Ich weiss gar nicht mehr so genau, wann der Thienemann-Verlag dead.end.com aus dem Programm genommen hat. Was ich weiss: Es war zu einer Zeit, als ich paradoxerweise bei Lesungen vermehrt auf dead.end.com Klassensätze gestossen bin. Leider erfuhr ich einmal mehr erst vom Ende eines Buches, als der Verlag schon fast keine mehr hatte. Ich habe dann die wenigen Exemplare gekauft, die noch bei Thienemann lagerten und habe auf meiner Webseite auf meinen kleinen Notvorrat hingewiesen. Heute sind nun die letzten Exemplare an eine Schule weg.
Ich weiss auch gar nicht mehr so genau, wann ich die Arbeit am dead.end.com Buchsatz für das Self Publishing unterbrach. Wahrscheinlich im Sommer, als es heisser wurde. Auf jeden Fall vor dem Implodieren meines PCs. Als ich die Datei dann auf dem neuen System öffnete, verschnetzelte es sie, weil sämtliche lizenzfreien Schriften, die ich mir im Laufe der Jahre auf mein altes Maschinchen geladen hatte, weg waren. Schnell zeigte sich: Eine der Schriften war für immer weg. Blöderweise die Titelschrift im Buchinnern. Damit pulverisierte sich ein grosser Teil des Layouts. Die Zeilen am Ende der Buchseite spielten verrückt. Ich seufzte einmal tief, schloss die Datei wieder und verschob die Arbeit auf später.
Jetzt - wo die letzten Notfallexemplare weg sind - ist dieses Später da. Ich habe mich heute Morgen wieder an den Satz gemacht, habe Schriftgrössen und Abstände neu definiert und formatiert und den Fliesstext von Neuem perfekt sitzend gemacht. 25 Seiten habe ich in diesen ersten 60 Minuten geschafft. Viel länger will ich im Normalfall die täglichen Arbeitseinheiten für diesen Buchsatz nicht machen. Es kann also noch eine Weile dauern, bis das Buch wieder erhältlich ist, aber ich arbeite daran.
Weil ich mir Schriften, Schriftgrössen, Abstände usw. immer IRGENDWO aufschreibe, habe ich eine Tendez, diese wichtigen Informationen entweder sehr lange suchen zu müssen oder gar nicht mehr zu finden. Das soll ab heute anders werden. Ich schreibe mir all diese Schriften und Zahlen in mein neues, wunderschönes choose happy Notizbuch. Choose happy ist übrigens auch das Motto, an dem ich mich in diesen verrückten Zeiten orientieren will. Es gelingt mir nicht immer. An manchen Tagen rollt der neue Corona-Alltagswahnsinn über mich weg wie eine riesige Welle, ich verliere den Boden unter den Füssen und bin ausschliesslich damit beschäftigt, wieder auf die Beine zu kommen. Nicht, weil ich Angst vor Corona habe (ich habe Respekt vor dem Virus, aber keine Angst), sondern aus Frust darüber, wie unsere Landes- und Kantonsregierungen sehenden Auges in die Katastrophe gerannt sind. Und über all die Menschen, die die Situation auf die allzu leichte Schulter nehmen und das Gefühl haben, sich an keine Sicherheitsmassnahmen halten zu müssen.
Zum Glück bin ich umgeben von wunderbaren Menschen, die diesen neuen Alltag mit mir leben und sinnvoll füllen. Einer dieser Menschen ist Jutta Wilke. Ich tausche mich seit Wochen fast jeden Tag in Morgenmails aus. Das hilft, Gefühle und Geschehen zu reflektieren und einzuordnen und vor allem auch, beruflich motiviert zu bleiben. Mein Tipp: Versucht es mal. Vor allem, wenn ihr wie ich alleine zu Hause arbeitet und tagsüber weit und breit keine Menschenseele ist, die euch zuhört oder / und in den Arm nimmt.
Vor allem: Tragt euch und euren Lieben Sorge. Das ist wichtig in Zeiten wie diesen.