Montag, 24. März 2025

Wunderbar verrückte Dinge

Meine Tage und Wochen sind voll. Voll mit Liebe, voll mit Terminen, voll mit wunderbaren Begegnungen bei Lesungen, voller erfüllter Stunden im Garten, voll mit Spaziergängen im erwachenden Frühling - und voller unglaublich verrückter Dinge.

Zu den verrückten Dingen gehört die doppelte Nomination zum bookstar.ch. Einmal als Autorin mit Mittelstreifenblues, einmal als da bux Verlegerin mit Allein am Mic von Petra und Jonny Ivanov. Und: srf Kultur hat Die Mutprobe auf die Liste der spannendsten Schweizer Krimis aller Zeiten gesetzt.

Ich habe keine Ahnung, wie oft ich euch in den letzten Jahren hier im Blog erzählt habe, wie wichtig die Anerkennung und Würdigung der Arbeit für mich ist. Und jetzt werde ich irgendwie gleichzeitig von allen Seiten her damit eingedeckt. Das ist so schön, so erfüllend, so ... na ja, verrückt halt.

Freitag, 14. März 2025

Wie ich meine Buchtitel (nicht) finde


"Suchen/haben/finden Sie zuerst den Titel und schreiben dann das Buch?"

Bei dieser Frage muss ich jeweils wahlweise lachen, verzweifelt die Haare raufen oder weinen, je nachdem, zu welchem Zeitpunkt meines Schreibprozesses sie mir gestellt wird.

Die nackte Wahrheit ist, dass es fast keine Bücher von mir gäbe, wenn ich zuerst einen Titel haben müsste. Wenn ich mit dem Schreiben beginne, bin ich umgeben von wunderbaren Buchfiguren, die ich mir über Wochen, Monate und manchmal Jahre ausgedacht habe. Ich kenne mein Setting, ich kenne den Grundplot, ich habe mir einen roten Erzählfaden gesponnen, ich kenne das Ziel, ich kenne die Erzählperspektive ... aber ich habe meistens nicht die blasseste Ahnung, wie das Buch heissen wird. 

Meine Buchdatein speichere ich deshalb unter den seltsamsten Dateinamen. Beispiele:

Nick - Blackout
Crazy Story - #no_way_out
Songs for Elia - Mittelstreifenblues
Young Carers - Marla rockt
Die Gerechten - Mordsangst
Dragon - Hundert Lügen

Es gibt ein paar wenige Bücher, bei denen wusste ich von Anfang an, wie sie heissen sollten, aber sie sind in der Minderheit. Dead.end.com oder Blue Blue Eyes zum Beispiel. Oder ein paar, bei denen mir tatsächlich während des Schreibens ein Titel eingefallen ist, den ich gut finde. Matchbox Boy ist so einer.

Aber so ganz generell schiebe ich die Titelsuche vor mir her, immer in der Hoffnung, dass mich ein Gedankenblitz trifft, der mir den einzigartig-genialen und vollkommen passenden Titel in den Kopf brennt. Entweder stehe ich permanent am falschen Ort und werde deshalb nicht getroffen - oder die Gedankenblitze mögen mich nicht. Ich habe auch jede Menge Titeldenkkappen, aber die taugen höchstens dazu, mich leicht dämlich aussehen zu lassen.

Im Moment suche ich mal wieder. Ich laufe durch die Gegend und hoffe auf eimerweise Inspiration, entsprungen in der Stille und Ruhe der Natur (vergeblich). Ich schnappe mir ein Notizbuch und notiere sehr strukturiert Schlüsselwörter, aus denen dann etwas entstehen sollte (grad auch vergeblich). 

Falls ihr also irgendwo auf euren Wegen der Titelmuse begegnet, schickt sie bitte zu mir. Sie kann alles von mir haben, wenn sie mir einen guten Titel liefert, notfalls auch meinen Schokoladevorrat.

PS: Ratet mir nicht zur KI. Sogar das habe ich versucht. Die Resultate waren jämmerlicher als alles, was mir eingefallen ist. Und das will was heissen.

Ich bleibe dran. Versprochen.

