Schon seit einer Weile empfängt ein sehr freundlicher Schneehase die Besucher meiner Webseite und weist darauf hin, dass eine neue Seite in Arbeit ist. Eigentlich hätte das mit der Baustelle ja viel weniger lange dauern sollen, aber so ist nun mal das Leben: Es wirft einem Termine ins Haus, Arbeitsberge vor die Füsse und Grippen an den Kopf. Mein Webmaster Michael Hamannt kann nichts für die Verzögerungen - ich liefere zu langsam. Und ich habe jede Menge Spezialwünsche.
Der Schneehase grüsst also noch ein Weilchen, was ich überhaupt nicht tragisch finde. Alles, was es über mich zu wissen gibt, steht auch hier im Blog. Ich schaue der Seite beim Wachsen zu und freue mich darüber, wie toll sie wird. Für euch habe ich auch das "Gschpänli" vom Schneehasen ausgegraben. Hier sind sie beide:
Donnerstag, 7. Februar 2019
Sonntag, 6. Januar 2019
Was das Schreiben mit Modalverben zu tun hat - Der Tag an dem das Müssen das Wollen und Dürfen getötet hat
Als ich meine erste lange Geschichte schrieb - ohne zu wissen, dass daraus ein Buch werden würde - war das Schreiben ein Wollen. Ich musste mir die Zeit dafür zwischen Berufs-, Mutter- und Hausfrauenleben buchstäblich stehlen.
Aus dieser langen Geschichte ist mein erstes Buch Blackout geworden. Noch während sich der Verlag in der Vorveröffentlichungsphase befand, fragte er mich, ob ich noch weitere Ideen hätte. Und wie ich die hatte! Schreiben war ein Privileg, ein Wollen, ein Dürfen.
Weil ich ziemlich schnell zu ziemlich vielen Lesungen eingeladen wurde, konnte ich das Schreiben schon zwei Jahre nach dem Veröffentlichen meines ersten Buches zum Beruf machen. Damit wurde es zwar zum Müssen, war aber immer auch noch ein Wollen, ein Dürfen und ein Privileg.
Nach den ersten frustrierenden Erfahrungen - Coverkämpfe, wochenlange Kommunkationsflauten - wurde das Schreiben irgendwann mehr zum "Ich sollte" als zum Dürfen. Das Wollen war zwar immer noch da, aber immer häufiger auch verbunden mit einem ABER.
Schliesslich kam eine Phase, in der ich mich als Autorin in der Buchbranche fühlte wie ein Regenwurm auf dem Trockenen. Ich fragte mich, was ich falsch mache, haderte mit meinem Beruf und überlegte den Ausstieg. Gespräche mit BerufskollegInnen machten mir bewusst, dass es nicht an mir lag, sondern an der Branche, die mit jedem Jahr, das ich nun schon dabei bin, härter, orientierungsloser und zunehmend auch mutloser wurde. Ich lernte, diese Branche mit Gelassenheit und viel Galgenhumor zu ertragen. Über Dinge, über die man sich eigentlich wahlweise aufregen oder weinen sollte, habe ich (Tränen) gelacht. Jedes Mal, wenn ich dachte, ich hätte schon alles erlebt, gehört oder gesehen, wurde das irgendwo mühelos getoppt. Der Wahnsinn wurde normal, "mir egal" zu meinem (Überlebens)Motto.
Schon früh wurde mir geraten, den Verlag zu wechseln. Anfangs war ich zu loyal dazu (ich Optimistin hoffte von Jahr zu Jahr, dass es jetzt besser werden würde, verteidigte "meinen" Verlag gegenüber anderen Autoren, beschwor eine bessere Zukunft herauf - die nie kam). Später habe ich es versucht, habe mich von einem Verlag, zu dem ich wirklich wollte, entwürdigend lange hinhalten lassen und immer wieder längere Leseproben nachgeschoben. Am Ende kam das Nein. Dieses Nein hat extrem viel weniger wehgetan als die Erkenntnis, wie sehr ich mich dafür selber entwürdigt habe.
