Mittwoch, 11. August 2021

Wenn der Airbag fürs Herz fehlt

Der Titel dieses Posts ist auch der Titel meiner neusten YA-Kolumne. Auslöser dazu war der Spontanbesuch eines Anlasses in der Bibliothek Buchs, an dem begeisterte Leser*innen ihre Lieblingsbücher vorstellen konnten. Sara Willi, Leiterin des Buchclubs "Let's talk about" für Jugendliche stellte Das Schicksal ist ein mieser Verräter vor.

Ich habe das Buch vor ein paar Jahren gekauft und nie gelesen. Warum nicht - dieser Frage wollte ich in meiner Kolumne auf den Grund gehen, doch noch während ich das tat, wurde ich mit meinem eigenen Schreiben konfrontiert. Beinahe hätte ich ob all der Fragen, die sich mir plötzlich aufdrängten und mich zunehmend aus dem Konzept brachten, die Kolumne nicht fertig schreiben können; die Widersprüche zwischen dem, was ich erzählte und dem, was ich in und mit meinem Schreiben anrichte, waren doch ziemlich gross. 

Glücklicherweise bin ich mit der Kolumne (<= Link dazu) doch noch zu einem Ende gekommen. In meinem Kopf drehen sich die Fragen und Gedanken weiter. Fortsetzung folgt also. In einer der nächsten Kolumnen und in einem meiner nächsten Blogposts. Sobald ich mit dem Sortieren meiner Gedanken fertig bin.

Sonntag, 8. August 2021

Das Glück ist mit den kurzfristig Anklopfenden

In meinem Bullet Journal habe ich am Ende jeden Monats eine Seite für das reserviert, was das Leben mir quasi als Zugabe schenkt; diese Seite läuft unter dem Titel "This & That". Manchmal sind es geplante Dinge, andere platzen einfach so bei mir rein. Dieser Monat ist noch jung, und dennoch könnte ich damit schon jetzt mehr als eine Seite von "This & That" füllen.

Am Donnerstag habe ich kurz entschlossen mir liebe Menschen angeschrieben. Nach dem Motto: "Das Glück ist mit den kurzfristig Anklopfenden" habe ich gefragt, ob sie am Wochenende Zeit hätten. Und siehe da: Sie hatten. So sind Herr Ehemann und ich zu zwei wunderbaren, spannenden, witzigen, unterhaltsamen Begegnungen mit tollen Menschen gekommen. Was ich daraus gelernt habe: Kurzfristig geht tatsächlich. Alle Beteiligten haben sich gefreut und hatten eine gute Zeit. Ich werde deshalb meine Hemmungen in Sachen kurzfristige Anfragen an einen Nagel hängen und es in Zukunft vermehrt spontan versuchen. Die Angefragten können ja nicht mehr als Nein sagen.

Es geht aber noch spontaner: Heute Morgen spazierten Herr Ehemann und ich an der Bibliothek Buchs vorbei. Die Tür ging auf und Bibliothekarin Theres Schlienger kam auf uns zu. Ich fragte sie im Spass, ob sie jetzt eigentlich jeden Tag arbeite, worauf sie uns erklärte, dass gleich ein besonderer Anlass stattfinden würde, bei dem Leserinnen und Leser Bücher vorstellen, die ihnen gefallen. Es mache nichts, wenn man selber keines vorstelle, man dürfe auch einfach zuhören, und ja, Masken habe sie auch, wenn man keine dabei habe. Worauf Herr Ehemann und ich völlig unerwartet und ungeplant in den Genuss eines anregenden Anlasses kamen und ich gleich fünf Bücher zu meiner "würde ich gerne lesen" Liste hinzufügen konnte.

Zudem hat sich letzte Woche sehr lautstark und sehr resolut die Heimwerkerin in mir gemeldet. "Ich hätte da ein paar geniale Ideen!", hat sie laut gerufen. "Mach mal!!! Jetzt. Sofort. Egal, was du gerade vorhast." Also machte ich. Mit dem Resultat, dass unser Bad ein cooles Upcycling erhalten hat und das alte Fenster, das seit Jahren in einem grässlichen Braun vor sich hindümpelte, jetzt wunderbar petrolfarben leuchtet (nun müsste ich nur noch herausfinden, wo ich es hinstellen möchte - das Fenster, nicht das Bad).