Freitag, 7. März 2025

Neuland

Ich habe meinen Weg gefunden, mit den aktuellen Ereignissen umzugehen: Ich habe einige unabhängige YouTube- und Insta-Kanäle abonniert und halte mich über den inneren Widerstand in den USA auf dem Laufenden. Das macht mir Mut, zeigt mir, dass nicht alle kapituliert haben. Ich erfahre so von unbeugsamen Menschen und engagierten Bewegungen. Oft sind die Posts ernst und voller grässlicher Fakten, aber im ganzen Wahnsinn finde ich auch irrwitzig-lustige Beiträge, bei denen man herzlich lachen kann. 

Auf Insta habe ich ein Reel gefunden, in dem eine Geschichtsprofessorin erzählt, wie wir Gegensteuer geben können: Mit starken Gemeinschaften. Sie weist darauf hin, wie hasserfüllt viele Anhänger autoritärer Bewegungen und Parteien sind, wie verärgert und wütend sie reagieren. Und dass diese Bewegungen ihren Antrieb in Hoffnunglosigkeit und Zorn finden. Diese Frau meinte, das erste und wichtigste Glied des Widerstands seien deshalb Freude und Liebe. Also ein starkes, überzeugtes "für etwas" und nicht ein "gegen etwas." Daran halte ich mich. Jeden Tag. Ich bin dankbar für meine Lieben, für gute Menschen um mich herum. Ich werde geliebt und ich liebe. Menschen, die Natur, das Leben. Ich will ihnen mit Respekt begegnen. Und: Ich will leben, lachen, teilnehmen und nicht verzweifeln (das können wir immer noch, wenn es ganz schlimm kommt).

Wobei meine Zu- und Hinwendung zu anderen Menschen Grenzen hat. Die habe ich für mich klar definiert. Und genauso klar ist, dass ich jenseits dieser Grenze nicht hasse. Ich erlaube mir einfach, dort auf Distanz zu gehen, auch mal jemandem, den ich eigentlich mag, zu entfolgen, weil ich mir gewisse Posts und Aussagen nicht antun will.  

Es bleiben Fragen. Es bleiben Zwiespälte. Es bleiben Ängste. Die gehören dazu. Es kommt mir gerade vor, als taste ich mich in Neuland vor.

Was ganz wichtig ist: Wir müssen uns bewusst sein, dass wir 2025 Geschichte schreiben. Nicht nur in den USA. Weltweit. Irgendwann werden uns unsere Nachkommen fragen, was wir in diesem und den folgenden Jahren getan haben. Dann will ich ihnen ins Gesicht sehen können, wenn ich antworte. 

Zum Abschluss ein Zitat, das mich gleichzeitig zum Lachen gebracht und mir Hoffnung gegeben hat:

Would you maybe like to meet up somewhere in den woods and just scream?
We could go for coffee after. 

Samstag, 1. März 2025

Haltung zeigen


Mein Vorsatz für 2025: Jeden Freitag einen Blogpost veröffentlichen. Ich hatte den Post für gestern auch schon fast fertig. Es ging darum, was jeder und jede Einzelne von uns tun kann in Zeiten wie diesen. Und dann kam die Pressekonferenz im Weissen Haus gestern. Diese absolute Ungeheuerlichkeit, welche die unsagbare Monstrosität von Trump und Co gegenüber Selenski und der Ukraine offengelegt hat. Das ging von der Frage darüber, warum er keinen Anzug trage (WTF???) bis hin zur arroganten, giftigen Massergelung eines Politikers, dessen Land vor drei Jahren von Russland überfallen wurde. 

Während völlig durchgeknallte amerikanische Politiker gestern die ganze Weltordnung definitiv über den Haufen geworfen haben, hütete ich meinen Enkel. Auf dem Weg nach Hause war mir klar, dass ich mehr denn je für unsere Zukunft einstehen will und muss, mit den Möglichkeiten, die ich habe. Für uns, für unsere Kinder, für unsere Enkel. 

