80%
der russischen Rohstoffe werden über die Schweiz gehandelt. Gemäss
meiner Tageszeitung ist die Schweiz die grösste Empfängerin von
Geldtransfers russischer Personen. An der PK von gestern fand unser Herr
Bundespräsident Cassis stellvertretend für seine Bundesratskolleg*innen
nebst vielen schönen Worten (dunkle Stunde blablabla .. ) sogar ein paar
strenge Worte in Richtung Russland, ich glaube, er hat sogar mit der
Stirn gerunzelt. Damit hatte es sich dann aber auch schon. Ja richtig.
Es hatte sich schon. Sanktionen? Dürfen andere ja gerne und wir sorgen
auch gerne dafür, dass sie von anderen nicht umgangen werden, aber wir,
na ja, es ist so ... neutral ... blablablablabla.
Es gibt so Tage
im Leben, da schämst du dich abgrundtief für deine Nationalität, auch
wenn du ja nichts dafür kannst, dass sie deine ist. Reiner Zufall. Ich
könnte auch das Pech gehabt haben, in der Ukraine geboren zu sein. Dann
könnte ich mir mit den Worten von Herrn Bundespräsident grad gar nichts
kaufen - schon gar nicht würden sie mir und meinen Lieben und meinen
Mitmenschen helfen.
Heute ist einer dieser Tage an denen ich an der Welt und der Schweiz verzweifle.
Freitag, 25. Februar 2022
80 %
Mittwoch, 23. Februar 2022
Wie aus Frau Chaotin eine Frau Planerin wurde
Planung
ist das halbe Leben - und mehr. Sagt ausgerechnet und genau Frau Chaotin (ich). Im Ernst: Mir hilft nun schon seit ein paar
Jahren mein Bullet Journal, Ordnung in mein Berufsleben zu bringen. So alle paar Monate ändere ich mein
Design. Für den Frühling suchte ich etwas Leichtes, Fluffiges - und
gleichzeitig wollte ich es wieder einmal mit Trackern versuchen.
Da
sind einmal meine Habit Tracker (Gewohnheitstracker), die mir helfen, meinem Körper Sorge zu
tragen. Und dann ist im März ganz prominent auch ein Schreibtracker dabei.
Die ersten beiden Monate des Jahres gehörten fast ausschliesslich dem da
bux Verlag, auch im März steht in Sachen da bux noch viel Arbeit an,
aber ich werde zudem wieder etwas mehr Zeit zum Schreiben haben.
Gleich
nach den Wochenblättern folgt dann das, was ich Schwerpunktblätter
nenne, also spezielle Seiten für die Arbeiten, denen im jeweiligen Monat
mein Fokus gilt. Da bleibe ich bei meinen bewährten Strukturen.
Mir hilft mein Bullet Journal, jederzeit die
Übersicht über meine Projekte zu haben. So verliere ich nichts aus den
Augen, habe die Deadlines im Blick und kann die täglichen To-Do-Listen
immer auf die aktuell wichtigen und drängenden Arbeiten ausrichten.
Zusätzlich zum Bullet Journal hängt an der Pinwand neben dem Computerbildschirm der Produktionsplan für die Edition 7 des da bux Verlags. Ich kann also mit gutem Recht behaupten, dass ich noch nie im Leben so organisiert war wie jetzt. Und weil mir dabei trotz dieser oder gerade wegen dieser Planung genug Freiräume für den Garten, das DIY, das Einrichten, das Wände anstreichen und das Träumen bleiben, fühle ich mich in meinem Leben gerade so richtig wohl.
Mittwoch, 16. Februar 2022
Von Kieswerken, vom Plattmachen und von Normen
Die
Rückmeldungen zu meinen Lesungen in Bad Ragaz haben eine ganze
Gedankenkette bei mir ausgelöst. Sie führte zu den Kieswerken, von dort
zur Frage, warum ich sie so mag. Was es für mich bedeutet, dass sie ab-
und rückgebaut und durch oberlangweilige, charakterlose, normierte Türme
ersetzt werden, die einfach hoch sind und sonst nichts. Von dort
schleuderte es mich direkt in die Buchser Schrebergärten, die ja auch
nicht mehr in die heutigen Normen passen. Irgendwo auf dieser wilden Gedankenreise ging
mir auf, dass es mit Büchern ähnlich ist. Ich sag's mal so: Für etwas
sperrige, ungenormte Gebäude und Bücher und Menschen wie mich sind die
Zeiten nicht ganz einfach. Anders gesagt: Ich bleibe Kieswerk. Mehr
dazu in meiner heutigen YA!-Kolumne auf Qultur.