Ich schrieb weiter. Eines meiner Bücher war ein einziges "Müssen". Ich schrieb es nur fertig, weil ich einen Vertrag unterschrieben hatte. (Ich habe es erst vor einem Jahr zum ersten Mal in voller Länge gelesen - und fand es überraschenderweise tatsächlich gut.)
Als ich die Verträge für meine Serie bei "meinem" Verlag unterschrieb, tat ich das mit strafbar viel Fatalismus und ohne jeden Funken Zuversicht, dass es gut herauskommen würde. Ich liebe meine Lost Souls Serie ohne Ende, aber könnte ich zurück an den Punkt der Vertragsunterschrift, würde ich es nicht mehr tun.
Mein Kinderbuch haben meine Agentin und ich ganz bewusst nicht "meinem" Verlag angeboten. Es fand ein anderes Zuhause. Ich war vollkommen überrascht über die tolle Zusammenarbeit. Und das Coolste an der Sache: Da meldete sich doch tatsächliche das Marketing und wollte mit mir besprechen, was man für das Buch machen könnte. Ich bin vor Überraschung beinahe aus den Schuhen gekippt - weil ich das nicht kannte. Das Buch wurde dennoch kein Erfolg, es wurde (leider) nie nachgedruckt, aber ich hatte das Gefühl, der Verlag habe alles getan, was er tun konnte. Leider hat die Sache dann weniger gut geendet: Der Verlag hat vergessen mir mitzuteilen, dass er das Buch auslaufen lässt, und ich hatte keine Chance, meinen eigenen Vorrat aufzustocken. Resultat: Ich lese jetzt bei Lesungen aus dem Buch vor, aber man kann es nicht kaufen (was die Kinder ziemlich unwitzig finden und ich auch, weshalb ich es im Augenblick im Self Publishing neu herausgebe).
Aber zurück zu den Modalverben: Das Schreiben war ein einziges "Müssen" geworden. Schon beim Unterschreiben eines Vertrags grummelte das Wissen um Coverkämpfe und wenig oder keine Werbung in mir. Spätestens nach #no_way_out (weniger Werbung ging gar nicht) schob ich den Schreibprozess manchmal Tage vor mich hin, gelähmt, gefrustet und ohne einen Funken Lust. Nicht wegen meiner Protas (die liebe ich), nicht wegen der Geschichten (die habe ich mir mit Herzblut erschrieben), sondern weil ich das Ende der realen Geschichte kannte: Mein Buch würde herauskommen und niemanden würde das wirklich interessieren, nicht einmal meinen Verlag. Das ging so weit, dass ich eine eigene Theorie zum Geheimplan der Buchbranche entwickelte: Die will gar keine Bücher verkaufen.
Den Vertrag zu "Hundert Lügen" habe ich aus den falschen Gründen unterschrieben. Ich wusste, dass ich es nicht tun sollte, jede Faser in mir schrie "NEIN!". Ich habe nicht auf mein Herz gehört, sondern auf meinen Kopf, obwohl ich wusste, dass mein Kopf zwar theoretisch recht hat, aber praktisch eben nicht. Herausgekommen ist trotz allem ein Herzblutbuch. Es ist vom Verlag absolut lieblos und nach dem Motto: Schwimm allein und ohne Hilfe oder geh halt unter auf den Markt geworfen worden (wie übrigens ein Grossteil der Bücher, die die Kataloge mittlerer und grösserer Verlag füllen). Im Dezember wurde es als "vergriffen" gelistet; herausgefunden habe ich das, weil ich regelmässig nachschaue, wie es meinen Büchern geht; der Verlag fand es nicht nötig, mich zu informieren. Auf mein drängendes Nachfragen hin, hat man mir bestätigt, dass das Buch "ausgelaufen" ist, aber im Januar nachgedruckt werden sollte. Ich habe mich tierisch aufgeregt. Mittlerweile bin ich bei "mir egal" angekommen, oder zumindestens will mir das mein Kopf einreden.
