Kennt ihr die Szene im Film "Blues Brothers", in der Jake in der Kirche steht und das Licht sieht? Es ist eine meiner Lieblingszenen. Genau so komme ich mir gerade vor. Weil ich auf die Fragen vom Montag eine Antwort bekommen habe, nach der ich eigentlich gar nicht gefragt habe - die aber für mich der Schlüssel ist, den ich so lange gesucht habe.
(Anmerkung: Das wird wohl der persönlichste Post, den ihr hier je zu lesen bekommt - wer also keine Lust auf tiefe, persönliche Einblicke hat, höre hier einfach auf ...)
Seit ich mich erinnern kann, habe ich das Gefühl, in mir ein Loch zu haben, das ich nie füllen kann. Egal, was ich tue. Irgendetwas fehlt immer. Sobald ich etwas erreicht habe, beginnt es für mich normal zu werden. Ich nehme es als gegeben und suche weiter. Es ist, als treibe mich irgendetwas immer vor sich her. Ich habe nie verstanden, was es ist, und habe gelernt, damit zu leben und auch zu akzeptieren, dass es so ist.
Natürlich weiss ich, was für ein Glück ich habe. Natürlich weiss ich, was für eine wunderbare Familie ich habe. Natürlich weiss ich, dass ich viele Dinge getan und erreicht habe. Natürlich weiss ich, dass ich damit eigentlich privilegiert bin. Und ich betrachte mich auch als glücklichen Menschen. Samt diesem Loch, das immer leer ist - weil es einfach ein Teil von mir ist. Ich mache Witze darüber, manchmal betrachte ich es staunend, manchmal ärgert es mich, meistens jedoch lässt es mich einfach nur fragend zurück, weil ich nicht verstehe, warum das so ist. Wo ich doch alles habe. Wie kann ich da ein Loch in mir haben? (Und nicht zuletzt die Frage, ob es dieses Loch ist, das ich mit Essen zu füllen versuche ...oder ob es nur die Ausrede dafür ist, zu viel zu essen.)
Gestern nun habe ich eine private Antwort auf eine Frage nach der Gelassenheit bekommen. Woher man die denn hernimmt. Die Antwort klang total einfach. Dankbarkeit. Im ersten Augenblick habe ich gar nicht begriffen, dass ich damit einen Schlüssel in die Hand gedrückt bekommen habe. Aber die Mail hat nachgewirkt. Den ganzen Tag, die ganze Nacht. Und irgendwann stand ich da wie Jake in der Kirche. Ich wusste, dass ich die Antwort gefunden hatte. Auf ganz viele meiner Fragen.
Es war ein grosses Gefühl. Ein Wahnsinnsgefühl. Gefolgt von Scham. Dass ich das nicht selber gemerkt habe, wo es mir doch rundum von guten Freunden und Menschen in der Familie vorgelebt wird. Ich fragte mich, diese Frau, die Abertausende von Wörtern geschrieben und gedacht hat, wie oft ich das Wort Dankbarkeit denke. Die Antwort ist mehr als beschämend. Vor lauter Suchen und Vorangehen habe ich das Allerwichtigste vergessen. Dankbar für das zu sein, was ich habe.
Ich habe das getan, was ich an anderen nicht verstehe, ja, sogar verachte. Ich habe verglichen. Obwohl ich immer gedacht hatte, ich tue das nicht. Aber das stimmt nicht. Beim Vergleichen ging es mir nie ums Geld (das ist mir tatsächlich ziemlich egal), nie darum, wer welche Besitztümer hat (auch das ist mir tatsächlich ziemlich egal). Es ging nicht um Autos, nicht um Pools, nicht um Kleider. Sondern darum, was andere Menschen bekommen. Anerkennung zum Beispiel. Beachtung. Das Wahnsinnige daran: Alles davon bekomme ich auch. Aber es war nie genug. Statt dankbar zu sein, für das, was ich habe, habe ich nach mehr gesucht. Das ist die Brutstätte für Neid. Vergleich. Und wie von Relax das in seinem Kommentar zu meinen Fragen so klar, einfach und deutlich schreibt: Es geht um Wahrnehmung und Interpretation. Im Klartext für mich: Dieses Vergleichen ist eine total ungesunde Basis für meine Wahrnehmung meine Interpretation der Dinge.
