichtsmaterial für die vier neuen da bux Bücher gestalte, erlaube ich mir pro Tag höchstens eine Stunde Arbeit an Hundert Lügen, der Rest der Zeit gehört den aktuellen Projekten. Ziel ist es, das Buch bis Ende November wieder im Verkauf zu haben. Und dann?

Genau das habe ich mir kürzlich überlegt. Bei Thienemann liegen noch drei Bücher von mir (von ursprünglich fünfzehn). Ich rechne damit, dass #no_way_out und Matchbox Boy früher oder später auch vom Markt genommen werden, mein erster Titel Blackout wird ihnen auch irgendwann folgen. Ich merke, dass mich das nicht mehr gross beschäftigt, obwohl #no_way_out ein absolutes Herzblutbuch von mir ist. Ich sehe die Verkaufszahlen und denke mir, dass sich eine Neuauflage echt nicht lohnt.  

Wenn der Zeitpunkt kommt, an dem sie aus dem Verkauf verschwinden, werde ich einen (sehr) kleinen Stapel an Lager nehmen, mich freuen, dass es sie gegeben hat und es gut sein lassen. Es wird neue Bücher geben, vielleicht viele, vielleicht wenige, das lasse ich auf mich zukommen. Für meine Lesungen habe ich auf jeden Fall mehr als genug, nicht zuletzt dank der Neuauflagen im Self Publishing. Mein nächster Self Publishing Titel ist dann eine Neuerscheinung. Dazu in Kürze mehr.

Dienstag, 29. März 2022

Wie ein Buch entsteht - meine Arbeit als Lektorin (und mehr)

 

In den ersten drei bis vier Monaten pro Jahr bin ich vor allem Verlegerin bei unserem da bux Verlag. Der Terminplan ist dicht, dank des Gantt-Diagramms von Mitverleger Tom Zai jedoch sehr übersichtlich und vor allem gepflastert mit Zwischendeadlines. Was mir ebenfalls sehr hilft, sind meine Monatsziele im Bullet Journal (siehe Bild).
 
Im Januar und Febuar habe ich lektoriert (Grob- und Feinlektorate) und Finanzierungsgesuche geschrieben, im März mit den Autor*innen ein abschliessendes Text-Feintuning gemacht, Autor*innenfotos angefordert und bekommen und mit den Autor*innen zusammen an ihren Kurzbios für die Rückseite des Buches gearbeitet. Ich habe Klappentexte entworfen, am kollektiven Titel-Brainstorming teilgenommen und dann die fertigen Texte für den Satz vorbereitet.
 
Gestern sind die ersten zwei Dossiers weg an Tom Zai, der die Texte nun setzt. Bei den anderen zwei Dossiers fehlen noch ein paar Dinge, aber ich bin frohen Mutes und zuversichtlich, dass ich beides bis Ende März hinbekomme. Sehr deadlinekonform!
 
Und das ist nur meine Arbeit im Verlag. Meine beiden Kollegen Tom Zai und Stephan Sigg waren beide in ihren Bereichen auch extrem fleissig.
 
Und so können wir voller Freude berichten: Wir sind gut unterwegs mit Edition 7. Erscheinungstermin ist der 14. September.

Donnerstag, 14. Oktober 2021

Unfreiwilliges Publikum

Kinder- und Jugendbuchautor*innen lesen häufig abseits der Öffentlichkeit an Schulen, bei einem Publikum, das keine andere Wahl hat, als ihnen zuzuhören. Ich nenne diese Jungs und Mädels "Zwangsverpflichtete". Wie es ist, vor jemandem zu stehen, der oft nicht auf einen gewartet hat, was es dabei Positives und Negatives zu erleben gibt und warum ich mich immer tierisch freue, wenn ich doch einmal an einer öffentlichen Veranstaltung teilnehmen kann ... all das habe ich in meiner neusten YA-Kolumne für geschildert. Zum Lesen bitte HIER (<=) klicken.