Ich habe trotzdem noch einmal einen Anlauf unternommen, nach dem Motto: Es kann auch gut herauskommen. Ich habe diesen Anlauf abgebrochen und dem Verlag (ein eigentlich guter Verlag, der an mich herangetreten ist) gesagt, ich wolle nicht. Eine Anfrage eines anderen Verlags habe ich nicht einmal beantwortet: Sie kam als saloppes PS auf einer Weihnachtskarte, da fand ich, ich dürfe mir das Nichtantworten erlauben. Bei beiden Verlagen habe ich meine Entscheide leichten Herzens und ohne Bedauern gefällt. Die Luft war raus, denn:
Mir war schon kurz nach Erscheinen von Hundert Lügen klar, dass das Müssen alle anderen Modalverben getötet hatte. Ja, selbst das Wollen. Ich wollte nicht mehr.
Und trotzdem wuchs in dieser schlechtesten aller schlechten Phasen meines Autorinnenlebens dieser irre, total verrückte Gedanke vom eigenen Verlag in mir, wandelte sich von einem Gedanken zu einem Traum und dank wunderbarer Kollegen zur Realität. Ich bin seit rund drei (oder etwas mehr) Jahren Verlegerin, in der tollsten Buchband, die ich mir denken kann. Wir verlegen Bücher so, wie wir denken, dass man Bücher verlegen sollte: Mit viel Herzblut, viel Zuversicht, viel Überzeugung, viel Optimismus und viel Feuer. Wir behandeln unsere AutorInnen so, wie wir als AutorInnen gerne behandelt werden möchten. Ja, wir machen auch Fehler, nein, wir sind nicht perfekt, aber wir geben uns Mühe, lernen aus Fehlern und versuchen immer noch, besser zu werden.
Verlegerin zu sein ist ein Wollen, ein Dürfen, ein Privileg, eine Freude (und ein total verrückter Wahnsinn). Mit dem Verlegen ist auch das Schreiben wieder zu einem Wollen und Dürfen geworden. Ich komme gerade aus den Bergen zurück, wo ich zwei Tage mit einer Lust und Freude geschrieben habe, wie ich sie nur ganz am Anfang hatte, damals, als ich an meiner ersten langen Geschichte geschrieben habe.
Und so ist das heute, nachdem ich alle Brücken zu meinem Autorenleben, wie ich es kennengelernt habe, abgebrochen habe: Autorin zu sein ist für mich ein Wollen, ein Dürfen, eine Freude (und ein total verrückter Wahnsinn).
PS: Ich weiss, das klingt nach Freiheit. Ist es auch. Aber an dieser Freiheit hängt - leider - ein Preisschild. Es ist fast nicht möglich vom Schreiben zu leben, schon gar nicht, wenn man das Schreiben so lebt wie ich.
Aus dieser langen Geschichte ist mein erstes Buch Blackout geworden. Noch während sich der Verlag in der Vorveröffentlichungsphase befand, fragte er mich, ob ich noch weitere Ideen hätte. Und wie ich die hatte! Schreiben war ein Privileg, ein Wollen, ein Dürfen.
Weil ich ziemlich schnell zu ziemlich vielen Lesungen eingeladen wurde, konnte ich das Schreiben schon zwei Jahre nach dem Veröffentlichen meines ersten Buches zum Beruf machen. Damit wurde es zwar zum Müssen, war aber immer auch noch ein Wollen, ein Dürfen und ein Privileg.
Nach den ersten frustrierenden Erfahrungen - Coverkämpfe, wochenlange Kommunkationsflauten - wurde das Schreiben irgendwann mehr zum "Ich sollte" als zum Dürfen. Das Wollen war zwar immer noch da, aber immer häufiger auch verbunden mit einem ABER.