Meine Fragen vom Montag sind beantwortet. Ich sag's mal ganz schonungslos: Es liegt an mir. An meiner Wahrnehmung, an meiner Interpretation, an meiner Sicht der Dinge. Das ist nicht unbedingt eine neue Erkenntnis von mir. Neu ist für mich der Schlüssel, wie ich daran arbeiten kann. Wie ich meine Sicht der Dinge ändern kann. Es ist dieses eine Wort. Dankbarkeit. Irgendwie habe ich gerade das Gefühl, an einem Anfang von etwas total Gutem zu stehen.
Mittwoch, 22. Januar 2014
Dienstag, 21. Januar 2014
Träume wahr werden lassen
Heute beginnt ein Teil dieser neuen Zukunft, über die ich mir während der Festtage Gedanken gemacht habe. Es geht dabei um Musik, die in meinen Büchern immer eine wichtige Rolle spielt, um die Möglichkeiten im Videobereich, um das Verknüpfen von Text und Musik. Darum, neue Dinge auszuprobieren. Deshalb besuche ich heute meinen Kollegen Ernst Eggenberger, Singer&Songwriter, zusammen mit meiner neu gekauften Kamera. Weil ich totale Anfängerin bin, kann ich für nichts garantieren. Aber ich freue mich ohne Ende darauf, es auszuprobieren.
In wenigen Minuten nehme ich zudem den Zug nach Heerbrugg, wo ich Autorenkollege Stephan Sigg treffe. Der Abendtermin ist kurzfristig abgesagt worden (siehe Blogroll rechts).
UPDATE: Mit Stephan Sigg zu reden war wie immer spannend, interessant, witzig, anregend und unterhaltsam. Den Nachmittag bei Ernst Eggenberger werde ich wohl nie vergessen. Meine ersten Filmaufnahmen. Ein Projekt, das heranwächst und gut wird. Fachsimpeln über Musik und Text. Perfekt.
In wenigen Minuten nehme ich zudem den Zug nach Heerbrugg, wo ich Autorenkollege Stephan Sigg treffe. Der Abendtermin ist kurzfristig abgesagt worden (siehe Blogroll rechts).
UPDATE: Mit Stephan Sigg zu reden war wie immer spannend, interessant, witzig, anregend und unterhaltsam. Den Nachmittag bei Ernst Eggenberger werde ich wohl nie vergessen. Meine ersten Filmaufnahmen. Ein Projekt, das heranwächst und gut wird. Fachsimpeln über Musik und Text. Perfekt.
Montag, 20. Januar 2014
Ein paar (schonungslose) Fragen (an mich selber)
Einer meiner meistgelesenen Posts ist der mit der Auslegeordnung. In diesem Post habe ich damals versprochen, die Dinge weniger zuckerwattig zu schreiben. Und damit auch ehrlicher. Das gilt auch in Bezug auf mich. Nun habe ich gestern über das Leben als Jugendbuchautorin gepostet und darin geschildert, wie ich das sehe und erlebe.
Luise hat dann im Kommentar geschrieben, dass ich zum Teil die gleichen Gräben aufmache, die ich als negativ erlebe. Das hat mir zu denken gegeben. Zurückgeblieben sind ein paar Fragen an mich selber, die ich gerne aufwerfe, weil ihr sie euch vielleicht auch stellt oder vielleicht Antworten darauf habt.
Luise hat dann im Kommentar geschrieben, dass ich zum Teil die gleichen Gräben aufmache, die ich als negativ erlebe. Das hat mir zu denken gegeben. Zurückgeblieben sind ein paar Fragen an mich selber, die ich gerne aufwerfe, weil ihr sie euch vielleicht auch stellt oder vielleicht Antworten darauf habt.
