Sarrazin hustet und die Medien verfolgen es live mit.
Hinterletzt jedes axolotlte Roadkill-Zitat gipfelte in einer neuen, aufgeregten Hegemann-Schlagzeile.
Jeder mögliche, unmögliche, potentielle oder geht-überhaupt-nicht Bundesratskandiat bekommt beste Hauptsendezeit.
Nachrichtengehalt: Irgendwo bei Null.
Hypefaktor: Maximal.
Kurzfristiger Empörungsfaktor: Sabbergeiferkreischverflucht.
Langfristige Ermüdungserscheinungen beim Publikum: Vorhersehbar.
Lernfaktor der Medien: Tiefgaragentief.
Um es mit den Worten von Marc Balsigers Bürokollegen zu sagen:
Bürokollege Suppino findet, dass die Medien viel zu stark aus Schlagzeilen, Instant-News und Hypes bestehen.
Der letzte Tag eines Monats, der in allem extrem war. Wettermässig. Gefühlsmässig. Schreibmässig. Es gab von absolut wunderbaren bis zu absolut grässlichen Tagen alles. Ich halte mich an die wunderbaren Tage und hoffe, aus den grässlichen Tagen zu lernen.
"Halt endlich die Klappe!"
Ich glaube, das ist mein Verlosungshut, der so völlig unsentimental aus einer Ecke ruft. Was er damit wohl sagen will: Hör auf herumzuleiern und rede Klartext. Der da wäre: Heute ist die letzte Gelegenheit, für die Augustverlosung in den Hut zu hüpfen. Die Anleitung findet ihr in der Blogroll.
Was der September für mich bereithält, weiss ich noch nicht. Na ja, ein paar Dinge schon. Ich muss endlich in die Gänge kommen und mein Buch fertigschreiben. Und ich bin Jurymitglied eines Schreibwettbewerbs, dessen Einsendeschluss heute ist. Ab morgen kann und darf ich in die Texte reinlesen. Darauf freue ich mich ganz besonders.
GANZ frisch, erst letzte Stunde hereingekommen: Die Mail von Richi Küttel, der die Ostschweizer Lesungen organisiert. Ich bin eingeladen, im Mai 2011 wieder mitzumachen. Meine Zusage ist schon weg. In den nächsten Tagen muss ich nun noch den nötigen Papierkram dazu erledigen.
Da fuhren wir also durch die Landschaft. In strömendem Regen. Es war kein Tag für das Haus in den Bergen, aber die Gärtnerei hatte angerufen. Hermann war da, bereit zum eingepflanzt werden. Mein Mann holte ihn am Freitag auf dem Weg nach Hause ab und es stellte sich heraus, dass Hermann für ein frisches Bäumchen eine stattliche Grösse hat. Am Samstagmorgen verluden wir ihn in unser Auto. Er musste ganz hinten einsteigen. Trotzdem kitzelten mich seine Blätter im Gesicht, denn seine längsten Äste reichten fast bis zur Windschutzscheibe.
Während wir durch den Regen fuhren, hörten wir Radio Grischa, das Bündner Lokalradio. Eine Moderatorin unterhielt sich mit einem Autor - mitten am Samstagvormittag, in aller Seelenruhe, ohne Eile, ohne Blick auf "zu lange Redezeit für einen Samstagvormittag". Er sprach über seine beiden Bücher über das Mittelalter, für die er fünf Jahre recherchiert hat, darüber, dass er den Verfolgten und Hingerichteten im Kanton Graubünden aus jener Zeit eine Stimme geben will, von Gerichtsakten, die zeigen, wie viel Kraft diese Menschen an ihrem Lebensende zeigten. Vom Rosenhügel, auf dem man Menschen aufhängte und im Wind hängen liess, als Abschreckung. In einem zweiten Teil stellte er sein neues Buch vor, Menschendämmerung, über einen Churer Anwalt, der im Jahr 2012 den Weltuntergang (oder den Beginn davon) erlebt und dabei auf sich selbst zurückgeworfen wird. Der Autor sprach von unserer schnelllebigen Zeit, in der viele gar nicht mehr wissen, wer sie sind, die Frage nach Sinn und Sein nicht stellen, weil sie nicht wissen wie, sich nicht trauen oder sie schlicht und einfach verdrängen. Ich hörte diesem Autor zu, den ich vorher nicht gekannt hatte, und wollte unbedingt seine Bücher lesen. Er heisst Philipp Gurt. Mehr über ihn erfahrt ihr HIER
(Zwischenbemerkung: Zürcher, ihr könnt den Schawinski behalten. Ich will Radio Grischa.)
In den Bergen hingen dicke Wolken. Wir fuhren mitten hinein, dort, wo sie am dichtesten sind, luden Hermann aus und trugen ihn hinunter in den Steilhang, in dem er sein Plätzchen haben wird. Noch vor ein paar Monaten war dieser Steilhang ein undurchdringlicher Dschungel an Brombeersträuchern und Bärenklau, ein wunderschönes aber gefährliches Gewächs. Wir drangen nur langsam vor, mussten uns den Weg freischneiden, kleine Pfade selber anlegen. Die Brombeeren habe ich gerodet, den Bärenklau kamen Männer vom Kanton Graubünden in Schutzkleidung ausgraben (durch den Bärenklau fliesst eine stark verätzende Flüssigkeit), da er auf der schwarzen Liste der schweizerischen Kommission für die Erhaltung von Wildpflanzen steht. Während rund um den Hang die pralle Vegetation gedeiht, ist er nach der Rodung ein ödes Stück Dreck- und Geröllwüste. Wir wollen ihm nach und nach sein Leben zurückgeben - ohne Bärenklau, der leider nach dem Kauf des Hauses schon zu gross war, um ihm selber zu Leibe zu rücken. Zwei Sträucher haben wir schon vor einer Woche gepflanzt, nun kam Hermann hinzu (Bilder am Ende des Eintrags).