Schliesslich kam eine Phase, in der ich mich als Autorin in der Buchbranche fühlte wie ein Regenwurm auf dem Trockenen. Ich fragte mich, was ich falsch mache, haderte mit meinem Beruf und überlegte den Ausstieg. Gespräche mit BerufskollegInnen machten mir bewusst, dass es nicht an mir lag, sondern an der Branche, die mit jedem Jahr, das ich nun schon dabei bin, härter, orientierungsloser und zunehmend auch mutloser wurde. Ich lernte, diese Branche mit Gelassenheit und viel Galgenhumor zu ertragen. Über Dinge, über die man sich eigentlich wahlweise aufregen oder weinen sollte, habe ich (Tränen) gelacht. Jedes Mal, wenn ich dachte, ich hätte schon alles erlebt, gehört oder gesehen, wurde das irgendwo mühelos getoppt. Der Wahnsinn wurde normal, "mir egal" zu meinem (Überlebens)Motto.
Schon früh wurde mir geraten, den Verlag zu wechseln. Anfangs war ich zu loyal dazu (ich Optimistin hoffte von Jahr zu Jahr, dass es jetzt besser werden würde, verteidigte "meinen" Verlag gegenüber anderen Autoren, beschwor eine bessere Zukunft herauf - die nie kam). Später habe ich es versucht, habe mich von einem Verlag, zu dem ich wirklich wollte, entwürdigend lange hinhalten lassen und immer wieder längere Leseproben nachgeschoben. Am Ende kam das Nein. Dieses Nein hat extrem viel weniger wehgetan als die Erkenntnis, wie sehr ich mich dafür selber entwürdigt habe.
Ich schrieb weiter. Eines meiner Bücher war ein einziges "Müssen". Ich schrieb es nur fertig, weil ich einen Vertrag unterschrieben hatte. (Ich habe es erst vor einem Jahr zum ersten Mal in voller Länge gelesen - und fand es überraschenderweise tatsächlich gut.)
Als ich die Verträge für meine Serie bei "meinem" Verlag unterschrieb, tat ich das mit strafbar viel Fatalismus und ohne jeden Funken Zuversicht, dass es gut herauskommen würde. Ich liebe meine Lost Souls Serie ohne Ende, aber könnte ich zurück an den Punkt der Vertragsunterschrift, würde ich es nicht mehr tun.
Mein Kinderbuch haben meine Agentin und ich ganz bewusst nicht "meinem" Verlag angeboten. Es fand ein anderes Zuhause. Ich war vollkommen überrascht über die tolle Zusammenarbeit. Und das Coolste an der Sache: Da meldete sich doch tatsächliche das Marketing und wollte mit mir besprechen, was man für das Buch machen könnte. Ich bin vor Überraschung beinahe aus den Schuhen gekippt - weil ich das nicht kannte. Das Buch wurde dennoch kein Erfolg, es wurde (leider) nie nachgedruckt, aber ich hatte das Gefühl, der Verlag habe alles getan, was er tun konnte. Leider hat die Sache dann weniger gut geendet: Der Verlag hat vergessen mir mitzuteilen, dass er das Buch auslaufen lässt, und ich hatte keine Chance, meinen eigenen Vorrat aufzustocken. Resultat: Ich lese jetzt bei Lesungen aus dem Buch vor, aber man kann es nicht kaufen (was die Kinder ziemlich unwitzig finden und ich auch, weshalb ich es im Augenblick im Self Publishing neu herausgebe).
Aber zurück zu den Modalverben: Das Schreiben war ein einziges "Müssen" geworden. Schon beim Unterschreiben eines Vertrags grummelte das Wissen um Coverkämpfe und wenig oder keine Werbung in mir. Spätestens nach #no_way_out (weniger Werbung ging gar nicht) schob ich den Schreibprozess manchmal Tage vor mich hin, gelähmt, gefrustet und ohne einen Funken Lust. Nicht wegen meiner Protas (die liebe ich), nicht wegen der Geschichten (die habe ich mir mit Herzblut erschrieben), sondern weil ich das Ende der realen Geschichte kannte: Mein Buch würde herauskommen und niemanden würde das wirklich interessieren, nicht einmal meinen Verlag. Das ging so weit, dass ich eine eigene Theorie zum Geheimplan der Buchbranche entwickelte: Die will gar keine Bücher verkaufen.