- Was können Autoren (generell, alle) für den Stellenwert der Kinder- und Jugendliteratur?
- Wer bestimmt diesen Stellenwert? Die Autoren? Wir Autoren? Die Gesellschaft? Die Medien? Ignoranten? Ganz normale Menschen? Absichtlich? Unabsichtlich?
- Warum habe ich zwar extrem tolle und spannende Autorenkollegen im Erwachsenenbuchbereich und fühle mich - allgemein - unter Erwachsenenbuchautoren trotzdem nicht zu Hause? Bei welchen? Warum? Ist es nicht ungerecht, alle in einen Topf zu werfen?
- Und wenn es so ist, warum ist es so? Schlechte Erfahrungen? Vorurteile? Minderwertigkeitskomplexe? Neid?
Sonntag, 19. Januar 2014
Ochsentour II und Empfindlichkeiten
Da sass ich und brütete über dem Leseplan von übernächster Woche, als das Telefon klingelte. Am anderen Ende meldete sich der Autor, mit dem ich meinen letzten Blogeintrag begonnen hatte. Es war ihm ein Anliegen, ein paar Punkte richtigzustellen. Bevor ich das für ihn mache, möchte ich von dem Gespräch berichten. Es war gut. Offen und ehrlich.
Da sass nämlich am anderen Ende der Leitung einer, der genauso für seine Sache brennt wie ich für meine. Uns beiden sind Bücher wichtig, Autoren wichtig, die Sache wichtig. Beide von uns setzen sich auch abseits vom eigenen Schreiben für das Buch ein - in Vorständen und Kommissionen, ich eher im Kinder- und Jugendbuchbereich, er generell. Und obwohl wir so viel gemeinsam haben, kommen wir doch aus verschiedenen Richtungen. So kommt es, dass wir die gleichen Dinge zum Teil verschieden wahrnehmen.
Erfahrungen prägen. Bei mir ist es so: Es gibt Dinge, die bei uns in der Schweiz passieren, die ich nur sehr schwer wegstecken kann. Weil sie für mich typische Beispiele dafür sind, wie wenig Bedeutung die Kinder- und Jugendliteratur bei uns hat. Eines dieser Dinge sind die Erfahrungen, die ich letztes Jahr in Solothurn gemacht habe. Mein Kollege kommt aus der entgegengesetzten Richtung. Er hat nicht gewusst, wie ungerecht ich selbst im Rückblick vieles empfunden habe - und wie persönlich ich das zum Teil auch genommen habe.
Er hat mir seine Sicht der Dinge erklärt, ich ihm meine. Vielleicht hätten wir das damals direkt nach den Literaturtagen tun sollen, denn vor den Literaturtagen hatten wir heftige Auseinandersetzungen (auch die sehr offen) - nur hat dann das abschliessende Gespräch gefehlt. Also haben wir das heute noch einmal auf den Tisch gelegt. Ich finde es immer noch nicht gut, wie es gelaufen ist. Aber ich weiss jetzt auch, dass ich einfach das Pech hatte, im falschen Jahr eingeladen zu werden. Es war vorher nicht so wie letztes Jahr und es soll dieses Jahr auch nicht wieder so werden.
Es gibt andere Dinge, die generell falsch laufen in Bezug auf das Kinder- und Jugendbuch in der Schweiz. Zum Teil waren wir uns da sehr einig, zum Teil eher weniger, aber sowohl mein Gesprächspartner als auch ich werden daran arbeiten, dass sich das ändert. Den Stellenwert der Kinder- und Jugendliteratur anzuheben ist uns beiden ein Anliegen, so viel ist nach diesem Telefonat sehr klar. Dass es nicht einfach ist, darin sind wir uns auch einig.
Mir hat das Gespräch unendlich gut getan. Ich bin froh, hat der Kollege angerufen. Die Welt, ja nicht einmal die Schweiz, können wir - leider - nicht so schnell ändern. Was ich aber noch ändern und korrigieren kann:
Der Kollege hat vor diesem Buch schon andere Kinder- und Jugendbücher geschrieben. Die Ochsentour ist ihm nicht fremd. Er hat sich - wie ich und aus den gleichen Gründen wie ich - für das "take it" und gegen das "leave it" entschieden. Über unser Honorar, so findet er, sollen andere urteilen.
