Gerade eben habe ich Autorenkollegin Jutta Wilke in ihrem Blog besucht. Ihr letzter Eintrag hat mich getriggert und zu einem längeren Kommentar verleitet. Ich habe versucht zu erklären, weshalb ich kaum mehr blogge, obwohl ich mich doch - genau wie sie - entschieden habe, trotz einiger unbezwingbarer DSGVO-Hürden weiterzubloggen.
Dem Blogbesuch bei Jutta ist ein Trigger vorausgegangen. Nämlich das Lesen der Sonntagsgedanken im Blog von Josia Jourdan. Der hat sich die Frage gestellt, welche Blogeinträge er gerne liest - und da ist mir die Jutta eingefallen.
Weil ich seit Ewigkeiten keinen Blogeintrag mehr geschrieben habe und auch nie auf meine Blogseite gegangen bin, bin ich nicht durch die Blogroll auf Josias Sonntagsgedanken gestossen, sondern durch Facebook (es hätte auch Twitter sein können, weil ich auch dort mit Josia verlinkt bin). Der Trigger war also ein Eintrag auf einer der schnellebigen Social Media Plattformen. (Ihr liegt richtig, wenn ihr zum Schluss gekommen seid, dass die gute Frau Gabathuler keinen Feed irgendwelcher Art hat - hat sie nicht.)
So, und jetzt bin ich hier. Stelle fest, dass ich seit fast zwei Monaten nicht gebloggt habe (die Gründe findet ihr bei Jutta). Nein, diesmal nehme ich mir nicht vor, mehr zu bloggen. Das mit den Vorsätzen und mir ist eine zu wacklige Sache. Aber ich nehme mir vor, weiter zu bloggen.
Das Dilemma mit dem Spagat zwischen Sein und Schein wird wohl bleiben, aber ich kann ihm entgegenwirken, indem ich mich im Blog nicht mehr nur aufs Schreiben beschränke, sondern ihn wieder öffne. (Zur Erklärung: Zu meinen Anfangszeiten habe ich hier viel allgemeiner gebloggt.) Eine gute Richtschnur dazu liefert mir Josia in seinen Sonntagsgedanken. Ich schreibe über das, was mich interessiert und umtreibt. Dazu werde ich wohl ein paar ungewohnte neue Tags einführen müssen. Wichtige Notiz an mich: Ich verpflichte mich der Offenheit und Ehrlichkeit (kein Schein!).
Den Anfang mache ich damit, dass ich die Kommentarfunktion wieder freischalte. Jutta hat nämlich recht: Ohne Austausch ist so ein Blog nur eine halbe Sache. Es würde mich freuen, wenn ihr dabei wärt. Bevor ihr das tut, noch ein (Datenschutz)Hinweis: Wenn ihr einen Kommentar postet, sammle ich persönlich von euch keine Daten. Aber Google tut das. Das kann ich nicht ändern. Was ihr ändern könnt: Seid euch bewusst, was mit euren Daten passiert und dass ihr sie schützen könnt. Macht euch schlau. Installiert euch zum Beispiel ein Programm, das Tracker erkennt.
Montag, 23. Juli 2018
Mittwoch, 30. Mai 2018
Mehr Mut zur Sperrigkeit
Gestern, auf Facebook, da ist mir ein Post meines Autorenkollegen Tobias Elsässer ins Auge gesprungen. Nicht wegen eines Bildes, sondern gerade, weil der Post ohne Bild, dafür sehr lang daherkam. Ich wusste: Da wird dir gleich etwas erzählt, das dich interessiert. Ich irrte mich nicht. Was Tobias da geschrieben hatte, interessierte mich nicht nur, es hätte mehr oder weniger direkt aus meiner Schreibfeder stammen können.
Tobias schreibt von "sperrigen" Texten und AutorInnen. Mit "sperrig" ist das gemeint, was um den Mainstream herumschwimmt, oder sogar gegen den Strom ankämpft. Und wie schwer es diese Autoren und ihre Titel zuweilen haben. Im Verlag und im Buchhandel.