Montag, 4. Oktober 2021

Mein Projekt mit dem Projekt :-)

Vor ein paar Wochen sass ich am Rechner und begann, mein vergriffenes Buch Das Projekt für die Ausgabe im Self Publishing vorzubereiten. Nach ein paar Stunden wurde mir bewusst, wie viel Zeit mir dadurch fürs Schreiben von neuen Texten verloren gehen würde. Wollte ich das wirklich? Für einen Text, der mir zwar immer noch sehr gefällt, der aber doch in die Jahre gekommen ist? Überahupt: Muss meine Backlist vollständig sein? Und wenn schon Backlist, möchte ich dann nicht lieber Hundert Lügen wieder herausgeben? Oder vorsichtshalber schon mal mit meinem Herzblutprojekt #no_way_out beginnen, dessen Leben als erhältlicher Titel sich dem Ende nähert. Fragen über Fragen ... und mitten in diese Fragen platzte eine spontane Idee. 

"Warum liest du das Buch nicht einfach vor?", hallte es in meinem Kopf. "Es ist dein Text, es sind deine Urheberrechte, du kannst damit tun und lassen, was du willst."

Die Idee gefiel mir. So gut, dass ich entschieden habe, sie umzusetzen. Ich werde die Geschichte vorlesen, auf meinem YouTube-Kanal, jedes Kapitel ein Clip. Und zusätzlich zu jedem Kapitel ein paar Hintergrundinformationen dazu. 

Das erste Kapitel samt einem EXTRAS-Begleitclip ist nun online. Ich möchte es euch als Test vorlegen zusammen mit der Frage: Was soll, kann und muss ich anders machen? Nach euren Rückmeldungen gehe ich dann in "Serienproduktion", so dass ich die einzelnen Kapitel danach in regelmässigen Zeitabständen veröffentlichen kann. 

 
 

 

Mittwoch, 11. August 2021

Wenn der Airbag fürs Herz fehlt

Der Titel dieses Posts ist auch der Titel meiner neusten YA-Kolumne. Auslöser dazu war der Spontanbesuch eines Anlasses in der Bibliothek Buchs, an dem begeisterte Leser*innen ihre Lieblingsbücher vorstellen konnten. Sara Willi, Leiterin des Buchclubs "Let's talk about" für Jugendliche stellte Das Schicksal ist ein mieser Verräter vor.

Ich habe das Buch vor ein paar Jahren gekauft und nie gelesen. Warum nicht - dieser Frage wollte ich in meiner Kolumne auf den Grund gehen, doch noch während ich das tat, wurde ich mit meinem eigenen Schreiben konfrontiert. Beinahe hätte ich ob all der Fragen, die sich mir plötzlich aufdrängten und mich zunehmend aus dem Konzept brachten, die Kolumne nicht fertig schreiben können; die Widersprüche zwischen dem, was ich erzählte und dem, was ich in und mit meinem Schreiben anrichte, waren doch ziemlich gross. 

Glücklicherweise bin ich mit der Kolumne (<= Link dazu) doch noch zu einem Ende gekommen. In meinem Kopf drehen sich die Fragen und Gedanken weiter. Fortsetzung folgt also. In einer der nächsten Kolumnen und in einem meiner nächsten Blogposts. Sobald ich mit dem Sortieren meiner Gedanken fertig bin.

Sonntag, 18. Juli 2021

Wenn Form und Inhalt perfekt übereinstimmen - von der Kunst des einfachen Schreibens

Endlich kann ich sie zeigen, die Bücher, an denen unsere Autor*innen und wir vom da bux Verlag in den vergangenen Monaten gearbeitet haben.

Es sind vier völlig verschiedene Texte, inhaltlich und sprachlich, was nicht nur das Verleger*innenherz begeistert, sondern auch die Lektorin (mich). Ich bin voller Neugier und Freude in diese Welten eingetaucht und habe einmal mehr darüber gestaunt, wie sehr Erzählform und Inhalt übereinstimmen. 

Die schon fast magische Geschichte von Katja Alves hat ihren ureigenen Wortklang, der beim Lesen verzaubert. Einfach, schlicht, schnörkellos und gerade deswegen wunderschön.

Genau das Gegenteil bietet der Text von Severin Schwendener, der mit den Elementen des Horrorgenres spielt und jongliert, als hätte er nie etwas anderes getan. Kopfkino vom feinsten mit einem Slow Motion Moment, der es in sich hat.

Franco Supinos Text ist beklemmend real, zuweilen in seiner erbarmungs- und schonungslosen Ehrlichkeit und Offenheit nur schwer zu ertragen. Inhaltlich und sprachlich eine Wucht.

Karin Bachmann stellt schon auf der ersten Seite Geschlechterrollen so locker und cool auf den Kopf, dass es eine Freude ist. Das macht sie mit viel Wortwitz und noch mehr Spannung.