Vielleicht frage ich den Kollegen bei unserer nächsten Begegnung mal, woher er seine Ruhe nimmt. Ich habe die nämlich trotz aller Gelassenheitsversuche einfach nicht immer. Nicht zuletzt dann nicht, wenn es um die Kinder- und Jugendliteratur geht. In diesem Sinne: Einen herzlichen Gruss und ein herzliches Dankeschön ans andere Ende der Gesprächsleitung.
Da sass nämlich am anderen Ende der Leitung einer, der genauso für seine Sache brennt wie ich für meine. Uns beiden sind Bücher wichtig, Autoren wichtig, die Sache wichtig. Beide von uns setzen sich auch abseits vom eigenen Schreiben für das Buch ein - in Vorständen und Kommissionen, ich eher im Kinder- und Jugendbuchbereich, er generell. Und obwohl wir so viel gemeinsam haben, kommen wir doch aus verschiedenen Richtungen. So kommt es, dass wir die gleichen Dinge zum Teil verschieden wahrnehmen.
Erfahrungen prägen. Bei mir ist es so: Es gibt Dinge, die bei uns in der Schweiz passieren, die ich nur sehr schwer wegstecken kann. Weil sie für mich typische Beispiele dafür sind, wie wenig Bedeutung die Kinder- und Jugendliteratur bei uns hat. Eines dieser Dinge sind die Erfahrungen, die ich letztes Jahr in Solothurn gemacht habe. Mein Kollege kommt aus der entgegengesetzten Richtung. Er hat nicht gewusst, wie ungerecht ich selbst im Rückblick vieles empfunden habe - und wie persönlich ich das zum Teil auch genommen habe.
Er hat mir seine Sicht der Dinge erklärt, ich ihm meine. Vielleicht hätten wir das damals direkt nach den Literaturtagen tun sollen, denn vor den Literaturtagen hatten wir heftige Auseinandersetzungen (auch die sehr offen) - nur hat dann das abschliessende Gespräch gefehlt. Also haben wir das heute noch einmal auf den Tisch gelegt. Ich finde es immer noch nicht gut, wie es gelaufen ist. Aber ich weiss jetzt auch, dass ich einfach das Pech hatte, im falschen Jahr eingeladen zu werden. Es war vorher nicht so wie letztes Jahr und es soll dieses Jahr auch nicht wieder so werden.
Es gibt andere Dinge, die generell falsch laufen in Bezug auf das Kinder- und Jugendbuch in der Schweiz. Zum Teil waren wir uns da sehr einig, zum Teil eher weniger, aber sowohl mein Gesprächspartner als auch ich werden daran arbeiten, dass sich das ändert. Den Stellenwert der Kinder- und Jugendliteratur anzuheben ist uns beiden ein Anliegen, so viel ist nach diesem Telefonat sehr klar. Dass es nicht einfach ist, darin sind wir uns auch einig.
Mir hat das Gespräch unendlich gut getan. Ich bin froh, hat der Kollege angerufen. Die Welt, ja nicht einmal die Schweiz, können wir - leider - nicht so schnell ändern. Was ich aber noch ändern und korrigieren kann:
Der Kollege hat vor diesem Buch schon andere Kinder- und Jugendbücher geschrieben. Die Ochsentour ist ihm nicht fremd. Er hat sich - wie ich und aus den gleichen Gründen wie ich - für das "take it" und gegen das "leave it" entschieden. Über unser Honorar, so findet er, sollen andere urteilen.
Vielleicht frage ich den Kollegen bei unserer nächsten Begegnung mal, woher er seine Ruhe nimmt. Ich habe die nämlich trotz aller Gelassenheitsversuche einfach nicht immer. Nicht zuletzt dann nicht, wenn es um die Kinder- und Jugendliteratur geht. In diesem Sinne: Einen herzlichen Gruss und ein herzliches Dankeschön ans andere Ende der Gesprächsleitung.