Tobias hat mir die Erlaubnis gegeben, seinen Text hier im Blog zu verwenden. (Danke, Tobias!) Nachfolgend könnt ihr seinen Post lesen, mit Zitaten aus dem Text, die mir besonderns eingefahren (CH-Wort für "unter die Haut gegangen") sind.
Bevor ich zu seinem Post komme, hier eine kleine Auswahl seiner - wunderbar - sperrigen Bücher.
Jetzt aber! Der Post von Tobias:
Nach dem Buch ist vor dem Buch. Als Autor der Gegenwart und in Deutschland, sollte man eigentlich zufrieden sein. Man ist in einem der größten Märkte beheimatet, die es für Bücher gibt. Es gibt eine groß angelegte Leseförderung und man wird für Lesungen und Workshops fair bezahlt. Jedoch spürt man auch einen immensen Produktionsdruck, da die Anzahl der Titel stetig steigt, die Leserzahl schrumpft und die Verweildauer eines Buches im Handel immer geringer wird.
Anmerkung von mir: Und wenn sie - also ich - es nicht brav tut, dann fragt der Buchhandel beim Verlag nach, wann dann endlich wieder ein "echter" Gabathuler rauskommt. Und bevor ihr fragt: Ja, da schreit man dann ganz laut: "Das aktuelle Buch von mir IST ein echter Gabathuler, hab's ja selber geschrieben, aber einfach mal in eine andere Richtung, und NEIN, ich suche mir nicht für jedes Buch, das anders ist als die anderen "echten" Gabathuler ein Pseudonym. Alles, was ich schreibe, kommt aus mir raus, und ich bin eine einzige Person, eine einzige Autorin.
Oft frage ich mich, wie viel Kreativität auf der Strecke bleibt, weil man aus Angst vor Ablehnung, gleich in Marketing-Sprech argumentiert. Das Marketing hat mittlerweile gemeinsam mit dem Vertrieb das Ruder in den Verlagen übernommen. Verkaufszahlen müssen her.
Mutig ist kaum noch einer, sie zum Spitzentitel zu machen. Dass das Schreiben von guten Büchern viel Zeit in Anspruch nimmt, scheint in Vergessenheit zu geraten. Alles muss schnell sein, alles passend, alles an Trends ausgerichtet.
PS von mir: Ja, das Schreiben von Büchern braucht Zeit. Ich erkläre das in Lesungen so: Pflanzen im Garten wachsen langsam. Wenn man sie überdüngt oder an ihnen zerrt, um das Wachstum zu beschleunigen, gehen sie kaputt.
Tobias schreibt von "sperrigen" Texten und AutorInnen. Mit "sperrig" ist das gemeint, was um den Mainstream herumschwimmt, oder sogar gegen den Strom ankämpft. Und wie schwer es diese Autoren und ihre Titel zuweilen haben. Im Verlag und im Buchhandel.
Tobias hat mir die Erlaubnis gegeben, seinen Text hier im Blog zu verwenden. (Danke, Tobias!) Nachfolgend könnt ihr seinen Post lesen, mit Zitaten aus dem Text, die mir besonderns eingefahren (CH-Wort für "unter die Haut gegangen") sind.
Bevor ich zu seinem Post komme, hier eine kleine Auswahl seiner - wunderbar - sperrigen Bücher.
Jetzt aber! Der Post von Tobias:
Nach dem Buch ist vor dem Buch. Als Autor der Gegenwart und in Deutschland, sollte man eigentlich zufrieden sein. Man ist in einem der größten Märkte beheimatet, die es für Bücher gibt. Es gibt eine groß angelegte Leseförderung und man wird für Lesungen und Workshops fair bezahlt. Jedoch spürt man auch einen immensen Produktionsdruck, da die Anzahl der Titel stetig steigt, die Leserzahl schrumpft und die Verweildauer eines Buches im Handel immer geringer wird.