Mittwoch, 2. Februar 2022
Ingeborg Rotach - wiederentdeckt
2022 wird auch ein wenig zu meinem ganz persönlichen Frauenliteraturjahr. Auslöser ist das Buch FRAUEN LITERATUR von Nicole Seifert mit dem - leider passenden - Untertitel "abgewertet, vergessen, wiederentdeckt", ein Buch, das ich aus vollem Herzen empfehle, auch wenn das Lesen zuweilen richtig heftig wehtut und frau vor Wut schon mal in den Tisch beissen könnte.
Es zeigt, wie schreibende Frauen oft abgewertet wurden (und zum Teil immer noch werden), wie man sie ins Vergessen geschwiegen hat - aber auch, wie man sie nun wiederentdeckt. Wer mehr dazu wissen möchte, lese meine YA!-Kolume vom 5. Januar 22.
Eine Autorin, die eine Wiederentdeckung und die damit verbundene Anerkennung und Wertschätzung mehr als nur verdient, ist Ingeborg Rotach. Sie gehört zu den Pionierinnen des neuen Kinder- und Jugendbuchs, überzeugt durch eine unaufdringlich nüchterne Erzähltsimme und eine Themenwahl, mit der sie ihrer Zeit öfters voraus war. 1988 wurde sie mit dem Schweizer Jugendliteraturpreis ausgezeichnet. Jetzt, 2022, steht sie auf der Nominationsliste zum Astrid Lindgren Memorial Award. Mich freut das wahnsinnig. Zeit also, sie in einer YA-Kolumne zu würdigen.
Sonntag, 30. Januar 2022
Getrampelt, vertrampelt und auch mal verirrt - der Monatsrückblick
Ich habe das neue Jahr - was mein persönliches und berufliches Leben betrifft - voller Zuversicht begonnen. Mit Vorsätzen, denen ich einen guten Nährboden fürs Überleben geben wollte. Ich wollte mehr lesen, mehr schreiben, mich mehr bewegen, meinem Körper Gutes tun und vor allem mit der da bux Verlagsarbeit perfekt im Zeitplan bleiben. Visuell geholfen hat mir das Bild der Gewohnheiten, die Trampelpfade sind. Mein Kurzfazit könnt ihr dem Blogtitel entnehmen. Hier ein etwas längeres:
Lesen:
Ich habe zwar gelesen, aber wie schon letztes Jahr eher News-Artikel und dort vor allem Analysen und Hintergrundbereichte. Bei den Büchern hat es nur für ein einziges ganz gelesenes Buch gereicht: "Die beste Zeit ist am anderen Ende der Welt" von Sara Barnard. Das Buch hat mich im Sturm genommen, mich mitgerissen und begeistert, weil ich diese Ausgangslage (als sehr junge Frau ganz allein auf Reisen und wie sich da anfühlt) sehr gut kenne, auch das Gefühl, anders zu sein und nicht wirklich dazuzugehören, aber Peyton, die Protagonistin im Buch, hat im Gegensatz zu mir sehr schlimme Dinge erlebt, vor denen sie geflohen ist und die sie auf ihrer Reise aufarbeitet. Als Leserin erfährt man nach und nach, was dieser sehr überstürzten Reise von England nach Kanada vorausgegangen ist. Leider hat mich das Buch ab der Hälfte je länger je weniger packen können und am Ende fand ich es doch eher zäh, eine Aneinanderreihung von kanadischen Touristenattraktionen, von denen man zwar erfährt, dass sie überwältigend schön sein müssen, sie aber nicht "sieht". Ebenfalls gelesen habe ich die neuen Buchmanuskripte für unsere Edition 7, was mich direkt zum nächsten Punkt bringt.