Ochsentour
Gestern bin ich im Zusammenhang mit Lesungen von Jugendbuchautoren auf das Wort "Ochsentour" gestossen. Ein Schweizer Autorenkollege ist im Augenblick auf Jugendbuchlesetour. Er stellt fest: Lange Arbeitstage, mehrere Lesungen am Tag. Das hat er auf FB gepostet. Kollegen, die für Erwachsene schreiben, haben ihn unter anderem auch auf das Honorar angesprochen. Worauf einer dann meinte, für so ein Honorar setze er nicht einmal seine Lesebrille auf, und ein anderer sprach von Ochsentour (wegen der langen Tage und der vielen Lesungen)
(Anmerkung: Der Einstiegsparagraph enthielt im Original Fehler und Ungenauigkeiten. Ich habe sie korrigiert. Mehr dazu hier).
Und ich konnte nur sagen: Willkommen auf dem Boden des Jugendbuchautorenlebens. Einmal abgesehen davon, dass wir die Autoren sind, die in den Medien praktisch nicht existieren, unterscheidet sich unser Autorenleben auch sonst ziemlich von jenem der "Erwachsenenbuchautoren" oder - gar böse ausgedrückt - "richtigen" Autoren. Das beginnt schon mit dem Begriff. Ein Autor ist ein Autor. Nicht ein Erwachsenenbuchautor. Ausser er ist Jugendbuchautor. Dann ist er Jugendbuchautor. Eine Eigenschaft von Jugendbuchautoren (in der Schweiz): Sie lesen - sofern sie nicht berühmt sind - fast nur vor geschlossenem Publikum. In Schulklassen.
(Anmerkung: Ich habe dazu schon öfters gebloggt. Wir Jugendbuchautoren klemmen zwischen Stuhl und Bank. Erwachsene kommen nicht an unsere Lesungen, weil sie keine Jugendbücher lesen. Jugendliche kommen nicht freiwillig, weil das für sie nun einfach nicht zuoberst auf der Liste steht. Bei Kinderbuchatoren ist das etwas anderes: Da kommen die Eltern mit den Kindern. Aber das Jugendbuch: Das überlegt sich jede Buchhandlung und jede Bibliothek mehr als zwei Mal. Es sei denn, der Jugendbuchautor schreibt nicht "nur" Jugendbücher, sondern auch Erwachsenenbücher.)
Wir lesen also vor Schulklassen. Entweder werden wir dazu privat eingeladen oder aber - was häufiger der Fall ist - wir nehmen an organisierten Lesungen teil. Das sind dann ganze Touren durch Kantone. Der Vorteil: Das sind ziemlich viele Lesungen am Stück. Der Nachteil: Das Honorar pro Lesung liegt in einem Bereich, in dem der "richtige" Autor sich nicht mal die Brille auf die Nase setzen würde. Der Jugendbuchautor schon. Der krempelt die Ärmel hoch und geht zu den Jungs und Mädels, die freiwillig keine Lesung besuchen würden. Er steht um fünf Uhr morgens auf, nimmt den Zug, trudelt irgendwann nach acht zur ersten Lesung ein, verlässt drei oder gar vier Lesungen später (alle zwischen 60 und 90 Minuten lang) die Schule wieder und fährt mit dem Zug nach Hause. Nicht erste Klasse, denn bezahlt ist die Reise in der 2. Klasse, mehr nicht. Wir werden auch meistens nicht am Bahnhof abgeholt, sondern rollen unser Rollkoffer oder tragen unsere Rucksäcke zu Fuss zum Schulhaus. Das ist unser Alltag.
Ja, es ist streng. Ja, danach ist man wirklich müde. Ja, manchmal fragt man sich, ob man nicht weniger Lesungen hätte annehmen sollen.
ABER!