Jeder größere Verlag heftet sich an die Fersen aktueller Bestseller, um ein Stück vom Kuchen abzubekommen. Wer als Autor ein neues Buch anbietet, muss mit einer Reihe vergleichbarer (erfolgreicher) Titel aufwarten. Und natürlich tut er das auch brav.Schaut man sich die Büchertische an, so wird man erschlagen von leidenschaftslosen, am Reißbrett entworfenen Titeln, die so zielgerichtet daher kommen, wie das neueste Shampoo von Schwartzkopf oder irgendeiner anderen Marke. "Me too" steht in der Buchbranche nicht für sexuelle Übergriffe, sondern für das Kopieren aktueller Trends.
Anmerkung von mir: Und wenn sie - also ich - es nicht brav tut, dann fragt der Buchhandel beim Verlag nach, wann dann endlich wieder ein "echter" Gabathuler rauskommt. Und bevor ihr fragt: Ja, da schreit man dann ganz laut: "Das aktuelle Buch von mir IST ein echter Gabathuler, hab's ja selber geschrieben, aber einfach mal in eine andere Richtung, und NEIN, ich suche mir nicht für jedes Buch, das anders ist als die anderen "echten" Gabathuler ein Pseudonym. Alles, was ich schreibe, kommt aus mir raus, und ich bin eine einzige Person, eine einzige Autorin.
Oft frage ich mich, wie viel Kreativität auf der Strecke bleibt, weil man aus Angst vor Ablehnung, gleich in Marketing-Sprech argumentiert. Das Marketing hat mittlerweile gemeinsam mit dem Vertrieb das Ruder in den Verlagen übernommen. Verkaufszahlen müssen her.
Anmerkung von mir: Weshalb es schon mal vorkommen kann, dass am Vortag deiner CH-Buchvernissage in den Social Media deines Verlags nicht auf die Vernissage deines Buches aufmerksam gemacht wird - wie auch die Tage und Wochen zuvor nicht - sondern auf des 30-minütige Live-Auftauen des Spitzentitels des Verlags. Bevor ihr fragt: Ja, das tut höllisch weh und das macht höllisch wütend, und ja, das ist ein Mitgrund, weshalb mein letztes Buch auch das letzte war, das ich für den Verlag geschrieben habe, in dem meine Jugendbücher erschienen sind.Sperrige Titel sollen (ohne sie zu bewerben) das Programm abrunden.
Mutig ist kaum noch einer, sie zum Spitzentitel zu machen. Dass das Schreiben von guten Büchern viel Zeit in Anspruch nimmt, scheint in Vergessenheit zu geraten. Alles muss schnell sein, alles passend, alles an Trends ausgerichtet.