Am Sonntag brach die Sonne durch die Wolken. Wir brachen zu einer Wanderung nach Vals auf - es wurde zu einer der schönsten des ganzen Jahres. In dieser wuchtigen Natur erledigt sich die Sinnfrage von selbst. Die innere Ruhe kehrt ein, Geschehnisse rücken an ihren Platz. Ich habe nicht geschrieben, dieses Wochenende. Ich werde schreiben, diese Woche und die Wochen, die da kommen. Für mich und meine Leserschaft.
Und dann auf dem Nachhauseweg die Nachrichten: Der Schweizer Luftwaffenchef wünscht sich ein Raketenabwehrsystem. Ich hätte umkehren und in die Berge zurückfahren sollen ...
Ich gehe davon aus, dass jüngere Blogbesucher genau wissen, was der Titel des heutigen Postings bedeutet. Wie aber steht es mit den älteren von euch? Könnt ihr mit dem Begriff etwas anfangen? Falls nicht, ist es höchste Zeit, sich damit zu befassen.
Das Internet ist ein Füllhorn - leider nicht nur an positivem Inhalt. Das Internet ist ein Ort, in dem sich die meisten Jugendlichen (und immer mehr auch Kinder) bewegenn wie auf einem Pausenplatz, der ihnen vertraut ist. Möchten viele Eltern noch wissen, was denn so in der Schule oder im Verein oder in der realen Freizeit läuft, ist ihnen der virtuelle Pausenplatz der Kinder ein Rätsel. Als ich vor einigen Jahren ein Seminar über Online-Games und Internet besuchte, staunte ich Bauklötze ob der absoluten Unerfahrenheit einiger Eltern in Bezug auf das Internet. Ich erlebte ihre Ungläubigkeit, ihr Erschrecken und ihr Entsetzen über Dinge, von denen ich längst wusste. Der Kernsatz des Seminars war: Eltern müssen sich mehr Medienkompetenz aneignen. Dass sich seit meinem Seminars Vieles geändert hat, ist gut. Dass das intensive Auseinandersetzen mit dem, was Jugendliche im Netz tun oder was ihnen im Netz passieren kann, wichtig ist, zeigt dieser erschütternde Bericht über einen Vater, der seinen Sohn verloren hat, weil er sich nach intensivem Cyberbullying mit 13 das Leben genommen hat.
Ein Weg, sich mit dem zu beschäftigen, was Jugendliche Denken und fühlen, ist das Lesen von Jugendbüchern. Viele Jugendbücher nehmen aktuelle Themen auf und verarbeiten sie zu Geschichten. Meiner Meinung nach gehört deshalb der Abstecher in die Jugendbuchabteilung beim nächsten Besuch eines Buchladens für Eltern von Jugendlichen einfach dazu.
Keine Ahnung. Die gestern versprochene Ehrlichkeit? Die geht so: Seit Anfang Jahr gibt es in meinem Schreiberleben - nebst ganz viel Licht (Super Lesungen, ganz tolle Leserschaft, unvergessliche Begegnungen mit Jugendlichen, Lehrkräften, Veranstaltern, wunderbare Autorenkollegen) leider auch ziemlich viel Schatten. Ich habe das meiste davon aus dem Blog ferngehalten, und wenn es Eingang in den Blog gefunden hat, dann nur als Andeutung. Es ist ja nicht gerade so, dass ich mir das einfachste Geschäft der Welt ausgesucht habe. Jemand nannte den Kulturbereich im Allgemeinen und den Literaturbereich als einen Teil davon einmal ein Haifischbecken. Jede und jeder, der sich darin bewegt, weiss das und weiss auch, dass er / sie damit klarkommen muss. Wer das nicht kann oder will, sollte nicht jammern, sondern es bleiben lassen. Take it or leave it. Meine Gedanken kreisen in den letzten Wochen öfters um das "leave it" - lass es bleiben. Nicht, weil ich nicht damit klarkommen kann, sondern weil ich mich frage, ob ich wirklich damit klarkommen will.
Leute, die mir Rat geben, sagen: Du kennst noch gar nicht das ganze Haifischbecken. Stimmt. Es gibt Menschen im Literaturbereich, die mir sehr viel bedeuten, die beweisen, dass sich nicht nur Haie im Wasser tummeln, sondern auch ganz bunte Fische, lustige, edle, hilfsbereite, motivierende, im besten Sinne Arschkickende ... kurz: ein wunderbarer Schwarm. Deshalb schwimme ich weiter. Will heissen: Ich schreibe ganz bestimmt weiter. In welcher Form, weiss ich noch nicht. Eins weiss ich: Ich will aus dem Herzen schreiben, mehr noch, ich will meine Bücher leben. Kopfvoran hineintauchen in die von mir geschaffenen Welten, meine fiktiven Figuren für mich real werden lassen. Und ich wünsche mir für diese Figuren und ihre Geschichten einen würdigen Rahmen, einen, der mir Freude macht, zu dem ich zu 100 Prozent stehen kann.