Ich will den Blogpost von gestern immer noch fertig schreiben, jedoch radikaler und kompromissloser als gestern, aber da sind so viele Gedanken und Gefühle, die ich erst ordnen muss. Das geht hin bis zur Überlegung, ob ich nicht doch wieder einen zweiten Blog brauche, einen der sich mit gesellschaftlichen und politischen Fragen auseinandersetzt. Oder ob ich es machen soll/will wie Parkrose Permaculture, der Kanal einer Frau, die einen (erfolgreichen) Youtube-Kanal über Permakultur gegründet hat und angesichts der Lage seit längerer Zeit hauptsächlich politische Gedanken veröffentlicht (Für die TikToker unter euch: dort ist sie auch). Ihre Begründung und logische Folgerung: Permakultur ist auf eine Weise auch Politik, weil sie eine Lebenseinstellung voraussetzt, und in Zeiten wie diesen kann man nicht schweigen. Das gilt auch für das Schreiben, weshalb ich im Moment eher dazu tendiere, meine Ansichten in diesem Blog zu veröffentlichen. Schliesslich trägt er den Titel Kreuz und Quer, da darf, ja muss, es für alles Platz haben.

Für heute gebe ich euch erst einmal ein Zitat mit auf den Weg, das ich gestern auf Insta gesehen habe.

"Shine your love so bright that hatred leaves every room you walk into." (Stacie Martin) 

Was ich euch NICHT auf den Weg mitgeben will: Dieses blöde Dingens mit dem Hinhalten der zweiten Wange. Dazu ist jetzt nicht die Zeit. Jetzt ist die Zeit für Widerstand. Das kann von still und leise bis zu laut und kompromisslos sein. Mehr dazu nächsten Freitag. Ich muss mich echt zuerst sortieren. Tragt euch Sorge. Werdet nicht bitter. Liebt. Von ganzem Herzen. Pflanzt Blumen oder auch Bäume. Für die Zukunft. Vor allem: Zeigt Haltung. Und wenn das (noch) zu schwierig ist: Bewahrt euch wortlos eure Haltung. 

Freitag, 21. Februar 2025

Das kleine Herz


Ich wollte über Wörter schreiben im heutigen Post. Über den Golf von Mexiko und die Liste mit unerwünschten Wörtern, die in den USA zirkuliert. Aber das schaffte ich nicht. Zu monströs ist die Vorstellung, dass einer allein einfach so an der Sprache drehen kann, dass er wichtige Begriffe einfach löschen kann und dabei seine Lügen zur Wahrheit umdreht.

Eine Weile lang dachte ich über pure Bosheit und absolute Empathielosigkeit nach. Was mir durch den Kopf ging, war nicht druckreif, auch nicht online-reif. Der Cursor blieb  oben links im leeren Nichts stecken. Weil ich nicht über Bosheit und Empathielosgkeit schreiben wollte. Und weil ich das mit den Wörtern nicht auf die Reihe bekam (ich hab's versucht, echt, der Text ist als Entwurf gespeichert, aber er ist nicht gut und er ist nicht fertig).

Okay, dachte ich, für irgendwas hast du ja eine Notfallthemenliste für den Blog. Aber die Themen wirkten klein und unbedeutsam angesichts dessen, was gerade läuft.

Also starrte ich ziemlich lange einfach nur auf den Cursor im weissen Nichts und entschied dann, mir erst einmal eine Tasse Kaffee zu holen (DAS Allzweckmittel bei Hirnstau und Frust). Als ich zurückkam, war es nicht nur dem Cursor, sondern auch dem Rechner zu langweilig geworden. Er zeigte mir wenigstens nicht den Mittelfinger, sondern einen der Leuchttürme, an denen wir letzten Sommer - und gefühlt in einem anderen Leben - auf unseren Küstenwanderungen in Nordspanien vorbeigekommen sind. Ein Bild, aufgenommen im Hochformat, vom Rechner total seltsam ins Querformat übertragen. Und da sah ich es zum ersten Mal, das kleine Herz auf dem Leuchtturm. Oder etwa doch nicht? Hatte ich damals genau deswegen den Leuchtturm fotografiert? Ich kann mich nicht erinnern.

Es ist nicht wichtig. Wichtig ist, dass da ein Herz auf dem Leuchtturm ist. Denn über Herzen kann man nicht oft genug sprechen und schreiben. Das Herz steht für die Liebe. Für Kraft. Für Hoffnung. Für Zuversicht. Für Mut (auch wenn er noch so ängstlich ist). Möge das Herz vom Turm leuchten bis übers Meer hinaus, bis zu uns, bis nach Amerika, überall hin. 

Tragt euch und euren Herzen Sorge.