Anmerkung von mir: Ich wünsche mir das auch, habe aber sehr viele meiner Illusionen verloren. Eine Weile habe ich deshalb mit dem Schreiben ganz aufgehört. Die Motivation zum Weitermachen kommt von Jugendlichen, die mir an den Lesungen Rückmeldungen geben, von Mails, die mir bewusst machen, dass ich Menschen erreiche, nicht die grosse Masse, aber Menschen, denen meine Bücher etwas bedeuten. Ich schreibe wieder. Sperriges Zeug. Im Moment auch etwas Luftig-Lockeres. Mit viel Freude an meinen sperrigen Hautpfiguren. Ich arbeite auch an der Neuauflage eines meiner Riesenflops. Weil ich sie total mag, diese Flop-Geschichte. Herausgeben werde ich sie bei BoD. Ich habe mit mir selber eine Wette laufen. 52 Stück möchte ich mindestens verkaufen. Das sind nicht die Tausende, die Verlage und Buchhändler verkaufen wollen (und auch müssen, damit sie überleben können). Das reicht für ein schönes Abendessen zusammen mit Herrn Ehemann. Und damit ist auch gesagt, worauf das bei mir wohl hinausläuft: Schreiben als Hobby. Wenn Jugendliche bei Lesungen jeweils fragen, ob ich vom Schreiben leben kann, dann antworte ich: "Noch - aber immer knapper." Und füge an: "Wenn ich von den Einnahmen aus den Buchverkäufen leben müsste, wäre das dann wohl ein Leben unter der Brücke oder auf dem Campingplatz." Es sind die Lesungen, die mir - noch - ein einigermassen würdiges Einkommen bescheren. Autorenschicksal halt. Darüber zu jammern ist müssig. Wie Sohnemann es mal treffend ausgedrückt hat: "Musst halt Fantasy schreiben. Verkauft sich wie blöd." Heute wäre das dann wohl eher Romantasy. Ist nicht mein Ding. Dazu bin ich zu sperrig.Als Autor zahlreicher, sperriger Jugendromane, wünschte ich mir (auch von mir selbst) und anderen Autoren und Verlagen, wieder mehr Mut zu haben. Das Buch nicht zum austauschbaren Produkt zu degradieren, das nur Teil einer Wertschöpfungskette ist, sondern Leben verändern und vielleicht sogar retten kann. Es ist nicht nur Papier zwischen zwei Buchdeckeln, nicht nur ein paar Stunden Unterbrechung zwischen Netflix und WhatsApp, es ist die Möglichkeit, ein neues Kapitel seiner eigenen Biografie aufzuschlagen, genauer hinzuschauen, seine Filterblase zu verlassen und seinen eigenen Klang im lauter werdenden Rauschen dieser Welt zu finden.
PS von mir: Ja, das Schreiben von Büchern braucht Zeit. Ich erkläre das in Lesungen so: Pflanzen im Garten wachsen langsam. Wenn man sie überdüngt oder an ihnen zerrt, um das Wachstum zu beschleunigen, gehen sie kaputt.
Sonntag, 27. Mai 2018
Wenn die Zeit den Atem anhält
Diesen Monat habe ich oft kaum noch gewusst, wo mir der Kopf steht. Unzählige Lesungen, viel Arbeit für unseren Verlag da bux, die vergeblichen Bemühungen, meinen Autorenblog DSGVO-konform hinzubekommen (was nicht mal theoretisch möglich ist, wenn man wie ich Blogspot von Google nutzt). In einem Anfall von Totalfrust wollte ich alle Blogs löschen. Aber dann ist die Rebellin in mir erwacht. Ich blogge weiter. Mit einer netten Datenschutzerklärung. Und reduziert. Frau Zappadong und der Blog mit den Schülerfragen zum Buch Blackout sind weg. Frau Zappadongs Blog habe ich - ohne die Kommentare - bei mir privat gespeichert. Weil ich die irre Frau Zapp und ihren Mr. Doorman viel zu sehr mag, um sie einfach zu pulverisieren. Mit den Schülerfragen fange ich an anderer Stelle dann wieder neu an.
Jetzt aber zurück zum eigentlichen Grund für diesen Post. Es gibt nämlich ein Leben jenseits des Bürokratenirrsinns. Und auch jenseits des Verlagsirrsins (wobei ich beim Verlagsirrsinn NICHT von da bux rede). Darüber wollte ich heute schreiben. Also, hier der Text, der dem Blogeintrag den Titel gibt.
Letzten Freitag war ich - wie wir in der Schweiz sagen - nudelfertig, aber so was von nudelfertig. Ausgepowert, ausgebrannt, endlos müde. Zum Glück gibt es das Haus in den Bergen. Da relativiert sich alles, da hält die Zeit den Atem an, da kann man einfach sein. Ich habe unseren wilden "Garten" genossen, bei jedem Sitzplätzchen eine Weile rast gemacht und wieder mal eine Susie (Schlange) gesehen (sorry, um die Digicam zu holen, hätte ich über Susie hinwegsteigen müssen, also kein Foto)
...
...