Update: Fast das Wichtigste vergessen. Wenn ich so schreiben will, wie es mir entspricht, dann muss das schreiberische Umfeld stimmen. Ich will nicht "trotz" der Umstände schreiben, sondern mich wohl fühlen in den Umständen, unter denen ich schreibe. Ich schreibe nur dann gut. Und gut schreiben ist, was ich will.
Reden wir heute mal Klartext. Werfen wir einen unsentimentalen Blick auf das, was auch viele nette Worte nicht beschönigen können. Dazu zuerst ein Beispiel.
Stellt euch vor, ich stehe an einer Lesung vor euch und sage: "Hat ungeheuer Spass gemacht, FREERUNNING zu schreiben. Ist auch ein echt tolles Buch, Leute. Und irgendwie stehe ich dazu. Aber ich sage euch gleich: Soooo unterhaltend und spannend ist es dann nicht. Kauft also lieber das vom Kollegen xy oder seht euch gleich bei Büchern eines andern Verlags um."
Ihr würdet denken, die Gabathuler ist bescheuert. Richtig? Absolut und total bescheuert.
Genau das hat mein Verlag gemacht. Ich habe gestern den Verlagskatalog etwas näher angesehen und festgestellt, dass irgendwer in meinem Verlag auf die "geniale" Idee gekommen ist, die eigenen Bücher im Verlagskatalog mit einem Punktesystem zu bewerten. Dazu hat dieser Irgendwer verschiedene Kategorien geschaffen wie: Gefühl / Atmosphäre / Originalität / Unterhaltung / Humor / Action / Infotaiment / Aktualität / Werte. Zu jedem Buch wurden drei Kriterien ausgewählt und bewertet.
Nun wäre dieses Punktesystem ja witz- und wertlos, wenn alle Bücher überall drei von drei Punkten bekämen. Das Punktesystem wäre zudem kontraproduktiv (zum "wäre" weiter unten mehr), wenn man jenen Büchern, denen man im Katalog gleich eine Doppelseite einräumt, nicht das Maximum gäbe (Doppelseite im Katalog = Signal an die Buchhändler: Hey, der Autor / die Autorin ist uns so wichtig, dass wir ihm / ihr gleich zwei Seiten einräumen). Also streut man die Verlustpunkte unter jene Bücher, die auf einer Katalogseite Platz haben (von denen die Händler sowieso wissen, dass sie - wenn wir schon Klartext reden, dann richtig - weniger wichtig sind, sprich auch weniger keine Werbung vom Verlag erhalten).
Mein FREERUNNING gehört zur Kategorie: Eine Seite im Katalog. Da hilft auch das "Der neue Krimi von unserer Erfolgsautorin" nicht viel. Die eine Seite stört mich nicht. Ich weiss sehr wohl, wie das Geschäft funktioniert und kann damit leben, so wie ich damit leben muss, dass FREERUNNING im Foreign Rights Katalog briefmarkengross auf der letzten Seite platziert ist (sprich: Die Frage "Werden Ihre Bücher auch in andere Sprachen übersetzt?" erübrigt sich somit ein- für allemal).
Was mich gestern aber - gefühlsmässig - glatt niedergestreckt hat, war das Punktesystem. Womit wir zurück bei meinem Beispiel sind. Der Verlag bewirbt mein Buch mit dem Slogan: Ein Adrenalinrausch zum Lesen. Und vergibt dann dem Buch folgende Punkte:
Spannung: drei von drei Punkten Action: zwei von drei Punkten Unterhaltung: zwei von drei Punkten
Ich übersetze das mal für euch: Der Adrenalinrausch hält sich in Grenzen, denn echt, so richtig rauscht das Adrenalin nur bei maximalem Actionlevel, sprich drei von drei Punkten. Zudem gibt es Unterhaltenderes als dieses Buch. Greift also besser zu einem Krimi eines anderen Verlags.
Mir doch wurscht, könntet ihr jetzt sagen, ich kauf FREERUNNING trotzdem. Die Sache hat einen Haken. Ihr kriegt den Katalog nicht. Er geht an die Buchhändler, die aufgrund der Katalogbeschreibung entscheiden, welche Bücher sie in ihren Laden stellen. Für alle Neuerscheinungen hat es keinen Platz in der Buchhandlung. Und seid mal ehrlich: Würdet ihr euren Laden mit einem Buch verstopfen, an das - laut Punktesystem - nicht einmal der eigene Verlag so richtig glaubt? Ich nicht.
Bevor ich zur ernüchternden Konsequenz dieser ganzen Klartext-Geschichte komme, noch ein Wort zum weiter oben versprochenen "wäre". Wäre ein Verlag wirklich so blöd, einem Buch, das er auf einer Doppelseite präsentiert und damit dem Buchhändler durch die Blume sagt: "Stell dieses Buch in den Laden, das fegt, das geht weg wie warme Semmeln" einen einzigen Punkt von drei zu geben? Nein? .... Doch! Eine meiner Verlagskolleginnen hat ein wunderschönes Buch geschrieben, dessen Umschlagbild signalisiert: Ich bin witzig, ich bin unterhaltsam, ich bin originell (und ich bin sicher, genau das ist das Buch auch!). Der Verlag gibt diesem Buch für Originalität einen Punkt.