Mit solch guten, professionell arbeitenden Autor*innen zusammenarbeiten zu dürfen und zu können, ist eine richtig tolle Sache. Da geht es nicht um Egos, sondern um die Arbeit am Text, um das gemeinsame Suchen und Finden der perfekten sprachlichen Version. Wir haben ein Grob- und ein Feinlektorat gemacht und dann an Details geschliffen, so lange, bis wir alle zufrieden waren. Das ist verbunden mit einem intensiven Austausch über den passenden Ausdruck, die besten Worte für etwas. Für mich als Lektorin gilt dabei: Ich muss (und darf) mich auf jede Erzählsprache einlassen und darin eintauchen; ich muss sie fühlen und verstehen. Nie, gar nie, darf ich einer Autorin oder einem Autor meine Sprache aufdrängen. Und: Im Zweifelsfall hat der Autor / die Autorin das letzte Wort, denn es ist sein / ihr Text.

Ihr seht: Hinter jeder dieser vier kurzen da bux Geschichten steckt sehr viel Arbeit. Einfaches Schreiben ist etwas vom Schwierigsten, eine Kunst für sich. Oder, wie Tom Zai das einmal definiert hat: da bux Geschichten sind einfach, aber nicht einfach einfach. Das erlebe ich bei jedem Lektorat aufs Neue.  Deshalb möchte ich an dieser Stelle die Arbeit unserer Autor*innen würdigen: Danke für eure Texte. Es sind richtige da bux Texte geworden, Geschichten, die perfekt in unser Programm passen. Inhaltlich und sprachlich.

PS: Worum es in den Geschichten geht, verrate ich in einem speparaten Blogpost.

Mittwoch, 14. Juli 2021

Waiting for Fame

In meiner YA!-Kolumne im Online-Magazin Qultur geht es um Jugendliteratur (Young Adults). Ich finde sie entscheidend und wichtig auf dem Leseweg jedes Menschen, weshalb ich auch mit viel Überzeugung, Herzblut und Begeisterung für den da bux Verlag arbeite. Kommt dazu, dass ich Jugendliteratur sehr lange etwas vom Spannendsten fand, das man lesen kann, auch als erwachsene Person. Immer öfter tue ich mich jedoch schwer damit. Ich sehe gefühlte Zillionen gleicher Buchcover, lese austauschbare Klappentexte, erlebe, wie Verlage vermehrt auf Lizenztitel setzen und deutschsprachigen Autoren*innen immer weniger spannende Nischen bieten. Wer Wertschätzung und Anerkennung sucht, ist als Jugendbuch*autorin sowieso im falschen Bereich unterwegs. Die Verdienstmöglichkeiten sind - wenn man nicht gerade einen Mainstream-Bestseller schreibt - sehr bescheiden. Kein Wunder also, lassen mittlerweile nicht wenige meiner Berufskolleg*innen das Schreiben von Jugendbüchern bleiben und wechseln in die Kinder- oder Erwachsenenliteratur, denn für die meisten von uns lohnt es sich einfach nicht (mehr), viel Zeit und Sorgfalt in ein Buch zu stecken, von dem man zum Voraus weiss, dass man kaum etwas daran verdienen wird. Vor allem für jene nicht, die von ihrem Beruf leben wollen.

Als also kürzlich bei einer Lesung ein Jugendlicher fragte, ob man als Schweizer Autorin berühmt werden könne, hat das in mir eine Lawine ausgelöst, die zu einer längeren Antwort führte und zu einem ernüchternden bis frustrierenden Fazit der Moderatorin der Lesung führte. Ihr findet beides hier: Meine Kolumne und die Antwort von Anne Wieser vom Literaturhaus Aargau.

Das Berühmtsein habe ich längst abgehakt. Aber die Anerkennung und Wertschätzung für das, was wir Jugendbuchschaffenden tun, die fehlen mir. Mir fehlen zudem noch eine Menge anderer Dinge. Zum Beispiel das Schulwahlfach Creative Writing. Das Ernstnehmen der Jugendliteratur und der Jugendlichen, die sie lesen. Eine stärkere Präsenz in den Medien, die ein Zeichen für die Jugendliteratur setzen würde. Und eine bessere Würdigung durch die Kulturämter dieses Landes, die noch viel zu oft weder ein Verständnis für noch ein Interesse an Kinder- und Jugendliteratur und ihren Autor*innen haben.