Den Vertrag zu "Hundert Lügen" habe ich aus den falschen Gründen unterschrieben. Ich wusste, dass ich es nicht tun sollte, jede Faser in mir schrie "NEIN!". Ich habe nicht auf mein Herz gehört, sondern auf meinen Kopf, obwohl ich wusste, dass mein Kopf zwar theoretisch recht hat, aber praktisch eben nicht. Herausgekommen ist trotz allem ein Herzblutbuch. Es ist vom Verlag absolut lieblos und nach dem Motto: Schwimm allein und ohne Hilfe oder geh halt unter auf den Markt geworfen worden (wie übrigens ein Grossteil der Bücher, die die Kataloge mittlerer und grösserer Verlag füllen). Im Dezember wurde es als "vergriffen" gelistet; herausgefunden habe ich das, weil ich regelmässig nachschaue, wie es meinen Büchern geht; der Verlag fand es nicht nötig, mich zu informieren. Auf mein drängendes Nachfragen hin, hat man mir bestätigt, dass das Buch "ausgelaufen" ist, aber im Januar nachgedruckt werden sollte. Ich habe mich tierisch aufgeregt. Mittlerweile bin ich bei "mir egal" angekommen, oder zumindestens will mir das mein Kopf einreden.
Ich habe trotzdem noch einmal einen Anlauf unternommen, nach dem Motto: Es kann auch gut herauskommen. Ich habe diesen Anlauf abgebrochen und dem Verlag (ein eigentlich guter Verlag, der an mich herangetreten ist) gesagt, ich wolle nicht. Eine Anfrage eines anderen Verlags habe ich nicht einmal beantwortet: Sie kam als saloppes PS auf einer Weihnachtskarte, da fand ich, ich dürfe mir das Nichtantworten erlauben. Bei beiden Verlagen habe ich meine Entscheide leichten Herzens und ohne Bedauern gefällt. Die Luft war raus, denn:
Mir war schon kurz nach Erscheinen von Hundert Lügen klar, dass das Müssen alle anderen Modalverben getötet hatte. Ja, selbst das Wollen. Ich wollte nicht mehr.
Und trotzdem wuchs in dieser schlechtesten aller schlechten Phasen meines Autorinnenlebens dieser irre, total verrückte Gedanke vom eigenen Verlag in mir, wandelte sich von einem Gedanken zu einem Traum und dank wunderbarer Kollegen zur Realität. Ich bin seit rund drei (oder etwas mehr) Jahren Verlegerin, in der tollsten Buchband, die ich mir denken kann. Wir verlegen Bücher so, wie wir denken, dass man Bücher verlegen sollte: Mit viel Herzblut, viel Zuversicht, viel Überzeugung, viel Optimismus und viel Feuer. Wir behandeln unsere AutorInnen so, wie wir als AutorInnen gerne behandelt werden möchten. Ja, wir machen auch Fehler, nein, wir sind nicht perfekt, aber wir geben uns Mühe, lernen aus Fehlern und versuchen immer noch, besser zu werden.
Verlegerin zu sein ist ein Wollen, ein Dürfen, ein Privileg, eine Freude (und ein total verrückter Wahnsinn). Mit dem Verlegen ist auch das Schreiben wieder zu einem Wollen und Dürfen geworden. Ich komme gerade aus den Bergen zurück, wo ich zwei Tage mit einer Lust und Freude geschrieben habe, wie ich sie nur ganz am Anfang hatte, damals, als ich an meiner ersten langen Geschichte geschrieben habe.
Und so ist das heute, nachdem ich alle Brücken zu meinem Autorenleben, wie ich es kennengelernt habe, abgebrochen habe: Autorin zu sein ist für mich ein Wollen, ein Dürfen, eine Freude (und ein total verrückter Wahnsinn).