So, und jetzt zum Fazit: Lieber Verlag, das ist ein Schuss ins Knie. Die Querschläger treffen uns Autoren. Ich für meinen Fall überlege mir jetzt, ob ich statt einer begeisterten und begeisternden Lesung einfach mal vor 60 Jugendliche treten und sagen soll: "Hat ungeheuer Spass gemacht, FREERUNNING zu schreiben. Ist auch ein echt tolles Buch, Leute. Und irgendwie stehe ich dazu. Aber ich sage euch gleich: Soooo unterhaltend und spannend ist es dann nicht. Kauft also lieber das vom Kollegen xy oder seht euch gleich bei Büchern eines andern Verlags um." Und dann lese ich aus einem anderen Buch vor. Zum Beispiel aus dem Buch jenes andern Verlags, für den ich dieses Jahr eine Geschichte für eine Weihnachtsantologie beigesteuert habe.
Heute, auf dem Heimweg von einem Familien-Abendessen, schoben wir Bob Seger in das CD-Fach. Und es hat einfach gepasst:
You take a chance on an airplane
You take a chance when you cross the street
You take a chance when you love somebody
When you're standing near the heat
You take a chance when you're honest
You take a chance when you tell lies
You take a chance when you trust somebody
When you look 'em in the eyes
Take a chance on me
Take a chance on me
I'm exactly what you see honey
Take a chance on me
Ich habe kein Video dazu gefunden. Hören kann man es hier:
Das neue Buch meines Kollegen Michael Borlik heisst NOX - Das Erbe der Nacht. Ich bin ja überzeugt, dass Michael damit - verdientermassen - zum Bestsellerautor wird, aber darum geht es in diesem Eintrag nicht. Es geht darum, dass es zur Entstehungsgeschichte von NOX ganz viele spannende Hintergrundinformationen gibt. Zum Beispiel die, wie das Cover entstanden ist
Gestaltet hat es Michael Boettler. Wenn ihr schon immer mal wissen wolltet, wie so ein Buchcover gestaltet wird, klickt HIER.
Ebenfalls empfehlenswert ist das Interview von Michael Borlik über Werwölfe und Vampire, über Herzenstitel und über das Cover.
Ich bin spät dran. Viel zu spät. Himmel noch mal! Hans-Herrmann und diese blöde Durchhängerkrise sind schuld - ja, und vor allem ich :-(((
Kurz vor Torschluss aber doch noch: Es gibt auch diesen Monat eine Buchverlosung! Zu gewinnen gibt es eines dieser Gabathuler-Bücher nach Wahl:
Blackout
Schlechte Karten
Mordsangst
50 Riesen
Das Projekt
Starkstrom
(Freerunning ist noch nicht auf der Liste, weil es erst im September erscheint. Die Neuerscheinung feiere ich dann mit einer grösseren Verlosung).
Wer mitmachen möchte, schiele bitte zur Blogroll hinüber (das ist das Textgedingse auf der rechten Seite), finde den Titel Buchverlosung und halte sich an die Instruktionen (sind nicht so schwierig). Viel Glück!
PS: Im September bin ich pünktlicher mit der Verlosung. Versprochen.
Seit einiger Zeit häufen sich in meinem Leben die Zufälle. Und zwar so stark, dass ich manchmal an eine grosse, bunte Schicksalsmaschine denke, die das Leben durcheinanderwirbelt und dann die richtigen Teilchen aufeinander prallen lässt.
(Zwischenbemerkung: So eine Maschine könnte ich übrigens auch für die Socken der Familie brauchen; da scheinen nämlich immer weniger Teilchen, sprich passende Socken, zueinander zu finden. Mittlerweile habe ich das Gefühl, ich habe mehr traurige Einzelexemplare als glückliche Paare ... Jetzt aber zurück zur bunten Schicksalsmaschine.)
Kürzlich war an dieser Stelle die Rede von Hans-Herrmann, einem ziemlich unangenehmen Zeitgenossen, der eigentlich Jutta Wilke gehört, der sich aber bei mir eingenistet hatte. Ich habe zwar ihn erfolgreich aufgescheucht und vertrieben, aber ich habe öfters an ihn gedacht - nicht jedoch an jenem Tag, an dem ich in die Gärtnerei marschiert bin und mich nach einem Zwetschgenbaum für das Haus in den Bergen umgesehen habe. Ich fragte den Gärtner, was für ein Baum denn in einer Höhe von 1200 Metern überlebt, wo die Winter lang und die Sommer kurz sind. Der Gärtner hat ein gescheites Buch gefragt und sagte: "Da bleibt eigentlich nur ..." Ratet mal. Richtig. "Der Hermann." Blüht früh (was in den Bergen später ist als im Tal) und trägt die Früchte schon im Sommer (in den Bergen im Herbst, aber noch vor dem ersten Schnee). "Der Hermann", sagt ich und lachte bei der Vorstellung, dass die eine Hälfte dieses garstigen Wesens schon bald ein Zuhause bei mir findet. "Den kaufe ich. Unbedingt!"
Ende September sollten wir ihn erhalten, unseren Hermann. Falls es noch nicht schneit, graben ihn mein Mann und ich noch dieses Jahr ein. Ich kann es kaum erwarten.
Dass mein Mann und ich dieses Wochenende beim Wandern noch gehörig vom Weg abkamen und uns der Zufall auch da zum glücklichen Ende (dem Auto auf dem Parkplatz bei der Alp) führte, ist eine andere Geschichte ...
PS: An dieser Stelle die offizielle Einladung an Jutta Wilke: Du kannst die eine Hälfte deines inneren Schweinehundes bald bei mir besuchen - und wenn du im Frühherbst kommst, auch von seinen Früchten essen.
Die Schreibmotivation hat mich wieder! Gestern und vorgestern habe ich den Laptop mit Buchstaben gefüttert. Heute füge ich weitere dazu - und am Wochenende überarbeite ich den neu geschriebenen Text. Kaum ist mein Schreibmotor wieder in die Gänge gekommen, ist mir die Idee zu einer neuen Geschichte angehüpft. Auch das ist eine Wochenendaufgabe: Einen ersten Entwurf eines Exposés dazu schreiben.