Mittwoch, 2. Juni 2021

YA! Arbeit, Herzblut, Schweiss und ein grandioses Finale

Unter diesem Titel ist heute meine neuste YA! Kolumne erschienen. Bisher habe ich hier im Blog für meine Kolumne keinen klaren Platz gefunden. Manchmal habe ich sie verlinkt, manchmal habe ich noch etwas dazu geschrieben, manchmal ist sie mir einfach untergegangen. Das möchte ich ändern.

YA steht für Young Adult - also für Jugendliteratur. Das Ausrufezeichen ist bewusst gewählt. YA! soll laut klingen, denn zu oft fällt die Jugendliteratur zwischen Stuhl und Bank. Zu sehr ist sie Stiefkind. Nicht umsonst gibt es in der Schweiz zwar dreihundertdrölfzig Verlage, aber davon fast keine Jugendbuchverlage. Zu steinig ist das Pflaster für Jugendliteratur, zu unbeachtet bleibt sie.

Und so ist Jugendliteratur für uns Autor*innen vor allem viel Arbeit, viel Herzblut und viel Schweiss, aber leider meistens ohne grandioses Finale. Die Blümchen und Blumensträusse und die Anerkennung (und oftmals auch die höheren Lesungshonorare) holen sich Autor*innen der Erwachsenenliteratur. Als ich gefragt wurde, ob ich für das Online-Magazin Qultur eine Kolumne schreiben wolle, war für mich klar: Ich will den Scheinwerfer auf Jugendliterautur und ihre jungen Leser*innen richten. Und nicht zuletzt auf jene Jugendlichen, die selber schreiben. Genau das tue ich auch in der neusten Kolumne. Meine letzte Mailesung führte mich nämlich nach Riggisberg, zu schreibenden Jugendlichen. Sie haben mich tief beeindruckt. Hier ist der Link, der zur Kolumne führt.

Wenn man etwas ändern möchte, muss man sich auch entscheiden, WIE man es ändern möchte. Das habe ich heute Morgen getan. Ich werde in Zukunft jede Kolumne hier verlinken, gut erkenntlich am Blogtitel, der mit einem lauten, positiven YA! beginnt. Und damit der Link nicht so alleine daherkommt, werde ich jeweils einen Post mit Hintergrundinfos zur Kolumne schreiben. 

Mittwoch, 19. Mai 2021

Girls und Boys und lackierte Fingernägel

Über das Thema für die heutige YA!-Kolumne bin ich während meiner Lesetour durch die Ostschweiz gleich mehrfach gestolpert. Zum Beispiel, als ich vor dem Bücherregal einer Schulbibliothek stand und mir das Wort BOYS entgegenleuchtete. Jungsbücher also. Weil mein Lieblingsbuchblogger Josia Jourdan genau zu diesem Thema kürzlich in einem seiner Spill your Tea Clips auf YouTube (ab Minute 5.40) eine Menge loswerden wollte, musste ich natürlich zuerst an ihn denken. Und dann auch an mich. Weil mich in meiner Jugend sogenannte Mädchenbücher nicht die Bohne interessiert haben und ich deshalb nach den Jungsbüchern gegriffen habe.

Ich versuchte der Bibliothekarin zu erklären, weshalb diese Kategorien keinen Sinn ergeben, aber ich fürchte, wir sprachen nicht dieselbe Sprache, resp. denken in völlig anderen Welten. Sie verstand nicht, was ich ihr sagen wollte. 

Auf derselben Tour lief unterwegs im Auto eine Sendung über Männer, die sich ihre Fingernägel lackieren, ich signierte ein Buch für einen wunderbaren Menschen mit einem selbst gewählten Jungennamen (und dachte wehmütig daran, dass ich das damals wahrscheinlich auch gerne getan hätte; nicht für immer, aber doch für eine gewisse Zeit) und ich dachte generell viel über Geschlechterfragen nach. 

Das hat auch die Bibliothek Uster getan. Ein Experiment bestätigte ihnen, dass sie mit ihren Gedanken richtig lagen. Es gibt in der Bibliothek Uster keine Jungs/Mädels Kategorie mehr. Mehr dazu erfahrt ihr in diesem spannenden Interview mit Melina Eberhard von der Bibliothek Uster.

Die Kolumne schrieb sich mehr oder weniger selber. Nachzulesen ist sie hier auf Qultur. 

