Ich beginne diesen Eintrag mit einem Kommentar von bugsierer : "ich würde mal schätzen, dass 99% aller künstler nebenbei noch einen brotjob machen müssen und das hat mit der buchpriesbindung rein gar nix zu tun. das ist seit ewig so und wird so bleiben und ist auch richtig so"
Im Text, auf den sich dieser Kommentar bezieht, ging es um Autoren und um die Feststellung, dass die meisten vom Schreiben nicht leben können und deshalb "nebenbei" einem Brotberuf nachgehen, also einem Beruf, der ihnen das Einkommen sichert oder zumindest sichern sollte. Ich bin am richtig so hängen geblieben und fand, darüber könnte man diskutieren. Seither trümmeln mir mehr Fragen als Antworten durch den Kopf. Ich stelle diese Fragen einfach einmal in den Raum. Wer möchte, kann weitere Fragen anhängen oder sich an einer (oder mehreren) Antworten versuchen.
Zuerst die Frage, die sich - für mich - am einfachsten beantworten lässt: Ja, ich möchte von meiner Arbeit als Autorin leben könnnen.
Und jetzt kommen die Fragen:
... Ist es wirklich richtig so?
... Ist es einfach, wie es ist?
... Gibt es ein Recht darauf, als Autorin seinen Lebensunterhalt verdienen zu können?
... Wenn ja, woher soll das Geld kommen?
... Soll es der Markt richten?
... Wer gewinnt im freien Markt? Der Mutige? Die Tapfere? Der Ausdauernde? Die hart Arbeitende? Der Bessere? Die Gewandtere?
... Braucht es Förderung?Wenn ja, wer wird gefördert und wie?
... Gilt das Recht des Tüchtigen?
... Kann ein Brotberuf unter Umständen sogar ein anregender Faktor fürs Schreiben sein?
... Bremst ein Brotberuf?
... Wäre ein Grundeinkommen für alle (nicht nur Künstler) die Antwort? Oder die passende Ausrede?
(Diese Frageliste ist weit weg von vollständig; es sind die ersten Fragen, die bei mir aufkamen.)
Wie ich es sehe:
Wer das Schreiben im Bewusstsein beginnt, sich auf eine brotlose Tätigkeit einzulassen, hat schon viel gewonnen. Er (Sie) geht die Sache realistisch an. Für Menschen mit rosa Brillen ist Schreiben nicht unbedingt der geeignete Beruf. Es kann einer werden, es kann aber auch für immer ein Hobby oder ein Nebenerwerb sein.
Schreiben (oder jede andere Kunst) ist Arbeit, viel Arbeit. Leider garantiert diese viele Arbeit kein Einkommen, mit dem man das Leben bestreiten könnte, auch wenn man hart arbeitet. Als Schreibende gehört man zur Gruppe der selbständig Erwerbenden. Ich kenne keinen selbständig Erwerbenden, der eine Garantie darauf hat, genügend Einnahmen für seinen Lebensunterhalt zu generieren.
Als zäher Brocken, sturer Grind und unerschütterliche Optimistin habe ich es trotz allem verinnerlicht, dass man es auch als Schreibende schaffen kann. Ich weiss um das Scheitern, aber ich will es schaffen. Daran arbeite ich. Ohne Garantie, dass das auch ein Leben lang funktioniert (seit ca. zwei Jahren funktioniert es für mich als Einzelperson; (m)eine Familie ernähren könnte ich jedoch nicht).
Ein Brotberuf ist für mich nicht eine bittere Pille, die es zu schlucken gilt, sondern eine mögliche Alternative. Ich gestehe jedoch, dass ich das Leben als Freiberufliche vorziehe. Samt all den Risiken.
Vielleicht ist die Frage, ob es richtig oder fair ist, die falsche Frage. Vielleicht müssen wir uns eher fragen, wie wir damit umgehen.
Das wären erste Gedanken und ein erstes Fazit von mir. Die meisten Fragen bleiben offen. Ich lasse sie mal so stehen und hoffe auf Kommentare.
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