Was ich mir die letzten paar Tage ebenfalls intensiv überlegt habe: Was will ich schreiben? Was soll ich schreiben? Was muss ich schreiben? In meinem Bereich (Krimis / Thrillers) geht es immer mehr um spektakuläre, globale Themen (Computerhacker verändern die Welt ect.). Ich habe bis jetzt immer die kleinen, persönlichen Biotope meiner Figuren ausgeleuchtet, Alltagsgeschichten, die aus dem Ruder gelaufen sind. Mir gefällt das, und auch die neue Buchidee beginnt im Alltag und endet in persönlichen Katastrophen, die jedoch nicht die Welt, sondern nur das Leben meiner Charaktere für immer verändern wird.
Andererseits reizt mich auch das Grössere. Die Buchidee, die seit Frühjahr beim Verlag liegt - und von der ich noch nicht weiss, ob sie umgesetzt wird; ich warte (immer) noch auf eine Antwort - gehört in den globalen Bereich, der akutelle Themen unserer Zeit anspricht. Diese Idee reizt mich so sehr, dass ich das Buch auch dann schreiben werde, wenn mein Verlag sich dagegen entscheidet. Das habe ich mir versprochen.
Um zu den Fragen im zweiten Absatz zurückzukommen - ich habe die Antworten für mich gefunden: Was will ich schreiben? => Genau das, was mich interessiert und was ich erzählen möchte. Was soll ich schreiben? => Gleiche Antwort wie bei "Was will ich schreiben?" Was muss ich schreiben? => Ich will nicht schreiben müssen. Ich will schreiben wollen.
Ich habe sehr viel über das Schreiben nachgedacht die letzten paar Wochen. Die Antworten haben sich während einer wahrhaften Achterbahn der Gefühle immer deutlicher abgezeichnet. Klar geworden sind sie mir nach dem Besuch einer Bilderausstellung. Seit ich weiss, was ich will und was ich nicht will, ist in meinem Innern Ruhe eingekehrt. Es kommt, wie es kommt (gell, Thinkabout?)
Ich habe früher mal getwittert. Und dann aufgehört, weil ich das Ganze als Marktplatz der Schreier betrachtet habe, in den jeder was reinbrüllt, aber kaum einer auf den andern hört. Nun, seit vorgestern gehöre ich wieder in die Runde der Marktschreier. Was ist diesmal anders?
Ich gehe es ganz langsam an. Folge nur Leuten, von denen ich denke, dass ich ihre Tweets auch wirklich lesen möchte. Schiele nicht auf Followers. Die sind zwar wichtig, wenn man seine Mitteilungen an den Mann / die Frau bringen will, aber da ich nicht wirklich an den Werbeeffekt von Twitter glaube - sondern einfach nur naiv darauf hoffe ;-) - möchte ich Twitter in erster Line als Informationsplattform nutzen.
Was soll ich sagen: Es ist sehr gut angelaufen. Ich folge u.a. Jugendbuchverlagen und erfahre so, was gerade läuft. Vor allem aber begeistert mich ihre Art Werbung für Bücher (meine Wunschliste wächst!). Da stehen dann einfach absolut starke Sätze in einem Tweet und man (ich) klickt (klicke) auf den Link, weil ich UNBEDINGT wissen will, welches Buch das ist. Auch Lesungen werden via Twitter angekündigt und ich kann mir vorstellen, dass sich Leseratten solche Termine gleich notieren. Was eigentlich beweist, woran ich im Absatz vorher gezweifelt habe: Es gibt auf Twitter eine Werbewirkung. Wenn man es richtig macht.
Leider hat mein Verlag zwar einen Account, nutzt ihn aber nicht. Ich finde das extrem schade. Aber vielleicht kommt das mit dem Twittern ja noch. Auf Facebook ist der Thienemann-Verlag schon mal.
Dort bin ich (noch) nicht. Weil ich mit dem Zuckerberg (dem Cheffe von Facebook) nicht so ganz klar komme. Der macht mir datenschutzmässig zu viele Sachen, die mir nicht schmecken. Weshalb er von mir boykottiert wird (er wird's verschmerzen).
Wer mir auf Twitter folgen will, findet den Link ganz unten in der Blogroll.
Und hier noch ein Tweet, der mich dazu gebracht hat, ein Buch auf meine Wunschliste zu setzen:
Es gibt noch einen weiteren Grund, weshalb "es" nicht schreiben will: Einflüsse von aussen, die sich im Kopf so heftig breit machen, dass sie alles andere ersticken. So ein Grund führte mich gestern statt an den Laptop in eine Gallerie, in der ein befreundeter Maler seine Bilder ausstellt. Ich entdeckte Bilder, die ich noch nicht kannte, staunte einmal mehr über die Vielfalt der Techniken und Stile und sass dann einen Nachmittag lang in diesem uralten Haus im Städtli Werdenberg mit zwei Malern an einem Holztisch, tief in ein herrliches Gespräch über das Malen und die Kunst vertieft. Ich verliess die Ausstellung mit einem Bild (na ja, es hängt noch da, aber es gehört jetzt mir - ich hätte es euch gerne gezeigt, aber genau das fehlt auf Franz' Webseite) und Motivation, ganz viel Motivation, aber auch mit einer neuen Perspektive.