Sonntag, 16. Mai 2021

Wie man als Jugendbuchverlag mit einem Kinderbuch fremdgeht und sich dabei treu bleibt

Gerne hätte ich während der letzten Wochen und Monate öfters laut und begeistert herausgerufen, was ich denn da genau in meiner da bux Lektoratsstube mache, aber wir haben in unserem Verlag einen klaren Zeitplan, was ab wann verraten wird. Und so blieb ich in den Social Media vage. Schrieb, wie sehr mir die neuen vier Geschichten der Edition 6 gefallen, und wie toll die Zusammenarbeit mit unseren Autor*innen ist. Beides ist keine Übertreibung. Es war eine Freude, gemeinsam an den vier völlig verschiedenen, allesamt sehr starken Texten zu arbeiten.

Einmal mehr ist die Bandbreite der Geschichten und Texte und ihren Erzählsprachen sehr weit. Genau das gefällt mir so an unserem Verlag. Wir haben zwar ein glasklares Konzept, aber innerhalb dieses Konzeptes gibt es unzählige Möglichkeiten, eine Geschichte zu erzählen. Auf der diesjährigen Ostschweizer Lesetour durch Oberstufenschulen in verschiedenen Kantonen durfte ich dafür massenweise Komplimente einheimsen (die ich hiermit direkt an unsere Autor*innen weitergebe). Gelobt werden die Vielfalt an Themen und Genres, die individuellen Erzählsprachen unserer Autor*innen, die leichte Lesbarkeit und die vielfältige Möglichkeit, wie unsere Bücher im und neben dem Unterricht eingesetzt werden können. Vor allem aber, dass wir die Jugendlichen mit unseren Büchern begeistern. Schönere Komplimente kann man nicht bekommen!

Was mir an da bux ebenfalls gefällt: Dass wir innerhalb unseres Konzeptes Experimente wagen. In Edition 2 war das mit Voll Risiko ein Buch, das sich auch im heilpädagogischen Bereich und im DaZ einsetzen lässt. In Edition 5 haben wir mit Hochdruck das Buch einer sehr jungen Autorin veröffentlicht (Maxima Hampel war siebzehn, als sie das Buch geschrieben hat). Und in Edition 6 wagen wir noch einmal etwas Neues. Wir gehen sozusagen fremd. Nämlich in den Kinderbuchbereich. Nicht mit der gesamten Edition; da bux ist und bleibt ein Jugendbuchverlag. Aber auf vielfachen Wunsch veröffentlichen wir im Herbst 2021 ein Kinderbuch, eins, in dem wir unserem Konzept der einfachen Erzählsprache treu bleiben.

Ich gestehe, als Lektorin bin ich mit sehr viel Respekt an diese Aufgabe herangegangen, bewege ich mich doch ansonsten eher im Bereich des Jugendbuchs. Was enorm geholfen hat: Als Autorin konnten wir die erfahrene Kinderbuchautorin Katja Alves gewinnen. Sie hat eine derart wunderschöne und packende Geschichte geschrieben, in einer Erzählsprache, die das Herz berührt und an den richtigen Stellen auch schneller schlagen lässt, dass das Lektorat zu einer riesigen Freude wurde.

Was wir bei diesem Buch als Verlag nebst dem Lektorat zusätzlich beachten mussten, erfahrt ihr in diesem Interview mit Tom Zai, das auf unserer Verlagsseite zu finden ist.

Mit den anderen drei Büchern bleiben wir auf der Oberstufe. Sie werden, genau wie das Kinderbuch, richtig toll. Mehr darf ich noch nicht verraten. Von wegen Zeitplan.

Mittwoch, 16. September 2020

Zu Gast beim Qultur-Talk

Ich durfte bei Qultur.ch gemeinsam mit Christian Imhof am Tisch Platz nehmen und mit ihm über das Schreiben, Jugendbücher, Lesungen, Musik und vieles mehr unterhalten. Das Resultat ist jetzt online.

Hier der Link zum Qultur-Talk


Samstag, 15. August 2020

Einblicke in meine Arbeit als Verlegerin – Unterrichtsmaterialien zu den da bux Büchern

Immer wieder werde ich gebeten, doch über meine Arbeit als da bux Verlegerin zu schreiben. Nun, da ich es endlich tue, trifft es ausgerechnet einen der letzten Schritte im Ablauf des Entstehungsprozesses einer Edition. Denn: Wir sind beinahe parat für den grossen Tag, an dem wir unsere vier Autor*innen und ihre neuen Bücher vorstellen. Der Druckauftrag ist erteilt, die Daten für die Vernissagen stehen, die Werbung dafür läuft, erste Vorbestellungen sind auch schon da. Die Vorfreude ist gross, und ab und zu schleicht sich auch nervöse Anspannung ein. 

Nun fehlen eigentlich nur noch die Unterrichtsmaterialien, die wir zu jedem Buch als kostenlose Downloads anbieten. Wie alle Arbeiten im Verlag teilen wir auch diese unter uns Verlegern auf. Dieses Jahr werden Stephan Sigg und ich zu je zwei Büchern Arbeitsblätter erstellen. Und über diese Arbeit werde ich heute etwas erzählen.

(Anmerkung in Klammer: Wir drei Verleger erledigen die allermeisten Arbeiten selber. Das ist möglich, weil jeder von uns seine Spezialgebiete hat, auf denen er/sie sehr stark ist und sich voll einbringen kann. Mehr dazu in einem anderen Post.)


Unsere Unterrichtsmaterialen zu den da bux Geschichten haben nicht den Anspruch, höchsten professionellen Kriterien standzuhalten. Unser Ziel ist es, Lehrpersonen eine bunte Vielfalt an Ideen in die Hand zu geben, eine breite Palette an verschiedensten Übungen, Aktivitäten und Begleitprojekten zur Verfügung zu stellen. Wir wollen dabei unsere Texte nicht für trockene Grammatikübungen oder belehrende Satzarbeit missbrauchen, sondern aufzeigen, wie man sich kreativ, lustvoll und intensiv mit Klassenlektüren auseinandersetzen kann.

Unsere Autor*innen machen es uns einfach. In ihren Geschichten steckt so vieles, das es zu entdecken gibt und in das man auf unterschiedlichste Arten eintauchen kann. Ich entwerfe im Augenblick die Arbeitsblätter zum Buch Die Torte von Romana Ganzoni – und die Ideen sprudeln von selbst. Ich weiss jetzt schon, dass es mir mit Hochdruck von Maxima Hampel genauso gehen wird. Würde man Stephan Sigg fragen, der die Arbeitsblätter zu Aktion Klimaschock und Null Empfang gestaltet, bekäme man bestimmt dieselbe Rückmeldung.

Was den Aufbau der Unterrichtsmaterialien angeht, suche ich immer wieder andere Wege, auch dieses Mal. Inspiriert haben mich dazu die Arbeitsblätter, die Tom Zai für meine „Krawallnacht“-Geschichten gemacht hat. Er ist weg von den „Schritt für Schritt durch das Buch“ Übungen, hin zu verschiedensten spannenden Projekten, die man zu den beiden Büchern durchführen kann.

Mein Plan für meine Arbeitsblätter zur Edition 5: Ich möchte dreigleisig fahren.
  1. Schritt für Schritt Übungen, die die jugendlichen Leser*innen durch die einzelnen Kapitel (beg)leiten.
  2. Kleine Projektarbeiten am Ende der Kapitel, die die wesentlichen inhaltlichen Punkte des Kapitels aufnehmen und eine Reflexion dazu ermöglichen.
  3. Projektarbeiten zum Buch, die einzelne Aspekte der Geschichte vertiefen und / oder in spannendes Neuland führen.

Ziel ist es, die Arbeitsblätter bis zum Erscheinungstermin parat zu haben. Sie können kostenlos von unserer Verlagswebseite heruntergeladen werden und dank einer Common Licence von den Lehrpersonen ihren Bedürfnissen angepasst werden. 

Als nächstes werde ich über die einzelnen Vernissagen berichten - und danach ganz von vorne anfangen mit unseren Arbeitsschritten, denn nach dem Buch ist immer auch gleich vor dem Buch. 

Wenn ihr Fragen habt, dürft ihr die gerne in den Kommentaren unten stellen. 