Und dann, last aber überhaupt nicht least, schickte mir Tom Zai gestern seinen neusten Blogpost zum Lesen. Es geht um Schach und ums Gewinnen. Und darum, dass wir gar nicht gewinnen können. Ein irrwitziges Gedankenspiel mit knalligen Nebentönen, wie es nur Tom schafft. Ich habe mich bestens unterhalten, weshalb dieser Post mit einem Link zu Toms Wortakrobatik endet. Bitte sehr: Schach Matt?

Donnerstag, 5. August 2021

da bux Verlegertreffen - ein Einblick

Den 4. August hatte ich in meiner Agenda dick und fett eingetragen. Es sollte nämlich seit langem das erste reale Treffen von uns drei da bux Verlegern werden, natürlich im Verlagssitz (also dem Haus, in dem Herr Ehemann und ich wohnen), aber auch in unserem "Aussenbüro", dem Restaurant Galerie am See beim Werdenbergersee.

Als Kleinstverlag leisten wir uns kein Verlagsbüro, schon gar kein Verlagsgebäude (könnten wir selbst dann nicht, wenn wir wollten). Wir arbeiten alle drei im Home Office. Der Verlagssitz ist bei mir, hier mache ich das Lektorat und erledige administrative Arbeiten wie zum Beispiel das Aufsetzen der Verträge für unsere Autor*innen, das (aufwändige) Schreiben von Gesuchen um Projektbeiträge oder das Einreichen unserer Bücher für diverse Buchpreise. Das IT-Headquarter mit allem Drum und Dran von der Webseite, über virtuelle Security bis hin zum Buchsatz, das Lager und der Online-Vertrieb sind bei Tom Zai zu Hause (er hat sich gerade ein neues Regal verkauft, damit es auch für die neue Edition Platz hat) und wo Toms Ehefrau Esther sehr tatkräftig mithilft. Marketing und PR Ideen und Konzepte samt Ausführung entstehen bei Stephan Sigg zu Hause in St. Gallen. Wir kommunizieren virtuell, meistens per Mail, wenn es komplexer wird per Telefon.

Und so sind unsere Treffen zu dritt immer wahre Highlights, verbunden mit viel Vorfreude. An unseren Jahrestreffen schauen wir auf das vergangene Verlagsjahr zurück, meistens irgendwann Anfang Jahr. Coronabedingt haben wir den Termin in diesem Jahr nach hinten geschoben. Wir analysieren, was gut gelaufen ist, aber auch, wo es gehakt hat und wir noch Luft nach oben haben in den Abläufen. Und wir planen das neue Verlagsjahr.

Einen Löwenanteil der Verlagsarbeit stemmen wir selber, aber ohne Unterstützung unserer Lebenspartner*innen ginge es nicht (Toms Frau Esther arbeitet im Vertrieb, Herr Ehemann erledigt die Verlagsbuchhaltung). Zudem gibt es Arbeiten, die wir uns selber nicht zutrauen und für die wir die Arbeiten extern vergeben. Unsere Cover hat von Anfang an Tabea Hüberli gestaltet, sie hat auch unser Logo entworfen und für die neue Edition ergänzt. Korrekturleserin ist ebenfalls seit der ersten Stunde an Heike Brillmann-Ede. Unsere früheren Editionen haben wir in Deutschland drucken lassen, dort werden sie auch immer noch gedruckt. Unsere neueren Editionen drucken wir in der Schweiz bei der Druckerei Cavelti.  (Wir hätten nie gedacht, dass wir es uns finanziell leisten können, unsere Bücher in der Schweiz zu drucken, doch Cavelti hat das Unmögliche scheinende möglich gemacht.)

Zu unserer grossen Freude war 2020 trotz Corona ein sehr gutes Jahr für unseren Verlag, und auch 2021 sind wir sehr gut unterwegs. Edition 6 hat die Druckfreigabe und wird offiziell anfang September erscheinen, diesmal zum ersten Mal mit einem Buch für die Mittelstufe, vor allem aber wieder mit vier tollen Geschichten, von denen keine ist wie die andere, jede mit einem spannenden Thema, jede in ihrer ureigenen Erzählsprache.