da bux Verlagsarbeit:
Wir arbeiten mit einem sehr dicht getakteten Produktionsplan, den unser Verleger Tom Zai in einem Gnatt-Diagramm schriftlich festgehalten hat. Dieses Diagramm hängt bei mir in der Pinwand; sämtliche kleinen Zwischendeadlines sind in der Agenda und zusätzlich im jeweilig aktuellen Monatsplan im Bullet Journal festgehalten. Hochaktuell sind in den ersten zweieinhalb Monaten das Lektorat der Texte und die Suche nach Unterstützern/Sponsoren. Für beide Punkte bin ich verantwortlich, weshalb ich Anfang Jahr immer sehr gefordert bin. Ich lektoriere extrem gerne und setze mir dort zusammen mit den Autor*innen für jede Lektorats- und Überarbeitungsrunde Zwischendeadlines. So kann ich sehr glücklich berichten, dass wir mehr als nur gut im Zeitplan liegen mit dem Lektorat. Die Sponsorensuche empfinde ich als harte und auch sehr frustrierende Knochenarbeit. Sie ist sehr zeit- und arbeitsintensiv, die zu erstellenden Dossiers erfordern viel Aufwand, die Erfolgschancen für ein Gesuch um Projektbeiträge bei kantonalen Kulturämtern sind sehr wacklig. Es kommt vor, dass ich stundenlang an einem solchen Gesuch arbeite, nur um Wochen später eine kurze, lieblose Antwort zu bekommen, die sich wie eine Ohrfeige anfühlt. Ja, man gewöhnt sich daran, aber es dämpft den Arbeitseifer. Und so erstaunt es euch wahrscheinlich nicht, dass wir auch für 2022 zwar ein Konzept für die Sponsorensuche haben, ich aber dem Zeitplan etwas hinterherhinke. Zum Glück hat sich letztes Jahr - zum ersten Mal überhaupt - eine private Organisation gemeldet und uns Unterstützung für dieses Jahr angeboten, wofür wir sehr dankbar sind. Mehr dazu später im Jahr.
Schreiben:
Eins meiner beiden Bücher, die dieses Jahr erscheinen sollen, ist aus dem Lektorat zurück; meine Überarbeitungsdeadline ist der 4. Februar. Das schaffe ich. Am anderen - dem fünften Band der Lost Souls - arbeite ich, aber ich bin im Rückstand.
Mein Körper / mehr Bewegung / #walkingmyway
Ich komme im Januar auf rund 130 Kilometer, je nachdem, wie weit ich heute und morgen laufen werde. Damit liege ich 36 Kilometer unter dem benötigten Monatsschnitt für meine angestrebten 2000 Kilometer, die ich diese Jahr gehen möchte. Das ist nicht wirklich schlimm, denn sobald der Frühling einsetzt, wird es wieder mehr werden. Meine Gymnastik für den Rücken und generell die Körperhaltung mache ich nur schon aus Eigennutz (ich will keine Schmerzen). ABER: Ich esse immer noch zu viel. Diese vierspurige Autobahn zum Kühlschrank hat schon eine sehr starke Sogwirkung.
Ich habe also in Sachen Trampelpfade die guten gepflegt und bin zuversichtlich auf ihnen weitergetrampelt. Ich habe ganz kleine neue Pfade angetrampelt. Ich habe mich auch vertrampelt und verirrt, aber das gehört dazu, vor allem habe ich den Weg zu den guten Pfaden immer wieder gefunden, nicht immer direkt, aber doch früher oder später indirekt. Am schwersten fällt mir das Wegbleiben von der Kühlschrank-Autobahn. Würde ich diese Autobahn aus der Luft betrachten, sähe ich unzählige Fusspuren von der Autobahn weg und leider auch wieder zu ihr hin. Weil ich aber gewusst habe, dass dies der schwierigste Teil in meinem Leben als Trampelpfadgängerin werden würde, übe ich mich in Geduld mir gegenüber und versuche weiterhin, mir neue Pfade zu erlaufen.
Bild: Einer meiner Lieblingspfade, wenn ich in Sachen #walkingmyway unterwegs bin: Die Rundwanderung: Cumbel, Morissen, Vella, Cumbel.