Mittwoch, 6. November 2019

Von schönen Landschaften, tollen Begegnungen, Höhen und Tiefen und persönlichen Manifesten

Die zweite Woche der Bündner Lesungen führte mich erst nach Chur und dann ins Engadin. In Chur hatte ich zwei Lesungen am Morgen, mit einer lange Pause dazwischen. Ich nutzte sie, um mir den brandneu eröffneten Buchladen Lüthy anzuschauen. Er ist ein Traum, eine Augenweide, ein Verweilort samt Kaffee, ein mutiges (weil gross angelegtes) Projekt mit einer grossen Kinder- und Jugendbuchabteilung. Und mit einem Punkt, an dem so ziemlich alle Buchläden in der Schweiz scheitern: Bei den prominent und bestens platzierten Büchern von Schweizer AutorInnen fehlen ... ja genau, die JugendbuchautorInnen. Während man im unteren Stock bei den Kinderbüchern noch ganz viele Schweizer Kinderbuchschaffende findet, sieht es in Bezug auf das Schweizer Jugendbuch (noch) ziemlich öd aus. Gut, in Sachen Jugendbuch und Schweiz sieht es generell zappenduster aus, und das hat mir dann die letzten paar Tage ein paar Tiefen reingehauen. Dazu aber später.

Ich habe mich lange mit der sehr engagierten Filialleiterin unterhalten. Es war ein gutes Gespräch, aus dem viele gute Ideen rangewachsen sind. Unter anderem haben wir auch darüber gesprochen, wie man das Schweizer Jugendbuch besser präsentieren könnte.

Am Nachmittag fuhr ich nach Pontresina ins Engadin. Dort deponierte ich mein Gepäck, rief Autorenkollegin Romana Ganzoni an, die in Celerina wohnt, und kündigte an, zu Fuss zu unserem Treffen zu kommen. Von Pontresina nach Celerina sind es nämlich nur rund 60 Minuten. Was ich zu jenem Zeitpunkt noch nicht wusste: Es sollten meine letzten Schritte auf Gras- und Wanderwegboden sein.

 zwischen Pontresina und Celerina
bei Celerina

Romana und ich verbrachten zwei anregende, spannende Stunden, ein Gespräch, in dem ich für mich extrem viel mitgenommen habe, und das mich unter anderem mitten in der Nacht auf Mittwoch dazu veranlasst hat, ein persönliches Manifest an mich selber zu schreiben, nämlich eine weitere Ausgabe von "Was ich will, was ich nicht mehr will, was ich tun werde, und was ich nicht mehr tun werde" (ich werde immer besser in diesen Fragestellungen). Danke Romana für die vielen Gedankenanstösse (ich sag nur mal Autortür oder Salsiz). Wenn ihr Romana noch nicht kennt, checkt sie aus. Unbedingt. Ihr werdet es nicht bereuen (Link oben bei ihrem Namen)!

Am Abend begann es zu scheien, und ich wachte am Dienstagmorgen im Winterwunderland auf.


Die Lesung am Dienstagmorgen in Pontresina war ein Highlight. Herzlichen Dank an alle Beteiligten. Ich machte mich völlig beschwingt in Richtung Hotel auf - und dort machte ich einen Fehler. Ich checkte meine Social Media Accounts. Kollege Sunil Mann verkündigte freudig, nach elf Büchern auf der Autorenliste von TV srf aufzutauchen. Ich freute mich riesig für ihn, machte aber leider den zweiten Fehler: Ich checkte, ob ich vielleich auch ... natürlich nicht. Und blöderweise ging mir das an die Nieren. 20 Bücher geschrieben. 2 Preise gewonnen. 3 Auszeichnungen erhalten für Texte, die von Radio srf zu Hörserien vertont worden sind. Und auf der AutorInnenliste: die üblichen Verdächtigen. Und ja, das habe ich als genau so bitter empfunden, wie das jetzt klingt.

(Eine Anmerkung in Klammer: Ich habe von mehr als einem Schweizer Autorenkollegen / Schweizer Autorenkollegin den Rat bekommen, einfach mal ein Erwachsenenbuch zu schreiben, irgendeins, im Notfall einen Regionalkrimi, egal was, einfach irgendwas - damit ich auf das Regal mit den Schweizer AutorInnen komme. Diese Klammeranmerkung wird weiter unten noch eine Bedeutung haben.)

An der Nachmittaglesung kündigte mich die nette Bibliothekarin in Zuoz mit den Worten an: "Es ist schön die berühmte Schweizer Autorin Alice Gabathuler bei uns zu haben." Worauf ich sie korrigierte. Ich sei zwar Autorin, aber nicht wirklich Schweizer Autorin, und berühmt auch nicht wirklich, sondern eher so eine Zweitklassautorin, weil ich weder auf Listen auftauche noch in diesen schönen Regalen mit Schweizer AutorInnen. Und überhaupt, wer mich finden wolle, müsse mich schon unten im Keller oder in der kleinen Ecke hinter den Kinderbüchern suchen.

