Mein neues Buch wird härter und düsterer als alle andern zuvor. Ich habe mich darauf gefreut, es zu schreiben, denn wie schon in "Freerunning" experimentiere ich mit der Sprache, lote Grenzen aus, gehe ich noch weiter. Auch der Inhalt ist - so dachte ich - recht hart und düster. Nun komme ich mir vor wie eine Sonntagsschülerin, denn die Realität hat mich seit der Ausarbeitung meines Plots vor ca. zwei Jahren gnadenlos überholt. Hart war gestern. Heute ist knüppelhart die neue Gangart.
Vielleicht liegt darin auch ein Grund für meinen Durchhänger beim Schreiben. Ich habe mitten im Text bemerkt, dass ich für das Genre, in dem ich schreibe, zu wenig hart, zu wenig düster bin. Meine Kinder haben mir das ganz am Anfang gesagt. Aber ich dachte, ich könne ja nicht gleich hordenweise Leute niedermetzeln und auch der Psychoterror, dem ich meine Protagonisten aussetze, ist nicht ganz so beklemmend, wie ich es von der "Erwachsenenliteratur" her kenne. Ich scheute vor dem Kampf mit allzuharten Bandagen zurück. Nicht jugendbuchgerecht, dachte ich. Ich habe mich wohl geirrt. Nun, noch ist Zeit, einen Zacken zuzulegen. Ehrlich gesagt, kitzelt es mich richtig in den Fingern, den Text aufzumischen und ihm einen härteren Anstrich zu geben. Hans-Herrmann guckt mich schon ganz böse an.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen