Mittwoch, 6. Oktober 2010

Und dann wischt eine Schlagzeile alles Gute weg

Du steigst in den Zug. Gerade noch erwischt. 30 Sekunden vor der Abfahrt. Die Lesung, die hinter dir liegt, war fantastisch. Und dann siehst du das Bild. Es springt dich an, von unzähligen Abendausgaben einer Zeitung. Denkst: Ah, schon wieder ein neues Album. Eine neue Tour. Dann liest du den Text. Und alles Gute ist einfach weg.

Steve Lee ist tot. Der Mann, der mir mit seiner Band einige der besten Momente meines Lebens geschenkt hat. Der mich zum Singen, Lachen, Tanzen gebracht hat. Der mir den Kick gegeben hat, E-Gitarrenunterricht zu nehmen.

Du hoffst, dass sie sich irren. Die Zeitung zu früh gedruckt haben. Weil so einer nicht sterben kann. Weil so einer nicht sterben darf. Und du weisst, dass diese Hoffnung völlig sinnlos ist. Sitzt mitten in einem total überfüllten Bahnwagen und bist so allein wie schon lange nicht mehr.

Lebenszeichen

Bin zurück aus den Bergen.
Die Katze lebt noch.
Meine Familie ist nicht verhungert.
Ich habe mich als erstes durch einen Riesenberg Wäsche gebügelt.
Nein, stimmt nicht. Als zweites. Erst habe ich Mails gelesen.
Die detaillierten Lesedaten für den Rest des Jahres stehen fest.
Die Poster für das Buch Freerunning sind gedruckt (und können mit auf Lesereise)
Fahre heute nach Luzern, wo ich an der Pädagogischen Hochschule lese (noch ohne Poster, weil mein Mann die erste heute Abend abholt).
Die Buchverlosung findet morgen statt.
Das neue Buch wird. Es wird. Es wird. Aber es ist noch nicht ganz fertig. (Man kann sich das Ende noch wünschen ;-) )
Der Brief von den Sozialpsychiatrischen Diensten, der gestern für mich auf dem Wohnzimmertisch lag, war kein Einlieferungsbefehl (wie meine Familie einhellig vermutet hatte), sondern eine Einladung zu einem wunderbaren Anlass.
Mir geht es gut. Danke. Und euch?

Mittwoch, 29. September 2010

Autorin im stillen Kämmerlein

Hier im Blog ist es dieser Tage ziemlich ruhig. Das liegt daran, dass ich mich in das Haus in den Bergen verkrochen habe und schreibe, schreibe, schreibe, schreibe. Und überarbeite, überarbeite, überarbeite, überarbeite. Weil. Der Abgabetermin für mein neustes Projekt ist der 31. Oktober. Und der guckt mir fadengerade ins Auge.

Ich wohne also zurzeit wie eine Eremitin in den Bergen, ganz alleine, ohne Internet, ohne Zeitungen, ohne Telefon (wenn man mal vom Handy absieht, dessen Nummer nur die engste Familie kennt). Einen Fernseher habe ich zwar, aber der ist nur für den Tatort, den schwedischen Krimi am Sonntag um 22 Uhr und für Dr. House reserviert. Gestern bin ich kurz ins Tal gekommen (20. Hochzeitstag feiern und heute Morgen Jurysitzung vom Schreibwettbewerb), heute fahre ich wieder zurück und bleibe wahrscheinlich bis nächsten Dienstag dort.

Das bedeutet:
Ziemliche Leere hier drin (ich empfehle die Blogs aus der Blogroll)
Eine etwas spätere Verlosung von "Freerunning" (SORRY)
DASS ICH MEINEN ABGABETERMIN EINHALTEN KANN (hätte ich vor einem Monat noch nicht gedacht)

PS: Um die Katze müsst ihr euch nicht sorgen. Die im Tal zurückgebliebene Familie füttert und hätschelt sie.
PPS: Hermann geht es blendend.
PPPS: Ich habe zum ersten Mal im Leben selber Konfitüre gemacht - aus Früchten und Obst aus dem Berggarten. Ich sag's ja: Ich wäre die geborene Bergbäuerin :-)

Freitag, 24. September 2010

Die Schreibwelt startet durch

Die letzten paar Tage explodierte in unserem Schreibforum die Kreativität. Hirnwindungen gerieten ins Glühen. Ideen tanzten. Anregungen machten Purzelbäume. Die Motivation schlug Saltos. Wir brechen auf. Starten durch. Gemeinsam. Bestens gelaunt greifen wir nach den Sternen.

Antwort, neu aufgelegt

"Lesen Sie Ihre Bücher, nachdem sie veröffentlicht sind?"
Das ist eine häufig gestellte Frage an Lesungen. Die Antwort war bis vor zwei Tagen: "Nein."
Die Anschlussfrage ist logisch: "Warum?"
"Weil ich Angst habe, dass ich Fehler finde. Weil ich Angst habe, das Buch ist nicht gut genug."
Natürlich lese ich Teile des Buches, weil ich ja die spannenden Stellen in Lesungen vortrage. Aber das ganze Buch? Nein.

Ab Mitte Oktober geht's bei mir mit den Lesetouren wieder los. Erst ein paar Tage im Vorarlberg, Österreich, dann eine Woche im Kanton Zug, gleich anschliessend drei Wochen im Kanton Luzern. Mit im Gepäck eine neue Antwort auf die Frage: "Lesen Sie Ihre Bücher, nachdem sie veröffentlicht sind?". Denn: Am Mittwoch schnappte ich mir eines meiner Freerunning-Belegsexemplare und setzte mich an die Sonne. Eigentlich wollte ich nur die Vorlesestellen für die Lesetour heraussuchen. Aber dann blieb ich hängen. Als Sohnemann mit dem Fahrrad vorfuhr, war ich bei Seite 59 angekommen.
"Was liest du?", fragte er.
"Mein Buch", antwortete ich.
"Aha", sagte er. "Weil du es noch nicht kennst ..."
Wir lachten.
"Und, wie findest du sie denn so, die Autorin?", wollte er wissen.
"Klasse", antwortete ich.
Sohnemanns Grinsen reichte von einem Ohr zum anderen. Und ich fühlte mich richtig gut. Denn ja, ich mag das Buch. Weil das so ist, habe ich es am gleichen Tag zu Ende gelesen. Okay, vielleicht ist es etwas arg kompliziert für einen Jugendkrimi, vor allem gegen das Ende. Trotzdem. Es ist von wunderbaren Figuren bevölkert, es ist spannend und wer es zulässt (oder wer ähnlich sentimental veranlagt ist wie ich), dem berührt es sogar das Herz (ich bin froh, liest Sohnemann meinen Blog nicht; der würde jetzt laut lachen, denn mit Herzberührungen hat er es überhaupt nicht).
Zurück zum Thema und der Frage mit der neu aufgelegten Antwort. Ja, ich lese meine Bücher, nachdem sie veröffentlicht sind.