Wir haben herzhaft darüber gelacht. Und dann verriet mir ein Mädchen, dass sie meinen #no_way_out schon drei Mal gelesen hat. Ein anderes Mädchen sagte mir, sie habe alle vier Bände der Lost Souls Reihe schon zwei Mal gelesen. Ich habe vor Ergriffenheit beinahe geweint. Und dann war da auf dem Bahnsteig in Zuoz noch dieser Junge, der auf mich zukam und fragte: "Sie sind doch Frau Gabathuler. Sie haben vor ein paar Jahren bei uns gelesen. Ich habe ein Buch von ihnen gelesen und dann noch viele andere von ihnen. Ich finde ihre Bücher toll."

Jetzt bin ich nicht so sicher, ob mir das Karma all diese netten Rückmeldungen geschenkt hat, oder Sunil Manns Engel Gabriel, oder das Schicksal. Es ist egal. Ich lag am Abend im Bett und schrieb mir ein Manifest:

1. Du schreibst KEIN Buch für Erwachsene, nur damit du aufs Regal kommst.
2. Wenn du als Jugendbuchautorin nicht auf dieses verdammte Regal mit den Schweizer AutorInnen kommst, bist du halt eine Ausserirdische oder eine Wahlschottin.
3. Wenn du als Jugendbuchautorin in deinem Land von den Institutionen nicht ernst genommen und / oder ignoriert wirst (es gibt Ausnahmen, eine grosse ist Pro Helvetia), dann bist nicht du schuld, sondern die Institutionen.
4. Wenn das nächste Mal irgendein Witzbold aus deiner weiteren Verwandt- oder Bekanntschaft eine Bemerkung in der Art: "Ah, die Verslibrünzlerin // Du bist doch die, die Märli schreibt. // Wisst ihr, Alice schreibt so Tom und Jerry / Hucki und seine Freunde Geschichten, dann bleibst du nicht mehr nett und lächlest darüber hinweg (Grüsse an Romana und einen Riesendank!!!), sondern du redest mal eine Runde Klartext.
5. Du bist stolz darauf, eine Zweitklassautorin aus der Kellerecke zu sein, die Jugendbücher schreibt. Und du bleibst so eine. Jetzt erst und grad recht. HA! (Superwomanpose!) ...
(Anmerkung in Klammer: Ich hätte da diesen Erwachsenenkrimi auf meiner Maschine; wenn der fertig wird, veröffentliche ich ihn im Self Publishing unter Pseudonym und tu so, als sei ich Schottin).
6. (ähm ... das ist nicht zitierfähig - für jene, die mich kennen, das ist der Teil, in dem ein imaginärer Finger eine wichtige Rolle spielt)

Heute Morgen habe ich auf dem Weg von Pontresina in die Landschaft geschaut (der es egal ist, ob ich auf dem Regal mit den Schweizer AutorInnen stehe), habe fleissig fotografiert und mich übers und am Leben gefreut.

 auf dem Weg zum Bahnhof in Pontresina
See in St. Moritz (ohne Filter, Farbaufnahme, es gab einfach heute Morgen keine Farben)

Nach der zweiten Lesung gab's Komplimente für die Krawallnacht. Eine Lehrerin liest die Bücher gerade mit einer Klasse, die überhaupt nicht gerne lesen - und die Geschichte von Alina und Kilian toll finden. 

Und damit komme ich zu einem Fazit: Wir Jugenbuchautoren begeistern auf (zum Teil nicht gerade prickelnd toll bezahlten) Lesetouren Jugendliche für Bücher, bringen sie ihnen nahe, legen den Boden für späteres Lesen. Ich wünschte mir, all die Leute, die über uns hinwegsehen, würden nur einmal ein paar Minuten bei uns in einer Lesung sitzen und sehen und wertschätzen, was wir tun. 

Aber Achtung, es gibt nicht viele von uns und es werden auch nicht unbedingt mehr. Wer was werden will, hier in der Schweiz, der schreibe Erwachsenenliteratur oder Kinderbücher. Aber ganz sicher keine Jugendbücher. Vor allem nicht "nur" (im Sinne von ausschliesslich).

Ich habe fertig.