... und ich habe geschrieben. Zum ersten Mal seit sehr langem mit unendlich viel Freude am Schreiben. Ohne Vertrag, ohne Deadline und ohne Plan, was ich mit dem fertigen Buch machen werde. Es wird mir schon was einfallen :-) Erst einmal will ich einfach nur kreativ sein.
Freitag, 18. Mai 2018
In Pfützen springen und weiterbloggen
Ich wollte diesen Blog löschen.
Werde ich aber nicht.
Der Entscheid ist langsam gewachsen. Je mehr ich über die #DSGVO gelesen habe, desto mehr hat sie mich geärgert, und noch mehr geärgert hat mich, dass ich mich von so was unterkriegen lasse. Und dann kam Blogger @MacJosetty. Mit diesem Post :
Ich bin in viele Pfützen gesprungen, ich habe wunderbare Kaffeetassen, vor Monstern unterm Bett fürchte ich mich tatsächlich ab und zu, und ich habe immer aus Leidenschaft gebloggt. Wie kann ich mich als Freigeist bezeichnen und gleichzeitig aus lauter (An)schiss vor einem Bürokratiemonstern etwas aufgeben, was mir viel bedeutet? Kann ich nicht. Will ich nicht. Werde ich nicht.
Deshalb habe ich meine beiden Mittelfinger aktiviert, sie dem Bürokratiemonster unter die Nase gehalten, eine Datenschutzerklärung gebastelt, die sehrwahrscheinlich keiner tieferen Prüfung standhält - wie der Grossteil aller anderen Datenschutzerklärungen auch nicht - und ein Impressum auf die Seite gehauen. Nun kann der 25. Mai kommen.
PS: Zappadong und die Blackout Seite habe ich trotzdem gelöscht, resp. werde sie löschen. Es bleibt nur dieser hier. Vorläufig ohne Kommentarfunktion, später dann vielleicht wieder mit. Ich guck jetzt erst mal, was ab dem 25. Mai passiert.
Werde ich aber nicht.
Der Entscheid ist langsam gewachsen. Je mehr ich über die #DSGVO gelesen habe, desto mehr hat sie mich geärgert, und noch mehr geärgert hat mich, dass ich mich von so was unterkriegen lasse. Und dann kam Blogger @MacJosetty. Mit diesem Post :
Wer seinen Blog wegenRecht hat er! Recht hat er! Recht hat er!#DSGVO abschaltet, sprang noch nie in Pfützen, trinkt vermutlich Kaffee aus Pappbechern, suchte immer einen Grund, nicht mehr zu bloggen, hat Angst vor dem Monster unter dem Bett. Echte Blogger tun Dinge aus Leidenschaft, nicht weil sie irgendetwas müssen!
Ich bin in viele Pfützen gesprungen, ich habe wunderbare Kaffeetassen, vor Monstern unterm Bett fürchte ich mich tatsächlich ab und zu, und ich habe immer aus Leidenschaft gebloggt. Wie kann ich mich als Freigeist bezeichnen und gleichzeitig aus lauter (An)schiss vor einem Bürokratiemonstern etwas aufgeben, was mir viel bedeutet? Kann ich nicht. Will ich nicht. Werde ich nicht.
Deshalb habe ich meine beiden Mittelfinger aktiviert, sie dem Bürokratiemonster unter die Nase gehalten, eine Datenschutzerklärung gebastelt, die sehrwahrscheinlich keiner tieferen Prüfung standhält - wie der Grossteil aller anderen Datenschutzerklärungen auch nicht - und ein Impressum auf die Seite gehauen. Nun kann der 25. Mai kommen.
PS: Zappadong und die Blackout Seite habe ich trotzdem gelöscht, resp. werde sie löschen. Es bleibt nur dieser hier. Vorläufig ohne Kommentarfunktion, später dann vielleicht wieder mit. Ich guck jetzt erst mal, was ab dem 25. Mai passiert.