Wenn ich so darüber nachdenke, kenne ich sogar den Auslöser: In die Ausstellungsräume fällt nur wenig Tageslicht durch die alten Scheiben; die Bilder sind also den ganzen Tag beleuchtet. Wir machten das Licht aus - und die Gemälde zeigten sich von einer ganz anderen Seite. Zum Teil weicher, zum Teil schimmerten Farben durch, die man unter den Spotlichtern nicht gesehen hatte.
Genauso ist es mit den Schreibbedingungen: Sie ändern nicht. Aber man kann sie in einem anderen Licht sehen. Heute wird ein Schreibtag.
In unserem Autorenforum diskutieren wir zurzeit darüber, woran es liegen könnte, wenn man beim Schreiben einfach nicht in die Gänge kommt. Mein Kollege André Marx hat die Gründe analysiert und - meiner Meinung nach - haargenau auf den Punkt gebracht:
1. Ich kannte meine Figuren überhaupt nicht richtig.
2. Ich kannte meine Figuren zwar, versuchte sie aber ständig zu etwas zu zwingen, was nicht ihrer Persönlichkeit entsprach.
3. Der Plot holperte lustig vor sich hin, aber ich dachte, ich könnte einfach über die Logiklücken hinwegschreiben.
4. Ich glaubte, der Geschichte eine bestimmte Ausprägung geben zu müssen, die ich so eigentlich gar nicht schreiben wollte.
5. Ich mochte das komplette Projekt von Anfang an nicht, fühlte mich aber irgendwie verpflichtet.
André belässt es nicht einfach bei der Analyse, sondern hat auch brauchbare Tipps, wie man aus der Sackgasse, in die man geraten ist, wieder hinausfindet:
1: Schreiben ist besser als nicht schreiben. Selbst wenn Du das Gefühl hast, dass das alles nix taugt - schreibe irgendwas! Selbst wenn es nur Müll ist, hast Du abends nicht mehr das schlechte Gewissen, überhaupt nichts getan zu haben.
2: Sprich ganz, ganz, ganz ausführlich mit einem Menschen Deines Vertrauens die komplette Geschichte durch. Figuren, Plot - alles. Einen ganzen Nachmittag lang. Möglichst beim Spazierengehen. Und möglichst mit jemandem aus der schreibenden Zunft, die sehen die Schwachpunkte meist als Erstes.
Herzlichen Dank an André Marx ,der mir erlaubt hat, seinen Text auszugsweise in diesem Blog wiederzugeben.
Während die ZEIT unter viel Getöse von protestierenden Autoren und der Arbeitsgemeinschaft von Jugendbuchverlagen das Jugendbuch mehr oder weniger in die Versenkung geschickt hat, legt "meine" Tageszeitung zu. Sporadisch fanden sich im Kulturteil Kinderbücher, Jugendbücher noch sporadischer. Innerhalb der letzten paar Wochen fanden jedoch gleich zwei Artikel den Weg sowohl in die Print- als auch die Online-Ausgabe des Tages Anzeigers, einmal über den Jugendbuchautor Kevin Brooks und jetzt über das kontrovers diskutierte Nichts von Janne Teller. Ich hoffe und wünsche, dass daraus ein Trend wird. Denn: Wie können wir den Untergang der Lesekultur bei Jugendlichen bitter beklagen, wenn wir nichts dazu beitragen, Büchern - und im Falle von Jugendlichen ganz spezifisch Jugendbüchern - mehr Gewicht zu geben, indem wir ihnen Platz in den Medien einräumen?
Die NZZ ist übrigens dem Tagi immer noch einen Schritt voraus. In ihrer Sonntagsausgabe wird jede Woche wahlweise ein Kinder- / Jugendbuch besprochen. Leider zieht sich dieser gute Ansatz dann nicht bis zur monatlichen Buchbeilage weiter, in der das Kinder- und Jugendbuch ein tristes (praktisch inexistentes) Dasein fristet.
Es nützt nichts, wenn ein Staat Autoren mit Werkbeiträgen und Stipendien unterstützt, wenn nicht gleichzeitig von ganz früh an aktive Leseförderung betrieben wird (denn wer nie fürs Lesen begeistert worden ist, liest keine Bücher, auch nicht von finanziell unterstützten Autoren). Auch hier ist der Staat aktiv, nicht zuletzt in Form der subventionierten Schullesungen - aber es braucht mehr, mehr, mehr. Zum Beispiel die Präsenz von Büchern in den Medien. Es ist halt einfach so: Was nicht in den Medien vorkommt, ist nichts wert. Deshalb heute ein Danke an meine Tageszeitung. Und ein: Weiter so!
Der allergrösste Teil meiner Lesungen sind Schullesungen. Öffentliche Lesungen sind selten (nicht, weil ich nicht will, sondern weil die Nachfrage der Veranstalter einfach nicht sehr gross ist, das nur mal so als Wink mit dem Zaunpfahl). Deshalb freut es mich sehr, dass ich auf diesen Herbst gleich zwei öffentliche Lesungen ankündigen kann:
Dienstag, 14. September, 19.00 Uhr (voraussichtlich), Bibliothek, Widnau (aus Freerunning) Samstag, 16. Oktober, 14.00 Uhr, Stüdtlimühle Buchs, Lesung unter dem Titel Jugendkrimi, zusammen mit Petra Ivanov (aus Freerunning / Reset)
Der Zeitungsartikel heute Morgen hat mich beflügelt. Ich habe fast den ganzen Tag mit der Überarbeitung des bestehenden Textes verbracht und sehe jetzt sehr klar, wie ich das Buch beenden möchte.