PS: Ich weiss, das klingt nach Freiheit. Ist es auch. Aber an dieser Freiheit hängt - leider - ein Preisschild. Es ist fast nicht möglich vom Schreiben zu leben, schon gar nicht, wenn man das Schreiben so lebt wie ich.
Donnerstag, 3. Januar 2019
Parat machen für die ersten Lesetouren
In einer guten Woche gehen die Lesungen wieder los. Die Logistikarbeit
für die erste Woche Zürcher Lesungen (14. - 18. Januar) ist im Kasten.
An der Logistik zur zweiten Woche (28. Januar bis 1. Februar) arbeite
ich gerade. Will heissen: Zuständige Lehrpersonen kontaktieren, Details
klären, Online-Maps konsultieren (welche Bushaltestelle? / welcher
Bahnhof?), Fahrpläne raussuchen und ausdrucken. Und - falls es kein
Wochenticket vom Veranstalter gibt - Fahrkarten kaufen. Ist eine
zeitintensive Sache. Zu allem Elend findet meine Sekretärin (ich) diese
Arbeit nicht mal ansatzweise prickelnd oder spannend. Zum Glück habe ich
wenigstens mein schönes Bulletjournal,in das ich die erledigten Arbeitsschritte eintragen kann.
Mittwoch, 26. Dezember 2018
Jahresrückblick
Als Autorin:
Als Verlegerin:
Privat:
* Auf heftiges Nachfragen meinerseits hat der Verlag eine lange Antwort geschrieben: "Hundert Lügen" soll nachgedruckt werden. Anfang 2019. Ich hoffe, nächstes Mal denkt jemand daran, Frau Autorin zu informieren, bevor ein Buch einfach verschwindet.
- 146 Lesungen
- 4 Workshops
- 2 Werkstattgespräche
- 1 Mal Jurymitglied
- 3 Auszeichnungen
- 1 Mal Covergirl
- 1 Stunde im Lora Radio (als Gast von Karin Mayerhofer)
- 1 heftiger Ärger Ende Jahr ("Hundert Lügen" ist von der Verlagsseite "verschwunden" und wird bei Buchkatalog.de als vergriffen gemeldet)*
- 1 Tonne Motivation
- 1 Tonne Ideen
- 1 Million Pläne (na ja, nicht ganz, aber fast)
Als Verlegerin:
- Wieder vier tolle Bücher in Edition 3
- Das beste Verkaufsergebenis seit Verlagsstart
- Immer noch voll motivierte Buchband
- Abläufe für 2019 optimiert
- Viel Freude an Edition 1 - 3 und viel Vorfreude auf Edition 4
Privat:
- Zwei Zimmer im Haus aufgemöbelt
- Viel zu trockener Sommer für den Garten
- Mit dem Autillus-Museum in den Bergen gescheitert
- 10 kg abgenommen (YES!)
- Wunderbare Familie
- Sehr viel Liebe und Geborgenheit
- Glücklich wie sonstwas
* Auf heftiges Nachfragen meinerseits hat der Verlag eine lange Antwort geschrieben: "Hundert Lügen" soll nachgedruckt werden. Anfang 2019. Ich hoffe, nächstes Mal denkt jemand daran, Frau Autorin zu informieren, bevor ein Buch einfach verschwindet.
Sonntag, 16. Dezember 2018
Wie man einen roten Schuh beerdigt
Das Coole an eigenen Texten (an denen man die Rechte hat) ist, dass man damit machen kann, was man will. Ich könnte sie also zum Beispiel vorsingen. Oder rückwärts vorlesen. Oder ausdrucken, Papierflieger damit basteln und sie auf die Reise schicken. Oder sie einfach ins Internet stellen. Genau das mache ich jetzt. Weil Huddelwetter-Sonntag ist. Und weil mir grad danach ist. Mit einem Teil des Kapitels "Eine ziemlich verrückte Beerdigung" aus "Ich, Onkel Mike und Plan A.