Sonntag, 29. April 2018
Der letzte Post
Ich habe
mich entschieden: Ich mache meine Blogs - nach 12 Jahren - dicht: diesen und auch den Blog mit den
Schülerfragen zum Buch Blackout. Dass ich das je tun würde, hätte ich nie
gedacht, denn der Blog war mir von allen Social Media immer das Liebste. Hier
wurde es auch am persönlichsten, weil Blogs GELESEN werden (wenn auch von immer weniger Menschen), im Gegensatz zu
anderen Social Media, wo man hauptsächlich Bilder anguckt.
Der Grund
Nach einer
ziemlich intensiven Auseinandersetzung mit der neuen Datenschutzgrundverordnung (DSGOV) wüsste ich jetzt zwar, wie
mein Blog regelkonform laufen müsste, ABER: Ich habe meinen Blog nicht selber
programmiert (ich hatte und habe keine Ahnung, wie man das macht), sondern mich
damals entschieden, Blogspot von Google zu nutzen. Natürlich bin ich nicht
naiv. Ich wusste, dass Google Daten absaugt, und ich weiss auch, dass alle
wissen, dass es so ist. Nun tritt aber auf den 25. Mai die DSGVO in Kraft, und damit muss man nicht nur allen
erklären, dass ihre Daten schon beim Betreten des Blogs gesammelt werden, sondern
sie müssen auch damit (und mit vielem anderen) einverstanden sein. Dazu reicht es nicht, wenn man
irgendwo eine Erklärung platziert, in der etwas in der Art von „Wenn du diese
Webseite betrittst, werden deine Daten gesammelt, was das Zeug hält – wenn dir
das nicht passt, halt dich fern davon“ steht: Die BlogleserInnen müssen aktiv
bestätigen, dass man sie darüber aufgeklärt hat. Das nennt sich Opt-In und muss
auch für Links zu anderen Seiten gelten, vor allem auch für Kommentare. Leider
stellt mir Google als Bloganbieter diese Opt-In Funktionen nicht zur Verfügung
(Warum Google das darf und ich nicht, weiss ich nicht; ich weiss aber, dass im Fall der Fälle ich hänge und nicht Google). Sprich: Egal, was ich
tue, ich erfülle die DSGVO nicht.Und selbst wenn: Dann scheitere ich am Verfahrensverzeichnis. Ich habe schlicht null Lust auf eine Tonne Administration, bloss weil ich mit meinem Blog ein paar Dutzend LeserInnen erreiche (so sehr ich euch mag; es kann nicht sein, dass ich ein halbes Büro eröffne, nur um im legalen Bereich zu bleiben). Denn: Die Datenschutzbeauftragte in meiner Firma ist meine Sekretärin, und die bin ich (unbezahlt).
Kommentare
Selbst wenn ich den Aufwand nicht scheuen würde: Ein Blog
lebt von der aktiven Teilnahme und der Vernetzung. Und genau hier lässt mich Google allein. Es gibt – noch – keine Opt-In Funktion für Kommentare also ein Feld, in dem man ankreuzen kann,
dass man einverstanden ist, dass mit dem Abschicken von Kommentaren Daten gesammelt werden. Ganz wichtig: Nicht von mir (ich habe
nie was gesammelt), sondern von Google und zum Teil den Seiten, auf die ich
verlinke (Facebook, Insta, youtube ect.)
Ich habe
versucht, zumindest die Kommentarfunktion zu löschen. Schon möglich, dass das
geht, aber ich kann es nicht. Ich kann die Kommentare nur verbergen; will
heissen: rein theoretisch sammle ich immer noch eure Daten – es sieht es
einfach niemand. Gut, ich könnte alle Posts und Kommentare der letzten zwölf Jahre
löschen und immer nur einen Beitrag stehen lassen (alte Geschichten
interessieren eh niemanden), aber damit würde ich das Wort Blog ad absurdum führen. Wer genau wissen möchte, wie der aktuelle Stand der Dinge in Sachen Google und DSGVO ist, klicke hier.