Die Lesungen können so unendlich viel Freude und Spass machen. In fast 100% aller Fälle werde ich von einer netten Lehrperson empfangen, mit Kaffee grundversorgt und dann ins Schulzimmer / die Aula / die Bibliothek gebracht. Dort warten - je nach Schule - zwischen 15 und 80 Jugendliche auf mich. Meistens mit Fragen, die sie vorbereitet haben. Sie sind neugierig, offen und ehrlich. Sehr oft total interessiert. Ich stelle mich vor und beantworte Fragen. Meistens ist das eine entspannte, lustige Angelegenheit mit Lachern auf beiden Seiten. Dann lese ich vor.
Lesungen vor Jugendliche funktionieren nicht wie vor Erwachsenen. Wenn ich die Truppe vor mir langweile, bekomme ich das direkt zu spüren. Es wird unruhiger und lauter. Die Fragen, die gestellt werden, sind fadengerade. Nicht schön eingepackt. Eine Schulklasse, die dasitzt, weil die Schule einen Autor eingeladen hat, 60 bis 90 Minuten zu unterhalten, ist nicht dasselbe, wie ein erwachsenes Publikum bei Laune zu halten, das freiwillig da ist und - selbst wenn ihm die Lesung nicht gefällt - zu höflich, um sich auffällig zu benehmen.
All das mag ich. All das möchte ich nicht missen. All das gehört zu meinem Autorenalltag. Ich bewege mich hauptsächlich im Umfeld von Kinder- und Jugendbuchautoren. Die meisten sind uneitel, unzimperlich, praktisch, realistisch, ... irgendwie Chrampfer im Dienst der Sache. Auch das mag ich. Wenn ich mich dann, ab und zu und zum Glück selten, in eine Gruppe mit Autoren von Erwachsenenbüchern verirre, dann fühle ich mich öfters im falschen Film. Und dann entstehen Blogeinträge wie dieser :-)
Nächste Woche ist Schreibwoche. Übernächste gehe ich wieder auf "Ochsentour". Ich freue mich darauf!
(Anmerkung: Der Einstiegsparagraph enthielt im Original Fehler und Ungenauigkeiten. Ich habe sie korrigiert. Mehr dazu hier).
Und ich konnte nur sagen: Willkommen auf dem Boden des Jugendbuchautorenlebens. Einmal abgesehen davon, dass wir die Autoren sind, die in den Medien praktisch nicht existieren, unterscheidet sich unser Autorenleben auch sonst ziemlich von jenem der "Erwachsenenbuchautoren" oder - gar böse ausgedrückt - "richtigen" Autoren. Das beginnt schon mit dem Begriff. Ein Autor ist ein Autor. Nicht ein Erwachsenenbuchautor. Ausser er ist Jugendbuchautor. Dann ist er Jugendbuchautor. Eine Eigenschaft von Jugendbuchautoren (in der Schweiz): Sie lesen - sofern sie nicht berühmt sind - fast nur vor geschlossenem Publikum. In Schulklassen.
(Anmerkung: Ich habe dazu schon öfters gebloggt. Wir Jugendbuchautoren klemmen zwischen Stuhl und Bank. Erwachsene kommen nicht an unsere Lesungen, weil sie keine Jugendbücher lesen. Jugendliche kommen nicht freiwillig, weil das für sie nun einfach nicht zuoberst auf der Liste steht. Bei Kinderbuchatoren ist das etwas anderes: Da kommen die Eltern mit den Kindern. Aber das Jugendbuch: Das überlegt sich jede Buchhandlung und jede Bibliothek mehr als zwei Mal. Es sei denn, der Jugendbuchautor schreibt nicht "nur" Jugendbücher, sondern auch Erwachsenenbücher.)
