Sonntag, 27. Januar 2013

Autorenstress ?

Letzte Woche fragte mich ein Junge an einer Lesung, ob es etwas gäbe, das mich bei meiner Arbeit als Autorin stressen würde. Er fragte genau an dem Morgen, an dem ich eine lange Anreise hinter mir und eine komplizierte Weiterreise vor mir hatte und zu allem Elend mein Laptop beschlossen hatte, mir den Dienst zu verweigern, so dass ich während der Bahnfahrt kein Wort schreiben konnte. Da mich zudem eine knappe Woche zuvor das Winterthurer Bussystem kurzzeitig im Stich gelassen hatte, war die Antwort klar: "Die zum Teil komplizierten und mühsamen Anreisen zu den Lesungen", sagte ich. "Und Laptops, die mich im Stich lassen."

Ich hätte noch die überfüllten Züge am Morgen erwähnen können, die ein Schreiben sowieso praktisch unmöglich machen, plus Bahnhöfe im Nirgendwo, bei denen das Wartehäuschen und die WC-Anlage geschlossen sind, aber ich fand, das reiche - denn unter wirklichem Autorenstress stellt man sich etwas anderes vor. Zum Beispiel: Nie zu wissen, ob man die nächste Buchidee bei einem Verlag unterbringt und damit überhaupt noch ein Einkommen hat, die Panik vor dem Abgabetermin, das Lektorat, das den geschriebenen Text vielleicht gar nicht mag, das Bangen vor dem neuen Cover, von dem man nie weiss, ob es einem gefällt oder ob man vor Schreck besinnungslos unter den Schreibtisch fällt, keine Presse für das neue Buch, schlechte Rezensionen, Totalausfälle bei Lesungen, die unregelmässigen Arbeitszeiten (Nachtarbeit und Wochenendarbeit gehören dazu), ein Totalflopp ...

Aber es ist tatsächlich so: Mit all den aufgeführten Beispielen habe ich mich arrangiert. Die gehören dazu. Und so stressen mich zurzeit tatsächlich nur die Anreisen zu den Lesungen (mein Laptop hat sich erholt). So sehr, dass ich mich letzte Woche gleich zwei Mal fragte, warum ich mir das überhaupt antue.

Das Gute: Die Frage löste sich schon beim netten Empfang durch Schullleiter und Lehrkräfte in Luft auf - und spätestens ab dem Moment, wo ich vor herrlich neugierigen Jugendlichen stand, ging es mir einfach nur noch gut, gut, gut.

Trotzdem: Ich wünsche mir, dass das mit dem Beamen schon bald möglich ist. Und zu den Lesungen im März und Mai nehme ich dann wohl öfters mal das Auto. 
 

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