Für den Fall, dass Onkel Mike auf seltsame Ideen kommen würde, stellte
ich ihm eine Bedingung. »Keine anderen Frauen. Keine Greta, keine Liv, Chantal oder
wie die alle hießen.«
»Abgemacht.«
Onkel Mike stand auf und ging ins Haus. Kurze Zeit später kam er
zurück, in der rechten Hand Gretas roten Schuh. »Den beerdigen wir jetzt«,
erklärte er feierlich.
»Wen?«, fragte ich entgeistert. »Den Schuh?«
»Was dagegen?«
»Im Ernst?«
»Nein, im Fritz.« Er grinste. »Natürlich im Ernst. Also. Was dagegen?«
Ich schüttelte den Kopf. Von mir aus konnte Onkel Mike mit dem Schuh
machen, was er wollte, solange er nicht die Frau dazu anschleppte.
»Gib’s zu!« Er fuchtelte
mit dem Schuh vor meinem Gesicht herum. »Du denkst, ich hätte einen Knall.«
»Na ja, ein wenig verrückt ist das schon.«
»Ich glaube, das ist sogar ziemlich verrückt. Aber mein Gefühl sagt
mir, dass es genau das ist, was ich tun muss.« Onkel Mike legte den Schuh ins
Gras und holte eine Schaufel aus der Scheune. »Wir brauchen einen guten Platz
für ihn.«
Ich hatte noch nie einen Schuh beerdigt und deshalb keine Ahnung, was
ein guter Platz für einen toten Schuh ist. Mir wurde bewusst, dass ich von
einer ganzen Menge Dinge keine Ahnung hatte.
»Sag mal«, begann ich. »Wenn es tote Schuhe gibt, gibt es dann auch
solche, die leben?«
Onkel Mike schaute mich misstrauisch an. »Warst du heimlich an meinem
Biervorrat, während ich telefoniert habe?«
»Nein. Wieso?«
»Weil das eine etwas seltsame Frage ist.«
Ach ja! Und einen Schuh zu beerdigen war nicht seltsam, oder was? Ich
sagte nichts mehr. Schweigend schaute ich zu, wie Onkel Mike in verschiedene
Richtungen ging, stehen blieb, wieder umkehrte und die Suche von vorne anfing.
»Hier!«, rief er nach einer Ewigkeit von einer kleinen Anhöhe. »Bring
den Schuh und die Schaufel mit!«
Ungefähr eine Viertelstunde später begutachtete er fachmännisch das
Loch, das er ausgebuddelt hatte. »Das reicht. Du kannst den Schuh reinlegen.«
Ich holte aus.
»Nicht werfen!«, stoppte mich Onkel Mike. »Etwas Ehrfurcht und Respekt,
bitte. Das ist eine Beerdigung.«
Es hörte sich nicht nach einem Witz an. Also riss ich mich zusammen,
ging auf die Knie und legte den Schuh mit ernster Miene in die Mitte des Lochs.
Dabei dankte ich dem Großen Manitu dafür, dass keiner meiner Klassenkameraden
hier war und mich sehen konnte.
»Und nun die Predigt«, sagte Onkel Mike, nachdem ich aufgestanden war.
»Die Predigt.« Leise seufzend schickte ich einen weiteren Dank an
Manitu. Dafür, dass Edgar das auch nicht sehen konnte.
»Wehe, du lachst!«
Ich gab mir Mühe. Und ich schwöre, dass ich höchstens dreimal gelacht
habe. Na ja, vielleicht viermal. Onkel Mike entschuldigte sich bei sämtlichen
Verflossenen, was ziemlich lange dauerte. Dabei sagte er nette Dinge über sie.
Aber auch, dass er bei ihnen nicht gefunden hatte, was er suchte. Was nicht ihr
Fehler gewesen sei, sondern seiner. Und dass er jetzt wisse, was er suche. Ich
verriet ihm nicht, dass er es mehr oder weniger direkt vor der Nase hatte. Das
musste er selber herausfinden.
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