Wir lesen also vor Schulklassen. Entweder werden wir dazu privat eingeladen oder aber - was häufiger der Fall ist - wir nehmen an organisierten Lesungen teil. Das sind dann ganze Touren durch Kantone. Der Vorteil: Das sind ziemlich viele Lesungen am Stück. Der Nachteil: Das Honorar pro Lesung liegt in einem Bereich, in dem der "richtige" Autor sich nicht mal die Brille auf die Nase setzen würde. Der Jugendbuchautor schon. Der krempelt die Ärmel hoch und geht zu den Jungs und Mädels, die freiwillig keine Lesung besuchen würden. Er steht um fünf Uhr morgens auf, nimmt den Zug, trudelt irgendwann nach acht zur ersten Lesung ein, verlässt drei oder gar vier Lesungen später (alle zwischen 60 und 90 Minuten lang) die Schule wieder und fährt mit dem Zug nach Hause. Nicht erste Klasse, denn bezahlt ist die Reise in der 2. Klasse, mehr nicht. Wir werden auch meistens nicht am Bahnhof abgeholt, sondern rollen unser Rollkoffer oder tragen unsere Rucksäcke zu Fuss zum Schulhaus. Das ist unser Alltag.
Ja, es ist streng. Ja, danach ist man wirklich müde. Ja, manchmal fragt man sich, ob man nicht weniger Lesungen hätte annehmen sollen.
ABER!
Die Lesungen können so unendlich viel Freude und Spass machen. In fast 100% aller Fälle werde ich von einer netten Lehrperson empfangen, mit Kaffee grundversorgt und dann ins Schulzimmer / die Aula / die Bibliothek gebracht. Dort warten - je nach Schule - zwischen 15 und 80 Jugendliche auf mich. Meistens mit Fragen, die sie vorbereitet haben. Sie sind neugierig, offen und ehrlich. Sehr oft total interessiert. Ich stelle mich vor und beantworte Fragen. Meistens ist das eine entspannte, lustige Angelegenheit mit Lachern auf beiden Seiten. Dann lese ich vor.
Lesungen vor Jugendliche funktionieren nicht wie vor Erwachsenen. Wenn ich die Truppe vor mir langweile, bekomme ich das direkt zu spüren. Es wird unruhiger und lauter. Die Fragen, die gestellt werden, sind fadengerade. Nicht schön eingepackt. Eine Schulklasse, die dasitzt, weil die Schule einen Autor eingeladen hat, 60 bis 90 Minuten zu unterhalten, ist nicht dasselbe, wie ein erwachsenes Publikum bei Laune zu halten, das freiwillig da ist und - selbst wenn ihm die Lesung nicht gefällt - zu höflich, um sich auffällig zu benehmen.
All das mag ich. All das möchte ich nicht missen. All das gehört zu meinem Autorenalltag. Ich bewege mich hauptsächlich im Umfeld von Kinder- und Jugendbuchautoren. Die meisten sind uneitel, unzimperlich, praktisch, realistisch, ... irgendwie Chrampfer im Dienst der Sache. Auch das mag ich. Wenn ich mich dann, ab und zu und zum Glück selten, in eine Gruppe mit Autoren von Erwachsenenbüchern verirre, dann fühle ich mich öfters im falschen Film. Und dann entstehen Blogeinträge wie dieser :-)
Nächste Woche ist Schreibwoche. Übernächste gehe ich wieder auf "Ochsentour". Ich freue mich darauf!
Samstag, 18. Januar 2014
Rückblick auf die erste Lesewoche des Jahres
- 12 Lesungen in vier Tagen. 12 mal viel Freude und Spass, 12 Mal tolle Begegnungen, 12 Mal perfekte Betreuung. DANKE!
- Die Frage, warum Schreibtische in Hotelzimmern stehen, wenn kein Licht darauf fällt und auch keine Lampe darauf steht. Nette Deko? Und was macht Frau Autorin mit so was?
- Mitten im Lesetrubel Deadline zwei fast pünktlich geschafft (nur zwei Tage zu spät).
- Ausgerechnet in dieser Zeit Mails bekommen, die eine schnelle Antwort erforderten - was mich für einmal überforderte.
- Einmal mehr das Feedback: Jugendliche finden FB nicht mehr so prickelnd.
- Viel Motivation, viel Energie, viel Freude auf das Jahr.
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