Datenkraken
Was mir
beim Einlesen ins Thema vor allem aufgefallen ist: In meinem Bog werden viel mehr Daten
über uns alle gesammelt, als ich es mir je hätte vorstellen können. Ein Besuch
in meinem Blog genügt schon (auch ohne Kommentieren oder auf einen Link zu
klicken). Extrem Vieles geschieht dabei im Verborgenen. Beim Durchlesen, was
ich alles wie deaktivieren könnte, ist mir elend geworden. Und ja, es hat mich
auch wütend gemacht (nicht nur, weil ich Banausin das gar nicht hinbekommen
werde). Noch wütender macht mich, dass man einige dieser Funktionen gar nicht
aus dem Blog rausbekommt (weil sie fix installiert sind - siehe Link weiter oben).
Selber
schuld
Ich habe
immer wieder darüber gelesen, dass es in Sachen Datenschutz bei Wordpress viel
bessere Möglichkeiten gibt, Funktionen zu steuern, als bei Blogger von Google. Ich war zu
bequem. Habe mit den Schultern gezuckt und mir gesagt: Wird eh gesammelt. Vor allem aber war mir ein Umzug auf Wordpress zu arbeitsintensiv, nicht zuletzt, weil ich das
Internet zwar gerne nutze, aber keine Ahnung habe, wie ich selber
Grundeinstellungen ändere oder lösche. Banausen wie ich sind auf Gesamtpakete
von Anbietern angewiesen. Schön wäre es, diese Anbieter würden uns nicht Klick
auf Klick beobachten und analysieren.
Was ich tun
werde
Dieser Post
bleibt bis zum 21. Mai stehen. Damit jene von euch, die denken, einer meiner
Posts oder einer ihrer Kommentare sei ihnen – emotional – wichtig genug, sich
diesen herunterladen können. Ich werde bis dahin auch die Kommentare wieder sichtbar machen (falls sich jemand von euch verabschieden möchte). Danach mache ich genau das, was völlig
quer zur Absicht der DSGVO steht und mir eigentlich total gegen den Strich geht (aber ich sehe keine andere Möglichkeit): Ich verzieh mich für meine beruflichen
aktuellen Infos auf Twitter (kurz), Insta (Bilder und kaum Text) und youtube
(dort ist das jugendliche Publikum). YAP, genau: DIE Datenkraken. Plattformen der
grössten Firmen. Wer mich dort besucht, weiss: Hier wird gesammelt, was das
Zeug hält. Ironie des Schicksals: Zu jeder dieser Plattformen gibt es endlos lange
Datenschutzerklärungen, die niemand liest, die aber jeder, der die Plattformen
in irgendeiner Form nutzen will, mit einem Klick akzeptiert. Damit sollte ich auf der sicheren Seite sein. Mit Betonung auf sollte.
Und jetzt?
Wer mich
nicht bei den Datenkraken besuchen will, braucht einfach ein wenig Geduld. Ich
will schon lange eine neue Webseite. Einfach, klar und schnörkellos. Auf dieser
Webseite wird es einen Punkt „Aktuell“ geben. Dort kann ich das posten, was ich
bisher im Blog gepostet habe, ohne dass Google oder sonst eine Maschine euch
ausspioniert, bevor ihr auch nur das erste Wort im Text gelesen habt. Trotzdem
wird die Webseite wahrscheinlich eine Datenschutzerklärung haben, die länger
ist als meine gesamten Blogposts der letzten beiden Jahre. Möglicherweise richte ich auf der aktuellen Webseite eine Übergangsfunktion ein. Das muss ich noch mit dem Webmaster abklären.
In diesem
Sinne: Herzlichen Dank fürs Mitlesen, Kommentieren, Mut machen. Wir lesen uns anderswo. Oder wir treffen uns bei den Datenkraken. Oder ganz real, bei
einer Lesung.
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