Da sass ich und brütete über dem Leseplan von übernächster Woche, als das Telefon klingelte. Am anderen Ende meldete sich der Autor, mit dem ich meinen letzten Blogeintrag begonnen hatte. Es war ihm ein Anliegen, ein paar Punkte richtigzustellen. Bevor ich das für ihn mache, möchte ich von dem Gespräch berichten. Es war gut. Offen und ehrlich.
Da sass nämlich am anderen Ende der Leitung einer, der genauso für seine Sache brennt wie ich für meine. Uns beiden sind Bücher wichtig, Autoren wichtig, die Sache wichtig. Beide von uns setzen sich auch abseits vom eigenen Schreiben für das Buch ein - in Vorständen und Kommissionen, ich eher im Kinder- und Jugendbuchbereich, er generell. Und obwohl wir so viel gemeinsam haben, kommen wir doch aus verschiedenen Richtungen. So kommt es, dass wir die gleichen Dinge zum Teil verschieden wahrnehmen.
Erfahrungen prägen. Bei mir ist es so: Es gibt Dinge, die bei uns in der Schweiz passieren, die ich nur sehr schwer wegstecken kann. Weil sie für mich typische Beispiele dafür sind, wie wenig Bedeutung die Kinder- und Jugendliteratur bei uns hat. Eines dieser Dinge sind die Erfahrungen, die ich letztes Jahr in Solothurn gemacht habe. Mein Kollege kommt aus der entgegengesetzten Richtung. Er hat nicht gewusst, wie ungerecht ich selbst im Rückblick vieles empfunden habe - und wie persönlich ich das zum Teil auch genommen habe.
Er hat mir seine Sicht der Dinge erklärt, ich ihm meine. Vielleicht hätten wir das damals direkt nach den Literaturtagen tun sollen, denn vor den Literaturtagen hatten wir heftige Auseinandersetzungen (auch die sehr offen) - nur hat dann das abschliessende Gespräch gefehlt. Also haben wir das heute noch einmal auf den Tisch gelegt. Ich finde es immer noch nicht gut, wie es gelaufen ist. Aber ich weiss jetzt auch, dass ich einfach das Pech hatte, im falschen Jahr eingeladen zu werden. Es war vorher nicht so wie letztes Jahr und es soll dieses Jahr auch nicht wieder so werden.
Es gibt andere Dinge, die generell falsch laufen in Bezug auf das Kinder- und Jugendbuch in der Schweiz. Zum Teil waren wir uns da sehr einig, zum Teil eher weniger, aber sowohl mein Gesprächspartner als auch ich werden daran arbeiten, dass sich das ändert. Den Stellenwert der Kinder- und Jugendliteratur anzuheben ist uns beiden ein Anliegen, so viel ist nach diesem Telefonat sehr klar. Dass es nicht einfach ist, darin sind wir uns auch einig.
Mir hat das Gespräch unendlich gut getan. Ich bin froh, hat der Kollege angerufen. Die Welt, ja nicht einmal die Schweiz, können wir - leider - nicht so schnell ändern. Was ich aber noch ändern und korrigieren kann:
Der Kollege hat vor diesem Buch schon andere Kinder- und Jugendbücher geschrieben. Die Ochsentour ist ihm nicht fremd. Er hat sich - wie ich und aus den gleichen Gründen wie ich - für das "take it" und gegen das "leave it" entschieden. Über unser Honorar, so findet er, sollen andere urteilen.
Vielleicht frage ich den Kollegen bei unserer nächsten Begegnung mal, woher er seine Ruhe nimmt. Ich habe die nämlich trotz aller Gelassenheitsversuche einfach nicht immer. Nicht zuletzt dann nicht, wenn es um die Kinder- und Jugendliteratur geht. In diesem Sinne: Einen herzlichen Gruss und ein herzliches Dankeschön ans andere Ende der Gesprächsleitung.
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