In der Zeit, in der ich nicht geschrieben habe, habe ich Gitarre gespielt. Plötzlich fällt alles an seinen Platz. Ich habe in den letzten zwei Tagen mehr Fortschritte gemacht als in den letzten sechs Monaten. Heute habe ich meine ganz alten Sachen ausgegraben, Songs aus einer anderen Zeit, in der ich jeden Tag zum Teil stundenlang akustische Gitarre spielte, nicht zuletzt, um überhaupt mit dem Leben zurecht zu kommen. Gleich morgen früh muss ich meinem Gitarrenlehrer eine Erinnerungsmail schicken. Er hat mir "Stairways to Heaven" versprochen für die nächste Lektion. Und weil er wie ich nicht immer an alles denkt (Gigs in Holland und Liechtenstein Ende dieser Woche), helfe ich seinem Gedächtnis besser auf die Sprünge. Ich kann es nämlich kaum erwarten, den Song zu lernen.
Als Abschluss eines wirklich guten Tages habe ich ein Bild entdeckt, das meine Tochter heute ins Netz gestellt hat (Selbstportrait, bearbeitet). Sie hat es Unfinished genannt - passender und schöner kann ein Tag nicht ausklingen.
Mein neues Buch wird härter und düsterer als alle andern zuvor. Ich habe mich darauf gefreut, es zu schreiben, denn wie schon in "Freerunning" experimentiere ich mit der Sprache, lote Grenzen aus, gehe ich noch weiter. Auch der Inhalt ist - so dachte ich - recht hart und düster. Nun komme ich mir vor wie eine Sonntagsschülerin, denn die Realität hat mich seit der Ausarbeitung meines Plots vor ca. zwei Jahren gnadenlos überholt. Hart war gestern. Heute ist knüppelhart die neue Gangart.
Vielleicht liegt darin auch ein Grund für meinen Durchhänger beim Schreiben. Ich habe mitten im Text bemerkt, dass ich für das Genre, in dem ich schreibe, zu wenig hart, zu wenig düster bin. Meine Kinder haben mir das ganz am Anfang gesagt. Aber ich dachte, ich könne ja nicht gleich hordenweise Leute niedermetzeln und auch der Psychoterror, dem ich meine Protagonisten aussetze, ist nicht ganz so beklemmend, wie ich es von der "Erwachsenenliteratur" her kenne. Ich scheute vor dem Kampf mit allzuharten Bandagen zurück. Nicht jugendbuchgerecht, dachte ich. Ich habe mich wohl geirrt. Nun, noch ist Zeit, einen Zacken zuzulegen. Ehrlich gesagt, kitzelt es mich richtig in den Fingern, den Text aufzumischen und ihm einen härteren Anstrich zu geben. Hans-Herrmann guckt mich schon ganz böse an.
Ich hänge schreibtechnisch in den Seilen. Sogar bloggermässig ist mein Hirn leergefegt. Wenn jemand meiner Schreibmotivation begegnet, wäre ich froh, wenn er sie mir zurücksenden könnte. Bis es so weit ist, schrammle ich auf meiner E-Gitarre herum (und belästige unschuldige Nachbarn mit grenzmässigem Sound), führe mein Parallelleben als verkappte Bergbäuerin und Wandervogel und fröhne zwischendurch dem Nichtstun, heute in Form eines Frühstücks mit einer Kollegin, auf das ich mich total freue.
Bevor ich gleich losdüse, noch eine Vorankündigung: Im September und Oktober gibt's zwei öffentliche Lesungen von mir (die zweite zusammen mit einer wunderbaren Autorenkollegin). Mehr morgen oder übermorgen.
Ein privates PS: Jutta, ich glaube, dein Hans-Herrmann hat sich bei mir eingenistet. Ist wirklich ein sackfauler Kerl.
Am Freitagabend war ich im Kino - und erlebte eine dieser Offenbarungen, nach denen man nicht mehr derselbe Mensch ist wie vorher. Es ist nicht so, dass ich nun mein Leben nun auf den Kopf stellen werde oder sonst etwas Dramatisches passieren wird; die Änderung spielt sich im Kopf ab. Der Film hat in meinem Kopf einen Gedanken gepflanzt, den ich hegen werde wie eine Pflanze, und irgendwann wird dieser Gedanke - hoffentlich - in einem meiner Bücher zum Blühen kommen.
Damit sind wir haargenau beim Thema, denn darum geht es im Film Inception: Um einen Gedanken, der jemandem ins Hirn gepflanzt werden soll - in einem Traum. (Allerdings nicht, damit dieser Mensch dann ein Buch schreibt.)
Was für eine bescheuerte Idee, dachte ich, als ich zum ersten Mal von diesem Film hörte. So eine Geschichte kann einfach nicht funktionieren, nie und nimmer. Normalerweise hätte ich also so einen Film an mir vorbeiziehen lassen, so, wie ich viele Filme (zum Beispiel Komödien mit Hunden, spätpubertierenden Männern oder verklemmten New Yorker Magersüchtigen) an mir vorüberziehen lasse. Aber dann fand ich heraus, dass Leonardo DiCaprio die Hauptrolle spielt (ich finde den Typen genial) und Regisseur Chris Nolan den Film verantwortet. Ich las die begeisterte Besprechung von Thomas Hunziker in seinem Filmblog, dazu kamen andere gute Kritiken, und ich beschloss, mir die Sache anzusehen, allerdings immer noch sehr skeptisch.