Für die Edition 7, die 2022 erscheint, haben wir die zeitlichen Abläufe und die Zuständigkeitsbereiche leicht modifiziert. Wir sind überzeugt, dass wir so noch professioneller und effizienter arbeiten können. All das beflügelt. Wir sind motiviert und voller Energie und Tatendrang.

Für mich war die Gründung von da bux eine der besten Entscheidungen meines beruflichen Lebens. Als Autorin wanke ich immer mal wieder, stelle mir die Richtungs- und Sinnfrage. Das passiert mir als Verlegerin nie, weil ein Team besser trägt und bei keineren Krisen auch viel besser auffängt als das Leben als schreibende Einzelkämpferin. Ich stehe mit beiden Beinen fest auf dem Boden zwischen meinen Verlagskollegen Stephan Sigg und Tom Zai und bin erfüllt von tiefer innerer Zufriedenheit. Besser geht es nicht.

Montag, 2. August 2021

E-Mail für dich - Gefühle einer Autorin, wenn ein Buch neu erscheint

Liebe Jutta

Letzte Woche habe ich dich nach deinen Gefühlen gefragt, mit denen du dein neues Buch "Das Karlgeheimnis" auf die Reise in die Buchläden und zu den Leserinnen und Lesern geschickt hast.

Du hast in deinem Blog eine offene, ehrliche und berührende Antwort geschrieben. Eine Antwort mitten aus deinem Herz mitten in mein Herz. Du schenkst mir - und unseren Blogleser*innen - intime Einblicke, wie man sie sonst nicht zu lesen bekommt. Dafür danke ich dir aus der Mitte meines tief berührten und auch aufgewühlten Herzens.

Ich drück dich
Alice

Hier geht's zur Mail (und zum Blog) von Jutta (einfach anklicken).


Mittwoch, 28. Juli 2021

Einfache Frage - schwierige Antwort

Bei meinen Lesungen sind mir die Fragerunden der liebste Teil. Natürlich gibt es Fragen, die regelmässig gestellt werden, aber ich habe im Laufe der Jahre festgestellt, dass auch sie spannend bleiben, weil ich mich als Mensch und Autorin verändere und - hoffentlich - auch weiterentwickle. Auf nicht wenige Fragen fallen die Antworten immer wieder anders aus. Andere, deren Antwort gleich bleibt, beantworte ich manchmal knapp, manchmal ausführlich. Und dann gibt es nach all den Jahren immer noch Fragen, die neu sind. Kürzlich hat mich eine Frage so überrumpelt, dass ich um Bedenkzeit bitten musste.

"Gib mir zehn Minuten", sagte ich zum Jungen, der die Frage gestellt hatte. "Ich muss darüber nachdenken."

Während ich also die nächsten Fragen beantwortete, deponierte ich die Frage des Jungen einfach mal in meinem Kopf.

Ziemlich genau zehn Minuten später ging die Hand des Jungen wieder hoch: "Haben Sie eine Antwort gefunden?"

Zu meiner Überraschung hatte ich - resp. mein Unterbewusstsein - das tatsächlich.

Es gibt ein paar wenige Fragen, auf die die Antwort ziemlich schwierig ist, wenn man ehrliche Antworten geben will. Und das tue ich. Wer mir bei Lesungen Fragen stellt, bekommt stets eine offene und ehrliche Antwort (was übrigens sehr geschätzt wird, wie die Rückmeldungen zeigen).

Über eine der einfachsten Fragen und die knifflige Suche nach der Antwort darauf, habe ich in meiner neuen YA-Kolumne geschrieben. Die Kolumne fällt etwas länger aus als sonst - was an der schwierigen Antwort auf die einfache Frage liegt. Hier geht's zur Kolumne: Eine einfache Frage und die knifflige Suche nach einer Antwort.

PS:
Die Frage des Jungen lautete: "Worauf achten Sie beim Schreiben?"
Meine Antwort: "Beim Schreiben auf nichts. Da kommen die Worte einfach tief aus mir raus. Erst beim Überarbeiten achte ich auf alles, was wichtig ist, von der Logik, über gute Erzählsprache bis hin zu Wortwiederholungen."