Um es kurz zu machen: Thomas Hunziker trifft mit seiner Besprechung den Nagel auf den Kopf; ich kann mir damit an dieser Stelle meinen Kommentar zum Film sparen und direkt zu den Auswirkungen kommen, die er auf mich hat:
Ich wünschte, ich hätte bei den Diskussionen dabeisein können, in denen es darum ging, die Details der Grundidee auszuarbeiten. Ich wünschte, mir wären solche Dinge eingefallen wie das mit dem Kick oder dem Bus, der von der Brücke fällt. Ich stellte mir die Drehbuchschreiber vor, wie sie zusammensassen und ihre Gedanken fliessen liessen. Tagelang. Nächtelang. Es muss der absolute Wahnsinn gewesen sein, in seiner positivsten und negativsten Form.
Der Wunsch wurde zum Gedanken: Ich will auch! Grenzen ausloten und überschreiben. Plotideen nachgehen, die unmöglich sind. Sie umsetzen in einer Form, die unmöglich scheint. Das ist der Gedanke, den der Film in mir gepflanzt hat. Pflanzen ist dabei genau das richtige Wort. Noch ist es ein kleines Pflänzchen, aber ich werde es hegen.
Kürzlich hat mich jemand nach meinen Inspirationsquellen gefragt. Ich habe Bücher, Musik und Filme angegeben. Wenn ich mir die Bücher ansehe, die ich bis jetzt geschrieben habe, basieren (bis auf eines) alle auf einem Erlebnis wie Inception. Meine Pflanzen mögen kleiner sein, weniger bunt, weniger exotisch, weniger spektakulär, (viel) weniger genial als jene Werke, aus denen sie gewachsen sind. Aber sie stehen in meinem Garten und ich mag jede einzelne von ihnen.
Jenen, denen es den Lesespass nicht verdirbt, wenn sie die Inspirationsquelle(n) kennen, aus denen meine Bücher gewachsen sind, verrate ich sie nach dem Trailer zu Inception. Alle andern scrollen bitte nicht weiter runter als bis zum unteren Bildrand des Films.
Blackout: "How you remind me" von Nickelback / "Finds Glück eim" von Züri West Schlechte Karten: "Supergirl" von Reamonn Mordsangst: "Fight Club" (Film) 50 Riesen: Bruce-Willis-Action-Streifen Starkstrom: "Was wäre wenn" von Meg Rosoff / Songs von AC/DC und anderen (Hard) Rock Bands Freerunning: Songs von Everlast: "Saving Grace", "Blinded by the sun", "White Trash Beautiful" ... und der Schreibstil von Kevin Brooks. Das geht so weit, dass dem Buch ein Zitat aus einem Everlast Song vorangestellt ist und Kevin B. gewidmet ist. Das Projekt ist eine Ausnahme. Das kommt von ganz tief innen; das MUSSTE einfach geschrieben werden.
Natürlich gibt es dann innerhalb der Geschichten zu fast allen Figuren noch Inspirationen und Geschichten, warum es diese Figuren gibt und sie heissen, wie sie heissen, aber ohne einen "Kick" (wie in Inception) geht es nicht. Nur bringt beim Schreiben der Kick etwas ins Rollen, während er bei Inception ... na ja, selber gucken gehen :-)
Der Verlosungshut hat brav seinen offenen Schlund hingehalten, als Sohnemann heute Morgen um 7.20 Uhr Glücksritter spielte. Mit geschlossenen Augen griff er in die Namenszettel und zog ...
... ah, ich mache es noch ein bisschen spannend (für ganz Neugierige: Die Gewinnerin ist am Ende des Blogeintrags aufgeführt, samt Buch, das sie sich gewünscht hat) und erzähle, wieso die Ziehung einen Tag zu spät stattfand.
Gestern, am 1. August, war ich in den Bergen, auf einer Rundwanderung um den Um Su (ja, der heisst wirklich so, der Berg). Zwar hatte uns die Beschreibung gewarnt: "Der kurze Name des Gipfels trügt. Die ganze Rundtour fordert doch einige Schweisstropfen." Und dann stand da noch was von 17 Kilometern Weglänge und 1156 Höhenmetern, die es zu bewältigen gilt. In sechs Stunden sei das zu machen (Pausen nicht eingerechnet).
Ich bin (war?) keine Gipfelstürmerin. Höhenwanderungen ohne grosse Höhenmeterdifferenzen mag ich am liebsten, aber seit wir das Haus in den Bergen haben, ist mein Ehrgeiz geweckt. Deshalb tue im Moment das, was Spitzensportler tun: Ich arbeite an meiner Einstellung. Mentales Training nennt man so was wohl. Seit ein paar Wochen gehe ich steile Hänge völlig anders an. Ich gehe mein ureigenes (langsames) Tempo und rede dabei mit mir und meinen Beinen. Das funkioniert. Echt. (Mir kommt da grad so ein Gedanke: Ich könnte diese Erkenntnisse in mein Schreiberlingleben übernehmen!)
Und so stiegen wir von Lumbrein auf den Um Su, die ganze Höhendifferenz in gut 2 1/2 Stunden, ich langsam und stetig, mein Mann wie eine Berggeiss. Der Rest war eine einzigartige Belohung in Form einer wuchtigen, überwältigenden Bergwelt, die wir ganz für uns alleine hatten. Die Wanderung dauerte dann alles in allem gut 6 1/2 Stunden, dazu kamen noch unsere Rastpausen. Womit ich beim Grund bin, weshalb die Verlosung erst heute Morgen stattfand. Ich war gestern zu müde :-)